Rezension: Forces of Destiny – Rey von IDW

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Letzte Woche bildete eine Geschichte um Prinzessin Leia auf Hoth den Auftakt des neuen fünfteiligen Forces of Destiny-Events von IDW Publishing, dieses Mal geht es mit Schrottsammlerin Rey in die nächste Runde. Der Comic stammt aus der Feder von Jody Houser, welche mit der Comicadaption von Rogue One bereits einen Beitrag zur Star Wars-Literatur geleistet hat und als nächstes erneut eine Comicadaption, diesmal des Romans Thrawn von Timothy Zahn, in Angriff nimmt. Houser bleibt auch in diesem Fall ihrer scheinbaren Spezialität treu, denn in erster Linie entstammt der Inhalt des Comics den bereits erschienenen Episoden Sands of Jakku und BB-8 Bandits der Fernsehserie, die den Ursprung des Sub-Franchises Forces of Destiny begründet und von Jennifer Muro geschrieben wurde. Es gibt allerdings auch hier und da vereinzelte neue Szenen, die die Geschichten gemeinsam mit Das Erwachen der Macht zu einem geschlossenen Handlungstrang verschmelzen.

Der Comic beginnt damit, dass Rey in ihrem Zuhause, der Höllenhund 2, erwacht und einen neuen Tag beginnt. Vom Plündern des Imperialen Sternenzerstörers Interrogator über das Eintauschen der ausgeschlachteten Teile gegen Rationen bei Unkar Plutt im Niima-Außenposten bis zum abschließenden Abendessen am Fuße ihres AT-ATs wird der Leser in aller Kürze erneut über die Lebensumstände Reys informiert, ehe sie von Pieptönen aufgerüttelt auf den von Teedo gefangenen BB-8 trifft. Ein innerer Monolog Reys begleitet dabei die Bilder und führt durch die gesamte Geschichte. Die ersten gesprochenen Worte sind „Tal’ama parqual!“ und dies bleiben die einzigen, die aus dem Film entlehnt sind.

Der darauf folgende Schnitt ist hart, der Leser erlebt die Befreiung BB-8s und das darauffolgende Kennenlernen inklusive zögerlicher Bedenken seitens Rey nicht erneut. Stattdessen setzt direkt die Handlung von Sands of Jakku ein, noch während Teedo sich langsam von den Protagonisten entfernt. Während die Meinungskehrtwende, BB-8 könne auf unbestimmte Zeit bei Rey bleiben, in der Episode auf mich noch den Eindruck machte, als sei sie Folge anhaltenden Mürbemachens, so stellt sie nun im Comic die ersten Worte zu BB-8 dar. Diese Tatsache verändert die empfundene Dynamik zwischen ihr und dem Droiden natürlich beträchtlich.

Die Begegnung mit dem Nachtwächterwurm läuft ab wie bekannt. Der überschaubare Umfang des Ausgangsmaterials macht größere Kürzungen nicht nötig.

Erneut bei der Höllenhund 2 angekommen, setzt die erste wirklich neue Szene an. Es kommt endlich zum ersten richtigen Gespräch zwischen Rey und BB-8, welches zugleich den zuvor unbegrenzt anmutenden Aufenthalt BB-8s auf die bloße eine Nacht beschränkt. Dem Gespräch zufolge hätte Rey noch am selben Abend vorgehabt, BB-8 wieder an den Mann zu bringen, wenn der Tag nicht so abenteuerlich verlaufen wäre. Hierfür gibt es im Comic allerdings keine Grundlage und im Film wird ja bereits die Aussage „Morgen früh verschwindest du!“ getätigt, bevor die Ereignisse mit dem Nachtwächterwurm überhaupt stattfinden konnten.

In der Nacht träumt Rey von ihrer Ankunft auf oder vielmehr mangelnden Abreise von Jakku. Zu Anlehnungen an entsprechende Darstellungen aus der Macht-Vision auf Takodana gesellen sich wenig aussagekräftige Bilder, bei denen es mich wundern würde, wenn auf diese erneut Bezug genommen würde. Am Morgen danach geht es zunächst noch einmal los, die Interrogator plündern, was merkwürdig erscheint, da BB-8s Anwesenheit in der Umgebung offensichtlich wenig sinnvoll ist und es für die bessere Ausbeute trotz deutlich geringerer Ladung bereits eine anderweitige und, wie ich finde, plausiblere Lösung gibt.

Danach reiht sich die Handlung von BB-8 Bandits erneut ohne große Überraschungen in die Geschichte ein.

Abschließend steuert Rey mit BB-8 an ihrer Seite den Niima-Außenposten an, nicht wissend, was für eine lange Reise vor ihnen liegt. (Ich weiß, falscher Film!)

Gezeichnet wurde der Comic von Arianna Florean, die bereits an den Star Wars Adventures Ausgaben 3 und 5 von IDW mitgewirkt hat. Die Farben stammen dieses Mal von Adele Matera.

Floreans Zeichnungen wirken lebendig und frisch und werten so insbesondere die Szenen auf, die aus der Serie bekannt sind. Alle Charaktere sind jederzeit gut zu erkennen, auch wenn sie offensichtlich Schwierigkeiten mit den Proportionen, insbesondere von BB-8, hat und wir leider nicht darum herumkommen, erneut einen Wookiee als Teil ihrer Arbeit zu sehen. Eine große Schwäche der Zeichnungen ist es, dass wir unterschiedliche Detaillierungsgrade vorgesetzt bekommen. Rey wird, vermutlich da sie aus dem Film bekannt ist, beispielsweise wesentlich detaillierter dargestellt als ihr Gegenstück aus der Serie. Für die meisten Dinge oder Figuren gilt dies aber leider nicht. Insbesondere fällt das bei den Komplizen von Teedo auf, für die ich mir sehr gerne gänzlich neue Darstellungen gewünscht hätte. Für die Serie wurden sie auf Basis von Unkars Handlangern modelliert, doch hier wird nur auf das Seriendesign zurückgegriffen, nicht auf die komplexeren Kostüme aus Das Erwachen der Macht. Gleichzeitig erinnert das Design noch sehr an die entsprechenden Charaktere, was ich als sehr störend empfinde, da die frühe Konfrontation unter anderem Auftraggeber meiner Meinung nach nur wenig Sinn macht.

Eine weitere Sache, die mir sehr störend aufgefallen ist, hängt damit zusammen, dass Arianna Florean scheinbar das Verlangen hatte, die leeren Wüstenbereiche ein wenig mit zusätzlichem Schrott zu spicken, um sie vermutlich etwas interessanter zu gestalten. An sich hätte ich das einfach unter künstlerischer Freiheit abgestempelt, doch nimmt es nicht nur Einfluss auf die Ästhetik sondern steht auch in einem gewissen Konflikt mit der Handlung, hätte der Nachtwächterwurm so doch ein riesiges Buffet zur Auswahl.

Was die Farben angeht, bin ich überwiegend zufrieden. Der Abend ist als solcher allerdings kaum erkennbar, wenn man den Film nicht bereits kennt, und Adele Matera scheint nicht ganz schlüssig gewesen zu sein, ob der AT-AT nun eher grau oder bräunlich eingefärbt werden sollte.

Eine letzte Gegebenheit, die bei mir einen negativen Eindruck hinterlassen hat, ist die, dass BB-8 im Verlauf des Comics kaum spricht und in den Fällen, in denen er zu Wort kommen darf, dies aufgrund der Farbwahl der Schrift oftmals kaum zur Geltung kommt und somit oft leicht übersehen werden kann. Dass in geschriebener Form nicht die vielfältige Wirkung des akustischen Gegenstücks abgebildet werden kann, verstehe ich, dennoch sollte einem Droiden deswegen in einem Comic nicht die Gesprächsteilnahme reduziert oder aberkannt werden.

Obwohl ich den Zeichenstil im Vergleich zur Animationsserie als ansprechender empfinde, so können er oder das Medium Comic im Allgemeinen aber gleichzeitig auch nicht alles wiedergeben, was die Serie zu leisten vermag. Von dezenten Augenbewegungen über die äußerst gelungene Reflektionsanimation wird in einem einzelnen Panel leider nicht immer alles ersichtlich, weshalb ich einem Leser durchaus auch ans Herz legen würde, die betroffenen Episoden einmal gesehen zu haben.

Ich kann mir gut vorstellen, dass viele Leser die von mir genannten Kritikpunkte überhaupt nicht stören, falls sie von ihnen überhaupt wahrgenommen werden. Gerade für junge Leser, die ich als Zielgruppe erwarten würde, kann ich den Comic daher empfehlen, da die Zeichnungen durchaus ansprechend sind und der Handlung auch gut gefolgt werden kann. Wer neue Inhalte erwartet oder sich an den von mir angesprochenen Punkten stört, wird mit dem Comic aber voraussichtlich nicht glücklich. Ich vergebe aus diesem Grund insgesamt drei Holocrons, auch wenn mich insbesondere die Tatsache, dass die Bezugnahme auf Das Erwachen der Macht in der Adaption sehr gering ausfällt, persönlich störte.

Nächstes Mal wird Hera Syndulla in einer Geschichte von Devin Grayson mit Zeichnungen von Eva Widermann und Monica Kubina in den Mittelpunkt gerückt. In den darauffolgenden Wochen müssen sich jeweils Ahsoka Tano & Padmé Amidala sowie die Schwestern Rose & Paige Tico eine Ausgabe teilen. Ein Sammelband der Reihe erscheint am 24. April bei IDW Publishing und kann bereits auf Amazon.de¹ vorbestellt werden. Eine deutsche Ausgabe ist momentan noch nicht geplant.

Wir danken IDW Publishing für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

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