Rezension: Andor S02E10-12: Eins VSY

Der Abschied von Andor kommt so erwartet und trotzdem schwer. Wir wussten, wo die Serie endet und wollen eigentlich trotzdem nicht dieses Abenteuer hinter uns lassen. Warum? Weil wir nicht sicher sein können, dass noch einmal diese Qualität in einer Star-Wars-Serie erreicht wird. Beispiele für diesen Zweifel gibt es zuhauf. In den letzten drei Folgen erzählt Gilroy seine Story zu Ende. Er würdigt Opfer und Reden und lässt uns dabei selbst nochmal in Erinnerungen schwelgen, warum wir diese Serie so vermissen werden – obwohl wir gleichzeitig froh sind, dass sie enden darf, wie sie es will und nicht ewig ausgeschlachtet wird.

Eine ganze Galaxis wartet jetzt darauf, Sie anzuwidern!

Luthen Real zu Dedra Meero

Wie immer enthalten unsere Rezensionen Spoiler zu den besprochenen sowie allen vorherigen Folgen von Andor.

Vater und Tochter

Der finale Dreiteiler beginnt mit einer erfrischend fokussierten Handlung. Nicht, dass mich die Sprünge zwischen den vielen, guten Hauptfiguren in den letzten Folgen gestört hätten, aber so kondensiert haben wir Andor noch nie gesehen. Auch hier schafft es Gilroy am Ende der Serie noch einmal zu überraschen. Denn alles dreht sich um die beiden Schlüsselfiguren von Andor als auch der Rebellion: Luthen und seine Assistentin Kleya.

Luthen Rael (Stellan Skarsgård) in Lucasfilm’s ANDOR Season 2, exclusively on Disney+. Photo courtesy of Lucasfilm. ©2025 Lucasfilm Ltd. & TM. All Rights Reserved.

Doch Kleya ist schon lange keine Assistentin mehr, war es auch nie. In einer früheren Rezension habe ich mich gefreut, dass sie nun immer mehr in den Fokus rückt. In Folge sechs sogar diejenige ist, die alles rettet, während Luthen zum Zuhören verdammt ist. Jetzt nimmt sie diese Rolle zwangsweise noch stärker an. All das immer wieder verbunden mit einem Rückblick an die Zeit, als sie Luthen kennengelernt hat. Es ist bezeichnend zu sehen, dass sie eigentlich vielmehr diejenige war, die auch ihn „radikalisiert“ hat. Er litt zu Beginn unter dem Eindruck des Krieges (als Partisan oder Separatist?) und wurde erst durch sie zum Desertieren getrieben, um sie zu retten. Später dann auf Naboo ist es wiederum er, der sie ermuntert, nicht zu zögern und das zu tun, was getan werden muss, bevor er jedoch selbst den Zünder betätigt, der einen imperialen Konvoi in die Luft sprengt.

Luthen wollte Kleya einerseits ermutigen, aber immer auch beschützen. Bis er es nicht mehr kann. Nach Dedras Besuch in seinem Laden, der einen vor Anspannung nicht losgelassen hat, liegt er im Koma und hat selbst keine Handlungsfähigkeit mehr. Weil er bereit war, für die Rebellion zu sterben, den Sonnenaufgang nie zu sehen. Er hat nicht gezögert – sich erstochen. Zunächst liegt daraufhin die Vermutung nahe, dass Kleya versucht ihn aus dem Krankenhaus zu befreien. Doch die Erinnerungen und sein Appell an die Entschlossenheit und für die Sache, lassen uns mit Kleya zusammen zur Erkenntnis kommen, dass Luthen nie mehr erwachen wird.

Kleya Marki (Elizabeth Dulau) in Lucasfilm’s ANDOR Season 2, exclusively on Disney+. Photo courtesy of Lucasfilm. ©2025 Lucasfilm Ltd. & TM. All Rights Reserved.

Diese Szenen sind deshalb so fesselnd, weil sie Kleya im entscheidenden Moment nicht zögern lassen. Sie war immer bereit für das Leben, vor dem Luthen sie als Frontmann bis zuletzt schützen wollte. Sie sollte nach Yavin, er auf Coruscant untergehen. Doch es kommt anders und Kleya zeigt, wie sie aus Liebe zu Luthen und ihrer beider Ambitionen den Stecker zieht. Eine Träne und ein Kuss, doch dann geht es darum, die Sache weiterzutragen.

Danach folgt die Leere, die Ziellosigkeit. Symbolisiert dadurch, wie aufgeregt sie Cassian später darum bittet, die Botschaft rund um Jedha, Ghorman und Galen Erso weiterzutragen. Und auch dadurch, wie sie nach der Erfüllung ihrer Mission über Yavin wandelt und kein Ziel kennt. Wo soll sie hin? Was jetzt noch tun? Die Rebellion hat einen eigenen Geheimdienst, die Kontakte auf Corsucant sind alle tot. Sie und Luthen haben alles geopfert. Daher freut es mich umso mehr, dass sie am Ende die erfolgreiche Mission auf Scarif als auch das Ende des Todessterns erleben wird. Sie sieht stellvertretend für Luthen den Sonnenaufgang, den auch Jyn und Cassian auf Scarif sehen.

Kleya Marki (Elizabeth Dulau) in Lucasfilm’s ANDOR Season 2, exclusively on Disney+. Photo courtesy of Lucasfilm. ©2025 Lucasfilm Ltd. & TM. All Rights Reserved.

Kleyas Charakter war in der ersten Staffel ein gefühlloser, kalter Sidekick. Sie gab den Mordauftrag für Cassian an Val weiter und ging wieder in den Laden zurück. Hatte alles im Griff. Doch sie ist das beste Beispiel dafür, weshalb Professionalität nicht mit Gefühllosigkeit verwechselt werden sollte. Sie liebte Luthen, sie liebte ihre gemeinsame Ambition, ihr gemeinsames Ziel. Spätestens als sie sah, wie Kinder und einfache Bürger auf den Straßen an die Wand gestellt und erschossen wurden. Sie war nicht empathielos. Denn wer empathielos ist, kann keine Rebellion gegen ein Regime beginnen, das einen selbst vorerst gar nicht betreffen würde. Doch genau das haben sie und Luthen getan. Mehr Empathie kann es also nicht geben, auch wenn Luthen Lonni zu Beginn des Dreiteilers sterben lassen muss. Aus Empathie für die Sache, das abstrakte Ziel – nicht aus Empathielosigkeit gegenüber Lonni und seiner Familie.

Die Selbstzerstörung

In selbstgefälligem Triumph stolziert Dedra Meero in den Laden von Luthen. Endlich, nach fünf Jahren, hat sie Axis gefunden. Den Knotenpunkt, der alles verbindet. Der Schlüssel, um die Rebellion ein für alle Mal zu vernichten. Der Moment des Sieges – er muss ausgekostet werden. Diese imperiale Überheblichkeit, dieser Versuch sich zu profilieren, um all die Verluste vorher zu übertünchen, genau das ist es, was ihr „die Schuhe auszieht“.

Supervisor Dedra Meero (Denise Gough) in Lucasfilm’s ANDOR Season 2, exclusively on Disney+. Photo courtesy of Lucasfilm. ©2025 Lucasfilm Ltd. & TM. All Rights Reserved.

Wie oft hat die imperiale Bürokratie eine effizientere Vorgehensweise gegen die Rebellion verhindert? Geheimhaltung, falsch zugesandte Berichte, Zuständigkeitsstreitigkeiten über Sektoren, Hierarchie-Hörigkeit und Hierarchie-Sehnsucht. Der Faschismus gefällt sich in all seinen Regeln, seiner Struktur und trotzdem ist es genau diese Struktur, die den Apparat erlahmt, die ihn ineffizient macht. Schon in The Mask of Fear sehen wir, dass mehrere Agenten das gleiche Ziel verfolgen und keiner vom anderen weiß. Da war das Imperium noch jung, die Strukturen unausgereift. Doch jetzt zieht diese Ausrede nicht mehr. Das Imperium versucht alles mit schierer Größe und Macht zu zerquetschen und hat nicht gelernt, flexibel zu sein.

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Dedra hat es gelernt, deshalb hat sie sich auch ihre Informationen besorgt und am Ende genau dadurch Lonni die Chance gegeben, vom Todesstern zu erfahren. Auch das ist Andor. Zum einen zeigt die Serie, wie ineffizient die Bürokratie des Imperiums ist. Gleichzeitig aber auch, wie wichtig sie ist. Deshalb passt Dedra mit ihrem lösungsorientierten Handeln nicht in dieses System. Sie folgt Befehlen auf Ghorman und denkt, sie wird als Heldin gefeiert. Hat danach endlich die Freiheit, so zu agieren, wie sie es für die Ergreifung von Axis für angemessen hält und scheitert dann an der imperialen Realität. Umso bitterer, dass Krennic ihr genau diese Schwäche so banal zusammenfasst: „Wenn Sie keine Rebellenspionin sind, haben Sie Ihre Berufung verfehlt“.

Das Problem: Dedra hat ihre Berufung nicht verfehlt. Sie liebt das Imperium, sie gibt alles dafür. Ihre Liebe, ihre Freiheit und ihr Gewissen. Sie hätte den Auslöser nicht betätigen müssen, damit die Ghormaner sterben. Klar, es wäre so oder so passiert, aber das war noch nie und sollte für keinen Faschisten eine valide Ausrede sein. Sie hätte ihrem einstigen Untergebenen nicht sagen müssen, wie er das Versteck finden kann und trotzdem hat sie es getan. Sie hätte Syril nicht anlügen müssen und trotzdem tat sie es. Sie liebt das Imperium und selbst wenn sie es nicht mehr tut, steigert sie sich in das Imperium hinein. Denn was bleibt ihr sonst? Keine Familie, keine Liebe, nur die Liebe zu einer Maske der Angst, die sie selbst erst ganz am Ende sieht und trotzdem vorher schon alles für sie opfert.

(L-R) Supervisor Dedra Meero (Denise Gough) and Director Orson Krennic (Ben Mendelsohn) in Lucasfilm’s ANDOR Season 2, exclusively on Disney+. Photo courtesy of Lucasfilm. ©2025 Lucasfilm Ltd. & TM. All Rights Reserved.

Am Ende sehen wir sie in einem imperialen Gefängniskomplex. Gemaßregelt von Krennic, bezichtigt der Spionage. Ihr Vorgesetzter Partagaz durfte sich selbst die Kugel geben. Denn ein Versagen toleriert das Imperium nicht. Krennic steht über ihnen und alles, was auf ihn ein schlechtes Licht werfen könnte, wird bedingungslos beseitigt. Lonni starb durch Luthen, den Rest bringen Krennics Leute raus. Willkommen im Faschismus, wo jeder Untergebene genauso ausgesaugt wird, wie die Feinde. Und wo aus jedem Untergebenen und Getreuen schnell eine Bedrohung werden kann, wenn es das Narrativ erfordert. Wer soll sich dagegen noch wehren? All den Widerstand und die Freiheit – im Senat und der Bevölkerung – habt ihr selbst ja ausgelöscht. Da ist es regelrecht süß, dass Partagaz beinahe gerührt Nemiks Manifest anhört und wohl das erste Mal wirklich den Inhalt versteht, jetzt, da es ihn selbst betrifft. Die Maske der Angst trägt Krennic – nichts darf sein Projekt gefährden. Alle anderen müssen weichen, solange, bis auch er sich in Rogue One nicht mehr hinter seiner Maske und damit seinen Fehlern verstecken kann.

Die Bestimmung

Cassian spielt im finalen Arc eine eher geringe Rolle – was ja auch Sinn ergibt, steht er doch im direkt anschließenden Film Rogue One im Fokus neben Jyn. Doch auch er vollendet seinen Arc genau bis dahin, wo er für Rogue One gebraucht wird. Er widersetzt sich Befehlen und zeigt damit, was die Rebellion vom Imperium unterscheidet. Es braucht diese Freiheit, diese eigenmächtigen Aktionen – egal wie sehr es Bail Organa auch widerstrebt, das zuzugeben. Natürlich ist eine geeinte Streitmacht stärker, aber zu starre Grenzen, hätten niemals Mon Mothmas Leben gerettet – denn das hätten sonst Bails Leute erledigt; mit bekanntem Ausgang. Es hätte auch nie eine Mission Rogue One gegeben, die all die Opfer zuvor und auch danach stolz gemacht hätte. Und es hätte auch nie einen Schmuggler gegeben, der mit seinem Falken den jungen Skywalker hilft, das Ding in die Luft zu jagen.

(L-R) Cassian Andor (Diego Luna) and K-2SO (Alan Tudyk) in Lucasfilm’s ANDOR Season 2, exclusively on Disney+. Photo courtesy of Lucasfilm. ©2025 Lucasfilm Ltd. & TM. All Rights Reserved.

Cassian folgt also seiner Bestimmung. Sieht sogar die Machtwahrsagerin noch an, als er zum Ring von Kafrene aufbricht. Wilmon behält ein Funkgerät und nur dadurch kommt die Info von Kleya überhaupt auf Yavin an. Saw Gerrera ist paranoid und nimmt nur deshalb einen Piloten gefangen, der weiß wo Galen Erso steckt. Es sind diese Zufälle, diese nicht nach Protokoll verlaufenden Missionen, die das Herz der Rebellion ausmachen und ihr am Ende den Sieg ermöglichen. Sich darauf einzulassen, erfordert ein Umdenken und auch Mut. Es erfordert aber auch, sich an denjenigen ein Beispiel zu nehmen, die all das ermöglichen. Sprich: Luthens Rolle in all dem nicht zu unterschätzen, sondern zu würdigen. So wie Bail es zumindest indirekt tut, als er Cassian seinen Segen für die weiteren Missionen gibt.

One Last Time

Abschiede und Enden sind immer schwer. Sowohl sie zu lesen oder zu sehen als auch natürlich, sie zu schreiben! Tony Gilroy gelingt es jedoch, die Lücke zu Rogue One zu schließen. Der aufwändig umzusetzende K-2SO darf dem finalen Arc seinen Humor und seine Freundschaft leihen und zeigt sehr gut, wieso Cassian und er gute Freunde sind. Er rettet ihm und Melchi das Leben und damit auch wieder die Informationen, die nach Yavin gelangen müssen. Seine Kraft wird gut eingesetzt und das Überraschungsmoment, dass ein imperialer Sicherheitsdroide plötzlich gegen die Imperialen agiert, ist immer auf seiner Seite. Auch er ist übrigens ein Resultat von nicht genehmigter Eigeninitiative von Cassian – nur deshalb war er auf Ghorman und nur so konnte er ihn zurückbringen.

(L-R) Mon Mothma (Genevieve O’Reilly) and Vel Sartha (Faye Marsay)in Lucasfilm’s ANDOR Season 2, exclusively on Disney+. Photo courtesy of Lucasfilm. ©2025 Lucasfilm Ltd. & TM. All Rights Reserved.

Val findet ihre Bestimmung darin, auf Yavin ein Verbindungselement zu sein. Sie gibt Halt, nachdem sie ihren einst im Kampf gegen das ultimative Böse – aber fast beiläufig – verloren hat. Mon trägt einen einfacheren Haarschnitt und fühlt sich darin wohl. Sie muss sich nicht mehr vor aller Augen verstecken. Sie muss nicht länger Stein und Messer spielen, sie kämpft für das, was ihr Halt gibt: Die Rebellion und die Hoffnung auf eine Rückkehr zum abstrakten Konzept der Demokratie. Dedra verzweifelt in imperialer Gefangenschaft an ihrem Leben und den Konsequenzen aus ihren Taten, während Kleya erst eine neue Bestimmung finden muss, nachdem sie alles für die Rebellion gegeben hat – sogar ihren Vater. Bix indessen hat die Verantwortung als Mutter und für die Rebellion erkannt. Sie lebt wieder auf Mina-rau und kann einen Sonnenaufgang sehen, weil der Vater ihres Kindes sich am Ende für die Rebellion opfern wird.

Fazit

Andor ist eine einmalige Serie – nicht nur im Star-Wars-Kontext. Aber sie funktioniert eben so gut, weil sie in den Star-Wars-Kontext eingebettet ist. Die Galaxis, ihre visuellen Elemente und ihre Strukturen sind so etabliert, dass wir diese nicht mehr hinterfragen. Sie sind seit 1977 nach und nach ins kollektive Bewusstsein gewandert. Die Imperialen tragen weiß, um sich unschuldig und rein zu geben, die Rebellion ist der bunte Haufen an Widerstandskämpfern, denen es gelingt, das ultimative Böse zu vernichten. Die Heldensaga der 70er und 80er Jahre hat genau das etabliert. Doch in den neuen 20ern reicht das nicht mehr. Das Böse spawnt nicht einfach, weil George Lucas es braucht. Die Rebellion ist nicht da, nur weil es das Böse gibt. Dieses magische Kunststück haben nur die Sequels wiederholt und sind unter anderem deshalb gescheitert. Die heutige Zeit funktioniert nicht mehr mit der Selbstversicherung, dass wir die Guten sind und die anderen die Bösen. Es reicht kein glorreicher Sieg mehr, damit wir jubelnd aus dem Kino gehen. Es braucht genau diese Geschichten, die Andor erzählt. Was bedeutet es, eine Rebellion zu bilden? Warum ist Widerstand keine logische Konsequenz aus Unterdrückung, sondern Resultat des Muts weniger, der viele inspiriert? Welche Maske trägt das Böse? Wie agiert es abseits von Massenvernichtungswaffen? Welche Macht hat Propaganda? Wieso wird die Wahrheit von denen gepachtet, die sie am eifrigsten verschleiern wollen? Wieso fürchten sich autoritäre Herrscher vor der Wahrheit in Form einer Rede vor einem demokratischen Gremium, im Rahmen einer Demonstration oder einfach nur in den eigenen vier Wänden? Wie zerstören Autokratien erst die Gegenseite und bei Bedarf auch die eigenen Untergebenen? Welche Folge hat das fehlende Aufstehen und Widersprechen? Wieso kann Unterdrückung nie von Dauer sein?

Andor findet auf all diese Fragen nicht unbedingt Antworten, weiß sie aber zu stellen. Genau das ist Fernsehen, in den neuen 20er Jahren und genau deshalb hilft die Serie dabei, Star Wars wieder so politisch aufzuladen, wie es schon immer war. Nur eben mit genau den Motiven, die heute den Zeitgeist treffen und sich nicht auf der Nostalgie ausruhen, wie es zu viele andere Serien und vor allem die Filme der jüngeren Generation getan haben.

Cassian Andor (Diego Liuna) in Lucasfilm’s ANDOR Season 2, exclusively on Disney+. Photo courtesy of Lucasfilm. ©2025 Lucasfilm Ltd. & TM. All Rights Reserved.

10 Kommentare

  1. Die letzten fünf Minuten der zwölften Folge waren wirklich atemberaubend – ich hatte Gänsehaut. Aber der Moment, in dem wir B2EMO beim Fangen spielen sehen, hat mich vollkommen umgehauen. Da entluden sich all die angestauten Emotionen der letzten zwei Stunden auf einen Schlag.
    Das war ganz großes Kino!

  2. Eine sehr schöne Rezension, der an sich nichts mehr hinzuzufügen ist. Ich möchte aber nochmal Tony Gilroy, Diego Luna und allen an der Serie Beteiligten für ihren Beitrag dazu danken, diese wichtige, erstklassig erzählte Serie umzusetzen. Man liest oft „ganz großes Kino“, aber das war es auch – selbst in den Momenten, die an und für sich eher kleines Kino waren. Ich hoffe, Star Wars schafft es irgendwann nochmal, diesen Höhepunkt zu erreichen, aber wenn nicht, dann war das qualitative Auf und Ab der letzten Jahre es trotzdem alles wert, nur damit wir Andor bekommen haben.

  3. Bei der doch stark schwankenden Qualität seit der Disney Übernahme bin ich jedes Mal besorgt bevor eine neue Serie oder Staffel kommt, vor allem wenn Sie in so große Fußstapfen wie Andor S1 und Rogue One schlüpft: Aber Sie haben es geschafft, Andor S2 ist einfach der Hammer und das Star Wars Feeling pur für mich

  4. Bei all dem, was du sehr treffend analysiert hast, möchte ich doch in einem Punkt widersprechen: Die Stilisierung Luthens finde ich schwierig. Er erhöht sich nicht nur oft selbst, er ist, das hat man schon in der ersten Staffel gesehen, hochgradig manipulativ und versucht, praktisch jede andere Person dazu zu bringen, das zu tun, was er will. Dabei schreckt er auch nicht vor aggressivem und toxischem Verhalten zurück. Selbst Mon droht er ja auf Coruscant indirekt, sollten Rede und Exfiltration schiefgehen. Dass er trotzdem durchweg als der tragische Held, inklusive tragischem Suizid, gefeiert wird, hinterlässt bei mir einen Beigeschmack. Letztlich könnte man die Geschichte jetzt auch so lesen, dass alles immer nur von Luthens Gnaden geschehen ist – und das ist eigentlich nicht mein Verständnis von der Geschichte der Rebellion. Und auch die Zuschreibung der Empathie wage ich zu bezweifeln. Nicht nur ist Lonnis Tod äußerst unnötig: Luthen weiß ohnehin, dass es für sein Versteckspiel vorbei ist, da hätte er genauso gut Lonni samt Familie bspw. mit Kleya ausfliegen lassen können, um dann alleine die Galerie zu vernichten. Für mich war es eine Kurzschlussreaktion, ihn zu töten und kein „Opfer für die Sache“, zumal es nicht er ist, der das Opfer bringt, sondern ungewollt Lonni. Dasselbe hatten wir schon bei Tay und auch in der ersten Staffel ganz generell: „Viele Völker werden leiden.“ – „Das ist der Plan.“ So wie Luthen über die Serie hinweg und gerade auch im letzten Arc mit den Rückblenden gezeichnet wurde, sehe ich seine Motivation eben gerade nicht in der Empathie für andere, sondern in der Bewältigung seines eigenen Traumas – und freilich aus inhaltlicher Überzeugung für die Sache.

    1. Interessant, mein Gedanke ist das er Lonni tötet um dessen Familie zu beschützen. Denn das Imperium wäre nun mal schnell bei seiner Familien und würde diese in „Sicherheit“ bringen. 🤔
      Denn Luthen hat eher damit gerechnet das sie geschnappt werden anstatt zu entkommen. Dazu noch Familie abholen etc., auch meine „Berechnung“ wäre der Tod von Lonni gewesen um dessen Kind und Frau zu beschützen, denn das war Lonni am Ende am wichtigsten. 🤔

    2. Ich würde tatsächlich sagen, dass der springende Punkt für Luthen ist, dass er genau weiß wie verwerflich seine Taten sind und sich zu einem gewissen Grad selbst dafür verabscheut. Gerade wenn wir an seinen Monolog in Staffel 1 denken, wo er Lonni sagt, dass er dazu gezwungen ist mit den gleichen Mitteln wie das Imperium zu kämpfen zeigt, dass er nicht empathielos an die Sache ran geht. Ein Gegensatz dazu ist z.B. Saw, dem kollaterale Opfer in seinem Wahn ja schon völlig egal sind. Aus Luthens Sicht wäre es fatal Lonni gehen zu lassen, nicht nur wegen der Nennung von Yavin, sondern weil Luthen damit rechnen muss, dass Lonni bereits überwacht wird. Inbesondere weil wir in den Folgen vorher zusehends erleben, wie auch Luthen paranoider wird was sein Netzwerk angeht. Inbesondere, weil ja nicht immer alles nach von seinen Gnaden geschieht. Der Aufstand auf Ferrix, der Großteil der Ghorman-Resistánce usw. sind ja ohne seinen Einfluss erst groß geworden. Sicherlich ist Luthen keine Lichtgestalt, aber ich denke er ist eben auch kein empathieloser Drahtzieher. 🤔

    3. Für mich tritt Luthen als Rolle auf. So wie er sich immer verkleidet. Er hat die Rolle des ruchlosen und toxischen Strippenziehers angenommen.
      Wenn auf die Rebellion eine neue Regierung folgt, wäre er einer der ersten, bei dem man einen Prozess gegen die eigenen Leute initiieren müsste. Er hat unbeschreibliche Dinge getan, die Waffen seines Feindes genutzt. Aber eben nicht, um sich selbst zu einem Kommandanten oder Anführer zu machen, sondern um das Feuer der Rebellion zu entfachen.
      Je stärker die Unterdrückung, desto stärker der Widerstand – das weiß Luthen. Mothma sah sich ja in den Legends mit dem Vorwurf konfrontiert, dass es ihr nur um Macht gegangen sei. Luthen kann man das denke ich nicht nachsagen.

      Lonni einfach ausfliegen zu lassen, ist zu simpel. Luthen hört endlich, wie nah Dedra ihn auf den Fersen ist und endlich von dieser ominösen Waffe. In dem Moment, wo er Yavin erwähnt, übernimmt sein Agenten-Gehirn, so wie auf Kafrene Andor verhindert, dass der Spion in die Hände des Imperiums gelangt.
      Ich würde unterstellen, dass er schon vorhatte Lonni eines Tages vielleicht zu helfen. Aber in dem Moment geht es um etwas so viel Größeres, hin zu dem Sonnenaufgang, den er selbst nicht mehr sehen wird. Und wenn er dafür das Leben von Lonni und auch sein eigenes opfern muss, damit das Imperium sie beide nicht ausquetschen kann, dann tut er das.

      Das mag nicht sonderlich fair sein oder gar empathisch gegenüber dem Spion, aber so habe ich das ja auch geschrieben. Es muss aber empathisch gegenüber der Rebellion als Ganzes sein, da Luthen all das ja seit der ersten Staffel tut, in dem Wissen, die siegreiche Rebellion selbst nicht zu erleben. Warum dann überhaupt einbringen, wenn nicht aus Empathie gegenüber der Sache der Rebellion?

      Mon hat er beschützt, ihr aber auch gedroht. Je nachdem, was sie vorhatte und wie das der Rebellion geholfen/geschadet hätte. Ist das alles nur seine Perspektive? Ja! Aber wem kann ein isolierter, verdeckter Netzwerker sonst die Entscheidung abgeben? Luthen hat so lange alleine gegen das Imperium gekämpft, dass er nur seinen Weg sieht und der „Erfolg“ gibt ihm ja irgendwie auch recht. Immerhin ist die Rebellion endlich dabei, zusammenzuwachsen. Er weiß aber auch, dass er dabei keine Rolle spielen kann – er würde wegen all dem nie akzeptiert werden. Eine Sorge, die Bail Organa ja wenig verblümt betätigt.

    4. Vielleicht stör ich mich auch etwas zu sehr an dem Begriff „Empathie“. Nach meinem Verständnis (und ich hab zur Sicherheit nochmal im Duden nachgeschaut) geht es um das Einfühlungsvermögen in andere Menschen. Nicht um den Glauben an eine abstrakte Sache wie die Rebellion. Letzteren würde ich Luthen und auch Saw durchaus zusprechen, aber eben nicht den emotionalen Zugang zu konkreten Personen.

      Und ich bleibe eigentlich schon dabei, dass er Lonni und dessen Familie hätte retten können. Gerade, weil Dedra so fokussiert auf Luthen war, wäre er ja die perfekte Ablenkung gewesen, um die anderen von Coruscant wegzuschaffen. Ich sehe es andersherum: Das ISB ist auch mit einem toten Lonni schnell dahintergekommen, dass dieser ein Spion ist und wird es jetzt erst recht auf dessen Familie abgesehen haben, ohne dass sie noch jemand beschützen kann.

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