Rezension: Die Hohe Republik: Spur der Schatten von Panini

Achtung: Wie der Comicband Spur der Schatten enthält auch diese Rezension Spoiler zum Ende der zweiten und dritten Veröffentlichungswelle von Phase I der Hohen Republik!

Shrii Ka Rai Ka Rai

Wir holen dich, dann ist’s vorbei

Sie tun, was sie müssen

Du verlierst, mit Verlaub

Denn wenn sie dich finden

Ist da nur noch

Staub.

Spur der Schatten erschien vor bald zwei Jahren bei Marvel und vor fast einem Jahr bei Panini und wurde vom großen Monster-Fan der Star Wars-Autoren, Daniel José Older geschrieben. Die Zeichnungen stammen von David Wachter und die Farben von Giada Marchisio und Ian Herring. Die deutsche Übersetzung wurde von Matthias Wieland geschrieben.

Wir schreiben das Jahr 231 vor der Schlacht um Yavin. Die Republik Schau auf dem Planeten Valo wird grausam von den Nihil angegriffen, tausende unbeteiligte Zivilisten werden niedergemetzelt. Die Jedi einigen sich mit der Republik auf einen Vergeltungsschlag und machen eine große Anzahl an Nihil auf dem Planeten Grizal ausfindig. Diese Schlacht ist von Anfang an ein Gemetzel, doch in allerletzter Sekunde setzt Marchion Ro, das Auge der Nihil eine schreckliche Waffe ein, von der die Jedi nichts wissen: Den großen Gleichmacher! Bell Zettifar und Elzar Mann erleiden schreckliche Visionen bis hin zur Ohnmacht und der eben erst gerettete Meister Loden Greatstorm zerfällt gar zu Staub! Doch warum? Dies herauszufinden, ist Emerick Caphtors Aufgabe. Dieser ist Jedi-Ermittler im Auftrag des Rates. Dabei wird er von Meister Stellan Gios unterstützt, der immer mal wieder interessante Einwürfe bringt, seinem Droiden Q2, welcher stets sehr aufmerksam alle Details parat hat und Sonderermittlerin Sian Holt, die für die Republik an einem verknüpften Fall arbeitet.

Spur der Schatten spannt dabei einen kompletten Bogen von Im Zeichen des Sturms bis hin zu Der gefallene Stern und lässt auch die dazwischen liegenden Werke nicht aus. So sehen wir beispielsweise auch das Wettrennen der Jedi auf der Starlight Station aus Abenteuer und verstehen jetzt auch, wer die „hübsche unbekannte Frau“ ist, die Padawan Ram gegrüßt hat, denn diese Szene sehen wir hier aus anderer Perspektive erneut.

Generell ist Spur der Schatten ein perfekt eingegliedertes Werk und nimmt Anteile aus der gesamten Welle, was allerdings zum Problem führt, wenn man sich fragt, wann man den Comic lesen will. Ich habe ihn vor Das Ende der Jedi aus der Hauptreihe gelesen und wurde daher schon für die Comic-Hauptreihe und Der gefallene Stern gespoilert, der Zug für letzteren war allerdings schon mit Am Rande des Gleichgewichts abgefahren.

Trotzdem wird noch eine eigene Story untergebracht, die nicht minder spannend ist und sich mit einem Artefakt beschäftigt, welches über den Chadra-Fan Kisma Uttersond, der für die Nihil als Doktor arbeitet, zu den Namenlosen führt, die eine reelle Gefahr für die Jedi sind. Dabei treffen Emerick, Q2 und Sian auch immer wieder auf ein altes Gedicht, welches den Jedi als Kindern vorgesungen wurde und das zugegeben ein wenig gruselig ist. Allerdings ist diese Suche und Detektivarbeit auch ein großer Schwachpunkt, denn so werden die handelnden Charaktere austauschbar. Emerick kommt als Jedi noch in mehreren anderen Werken vor, doch Sian kennt man nicht (wirklich). Es wird versucht den Charakteren Tiefe zu verleihen, aber das funktioniert nur mithilfe der Handlung aus anderen Teilen der Epoche. Der Höhepunkt ist hier dann tatsächlich eine Umarmung, mit der Sian Emerick erinnern will, dass er nicht nur ein Jedi ist, sondern auch ein Mensch.

Der Handlung tut dies keinen Abbruch, aber auf der Seite der Guten hätte es genauso gut ein anderes Jedi/Ermittler-Duo sein können. Die Charaktere auf der Seite der Gegenspieler sind mit Uttersond allerdings gefestigt. Dieser ist durch seine Expertise und seine Verbindung zu den Nihil gesetzt und daher auch nicht austauschbar. Im Gegenteil: Spur der Schatten verleiht ihm sogar noch einen neuen Charakterzug, den wir aus anderen Werken so noch nicht kannten.

Letztlich landet die Gruppe mit diversen anderen Charakteren nach vielen Umwegen auf Starlight und versucht ebenso wie Avars Gruppe in der Hauptreihe so viele Leben zu retten wie nur irgend möglich! Das erscheint ein wenig repetitiv, aber es liegt im Charakter der Jedi zu helfen. Es würde mich nicht wundern, wenn wir noch hunderte weitere Geschichten bekommen, die alle damit enden, dass die Handelnden zur Hilfe eilen. Das ist auch gut so!

Anders als das Cover vermuten lässt, sind die Zeichnungen im Band selber gestochen scharf. Das Lineart ist nicht verwaschen und die Farben passen. So herrschen in der ersten Hälfte Brauntöne vor, in der zweiten Hälfte geht es ins stark Dunkelblaue und Schwarze. Die Farben kippen also in etwa zusammen mit der Stimmung. Ebenso wie in anderen Werken werden die Namenlosen als eine Art Fiebertraum dargestellt. Für jeden Jedi sehen sie anders aus, aber sie sind immer sehr farbenfroh und verwaschen, als ob der Betrachter bewusstseinsverändernde Substanzen zu sich genommen hätte. Auch hier sind sie wieder ähnlich porträtiert und tragen massiv zum Gruselfaktor bei. Wobei ich mir nicht ganz sicher bin, wie diese visuelle Darstellungsweise zu Star Wars passt, denn abgesehen von der Macht haben wir kaum Übernatürliches gesehen. Als Leser wussten wirbisher immer, worum es geht, bei den Namenlosen ist die Materie für uns jedoch ebenso schwer greifbar wie für die handelnden und sehenden Charaktere.

Erwähnenswert ist auch, dass das oben genannte Gedicht regelmäßig im Hintergrund auftaucht. Quasi ein konstantes Hintergrundrauschen.
Auch hier gibt es also wenig zu bemängeln.
Ein weiterer interessanter Punkt: Es gibt in Spur der Schatten erstaunlich viele Aliens und verhältnismäßig wenige Menschen.

Von meiner Seite gibt es eine klare Leseempfehlung! Die Detektivgeschichte ist zwar etwas wenig detektivisch, aber der Thriller- und Jedi-Anteil machen das absolut wieder wett. Wer Monster mag, kommt hier definitiv auch auf seine Kosten! Der größte Pluspunkt des Bandes ist allerdings sein Kontext.

Wir danken Panini für das Rezensionsexemplar!

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Star Wars: Die Hohe Republik ist ein mehrjähriges Buch- und Comicprogramm, das hunderte Jahre vor den Skywalker-Filmen spielt und die Jedi in ihrer Blütezeit zeigt. Weitere Infos, News, Podcasts und Rezensionen gibt es in unserem Portal und in der Datenbank. Beachtet auch unsere Guides zur Lesereihenfolge von Phase I, Phase II und Phase III.

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