Am 22. April erschien bei Panini der fünfte und vorerst letzte Band der letztes Jahr gestarteten Ahsoka-Sonderbandreihe, in der ältere Comics aus dem Umfeld der Animationsserie The Clone Wars neu aufgelegt werden. Während der Inhalt der ersten vier Bände noch Band 1-4 der alten Sonderbände entsprach, werden Band 5-9 in der Neuauflage durch die fehlende Beteiligung von Anakins Padawan-Schülerin – die Namenspatin der aktuellen Reihe – übersprungen und erhalten keine Neuveröffentlichung. Erst mit dem ursprünglich zehnten Band Die Sternbrecher-Falle war Ahsoka Tano dann wieder in einem ganzen Comic-Abenteuer und auf dem Cover mit dabei, also entschied Panini sich für diese Geschichte als Band 5. Bereits zwei Mal ist die Erstauflage bei uns im Blog bewertet worden; sowohl Jürgen als auch Marius waren mit einer Bewertung von jeweils 2/5 Holocrons alles andere als begeistert. Kann mich als großer The Clone Wars-Fan und dritten Rezensenten die enthaltene Geschichte mehr überzeugen?

Die Separatisten greifen die Republik mit einer entsetzlichen neuen Waffe an! Ein gigantisches Kampfschiff, die Sternbrecher, zerstört jedes Schiff, das sich ihm auf Schussweite nähert. Meister Yoda stimmt dem riskanten Plan zu, das Schlachtschiff aufzuhalten, wobei das Einsatzkommando aus niemand geringerem als den Jedi Ahsoka Tano, Obi-Wan Kenobi, Mace Windu und Ki-Adi-Mundi besteht.
Die Kombination der Verlags- und Klappentexte gemeinsam mit dem Cover stellt stets die erste Erwartungshaltung für einen Comic auf. In diesem Fall verdreht man die Augen, wenn man liest, dass zum 1138sten Mal eine neue Superwaffe der Separatisten als Plotlieferant herhalten muss, wird aber neugierig, wenn man von der Teamzusammenstellung der Jedi liest, die diese aufhalten soll. Mace Windu, Ki-Adi Mundi, Obi-Wan Kenobi, natürlich Ahsoka Tano und Jyl Somtay. Tatsächlich überrascht Autor Mike W. Barr insbesondere damit, dass Die Sternbrecher-Falle ein reines Jedi-Abenteuer ist und eine der sehr seltenen Klonkriegsgeschichten ohne Klone. So wird für Abwechslung gesorgt und vor allem Jedi-Fans sollten auf ihre Kosten kommen.
Sollten. Denn was Barr auf den insgesamt knapp 100 Seiten erzählt, ist ein unglaublich kurzes, sehr oberflächliches und völlig ausbleibendes „Spektakel“, das leider auch die schwächeren der Vorgängerbände mühelos unterbietet. Die Fanlieblings-Jedi Mace Windu und Ki-Adi Mundi, die in der Serie mit ihren gelegentlichen Auftritten für Highlights sorgten, verkommen im vorliegenden Band zu reinen Stichwortgebern in dummen Dialogen, ohne wirklich Einfluss auf die Handlung zu haben oder am Geschehen teilzunehmen. Vor allem Meister Mundi hat gefühlt noch weniger zu sagen und zu tun, als in seinem vermeidbaren TV-Kurzauftritt in The Acolyte. Die Gegenfigur zu Ahsoka als zentrale Akteurin auf der Mission kommt in Form von Jyl Somtay, die Mike W. Barr 2004 für seine Kurzgeschichte Katakomben des Todes erfand und im vorliegenden Comic aus dem Jahr 2011 zurückholte. Die Beziehung der beiden Jedi bleibt allerdings noch oberflächlicher als die übrige Handlung, bekommt aber gleichzeitig so wenig Aufmerksamkeit geschenkt, dass man nicht mal alle Klischees, die einen sehr generischen Charakterwandel verdeutlichen sollen, bedienen kann. Es bleibt ein Rätsel, wieso Barr seine Schöpfung zurückholt, die ihm scheinbar am Herzen liegt, nur um sie dann völlig daneben zu charakterisieren und die Mission der Jedi wie den Ausflug einer Kindergartengruppe wirken zu lassen. Unfassbar, wie dilettantisch hier geskriptet wurde, selbst für einen Comic, der deutlich auf ein jüngeres Publikum hin ausgerichtet ist.
Ohne Klone, dafür aber mit zahlreichen neuen Schiffs-, Figuren- und Kostümdesigns auf Seiten der Separatisten, kommt der aus den anderen Bänden bekannte Zeichenstil der Fillbach-Brüder schnell an seine Grenzen. Zwar passt der Cartoon-Look nach wie vor zur Atmosphäre der Serie, die weitgehend immer noch auf die Comicseiten übertragen wird. Durch die geringe Anzahl an Actionszenen und menschlichen Gesichtern statt Helmen ermüdet der überzeichnete Stil jedoch schnell und wird selbst auf der kurzen Seitenzahl nervig. In der Bewegung sind die unrealistischen Proportionen und überstilisierten Körper der Figuren noch vertretbar, da sie aber zumeist an Ort und Stelle stehen, lenken sie meistens ab. Dass das Gezeigte sich außerdem offiziell früh im Krieg und im Jahr 22 VSY ereignet haben soll, sämtliche Charaktere aber ihren Look ab der dritten Staffel tragen – vor allem Ahsoka mit ihrem roten Outfit und den zwei Lichtschwertern – lässt sich leichter verkraften und übersehen als eine der anderen haarsträubenden Ungereimtheiten und Logikfehlern, mit denen man es hier zu tun bekommt.
Fazit
Insgesamt bleibt bei einem nur für Jedi reservierten Klonkriegs-Abenteuer, das in der Figurenauswahl durchaus spannend scheint, unvorstellbare Mengen an Potenzial liegen. Was hätte man über die unterschiedlichen Sichtweisen der Jedi-Meister erzählen können, sei es nur in kurzen Spannungsmomenten, in denen sie überlegen, was zu tun ist? Nein, stattdessen folgt die Story zum millionsten Mal Schema „S wie Superwaffe“, die zerstört werden muss, und behauptet durch die obligatorische Einbindung in Darth Sidious‘ größere Pläne für die Galaxis so etwas wie Relevanz. Ja, auch die Sternbrecher muss mit einer Verbindung zu den Plänen des Todessterns hinhalten, Glaubwürdigkeit hin oder her. Als Comic-Band ist Ahsoka, Band 5: Die Sternbrecher-Falle insgesamt also leider absolut unterwältigend. Der hohe Jedi-Anteil und die ein oder andere nette Actionszene in der ersten Hälfte macht ihn für ein jüngeres Publikum vielleicht noch spaßig, es gibt aber zurzeit zahlreiche bessere Werke bei Panini für die Zielgruppe.
Wir danken Panini für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!