Von August bis Oktober erschien die vierteilige Miniserie Thrawn: Alliances von Jody Houser, Andrea DiVito und Patrick Olliffe in den Heften #109 bis #111 der Star Wars-Comicreihe bei Panini. Nun ist auch der Sammelband der Comicadaption erschienen, die auf dem gleichnamigen Roman von Timothy Zahn basiert.
Thrawn und Vader auf gemeinsamer Mission

Die Handlung des Comicbandes gleicht selbstverständlich der der Buchvorlage, auch wenn durch weniger Seiten und mehr Bilder alles stark verkürzt dargestellt ist. Zeitlich ist die Gegenwartshandlung nach dem Finale der dritten Staffel Star Wars Rebels angesiedelt, während eine Parallelhandlung zu Zeiten der sechsten Staffel von Star Wars The Clone Wars spielt. Der Imperator spürt eine Erschütterung in der Macht auf dem Planeten Batuu und schickt Vader und den titelgebenden Chiss dorthin. Bei diesem Team-Up werden die unterschiedlichen Führungsstile der beiden Schurken gegenübergestellt. Während Vader eher auf sture Autorität und absolute Disziplin seiner Untergebenen pocht, versucht Thrawn die Denkweisen seines Umfelds mit in das eigene Handeln einzubauen.
Dass genau diese unterschiedlichen Herangehensweisen sich trotz einiger Diskrepanzen gut ergänzen, zeigt auch die Parallelhandlung aus Zeiten der Klonkriege. Padme Amidala wird darin durch Zofe Duja nach Batuu geschickt und erfährt dort von einer Separatistenfabrik auf Mokivj. Sofort macht sich die Senatorin auf den Weg, ohne aber Anakin Skywalker Bescheid zu geben. Der Ehemann sorgt sich um seine Frau und reist somit nach Batuu, wo er auf Thrawn (hier als Abgesandten der Chiss-Aszendenz) trifft. Dieser möchte die Arbeitsweise der Republik besser verstehen und hilft dem Jedi-Ritter auf der Suche nach seiner Frau. Im Black Spire Outpost untersuchen sie gemeinsam das Mysterium und stoßen auf lokale Gefahren.
Beide Abenteuer werden ineinander verschachtelt erzählt und ergänzen sich in ihrer Inszenierung. So spielt Thrawn häufig auf Vaders frühere Identität an, der dies jedoch abblockt und dem Großadmiral keine Informationen über sich preisgeben möchte. Dass der Chiss die metallische Hülle des Sith-Lords längst durchschaut hat, sorgt somit für einige interessante Dialoge. Thrawns Überlegenheit und intellektuelle Größe werden anhand vieler Situationen deutlich und Vader/Anakin dient als guter Kontrast zum Verstärken dieser Wirkung.
Unvollständige Adaption
Die Comicadaption des zweiten Thrawn-Romans kann leider nicht mit der durchaus gelungenen Umsetzung des ersten Bandes mithalten. Zwar sind die Zeichnungen von Andrea Di Vito durchaus schön anzusehen, können aber nicht die teils wirklich verwirrende Erzählstruktur des Comics kompensieren. Hätte ich den Roman nicht kürzlich erst gelesen, hätte ich an vielerlei Stellen Fragezeichen über dem Kopf gehabt. Auch aufgrund der kruden Sprünge zwischen den beiden Handlungssträngen ist das Ganze ziemlich anstrengend zu lesen. Die klare Trennung in Kapitel aus dem Roman fehlt hier einfach.
Was ebenfalls fehlt, ist das Ende der Geschichte. Thrawn: Allianzen hört nämlich abrupt nach Heft 4 auf, während im Roman noch das Finale aufwartet. Es wirkt ein wenig so, als ob Jody Houser die Serie auf 5 Hefte konzipiert hatte, aber Marvel aus irgendeinem unerdenklichen Grund nur die ersten vier Ausgaben veröffentlicht hat. Somit wird die Handlung des Romans einfach nicht gut ins Comicmedium übertragen und sorgt für einige Verständnisfragen und ein unbefriedigendes Ende. Der vierteiligen Miniserie fehlt einfach das, was eine gute Romanadaption ausmacht. Der erste Band der Trilogie ließ sich durch die episodenartige Erzählstruktur viel besser als Heftreihe umsetzen und auch das Auslassen von Kapiteln fiel dabei nicht so sehr ins Gewicht wie hier.
Was mich ebenfalls an diesem Comic stört, ist das Charakterdesign der Protagonisten. Anakin trägt hier seine Rüstung aus den frühen Tagen der Klonkriege, während die Geschichte gegen Ende dieser Zeitperiode spielt. Auch Padme ist nicht korrekt dargestellt, da ihre Kleidung im Roman im Sinne einer E.K. Johnston beschrieben wird, aber dennoch ein unpassendes Outfit aus der Animationsserie für ihr Design gewählt wird. Der Schauplatz Batuu hat mich schon im zugrundeliegenden Roman gestört, da dieser Planet in meinen Augen einfach zu häufig Schauplatz zentraler Abenteuer ist und man immer den bitteren Beigeschmack einer Werbekampagne für die Disneyland Parks hat.
Fazit
Trotz meiner großen Begeisterung für den Großadmiral, lässt mich dieser Sammelband mit einem ziemlich unbefriedigendem Leseerlebnis zurück. Unvollständigkeit und Parallelhandlung erschweren den Fluss der Handlung zu sehr, um zumindest noch von den schicken Zeichnungen kompensiert zu werden. Schweren Herzens bleibt mir somit nichts anderes übrig, als nur ein Holocron für diese unvollständige Adaption zu vergeben. Das kann Marvel besser!