Rezension: Darth Vader: Schwarz, Weiß & Rot Deluxe

Hinweis: Die folgende Rezension kann leichte Spoiler zu den einzelnen Geschichten aus dem Sammelband enthalten.

Mit Darth: Vader: Schwarz, Weiß & Rot Deluxe liefert uns Panini hierzulande ab dem 16. April 2024 eine neue Ladung kurzer Vader-Storys verschiedenster Künstler*innen und Autor*innen wie Peach Momoko oder Marc Bernardin, doch diesmal in einem besonderen Stil und im Überformat. Für 29 € bekommt ihr somit in diesem knapp 136 Seiten starken Hardcover-Band die US-Hefte #1-#4 von Darth Vader: Black, White & Red. Was die kurzen Geschichten taugen und warum ich vom neuen Deluxe-Format größtenteils überzeugt bin, lest ihr jetzt in der folgenden Rezension. Viel Spaß!

Vader sieht. Vader killt.

Ich bin Vader. Und du nicht.

Darth Vader in „Ausgeschaltet“

Fangen wir mit dem Inhalt der insgesamt neun kurzen Geschichten an, wovon mich – das nehme ich gleich schon einmal vorweg – nur eine wirklich überzeugen konnte. Überraschenderweise ist dies „Unentrinnbar“ von Künstlerin Peach Momoko, die komplett ohne Sprechblasen auskommt, aber storytechnisch gehaltvoller und düsterer daherkommt wie manch andere der Geschichten mit wesentlich mehr Text. Vader war für mich immer eine Figur, die ihre bedrohliche Wirkung in Film und Serie besonders dann entfaltetet, wenn mit viel Körpersprache in Kombination mit Sound und Filmmusik gearbeitet wurde. Das Comicmedium ist natürlich noch ein ganz anderes als der Film oder die Serie, hat aber dennoch die Möglichkeit ganz eigene Akzente zu setzen, gerade in dieser Reihe, gerade mit jenem klassischen Zeichenstil aus Schwarz und Weiß in Kombination mit nur einer Farbe. Doch hier waren es mir in den meisten Geschichten einfach zu viele Dialoge, die für mich eben jene Atmosphäre um Vader, welche ich aus anderen Medien kenne, zerstört haben. Dazu kommt, dass ich in diesen Vader durch Aussagen wie „Es gibt Willen und es gibt mich.“ oder „Ich bin Vader. Und du nicht.“ (lustig, die beiden reimen sich sogar) teilweise überhaupt nicht mehr ernst nehmen konnte und er dadurch auf ein absurd übermenschliches Level gehoben wird.

Weiterhin blieb mir storytechnisch lediglich „Der Bewohner“ mit jener mysteriösen Kreatur in Erinnerung, den Rest der Geschichten würde ich mal als maximal okay bezeichnen, denn meist gilt: Vader sieht, Vader killt! Vielleicht habe ich auch etwas zu hohe Erwartungen an eine derartige Kurzgeschichtensammlung, welche ja auch einen starken Fokus auf die künstlerischen Aspekte legt, doch stellte ich mir beim Lesen des Bandes schon öfter die Frage: Ist das jetzt alles, was man mit dieser Figur erzählen kann? Wer hier überkrasse Vader-Lichtschwert-Action erwartet, wird sicher nicht enttäuscht, diese ist auch oft gut in Szene gesetzt, doch ist ein weiterer Kritikpunkt von mir die Kürze der einzelnen Episoden. Aktuell startet in den USA die Darth Maul: Black, White & Red-Reihe, welche pro Heft jeweils eine Geschichte erzählt, während man hier bei Vader in den US-Heften überwiegend drei Geschichten in ein Heft gepresst hat. Hier wäre eine geringere Anzahl von Geschichten mehr gewesen. Detaillierter möchte ich an dieser Stelle gar nicht auf die einzelnen Episoden eingehen, um euch nicht alles vorwegzunehmen.

Darth Vader: Schwarz, Weiß und Rot Deluxe (16.04.2024)
Darth Vader: Schwarz, Weiß und Rot Deluxe (16.04.2024)

bunte schwarz-weiß-rote Vielfalt bei der künstlerischen Gestaltung

Wo Darth Vader: Schwarz, Weiß & Rot inhaltlich nicht überzeugen kann, sticht in diesem Deluxe-Band aber die Vielfalt an künstlerischen Zeichenstilen hervor. Von einem realistischeren Manga-Stil wie in der Story von Momoko bis hin zu cartoonigeren Zeichnungen wie die von Leonard Kirk ist hier alles dabei. Klar ist, dass nicht allen Leser*innen alle Stile gefallen werden, doch ich war erstaunt, dass ich mit einem Großteil sehr zufrieden war. Auf jeden Fall bekommen Comic-Fans hier eine großartige Vielfalt an Zeichen- sowie Kolorierungsstilen geboten. Besonders hervorheben möchte ich neben Momokos ganz eigenem Stil auch Paul Davidsons Artworks in „Der Bewohner“, welche durch den niederprasselnden Regen auf dem Planeten eine ganz eigene, schaurige Atmosphäre erzeugt, bei der auch der dunkle Lord der Sith großartig in Szene gesetzt wurde.

Meine Meinung zu den Kolorierungen variiert dann aber recht stark. So empfand ich die kräftigeren dunkelroten Farben als deutlich passender als die verblassten rötlichen Tönungen, die in „Vernichtet“ fast schon rosa wirken. „Ausgeschaltet“ hingegen rief bei mir durch die eher zurückhaltenden Kolorierungen und die Charakterzeichnungen komplett ohne Farbgestaltung ein echtes Retro-Feeling hervor.

Das Deluxe-Format unter der Lupe

Kommen wir nun noch einmal zum Deluxe-Format, welches ca. 33 x 23 cm misst, wie ich bei einer spontanen Live-Messung in der letzten Ausgabe von Jedi-Bibliothek LIVE mit Florian festgestellt habe. Somit eignet sich dieses hervorragend, um größere Panels oder Splash-Pages zu genießen. Peach Momokos Geschichte wirkt, als wäre sie für dieses übergroße Format kreiert worden, aber auch die Zeichnungen der anderen Geschichten – insbesondere die tollen Splash-Pages aus „Vernichtet“ von Daniel Warren Johnson – kommen so wirklich gut zur Geltung. Lediglich Danny Earls Zeichnungen in „Rückkehr nach Hoth“ wirkt durch die Skalierung etwas unscharf, bei den anderen acht Geschichten konnte ich dies allerdings nicht feststellen.

Weiter hätte es sich hier bei solch einem Überformat sicher angeboten eine Variantcover-Galerie an das Ende des Bands zu platzieren, wie wir es aus den regulären Panini-Sammelbänden kennen. Mir gefällt dieses neue Deluxe-Format dennoch richtig gut, auch wenn ich beim Lesen im Liegen das übliche kompaktere Sammelband-Format etwas vermisst habe. Möglicherweise könnte Panini dieses Format auch für die Hardcover-Editionen der Sammelbände übernehmen – zumindest würde dies dann vielleicht deren stolzen Preis von 33 € rechtfertigen. Dieser Band kommt mit einem Preis von 29 € auf den Markt und zeigt meiner Meinung nach, dass diese limitierten Hardcover-Sammelbände doch etwas überteuert sind.

Fazit

Prüfung abgeschlossen Direktor.

Darth Vader in „Der Bewohner“

Darth Vader: Schwarz, Weiß & Rot Deluxe kann besonders mit großartigen, düsteren und klassisch angehauchten Comiczeichnungen punkten, die in diesem Überformat in vielen der insgesamt neun Kurzgeschichten ihre volle Wirkung entfalten. Leider haben mich die Erzählungen inhaltlich und insbesondere auch die Dialoge im Band enttäuscht und beschränken sich oft auf übermäßig viel Action-Sequenzen, die aber größtenteils zumindest Spaß machen. Ein klares Highlight stellt aber die Story und künstlerische Umsetzung von Peach Momokos Story „Unentrinnbar“ dar! Wer hier inhaltlich nicht zu hohe Erwartungen hat, bekommt einen hochwertigen Deluxe-Band und bestimmt auch Lust mehr Star Wars-Bände im Überformat zu lesen, jedoch mit Geschichten ohne den dunklen Lord der Sith…

Wir bedanken uns bei Panini für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

2 Kommentare

  1. Dem ist nur wenig hinzuzufügen, den meisten Aussagen stimme ich voll zu.
    Bei den genannten Dialogzeilen bin ich mir nicht sicher, ob Darth Vader solche Selbstverständlichkeiten sagen würde. Aus meiner Sicht sind diese Sätze für langjährige Leser stark übertrieben.

    Ich habe die Marvel-Ausgabe und bin über die Anzahl Variant-Cover zufrieden.
    Eine vollständige Präsentation aller Varianten ist bei der großen Anzahl heutzutage eh nicht zu erwarten, hier bin ich mit der Auflistung in der DB glücklich.

    Die Marvel-Ausgabe ist nur 22 cm breit, sind das dann drei Zentimeter mehr weißer Rand? Oder habt Ihr Euch spontan vermessen?
    Als Hardcover hat es einen biegsamen Umschlag und ist nicht mit den Hardcovern der Kollektionen vergleichbar.
    Die normalen Hardcover kenne ich selbst nicht, da mir die normalen Sammelbände völlig ausreichen.
    Deren Preis rührt aber nicht nur von der Verarbeitung her, sondern hier wird die wahrscheinlich geringere Auflage mit bezahlt.

    Was den Lesegenuss etwas gestört hat, ist , dass die Hauptstory „Ausgeschaltet“ nicht zusammengefasst wurde sondern immer noch in vier verteilten Stücken enthalten ist.
    Hier wäre ein wenig Aufwand beim Layout angebracht gewesen.

    1. Danke für deinen ausführlichen Kommentar! Da es sich um eine Deluxe-Ausgabe von Panini handelt, hat diese nicht die gleichen Maße wie die Ausgabe von Marvel. Dennoch war die spontane Live-Messung etwas ungenau, denn tatsächlich sind es in der Breite rund 23 cm statt 25 cm. Ich habe es in meiner Rezension entsprechend angepasst.

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