Marvel-Mittwoch: Star Wars #1

Herzlich willkommen zum Marvel-Mittwoch! Heute startet die neue Star Wars-Hauptreihe von Jason Aaron….ähm….Charles Soule, ach ne, hatten wir auch schon… Alex Segura! Genau! Die Hauptserie rund um die klassischen Helden startet diesmal in die Zeit nach Episode VI, genauer nach der Schlacht von Jakku. Da Alex Segura sich mit der The Battle of Jakku-Reihe ja schon in diese zeitliche Region vorgearbeitet hatte, ist es nicht wirklich überraschend, dass ihm auch der dritte Block der Hauptreihe anvertraut wurde.

Achtung: Wie immer besprechen wir im Marvel-Mittwoch die Handlung der Comics, sodass sowohl der Beitrag als auch die Kommentare Spoiler enthalten können.

Der Inhalt

Die Geschichte beginnt gleich mit einer Raumschlacht gegen Piraten, die wir aus der Sicht der Piloten der noch sehr jungen Neuen Republik erleben. Verschiedene Staffeln oder eher Teile verschiedener Staffeln sollen Versorgungsschiffe vor einem Angriff von Piraten am Rande des Fenril-Sektors schützen. Piraten, die zur völligen Überraschung von Luke und den anderen einen ehemaligen imperialen Sternenzerstörer zur Party mitgebracht haben, was die X-Flügler in eine unterlegene Position bringt und entsprechende Verluste verursacht. (Keine Sorge, es handelt sich bei diesen nicht um die legendären Fenris-Ranger, sondern um jene wenig zuverlässige Bande aus Die Schlacht um Jakku.)

Und während sich die X-Flügler auf Lukes Befehl hin zurückziehen, gibt er selber Rynn Jagdschutz, als sie einem kleineren Piratenschiff nachsetzt, welches beschädigt auf dem Planeten unter ihnen notlanden will. Rynn will diesen Piloten verhören, um zu erfahren, wer hinter ihnen steht, und den Tod ihrer Partnerin auf dem Gewissen hat. Den beiden gelingt es tatsächlich diesen Piloten zu stellen.

Leia und Mon sind währenddessen bemüht die Welt Pirros, welcher eine regionale Vormachtstellung in eben jenem Fenril-Sektor zukommt, in dem Luke und Rynn gerade kämpfen, als Handelspartner für die Neue Republik zu gewinnen. Und auch Leia und Mon haben einen Kampf auf dem diplomatischen Parkett einer regionalen Handelskonferenz auszustehen, bei dem Leia allerdings nicht gerade diplomatisch geschickt vorgeht und die Welt zu sehr aus ihrer eigenen Überzeugung sieht, was natürlich auf wenig Gegenliebe stößt. Vielleicht war Leia aber auch nach der Geburt ihres ersten Kindes nur etwas unausgeschlafen, auch wenn man von Kylo in diesem Heft noch nichts gesehen hat.

Und auch Han scheint die Broschüre zum Vaterschafts-Urlaub nicht erhalten zu haben, denn er paukt etwas unvermittelt Valance Beilert aus einer Situation raus, in der es nicht darum ging Freundschaftsarmbänder mit einer Gruppe lokaler Tunichtgute auszutauschen, die offensichtlich den örtlichen Army-Surplus-Laden geplündert haben.

Kurz: Die gegenwärtige Gesamtlage ist gerade etwas unbefriedigend und weist eine beängstigende Tendenz zur Verschlechterung auf. Es scheint, dass der Wert großer Siege und deren Einfluss auf die Realität mal wieder dramatisch überschätzt wurde.

Die Umsetzung

Autor Alex Segura macht einfach dort weiter, wo er mit dem dritten Handlungsbogen der The Battle of Jakku-Reihe aufgehört hat. Dementsprechend dünn fällt auch die Einführung in die Geschehnisse aus, die die Leser*innenschaft erwartet. Bislang ist es aber auch nicht unbedingt erforderlich, dass man die Geschichte aus der Vorgänger-Reihe kennt, was das Leben für Neueinsteiger*innen, die es mit dem Beginn einer neuen Hauptreihe bestimmt gibt, deutlich leichter macht.

Wie bei allen neuen Reihen werden erstmal all die neuen Schauplätze und Teams vorgestellt, die zu unterschiedlichen Handlungssträngen gehören, aus denen die Geschichte gewoben werden soll. Das ist soweit recht solide gelungen. Die Settings sind fast schon zu typisch, auch, dass es gerade nicht ganz so rund läuft, wie es sich die klassischen Helden wünschen, was auch daran liegt, dass die Hauptfiguren mit ihren Werten und Vorstellungen nicht ganz in ihre aktuelle Realität passen und daher so ihre Probleme haben, sich auf einige der anderen Akteure einzustellen, die ganz andere Ziele haben. Aber dies verspricht ja ein durchaus interessantes Spannungsfeld, auf dem sich die Hauptfiguren in den nächsten Heften tummeln und entwickeln müssen. Etwas unklar bleibt aber, wie Leia und Han aus der Situation am Ende der The Battle of Jakku-Reihe nun hierhin gelangt sind, was mit Kylo passiert ist und warum Luke nun plötzlich wieder als Pilot arbeitet.

Etwas missglückt sind meiner Meinung nach einige hektische Sprünge zwischen Handlungsorten, um die Parallelität bestimmter Ereignisse zu verdeutlichen. Man erkennt dies zwar, aber es stört doch den Handlungsfluss erheblich. Hier hätte man ggf. eine elegantere Variante durch eine andere Anordnung der Panels erreichen können, wie es ja in der Vergangenheit mehrfach schon gemacht wurde.

An den Zeichnungen von Phil Noto gibt es nicht viel auszusetzen. Sein Zeichenstil ist sehr klar und nüchtern, dafür aber auch sehr detailliert, wo nötig. Seine Kolorierung ist auch wieder angenehm unaufdringlich. Das einzige Negative, was man anmerken könnte, ist, dass die Figurenauswahl mal wieder sehr humanoid-lastig ist. Bis auf zwei nur jeweils in einem Panel sichtbaren Nebenfiguren, sind alle anderen Lebewesen humanoid. Keine Frage, es gibt nur wenige aktuelle Star Wars-Zeichner*innen, die Menschen besser zeichnen als Phil Noto, aber für Star Wars ist dies doch etwas einseitig. Aber vielleicht spielen da ja auch Vorgaben von Alex Segura mit rein, der ja ebenfalls einen starken Hang zu Humanoiden hat.

Fazit

Das Heft ist bis auf ein paar etwas missglückte Sprünge zwischen den verschiedenen Handlungsorten soweit ganz solide und grafisch sehr gut umgesetzt. Es macht definitiv auf die folgende Geschichte neugierig.


Auf die Fortsetzung der Geschichte in Star Wars #2 werden wir bis zum 11. Juni warten müssen. Am nächsten Mittwoch geht es dafür mit Jedi Knights #3 weiter.

Wir bedanken uns bei Marvel für die Bereitstellung der digitalen Vorab-Exemplare, ohne die unser Marvel-Mittwoch nicht möglich wäre.

5 Kommentare

    1. Ich fand es besser als die BoJ-Reihe. Jetzt nicht atemberaubend, aber auch keine Beleidigung an meinen Intellekt wie manch anderes Marvel-Fabrikat der letzten Jahre, und an den Nagai bin ich tatsächlich interessiert. Solide, nicht mehr, nicht weniger. Jetzt mal schauen, was daraus wird…

    2. Ich bin jetzt erst dazu gekommen, den Star Wars Free Comic 2025 zu lesen und die paar Seiten bringen zumindest einen guten Kontext für Star Wars #1.

    3. Ja, das mit dem Kontext fand ich auch so. Ich würde auch erwarten, dass die drei Geschichten bei den jeweiligen Sammelbänden enthalten sein werden (Star Wars, Jedi Knights und Legacy of Vader), auch wenn es noch nicht in den DB-Einträgen vermerkt ist.

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