Nach Geschichten der Jedi und Geschichten des Imperiums ist noch lange nicht Schluss und so erwarteten uns pünktlich zum Star Wars-Tag am 4. Mai die Geschichten der Unterwelt. In dieser Rezension nehme ich die Folgen vier bis sechs der Miniserie unter die Lupe, die sich um den bekannten Kopfgeldjäger Cad Bane drehen. Warum mich dieser Story-Arc jedoch äußerst enttäuscht hat, lest ihr in der folgenden Rezension.
Hinweis: In der Rezension kann es zu Spoilern aus den Folgen 4 bis 6 von Geschichten der Unterwelt kommen.
Zu kurz, zu oberflächlich und zu viele Showdowns
Wir finden uns mit Cad Bane, der als Kind aber noch Colby hieß, sowie seinem besten Freund Niro auf den Straßen eines Stadtplaneten, bei dem es sich vermutlich um seine Heimatwelt Duro handelt, wieder. Die beiden haben nichts zu essen und müssen sich mit Gaunereien durchschlagen, um zu überleben. Da die beiden sich dabei nicht übel anzustellen scheinen, wird ein anderer Duros namens Lazlo auf sie aufmerksam und heuert sie für einen Überfall auf seine Konkurrenz an. Während Bane nach diesem mit ihm und den anderen Gesetzlosen fliehen kann, geht es für seinen besten Freund anders aus, denn dieser wird von der lokalen Polizei gefasst und soll später auch in deren Reihen aufsteigen. Somit finden sich Bane und Niro nach etwas Zeit auf verschiedenen Seiten wieder und es kommt einige Jahre später zum großen Showdown…
Zugegeben, diese Unterüberschrift trifft wohl nicht nur für diese Charakter-Story aus dieser Miniserien-Reihe zu, ist aber insbesondere hier leider sehr treffend. Keineswegs habe ich hier die emotionale Tiefe einer Andor-Serie erwartet, doch gerade was die Schreibe angeht, liegt die Messlatte spätestens seit dem Start der zweiten Staffel ziemlich hoch. Bedauerlicherweise empfand ich die drei Kurzfolgen, vorwiegend Folge 5 und 6, als ziemlich enttäuschend, denn mir fehlt in diesem Kurzformat wirklich etwas Charaktertiefe, um mich irgendwie für die Charaktere zu interessieren. Was Folge Episode 4, „Ein gutes Leben“, immerhin noch etwas gelingt, aber in Folge 5 wie 6 kaum noch zu finden ist. So wird zum Ende der fünften Folge zwar angedeutet, dass Cad Bane wohl eine Art Beziehung mit einer anderen Duros hat, nur löst der emotionale Abschied der beiden absolut nichts bei mir aus. Fairerweise muss man sagen, dass die Serie ja zumindest grundlegend schon das Wichtigste liefert. Was sie aber liefert, finde ich leider meist langweilig und bleibt am Ende eine zu generische Geschichte, die ich woanders schon zu oft gesehen habe. Ich hätte es in dieser verkürzten Form also schlicht und einfach nicht gebraucht und denke, die Serie hätte sehr davon profitiert, wenn man der Charakterentwicklung von Cad Bane mehr Zeit gegeben hätte.
Grundlegend stört mich hier auch der derartige Fokus auf die Auseinandersetzung mit seinem alten Freund, der irgendwann in den Rängen der Polizeibehörde aufsteigt und immer mal wieder davon schwafelt, dass doch alles auf dem Weg zum Besseren ist. Davon sehen wir jedoch nichts und bei dem Konflikt der beiden geht es auch nie wirklich einmal darum, warum die beiden denn eigentlich auf unterschiedlichen Seiten stehen oder wie es dazu kommen konnte, dass sie im Prinzip nur auf einer der beiden Seiten landen konnten. Anstatt sich mal mit den systemischen Gegebenheiten auseinanderzusetzen, die ja dafür sorgten, dass die beiden solch unterschiedliche Wege eingeschlagen haben, bekommen wir dann in der letzten Folge Sätze wie „Das Justizsystem ist nun mal so“ um die Ohren gehauen, als Banes ehemaliger Freund als Sheriff erfährt, dass Cad durch einen Systemfehler aus dem Gefängnis freigekommen ist. Was ebenfalls nicht fehlen darf, sind natürlich wahnsinnig coole Western-Showdowns (natürlich zur Mittagszeit), die man zwar in diversen Filmen teils 1:1 in besser ansehen kann und bei denen man sich jedes Mal gespannt fragen darf, wer denn jetzt in dieser Auseinandersetzung sein Ende finden wird, um dann wenig überrascht festzustellen, dass Bane ja ohnehin erst in Das Buch von Boba Fett stirbt. Somit kam bei mir eigentlich nie wirklich Spannung auf. Am Ende soll ich dann noch einen gewissen Plottwist schlucken, der aber durch die fehlende Charakterarbeit absoult nichts bei mir auslöste. Zumindest visuell enttäuschen uns die drei Kurzepisoden nicht, was uns zum Positiven führt.
Not good, schon bad, aber nicht ugly
Natürlich ist hier nicht alles schlecht: Der Planet, auch wenn er doch recht generisch wirkt, Raumschiffe und insbesondere Charaktere sehen wirklich großartig aus und der 3D-Animationsstil wirkt einmal mehr modern und hochwertig. Ebenfalls gibt es an der Regie-Arbeit wenig auszusetzen. Wie oben bereits beschrieben, werden die actiongeladenen Momente gut eingefangen, auch wenn oft auf Bewährtes aus anderen Filmen oder Serien zurückgegriffen wird. Noch viel beeindruckender fand ich jedoch den erneut fantastischen Soundtrack der Kiners. Neben Star Wars-typischeren Klängen finden hier auch Sound-Elemente Platz, die auch aus einem Western stammen könnten, und so schaffen es die Kiners einmal mehr, einen erinnerungswürdigen Soundtrack zu kreieren, der aber nicht nur auf Altbewährtes setzt.
Fazit
Wie ist hier die Lage?
Cad Bane
Mich lassen diese drei Kurzfolgen leider ziemlich enttäuscht zurück. Anstatt sich tiefer mit dem „Wie“ und „Warum“ zu beschäftigen, möchten uns Filoni & Co lieber vorhersehbare Showdowns, meist oberflächliche Dialoge sowie eine uninspirierte Geschichte präsentieren. Grundlegend bleibt die Motivation und das Verhalten der Charaktere gerade noch nachvollziehbar, doch geht die Charakterentwicklung etwas arg schnell und die Serie nimmt sich zu wenig Zeit für die Figuren, sodass es mir schwerfiel, emotional mit diesen mitzufiebern. Den größten Mehrwert liefert da noch die erste Folge, welche uns einen Eindruck des Umfeldes vermittelt, in dem Bane aufwuchs. Immerhin ist die Animationsqualität sowie der Soundtrack, der die Western-Stimmung ziemlich gut einfängt, wieder auf einem gewohnt hohen Niveau, sodass dieser Teil von Geschichten der Unterwelt noch kein Totalausfall ist. Wer hier nicht zu viel erwartet (vielleicht waren meine Erwartungen auch etwas zu hoch), kann mindestens visuell Freude an den drei kurzen Episoden haben. Ich persönlich brauche an dieser Stelle wirklich keine weiteren Geschichten in diesem Kurzformat und würde mich in Zukunft eher über weniger kompakte Serien in einer anderen Zeitperiode freuen.
Alle sechs Folgen von Geschichten der Unterwelt sind jetzt auf Disney+ verfügbar. Hier lest ihr Lukas‘ Rezension zu den ersten drei Folgen der Serie.
Ich werde mit dem ,,neuen“ Animationsstil der Duro und insbesondere Cade Bane’s nicht warm. Er sieht der Live Action Variante aus Book of Boba Fett ähnlicher, als der in The Clone Wars. Deswegen war ich irgendwie immer im Uncanny Valley, was sich irgendwie dann für mich auch auf alles Andere abgefärbt hat. Positiv finde ich das Cade wenigstens etwas Back Story bekommen hat und es alles in Allem wieder sehr kurzweilig ist. Seine Herkunft finde ich interessant, dabei hätten sie es belassen sollen. Der Ansatz mit seinem Sohn, der Frau und seinem Buddy ist zwar meiner Meinung nach ein guter, es hätte aber mehr dazu gebracht. Da hätte man lieber die Anzahl der Stand-Offs auf einen ,,Besseren“ reduzieren und stattdessen Cade’s Beziehungen besser ausbauen sollen. Das wirkt dann leider wie verschenkt, auch wenn man mit geringen Erwartungen an eine solche Serie geht. Da haben sie sich selbst ein Grube gegraben.