Rezension: Andor S02E04-06: Drei VSY

Im zweiten großen Arc der zweiten Staffel keimt der Konflikt auf Ghorman zunehmend auf und hat trotzt Billigung von beiden Seiten eine unerwartete Konsequenz. Warum diese Folgen wieder eher dem Schema vom Auftakt der ersten Staffel folgen und dadurch für manche zu langsam erzählt sein könnten, genau das aber wichtig für den Rest der Staffel werden dürfte.

Ich frage mich, verfolgen wir Kriminelle oder machen wir sie dazu?

Mon Mothma zu ihren Senatskollegen

Wie immer enthalten unsere Rezensionen Spoiler zu den besprochenen sowie allen vorherigen Folgen.

Liberté, Egalité, Ghormanité

Da sind wir also. Endlich auf Ghorman. Nachdem wir in der ersten Folge der zweiten Staffel bereits auf die „Ghorman-Konstante“ eingeschworen wurden, sehen wir den Planeten nun erstmals in seiner ganzen Pracht. Vor Ort regt sich im Stadtrat Widerstand gegen die imperiale Besatzung. Der Bau des in der ersten Folge erwähnten Waffendepots geht voran und wird als Bürokomplex getarnt. Doch eigentlich ist es ein offenes Geheimnis, dass es sich um eine Militärpräsenz handeln wird. Grund genug also, endlich Widerstand zu leisten und erst mit Cassian und dann schließlich mit Vel einen Coup zu landen.

Mir hat die Darstellung des Planeten sehr gut gefallen. Während im ersten Arc vor allem die Architektur des Mothma-Anwesens herausstach, was eine Mischung aus japanischer und nordischer Architektur war, haben wir es auf Ghorman mit einer durch und durch französischen Welt zu tun – mit leichten italienischen Architektur-Einflüssen. Diese Nähe zur Realität, dass ausgerechnet die Ghormaner dann auch noch modeaffin sind, mag erstmal plump wirken, hilft uns aber durch die Assoziation mit den Klischees im Kopf dabei, die Kultur schneller zu erfassen. Immerhin tragen die Ghormaner auch gerne Baskenmützen. Das obligatorische Baguette unterm Arm fehlte jedoch durchgehend. Dafür handeln sie gerne mit Touristen-Kram an historisch wichtigen Stätten.

(L-R) Kyril Sarn (Kyle Soller) and Samm (Abraham Wapler) in Lucasfilm’s ANDOR Season 2, exclusively on Disney+. Photo courtesy of Lucasfilm. ©2025 Lucasfilm Ltd. & TM. All Rights Reserved.

Auch die Sprache der Ghormaner erinnert ans Französische und wirkt sehr gut entwickelt. Es ist ja mittlerweile üblich, dass für aufwändigere Produktionen eigene Sprachen entwickelt werden. Sei es Valyrisch in Game of Thrones oder natürlich Klingonisch in Star Trek. Auch diese Sprache, wie schon die der Kenari in Staffel eins, wirkt authentisch und passt zu den Menschen, die sie sprechen. Alles wirkt organisch und durchdacht. Brillant fand ich daher auch die Wahl für die Ghormaner ausschließlich französische Schauspieler zu casten. So wie britisches Englisch besonders autoritär und damit imperial wirkt, ist auch der französische Akzent näher an der Fantasiesprache der Ghorman, die ja auf dem Französischem basiert.

Da passt es natürlich auch, dass gerade die Ghormaner wie dafür geschaffen sind, eine Rebellion oder wohl eher Revolution anzustacheln – um mal wieder die Klischee-Assoziationen zu bemühen. Da stellt sich nur die Frage, wieso sie dafür Hilfe von außen brauchen. Oder handelt es sich da auch um die realweltliche Inspiration der Französischen Revolution 1789 durch den Widerstand der Amerikaner gegen die britische Kontrolle 1775 bis 1783. Aber das führt zu weit.

Syril Karn (Kyle Soller) in Lucasfilm’s ANDOR Season 2, exclusively on Disney+. Photo courtesy of Lucasfilm. ©2025 Lucasfilm Ltd. & TM. All Rights Reserved.

Jedenfalls hat mich der langsame Einstieg und die Etablierung der Kultur der Ghormaner zunächst etwas herausgerissen. So schön und authentisch das alles ist, zu stark war ich noch auf die ersten drei Folgen der Staffel gepolt. Denn dort folgte alles einem Schema von Aufbau, Entwicklung und Auflösung. Doch die Auflösung wollte in diesem Arc einfach nicht kommen. Er erinnert daher viel stärker an den Auftakt der ersten Staffel, wo nur am Ende des ersten Dreiteilers mal wirklich Action und Auflösung stattfand und das Worldbuilding auf Ferrix für viele zu langatmig war. Doch der Payoff dessen kam dann ja mit dem Staffelfinale und genauso wird es hier sein. Ghorman wird uns in den kommenden sechs Folgen noch ausgiebig begleiten und deshalb ist die Darstellung der Kultur und wie unerfahren die Ghormaner noch sind – und sich damit eignen viel falsch zu machen, wie es sich Krennic und Dedra wünschen – essenziell. Auch wenn es das Pacing und damit die Spannungskurve etwas abflacht und wieder eher zum Auftakt der ersten Staffel verschiebt.

Ghorman selbst braucht dieses Worldbuilding in jedem Fall, da es bisher ja nur ein geflügeltes Wort war. Wir wissen von Tarkins Massaker zu Beginn der imperialen Herrschaft (entnommen aus den Legends) und von Mothmas Rede in Star Wars Rebels. Spannend, dass nun beide Massaker als kanonisch deklarieren werden und Tarkins Landung auf den Demonstranten ein Jahr nach dem Ende der Klonkriege als erster Schicksalsschlag dient. Tarkin war da auch nach dem neuen Kanon bereits Moff, weshalb sich die Erzählung nicht sehr widerspricht. Spannender ist, dass dieses Joch durch das Imperium bereits zu Beginn der imperialen Herrschaft jetzt auch dabei helfen kann, den erneuten Widerstand einerseits leichter anzufachen – immerhin überschattet das neue Gebäude des Imperiums die Gedenkstätte – als auch den Widerstand leichter zu diskreditieren, wenn das Narrativ gut gesponnen wird (pun intended). Der Page hat immerhin schon seine passive Rolle in all dem gegenüber Cassian angezweifelt, nachdem er seinen Vater bei Tarkins Massaker verloren hat. Da ist es nur noch ein kleiner Sprung hin zur Ghorman Front.

Syril im Wunderland

Jemand, der während all dem den schönsten Tag seines Lebens hat, ist Syril Karn. Endlich darf er im Besprechungsraum des ISB stehen und sieht dabei mit seiner braunen Uniform total unpassend aus. Viel zu viel Farbe für diese weiße Hölle. Denn Dedra hat ihn kurzerhand zu ihrer Vorhut auf Ghorman gemacht. Dort äußert er sich als Abteilungsleiter der Behörde für Standadisierung skeptisch gegenüber der Propaganda des Imperiums und die Ghorman Front hört ganz zufällig zu. Solange, bis er endlich zu einem ihrer Treffen eingeladen wird und sich mit dem Anführer Carro Rylanz trifft. Mit all den Infos geht es dann schnell zurück nach Coruscant, um nach einer Stunde Spaß im Dunklen, endlich dem Imperium davon zu berichten.

Syril Karn (Kyle Soller) in Lucasfilm’s ANDOR Season 2, exclusively on Disney+. ©2024 Lucasfilm Ltd. & TM. All Rights Reserved.

Dedra hat sehr eindeutig soziopathische Züge und Syril ist einfach jemand, der gerne gefallen will. Dazu hat ihn wohl der Drachen von Mutter gemacht. Da frage ich mich, ob zwischen den beiden tatsächlich sowas wie Liebe existiert, oder sie ihn von langer Hand ausgenutzt hat. Sie wusste, dass er an Axis dran war. Also war er ihr dienlich, als sie noch dieses Projekt leitete. Nun kann sie ihn als Informant auf Ghorman benutzen, um ihre Karriere zu fördern. Die Frage ist also berechtigt. War das Gespräch mit Syrils Mutter nur dazu da, dass er mit ihr regelmäßig authentisch telefoniert, um diese Gespräche für ein Anbiedern an die lokale Rebellion zu nutzen? Dedra ist kalt und berechnend und nutzt eher andere aus, als sich selbst ins Schussfeuer zu stellen. Sie versucht das ja auch mit anderen: Ihr ehemaliger Assistent ist nun befördert worden und leitet die Axis-Analyse. Doch den Befehl, weiterhin an sie zu berichten, lässt dieser einfach abblitzen. Ob Syril aus dieser „Beziehung“ jedoch unbeschadet herauskommt – ich wage es zu bezweifeln.

Spannend ist jedoch, wie gut Kyle Soller Syrils leicht unbedarfte Art des Spions spielt. Er schafft die Gratwanderung zwischen vertrauenswürdig und trotzdem unerfahren in solchen Dingen gegenüber den Ghormanern zu geben. Aus diesem Grund ist er wohl auch der geborene Informant und ungeeignet für eine wirkliche Stelle beim ISB. Denn wie Missionen laufen, die in seiner Verantwortung liegen, haben wir ja im Serienauftakt damals gesehen.

Klebstoff-Schnüffler Saw

Eine sehr losgelöste Handlung in dem Arc ist die rund um Saw Gerrera und Wilmon Pak. Dieser liefert im Auftrag von Luthen eine Vorrichtung, um das hochexplosive und giftige Rhydonium aus einer Pipeline zu pumpen. Wilmon soll daraufhin einen von Saws Technikern darin unterweisen, die vielen Sequenzen dieser Apparatur zu lernen. Danach will Saw ihn umbringen, weil er zu viel gesehen habe. Doch stattdessen stirbt der Techniker, da dieser angeblich dem Imperium berichtet haben soll und Wilmon wird zu Saws Erfüllungsgehilfen.

Die ganze Handlung wirkt wirklich wie losgelöst von allem und jeden. Doch genau das passt ja so gut zu Saw Gerrera. Seine wahnsinnige Art ist der genaue Kontrast zur Planungseuphorie von Luthen und Co. Und trotzdem müssen sie irgendwie auch mit ihm zurechtkommen, wenn schon nicht zusammenarbeiten. Andererseits ist er – richtig gelenkt – doch genau die richtige Sprengkapsel, um Luthens Feuer zu entfachen, was er so unbedingt will. Es würde mich nicht wundern, wenn Saw Gerrera am Ende der entscheidende Funke auf Ghorman wird, der den Griff des Imperiums schließlich legitimiert. Oder vielleicht dem reibungslosen Plan beider Seiten einen Strich durch die Rechnung zu machen droht.

(L-R) Saw Gerrera (Forest Whitaker) and Wilmon Paak (Muhanned Bhaier) in Lucasfilm’s ANDOR Season 2, exclusively on Disney+. ©2025 Lucasfilm Ltd. & TM. All Rights Reserved.

Wilmons Story gefällt mir dabei übrigens sehr gut. Immerhin passt diese eher extreme Gruppierung irgendwie zu dem, der in der ersten Staffel eine Bombe auf das Imperium warf, um den Tod seines Vaters zu rächen. Bisher war seine abgeklärte Verarbeitung des Geschehenen fast schon unglaubwürdig. Doch jetzt wissen wir, dass er sich erst nach dem Schnüffeln von Rhydonium und Saws Dschungel-Hautkratz-Story so wirklich traut, sich dem Hass und dem Widerstand hinzugeben. Während der Bombenwurf eine Momentaufnahme, ein Aufblitzen seines extremen Handelns war, beginnt er es nun wohl im Dienst von Saws Sache zu manifestieren und zu stärken. Auch das macht die Rebellion mit einem.

Nur am Rande Coruscant

Coruscant und damit Mons Story findet in diesem Arc auffällig wenig Beachtung. Mon Mothma lässt mal wieder den Don Quijote raushängen und versucht vergeblich die Strafneuordnung – die damals für ein Jahr nach dem Überfall auf Aldhani erlassen wurde und auch Cassian zum Verhängnis wurde – rückgängig zu machen. Dafür geht sie auf Stimmenfang und kassiert fast durchgehend Absagen. Schön zu sehen, dass sich immer weniger Senatoren noch für das „Richtige“ entscheiden und damit ihrer eigenen Abschaffung die beste Grundlage geben. Während in The Mask of Fear noch genug Idealisten oder zumindest Opportunisten da waren, um Mons Idee mitzutragen – so konsequenzlos sie am Ende auch sein mag – ist hier nichts mehr zu machen.

Perrin: Ganz schön schwierig, die Unaufrichtigkeit eines ganzen Jahres in drei Abende zu quetschen.

Mon: Auch das kriegst du hin.

Viel wichtiger sind da schon die Amtseinführungen mit all den Banketten und Dinners. Jeder will sich feiern lassen und lädt überschwänglich ein. Der ganze Regierungsbezirk von Coruscant ist nur noch eine Selbstbeschäftigung. Opium für die einst relevanten Politiker, während Imperator Palpatine den Neubau einer Foltereinrichtung mitten auf Coruscant einfach so erlauben kann. Auf einem dieser Feste kumuliert am Ende auch der Handlungsstrang von Luthen und seiner Assistentin Kleya Marki. Denen droht nämlich Entdeckung, weil sie ein Abhörgerät in einem Kunstwerk bei Sculden versteckt haben, das jetzt genauer untersucht werden soll.

Das wirkt zunächst etwas sehr zufällig, aber genau an solchen dummen Gründen, kann eine Rebellion scheitern, bevor sie richtig losgeht. Je mehr Haken man auswirft, desto mehr mag man fangen, aber desto eher kann man sich auch verheddern. Genau das kritisiert Luthen auch gegenüber Kleya, die darauf bestand, überall Ohren zu haben. Langsam liegt die Vermutung nahe, dass sie eher ihn lenkt als andersherum. Generell gefällt es mir sehr gut, dass der Fokus sich auch mehr auf sie verlagert. Sie hält alle Fäden zusammen und nur durch sie kann Luthen sein gigantisches Netzwerk überhaupt am Laufen halten. Gut also, dass das auch mal deutlich zur Sprache kommt und die beiden immer noch Zeit haben zusammen zu scherzen, wenn eine Mission erfolgreich war.

(L-R) Perrin Fertha (Allistair Mackenzie), Mon Mothma (Genevieve O’Reilly) and Luthen Rael (Stellan Skarsgård) in Lucasfilm’s ANDOR Season 2, exclusively on Disney+. Photo courtesy of Lucasfilm. ©2025 Lucasfilm Ltd. & TM. All Rights Reserved.

Auch beim Fest zugegen sind neben Mon Mothma und Perrin einige ISB-Offiziere als auch Orson Krennic. Beim Gespräch über die Kunst einer unterdrückten Gesellschaft – den Carmeenern – geraten er und Mon in ein Wortgefecht. Dieses verläuft zivilisiert, aber ich liebe es, wie Mon es durch ihre Stellung wagen kann, solch direkte Worte zu finden und es nur als Opposition statt Rebellion verstanden wird. Beziehungsweise es nur so verbucht wird. Immerhin ist sie bedacht darauf den Stein in ihrer Hand zu zeigen und damit das Schwert an der Kehle – was in Form von Luthen und seinem Netzwerk direkt neben ihr steht – zu verbergen. Genau diese Metapher aus der ersten Staffel kommt hier hervorragend zum Tragen. Luthen schaut nervös zu Kleya, die versucht den Sender zu entfernen und schafft es eben nur, weil Mon Krennic in ein Wortgefecht verwickelt. Sie ist die perfekte Ablenkung und das wird in diesem Moment sehr bildlich klar und verlässt damit den Raum der reinen Metapher.

Cassian und die Feinheiten der Rebellion

Währenddessen hat Cassian Probleme damit, den Sinn in all der Aufregung rund um Ghorman zu sehen. Getarnt als Designer reist er auf den Planeten, tritt in Kontakt mit den Einheimischen und führt ihnen vor Augen, wie stümperhaft sie bisher operiert haben. Doch am Ende kommt es zu keiner Unterstützung von ihm. Er reist wieder ab und berichtet Luthen, dass der Planet schlicht nicht bereit sei zu rebellieren. Und wenn sie es täten, dann würde ein Feuer losbrechen, dass die Bevölkerung verschlingen würde. Genau dieses Feuer soll jedoch brennen, wie Luthen sagt. Cassian will damit nichts zu tun haben. Sicherlich hatte darauf auch das Gespräch mit Bix einen Einfluss, bei dem sie nicht versteht, wieso sie so viele Menschen töten. Außerdem wohl auch Brassos unnötiger Tod – hineingezogen in eine Rebellion, für die sie nicht bereit waren. Cassian ist noch nicht bereit dazu jene zu opfern, die unschuldig sind. Er ist eher der Einzelgänger und will niemanden sonst in Gefahr bringen. Das ehrt ihn, bringt aber die Rebellion nicht in dem Sinne weiter, wie Luthen es plant. Und würde auch ihn in Rogue One nicht weiterbringen. Denn die Mission wäre so schon auf dem Ring von Kafrene gescheitert.

Cassian Andor (Diego Luna) in Lucasfilm’s ANDOR Season 2, exclusively on Disney+. Photo courtesy of Lucasfilm. ©2025 Lucasfilm Ltd. & TM. All Rights Reserved.

Besonders gefallen hat mir, dass Luthen und Dedra auf das gleiche Ziel hinarbeiten, sich aber unterschiedliche Ereignishorizonte davon erwarten. Klar war das ja schon nach dem ersten Arc, aber hier zeigt es sich ganz deutlich. Sowohl das Imperium als auch Luthen tun alles dafür, dass die Rebellion auf Ghorman wächst. Dedra und das ISB erhofft sich davon Legitimation für den kurzsichtigen Rohstoffabbau; Luthen Legitimation für eine langfristige Rebellion. Diese Parallelität ist bisher mein Highlight der Staffel, weil sie so glaubwürdig und gleichzeitig tragisch ist.

Director Orson Krennic (Ben Mendelsohn) in Lucasfilm’s ANDOR Season 2, exclusively on Disney+. ©2025 Lucasfilm Ltd. & TM. All Rights Reserved.

Luthen allgemein ist eine Figur, die ja bereits in Staffel eins wunderbar ambivalent war. Er ist eigentlich ja einer der Helden der Geschichte, handelt aber oft skupellos. Die Frage ist nur, würde es ohne ihn überhaupt eine Rebellion geben, wie wir sie in Episode IV sehen? Es braucht eben jene, die sich die Hände schmutzig machen und sie danach nicht in Unschuld waschen, sondern lernen damit zu leben, dass sie Spuren hinterlassen. Rebellion kann auf Idealen begründet sein, doch geschmiedet wird sie selten in Senatszimmern oder ehrenhaften Kämpfen. Das weiß Luthen, das wissen auch wir und das fasst Krennic so schön zusammen: „Mein Rebell, ist ihr Terrorist“.

Die Opfer, die wir bringen

Nachdem Andor sich seiner Rolle auf Ghorman also vorerst entzieht, holt Luthen die andere Geheimwaffe hervor: das Duo aus Vel und Cinta. Das erste Mal seit über einem Jahr sehen sie sich auf Ghorman wieder und endlich kommt es zu der ersehnten Aussprache, die jedoch noch viele Themen auf die Zukunft – nach der Mission – vertagt. Bei dieser Mission kommt es dann jedoch zu einem fast banalen, beiläufigen Schuss, der all diese Ziele und Wünsche zunichtemacht.

(L-R) Vel Sartha (Faye Marsay) and Cinta Kaz (Varada Sethu) in Lucasfilm’s ANDOR Season 2, exclusively on Disney+. ©2025 Lucasfilm Ltd. & TM. All Rights Reserved.

Die Mission war von beiden Seiten gewollt – das Imperium schaut zu und greift erst ein, wenn sie entkommen sind. Kein Widerstand war geplant, doch die Rebellen, die verlässlich das Falsche tun, sind bereits am Werk. Denn Cinta wird erschossen, weil sich zwei Ghormaner über die Beteiligung an dem Coup streiten. Und das, obwohl sie eigentlich auf der selben Seite stehen. Dieser beiläufige Tod macht uns als Zuschauer wütender als Vel – zumindest hat es den Anschein. Denn es ist ja schon eine Schande, dass diese Killermaschine Cinta, die soeben noch darüber gesprochen hat, dass sie sich nicht wiedererkennt und nach einem Unfall lange außer Gefecht war und viel nachgedacht hat, einfach so beiläufig erschossen wird. Keine Klimax, kein „echter“ Konflikt. Wie schlecht soll das Writing bitte noch werden?

Im Gegenteil. Genau diese Beiläufigkeit greift wieder diese Kipppunkte auf, an denen Rebellionen scheitern können. Sei es nun eine Wanze in Sculduns Sammlung oder ein fehlgeleiteter Schuss eines übereifrigen, jungen Rebellen. Dieses Leben und das Ideal dahinter birgt Risiken – oft auch im eigenen Lager. Die Tragik hinter diesem Tod resultiert ja aus der vorangegangenen Freude, dass sie sich endlich aussprechen können und wiedersehen. Krieg ist schmutzig und oft auch schlicht sinnlos. Gerade diese Mission ist nicht mal ein wirklicher Stachel im Fleisch des Imperiums, im Gegenteil: sie nährt ihre spätere Legitimation. Wie soll man das besser verdeutlichen als durch einen so sinnlosen Tod?

(L-R) Cinta Kaz (Varada Sethu) and Vel Sartha (Faye Marsay) in Lucasfilm’s ANDOR Season 2, exclusively on Disney+. Photo courtesy of Lucasfilm. ©2025 Lucasfilm Ltd. & TM. All Rights Reserved.

Vels Reaktion darauf ist zwar wütend aber abgeklärt. Sie weiß, dass diesem jungen Rebellen das Ereignis ein Leben lang verfolgen wird. Er wird sich im Schlaf nicht wohl fühlen und auch sonst immer Cintas Gesicht sehen. Warum weiß sie das? Weil es ihr selbst so geht. Wer weiß, wie oft Vel den sterbenden Nemik sieht, der von den Geldbarren zerquetscht wurde oder an die Aldhani denkt, die infolge einer Mission, die sie geleitet hat, eingesperrt wurden. Keiner erkennt sich am Ende wieder, wenn diese Rebellion andauert – und sie überlebt. Und auch Cassian wird diese Lektion wohl noch lernen müssen und seine Rolle auf Ghorman spielen, bevor er in Rogue One selbst zu einer solchen Lektion werden wird.

Die Befreiung der Bix Caleen

Denn in Vel und Cintas Beziehung spiegelt sich auch in gewissen Grundzügen die von Cassian und Bix wider. Beide lieben sich und wollen füreinander einstehen. Beide nutzen offizielle Anlässe, bei denen sie auffliegen könnten, dazu, um den Verbleib ihrer Liebsten oder deren Wohlergehen zu klären. Beide sind dadurch in gewisser Weise nicht ganz auf die Mission fokussiert. Beide sind dadurch mitunter ein Risiko. Egal ob Vel nun bei der Hochzeit von Leida nach Cinta fragt oder Cassian abends in Luthens Antiquariat vorbeischaut.

Bix Caleen (Adria Arjona) in Lucasfilm’s ANDOR Season 2, exclusively on Disney+. Photo courtesy of Lucasfilm. ©2025 Lucasfilm Ltd. & TM. All Rights Reserved.

Luthen weiß deshalb, wie gefährlich eine solche Beziehung werden kann. Gerade, wenn ein Teil davon eher zur Belastung statt Hilfe wird. Bix leidet weiterhin an Albträumen von Dr. Gorst, der sie einst auf Ferrix folterte. Sie nimmt Schlafmedikamente, hängt drogenbenebelt in den Seilen und rafft sich nur schwer auf, einen Sinn in ihrem Tun zu finden. Luthen zeigt daher etwas, was wir sonst nur selten sehen: Empathie. Er besucht sie, redet mit ihr und weil das so selten ist, vermutete Cassian direkt einen tieferen Sinn dahinter.

Hier kommt ein weiteres Highlight des Arcs ins Spiel: Lonni Jung. Der ISB-Spion für Luthen ist in diesem Arc nicht nur dafür zuständig, dass Luthen zunächst von Ghorman erfährt. Er schafft es auch durch seine Ansprache in der ISB-Versammlung in den inneren Kreis einer neuen Gefangenen-Strategie zu kommen und dadurch zu erfahren, dass Dr. Gorst nun auf Coruscant ein neues Zentrum erhalten soll, um seine Methoden weiterzuentwickeln. Mit dieser Info verhilft Luthen Bix dann also zu ihrer Rache und sie marschiert triumphierend in Cassians Jacke aus dem Gebäude, was sie kurz danach in die Luft jagen. Mitten auf Coruscant.

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Es mag wie ein Sieg, eine Befreiung oder schlicht nur Rache wirken. Ich glaube jedoch, dass Tony Gilroy und Co vielschichtiger mit dem Thema umgehen. Sind dadurch all ihre Sorgen weg? Oder verschieben sich die Träume nur noch mehr auf den gefallenen Soldaten oder diejenigen, die sie töten musste? Träumt sie von Brasso oder von Cassians möglichem Ende? Egal wie das weitergeht, klar ist, dass die Liebesgeschichte eine tragische Wendung haben wird. Schließlich hat Cassian in Rogue One so gut wie alles verloren und immerhin spiegelt sich die Liebe in Kriegszeiten ja mit der von Vel und Cinta. Vielleicht also auch der Ausgang dieser Liebe.

Fazit

Der zweite Arc von Andor Staffel zwei schlägt überraschenderweise wieder eher in die Kerbe des Serienauftakts in Staffel eins. Sehr viel Worldbuilding und Figurenetablierung findet auf Ghorman statt, während Coruscant fast schon beiläufig abgehandelt wird. Mon Mothmas aussichtsloser Kampf im Senat geht weiter, um ihre Abkehr von diesem Gremium infolge des Ghorman-Zwischenfalls in den kommenden Folgen nachvollziehbarer zu machen. Vorrangig jedoch handelt sowohl eine berechnende Dedra Meero – verkörpert durch ihren wohlfeilen Spitzel Syril Karn als auch eine noch unerfahrene Rebellentruppe auf Ghorman – mit all den Konsequenzen, die daraus folgen. Cassian lernt währenddessen auch in Verkleidung authentisch zu agieren, ist ansonsten aber noch nicht geschaffen für diese Art von Arbeit und geht lieber der Rache zusammen mit Bix nach. Das Pacing der Folgen wirkt daher insgesamt etwas weniger systematisch als das der ersten drei Folgen der Staffel, was zum Gefühl gewisser Längen führen kann. Dennoch sind sie in Hinblick auf den zentralen Konflikt auf Ghorman wohl unerlässlich, so wie es einst auch die Darstellung der Kultur auf Ferrix für das spätere Staffelfinale war.

2 Kommentare

  1. Ich war sehr begeistert von den Franzosen und Syril mit Baskenmütze! Man hätte gut eine kleine „Les Misérables“-Einlage einbauen können! 😄 Auch die ganze Architektur auf Ghorman war faszinierend. Ich liebe ja immer Orte in SW, bei denen ich mir vorstellen kann, dass ich sie auch als Touristin besuchen würde. Syril und Dedra sind, auch mit der neuen Dynamik, nach wie vor superspannend und Mon und Perrin bei irgendwelchen Galas schaue ich grundsätzlich gerne zu. Ich hätte aber gern gewusst, wie es den beiden viel zu jung verheirateten Kids jetzt geht.

    Mit dem Pacing hatte ich tatsächlich dieses Mal mehr Probleme. Mir kam es auch wesentlich langsamer vor als letzte Woche, aber ich fand auch, dass die Handlung oft gesprungen ist und man sich einiges zwischen den Szenen dazudenken musste. Mit der ganzen Saw-Storyline konnte ich wenig anfangen.

  2. Diese zeitweise Entschleunigung tut der Serie auch gut, vor allem da die sechste Folge dann doch wieder das Tempo ordentlich hochschraubt in der zweiten Hälfte. Ich hatte dabei auch den Gedanken, dass wir da ein bisschen miterleben wie sich dieses gezwungene Warten anfühlt, das vor allem Bix aber auch Cassian anfangs mitmachen. Eine Rebellion kann eben nicht permanent mit Action von statten gehen und deshalb müssen wir uns auch in Geduld üben.

    Der Resistánce-Flair hat mir auch super gefallen, inklusive der Problematik, dass der Wille zwar da ist, aber die Erfahrung und das abgeklärte Können völlig fehlen. Wie schon bei der Begegnung mit der halbgaren Truppe auf Yavin 4 zeigt das wunderbar, dass eben nicht alle Rebellengruppen so durchdacht sind wie Luthens Netz oder überhaupt schon soweit in ihrer Planung sind. Das spiegelt sich auch wunderbar auf der politischen Seite, wenn Mon immer weitere Stimmen verliert, weil weitere Senatoren sich von ihrem Kurs abwenden. Es verdeutlicht nochmal sehr schön, dass die Rebellion eben nicht von oben kommen wird (mit wenigen Ausnahmen wie eben Mon), sondern von unten.
    Wenn Dedra nicht so kaltschnäuzig soziopathisch wäre, könnten einige Szenen zwischen ihr und Syril direkt amüsant wirken. Auf jeden Fall aber sind sie beim Zuschauen geradezu unangenehm, weil wir sehen, dass Syril ein solcher Stiefellecker ist, der von Dedra mit so viel Kalkül gleichzeitig ausgenutzt wird, dass es einem beim Gucken kalt den Rücken runterläuft.

    Ich gebe auch zu, mir ist Saw inzwischen auch reichlich egal. Klar, man braucht diesen absolut gestörten Freiheitskämpfer irgendwo und dass Wilmon bei ihm landet ist mehr als nachvollziehbar, aber ich bin bei Saw am wenigsten am Mitfiebern. Das Wortgefecht zwischen Mon Mothma und Orson Krennic dagegen, ganz großes Kino. Kann mich da nur deiner Rezension anschließen und Beifall klatschen. Interessant aus, wie auch Luthen zunehmen die Fassung verliert und sich eingestehen muss, dass dieses Netz einfach zu groß wird. Das wird sehr spannend und ich hoffe, dass Kleya ihn bei Räson halten kann.

    Ach und mein Headcanon wird einfach Cintas Tod nicht akzeptieren! Nö, die ist völlig okay und hat sich erstmal abgesetzt jawohl!

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