Rezension: Die Hohe Republik: Aus den Schatten von Justina Ireland

Die zweite Welle Die Hohe Republik wurde hierzulande von Panini mit dem Jugendroman Kampf um Valo von Daniel José Older und dem Young-Adult-Roman Aus den Schatten von Justina Ireland gestartet. Der Auftaktroman zur zweiten Welle, Die Hohe Republik: Im Zeichen des Sturms, erscheint nächsten Monat bei Blanvalet.

Zur ersten Welle hatte Justina Ireland bereits den Jugendroman Die Bewährungsprobe beigesteuert, womit Aus den Schatten bereits ihr zweites Werk in der neuen Ära des Star Wars-Universums darstellt.

Übersetzt wurde der Roman, der im englischen unter dem Titel The High Republic: Out of the Shadows am 27.07.2021 veröffentlicht wurde, von Andreas Kasprzak und Tobias Toneguzzo. In Teamarbeit brachten die beiden Übersetzer somit deutsche Leser bereits nach nur vier Monaten in den Genuss neuer Werke!

Achtung! Die Rezension enthält Spoiler!

Folgende Inhaltsangabe zum Buch liefert der Verlag:

Die dunkelsten Geheimnisse kommen nur selten ans Licht …

Sylvestri Yarrow hat eine Pechsträhne. Nach dem Tod ihrer Mutter setzt sie alles daran, das Transportunternehmen ihrer Familie zu erhalten. Doch die drückenden Schulden und die ständigen Angriffe der Nihil auf die Schiffsrouten machen ihr das Überleben schwer. Auf der Suche nach Hilfe begibt sie sich nach Coruscant, doch dort gerät sie unversehens in einen erbitterten Streit zwischen zwei der einflussreichsten Familien der Republik. Eigentlich hat sie selbst schon genug Ärger am Hals, doch die Aussicht auf guten Profit lässt sie ihre Probleme schnell vergessen. Das ändert sich auch dann nicht, als plötzlich Jedi auftauchen, die sich der Sache annehmen sollen.

Die Handlung von Aus den Schatten setzt nach der aus Kampf um Valo und damit auch nach Im Zeichen des Sturms ein. Die Nihil haben die Republik-Schau auf Valo angegriffen und damit nach der Großen Hyperraumkatastrophe erneut für Chaos in der Galaxis gesorgt. Als Leser begleiten wir in erster Linie die Jedi Vernestra Rwoh und ihren Padawan Imri Cantaros sowie den Padawan Reath Silas und seinen neuen Meister Cohmac Vitus. Gerade im Hinblick auf die Zielgruppe des Young-Adult-Romans bieten sich diese beiden Paarungen sehr gut an, bedenkt man zusätzlich das Alter der Figuren. Vernestra ist noch keine 18 Jahre und bereits im Stand einer Jedi-Ritterin (die jüngste aller Zeiten!) und wird immer wieder von Selbstzweifeln geplagt, ob sie zurecht bereits die Prüfungen zur Ritterin absolviert hat. Dass sie nun auch schon in die Rolle einer Lehrerin für Imri schlüpfen muss, tut sein Übriges. Da hilft es nicht gerade, wenn auch noch ihre Fähigkeiten als Pilotin infrage gestellt werden, so sehr sogar, dass ihr vom Quartiermeister der Starlight-Station ein eigenes Schiff verwehrt wird. So kommt es auch überhaupt erst, dass sich Vernestra und Imri mit Reat und Cohmac zusammentun – beide Meister-Schüler-Gespanne wurden nämlich von der Starlight-Station nach Coruscant abberufen.

Hier macht auch das Wiedersehen mit Reath, dem wir zuletzt in Die Hohe Republik: In die Dunkelheit von Claudia Gray begegnet sind, sehr viel Spaß! Justina Ireland schafft es sehr gut, die Entwicklung der Figur aufzuzeigen. War Reath in seinem ersten Auftritt noch ein wahrer Bücherwurm, der den Jedi-Tempel und Coruscant unter keinen Umständen für Abenteuer an den Grenzen der Republik verlassen wollte, erleben wir nun einen Reath, der absoluten Gefallen an seinen neuen Aufgaben gefunden hat und es fast schon bereut, wieder zurück nach Coruscant zu müssen. Dies ist auch ein Konflikt, den Vernestra stark beschäftigt. Wieso wird sie mit ihren Fähigkeiten von den Grenzgebieten abgezogen, wo sie helfen und Gutes tun kann?

Daneben spielt eine neue Figur eine wichtige Rolle: Sylvestri Yarrow. Sie ist Kapitänin eines Schiffs, bzw. war, da sie zu Beginn der Geschichte dieses bei einem Angriff der Nihil aufgeben muss. Zeitgleich ist sie die Erste, die einen solchen Angriff der Nihil in diesem bestimmten Bereich des Weltraums, namentlich dem Berenge-Sektor. Der steht auch das ganze Buch über im Fokus, aber dazu gleich mehr. Sylvestri wird von der Autorin sehr gut beschrieben und charakterisiert. Ich hatte jedenfalls nie Probleme, mich in ihre Lage und sie selbst hineinzuversetzen. Im Prinzip dient sie dem Leser als geerdete Identifikationsfigur in dieser Geschichte. Ihre Probleme sind nämlich menschlicher Natur und damit greifbarer als die, mit denen sich die Jedi zum Beispiel herumschlagen müssen. Als Kontrast bekommt Sylvestri mit Xylan Graf eine stinkreiche Figur gegenübergestellt. Die Grafs sind, neben den San-Tekkas, die wichtigste Familie, welche den Ausbau der Hyperraumrouten in der Galaxis vorangetrieben hat – und damit jede Menge Geld verdient hat. Das passt ja auch zur allgemeinen Thematik von Die Hohe Republik, in der eben noch nicht die uns aus den Filmen bekannte und damit 250 Jahre ältere Republik erschlossen ist, sondern diese gerade erst im Begriff ist, sich auch in den äußeren Rand hin auszudehnen. Das Gespann Sylvestri-Xylan sorgt im Buch immer wieder für Lacher, egal ob es um Essen geht oder Kleidung. Ihre Dynamik und die Art und Weise, wie Sylvestri die Dinge sieht, machen sie als Charakter sehr sympathisch und daher fand ich die Passagen mit Sylvestri auch mit am angenehmsten zu lesen.

Was mich aber anfangs gestört hat, ist die Tatsache, dass ich beim Lesen verwirrt war, ob ich Sylvestri bereits kennen müsste. Pilotin, die ihre Mutter verloren hat? Kommt mir so bekannt vor, woher nur… Ach ja, natürlich. Affie Hollow aus In die Dunkelheit! Ich wusste, ich denke die ganze Zeit an jemand anderen. Aber die Parallelen sind auch absolut nicht von der Hand zu weisen: beide weiblich, verdienen mit dem Transport von Waren ihr Geld. Die eine hat ihre Mutter (Anführerin der Byne-Gilde) an die Behörden verraten, die andere hat sie beim Angriff der Nihil auf Valo verloren. Es hat tatsächlich etwas gedauert, bis ich im Kopf diese zwei Figuren voneinander isoliert hatte.

Ich hatte bereits den Berenge-Sektor erwähnt. Hier verbirgt sich nämlich ein großes Geheimnis, welches es zu lüften gilt. Und selbstverständlich geschieht das auch, denn die Wege der Macht sind unergründlich, aber schlussendlich haben doch alle Figuren in diesem Buch dasselbe Ziel: die geheime Waffe der Nihil! Nun wurde diese Tatsache von Anfang an offensichtlich gemacht, wir wissen also als Leser von Beginn an, dass die Nihil an einer Gravitationswaffe arbeiten, welche sich im Berenge-Sektor befindet. Und diese ist dafür verantwortlich, dass dort Schiffe wie die von Sylvestri einfach aus dem Hyperraum „fallen“. Und der ganze Plot arbeitet darauf hin, alle Figuren dorthin zu bringen – und dann ist das Finale in einem Kapitel abgehandelt und das große Finale, nämlich den Angriff der Republik und die damit verbundene Vernichtung dieser Waffe bekommen, wir nur im aus zweiter Hand mitgeteilt. Das fand ich echt enttäuschend. Ich hatte tatsächlich erwartet, dass diese Waffe noch irgendwas Grandioses tut, sie eingesetzt wird. Aber Pustekuchen. Sie existiert und wird vernichtet, das war’s.

Fazit

Justina Ireland brilliert in Aus den Schatten mit ihrer sehr gelungen Charakterzeichnung, die eigentliche Handlung um die ominöse Waffe der Nihil verpufft aber in einem sehr schwachen Finale. Trotzdem hat mich das Werk begeistert, ich hatte sehr viel Spaß beim Lesen und der große Plot um die Nihil und die Jedi wurde auch sehr gut weitergesponnen. Daher gebe ich dem Buch trotzdem die volle Anzahl an Holocrons!

Bewertung: 5 von 5 Holocrons
Bewertung: 5 von 5 Holocrons

Wir bedanken uns bei Panini für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

Logo zu Star Wars: Die Hohe Republik

Star Wars: Die Hohe Republik ist ein mehrjähriges Buch- und Comicprogramm, das 200 Jahre vor den Filmen spielt und die Jedi in ihrer Blütezeit zeigt. Weitere Infos, News, Podcasts und Rezensionen gibt es in unserem Portal und in der Datenbank. Beachtet auch unseren Guide zur Lesereihenfolge.

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