Mit der heutigen Rezension stehen zwei Folgen im Fokus, die ich bereits zum Release der zweiten Staffel direkt als meine Highlights klassifiziert habe. Während die erste der beiden das stimmigere Gesamtbild abliefert, gewinnt die zweite Folge vor allem durch ihr Finale massiv hinzu. Was das alles bedeutet und wie sich das äußert, soll diese Rezension beantworten!
Can we get back to politics? Please?
Es war einiges los in den letzten Folgen von The Bad Batch, aber erst mit dieser Doppelfolge findet die Serie ihre Haupthandlung so wirklich wieder. Das war ja eine Kritik, die ich in der Rezension zu Folge 4 eingebracht habe und die wir damals auch im JediCast hatten. Die erste Staffel endete mit der Zerstörung Kaminos und dem Ende der klassischen Klonproduktion und der Auftakt der zweiten Staffel streift diesen Fakt dann nur in der Folge rund um Crosshair. Der namensgebende Bad Batch hat sich aus diesem Thema erstmal zurückgezogen und hatte deshalb keine Berührungspunkte mit dem Thema. Umso nachvollziehbarer, dass deshalb die erste der beiden hier besprochenen Folgen ohne das namensgebende Team auskommen muss.
Und das fühlt sich tatsächlich extrem gut an! Endlich wird auch auf dem Parkett von The Bad Batch der Teppich der Politik ausgerollt und wir gehen wieder in das Machtzentrum der Galaxis, in dem wir schon in The Clone Wars beeindruckenden Darstellungen galaktischer Politik beiwohnen durften. Ich erinnere immer wieder an Padmés flammende Rede in „Das Streben nach Frieden“ aus der dritten Staffel von The Clone Wars, wenn es darum geht, andere von den tollen Politikfolgen in der Serie zu überzeugen. The Bad Batch liefert mit diesem Zweiteiler nun auf dieser Ebene nach und überzeugt mich dabei ebenfalls.
Das Thema der Folgen ist dabei ganz klar kein Filler, sondern so nah an dem Hauptplot der Staffel, wie lange keine Folge mehr. Die Klone sollen ausrangiert und durch ein neues Heer ersetzt werden. Nur kann man sie nicht einfach wie Droiden abschalten und einlagern, sondern sie altern, brauchen Essen und Trinken, Wohnungen und eine Aufgabe im Leben. Im Grunde projiziert die Serie hier das typische Problem von Veteranen-Versorgung aus den USA in die fiktive Star Wars-Ebene. Natürlich will das Imperium mit seinem neuen Spielzeug spielen, aber für das alte ist bereits zu wenig Geld und politischer Wille da.
Im Fokus steht in den Folgen dabei Senatorin Riyo Chuchi, die wir bereits aus The Clone Wars kennen und die als Vertreterin Pantoras im Senat sitzt. Ihr liegt die Versorgung der Klone und die damit ausgedrückte Dankbarkeit für ihren Dienst am Herzen. Spannend an der Figur ist vor allem die anfängliche Gratwanderung zwischen dem Eindruck, dass sie anwerbungswürdig für Bail und die Allianz sein könnte, ihrer eigentlichen Loyalität zum Imperium und ihrer schlichten Unsicherheit, was wirklich vor sich geht. Das relativiert sich im Laufe der Folgen natürlich mit zunehmenden Einblick in die wahren Ambitionen des Imperators und seines Generalstabs immer mehr hin zum eher rebellischen Potenzial, aber am Anfang gefällt mir diese Nuancierung noch sehr gut.
Die Politik in der Folge ist aber auch abseits des sehr realitätsnahen Themas spannend, da die Autor*innen den bisherigen Kanon und eben die Vorgängerserie sehr genau einbeziehen. Es wird auf frühere Gesetze Bezug genommen und auch Figuren wie Halle Burtoni – die nun ehemalige Senatorin von Kamino – werden eingebunden. All das wird dann gekonnt mit Ereignissen aus dieser Serie – allem voran der Zerstörung Kaminos im Staffelfinale der ersten Staffel – verknüpft und so entsteht wirklich das Gefühl, man würde hier eine Folge aus Staffel 9 von The Clone Wars sehen und nicht Staffel 2 von The Bad Batch!
Vor allem der Sieg des Imperators am Ende der zweiten hier besprochenen Folge fühlt sich so verdient und nachvollziehbar an. Es passt sehr gut zu der Figur, dass er Ereignisse antizipieren und darauf strategisch reagieren kann – wie sonst wäre er in diese Position gekommen? Und der Twist am Ende ist eben keiner um des Twists Willen, sondern organisch und konsequent. Denn die Wahrheit über Kamino konnte niemals ewig geheim gehalten werden, also hat Palpatine rechtzeitig für einen adäquaten und offensichtlich vor dem Senat lügenden (wenn auch in seinem Auftrag, aber das interessiert ja niemanden) Sündenbock gesorgt und das Problem so in einen Gewinn umgewandelt.
Auch die implizite Argumentation dieses Gesetzentwurfs für eine Wehrpflicht-Armee ist für mich so gut nachvollziehbar. Klar argumentiert Palpatine aus dem Moment heraus damit, dass die Klone ihre Heimatwelt auf Befehl eines einzigen Admirals zerstörten und was das für ihre Vertrauenswürdigkeit bedeutet. Aber was viel tiefer liegt, ist die Erkenntnis, dass eine Wehrpflicht-Armee auch die bürgerliche Loyalität und den Patriotismus befeuert. Wenn die eigenen Kinder und Bekannte auf den Schlachtfeldern stehen und ihr Leben riskieren, ist die Hürde größer, sich gegen ebenjenes Regime zu stellen und damit die Sicherheit der Liebsten zu gefährden. In den Klonkriegen interessierte sich niemand für die Klone, sie mussten auf Coruscant in eigene Bars und waren auch sonst Menschen zweiter Klasse in der galaktischen Gesellschaft. Eine Loyalität zum Militär und damit ein Patriotismus waren also kaum möglich, von Palpatine aber auch nicht gewünscht. Immerhin musste die Republik ja den Nimbus einer abgehobenen und korrupten Einheit behalten, damit die Umformung in ein effektiveres Imperium für ausreichend Euphorie sorgen konnte. Nun ist er in seiner finalen Staatsform angekommen und es ist an der Zeit, die Treue durch verpflichtenden Dienst an diesem Regime zu sichern.
Sehr schön fand ich übrigens die Ironie der Geschichte bei Palpatines Kritik an der Bereitschaft der Klone zur Zerstörung der eigenen Welt, wenn man bedenkt, dass seine Botschafter später nach Endor genau das gleiche im Rahmen von Operation Asche befehlen werden und auch hier loyale Imperiale vor der Zerstörung imperialer Hochburgen nicht zurückschrecken, wie etwa Vardos in Battlefront II. Aber man hat sich ja auch nie der Illusion hingegeben, dass ihm das Befolgen der Befehle auf Kamino wirklich zu Denken gegeben hat, es passte nur eben zu gut als Argument in diesem Moment.
Zuletzt in diesem Abschnitt möchte ich auch noch auf Ramparts Rolle eingehen. Diesen hat Palpatine hervorragend als Sündenbock installiert. Seinen Vertrauten und Freund Tarkin (man bedenke unter anderem den gleichnamigen Roman) hat er rechtzeitig aus der Schusslinie beordert und die Verantwortung als vermeintliche Beförderung an Rampart übertragen. Dieser hat den Erfüllungsdeppen gespielt, sich zur Gallionsfigur hochstilisiert und sich überall mit ausreichend Hybris als Chefunterhändler der neuen Sturmtruppen-Gesetzgebung präsentiert. Alle Augen waren auf ihn gerichtet und deshalb war auch nur er am Ende des Verbrechens überführbar. Alles, was Palpatine wollte, wurde erfolgreich ausgeführt, ohne dass er es selbst machen musste. Ein weiterer toller Schachzug, der mit dieser Folge seinen Höhepunkt erreichte.
Praktikumstage
Ich möchte an den Folgen eigentlich gar nicht so viel kritisieren. Mir hat die erste der beiden nur deshalb etwas besser gefallen, da sie das „Politicking“ noch mehr fokussiert hat und alles in allem auch eher wie ein Politthriller inszeniert war. Die zweite der Folgen war wieder eher die klassische Action, wenn das Bad Batch brachial den Sternzerstörer Ramparts infiltriert, um an die Daten zu kommen. Zwar hatte die Folge mit den Reden im Senat oder der Überzeugung Burtonis, noch einmal vorzusprechen, auch ihre politischen Highlights – gerade eben im Finale – aber das dichte Gesamtpaket der ersten Folge war einfach etwas besser.
Mehr gestört hat mich eigentlich nur der Fakt, dass man merklich Omega irgendwo parken musste und die Autor*innen die sonst so plausibel konstruierte Handlung aus Spionen und Fallstricken hier komplett über Bord geworfen haben. Da wird dieses Mädchen einfach mal zur Praktikantin auf der Hauptwelt des Imperiums. Ohne ID, ohne Sicherheitsprüfung, dafür mit vielen bösen Blicken und naiven Fragen. Ich verstehe, dass sie quasi als Ahsoka-Ersatz diente, die damals in der „Helden auf beiden Seiten“-Folge die gleichen Fragen an Padmé statt Riyo stellte, aber Ahsoka hatte als Jedi nun mal den nötigen Zugang zum Senat, Omega als nicht registrierter Klon eben nicht. Es unterminiert einfach in gewisser Weise diesen gut durchdachten Plan und fügt eine Gefahr der Aufdeckung hinzu. Zumal man davon ausgehen sollte, dass Rampart weiß, wer Omega ist, da das Bad Batch sein Hauptgegner am Ende der ersten Staffel war und er sogar einen Klon-Captain erschoss, weil dieser behauptete, sie wären noch am Leben. Sie jetzt neben Chuchi hinzustellen, während diese mit Rampart redet, und zu hoffen, dass schon alles glattgeht, war dann doch etwas zu gewollt naiv und hätte die Folge nicht nötig gehabt.
Dichte Atmosphäre
Ich hatte bereits das Gefühl des Politthrillers erwähnt und das zieht sich sehr deutlich durch die beiden Folgen. Das erste deutliche Stilmittel ist die fast durchgehende Dunkelheit bei riskanten Aktionen und Treffen. Sobald Informationen getauscht und Attentate verübt werden, ist es Nacht auf dem Stadtplaneten und auch die Dämpfe, Neonschilder und der Fluglärm tragen zu der dichten, klaustrophobischen Atmosphäre mancher Szenen bei.
Doch das absolute Highlight ist die Inszenierung von Palpatines aka Sidious‘ Auftritt. Alles droht sich zu überschlagen, Wahrheiten werden ausgetauscht und ans Licht gebracht und in das Hologramm der Beweise erhebt sich die Redekanzel des obersten Manns im Staat, der sich sonst zu fein ist, bei der Beschäftigungstherapie des Senats mitzumachen, da dieser sowieso keinen wirklichen Einfluss mehr ausübt. Doch hier muss er einschreiten und die oben bereits ausgiebig besprochene meisterhafte Lösung präsentieren. Die Stimme – sowohl im Deutschen als auch im Original von McDiarmid selbst – und die visuelle Komponente sind dabei beeindruckend. Nach dem Auftakt der dritten Staffel weiß ich mittlerweile auch, dass sich das durchziehen wird und der Imperator in dieser Serie so viel autoritärer und angsteinflößender wirkt, als die Karikatur seiner selbst am Monitorarm aus Episode IX. Danke an die Serie also, dass der mächtigste Sith und Diktator der Galaxis glaubhaft als dunkle und geheimnisvolle Eminenz inszeniert wurde, was einen daran erinnert, wie entscheidend sein Einfluss eigentlich ist.
Fazit
Ich hätte noch so viel mehr schreiben können, habe weder Rex noch die seltsamen Attentäter erwähnt, die lieber sterben als zu reden. Doch ich habe mich in dieser Rezension auf das fokussiert, was mir bisher in The Bad Batch gefehlt hat und The Clone Wars für mich so spannend gemacht hat: Politik. Ja, Handelsblockaden und Co sind nicht der beste Weg, um eine Trilogie spannend zu starten, aber Politik gehört trotzdem zu Star Wars dazu, da auch die realweltlichen Einflüsse von Weimar bis Vietnam nicht zu leugnen sind. Mehr davon zu sehen und dann auch noch verbunden mit einem so brillanten Writing eines berühmt-berüchtigten Sidious-Plans, hat mir die Serie vor einem Jahr wieder mehr auf die Agenda gehoben, nachdem der Auftakt der Staffel – bis auf wenige Ausnahmen – eher zu Wünschen übrig ließ. Man sieht das überbordende Thema der Staffel immer deutlicher aufblitzen und kehrt zurück ins Herzstück imperialer Politik. Genau das, was auch in eine solche Serie gehört – dafür kann ich selbst die umso plakativere Action in der zweiten hier besprochenen Folge akzeptieren.