Lark an alle Schiffe der Neuen Republik. Das Schattengeschwader ist hier. Ich wiederhole, das Schattengeschwader ist hier. Der Feind ist das 204te Imperiale Jägergeschwader.
Wyl Lark
Am 21. Dezember 2022 erschien bei Blanvalet zum Jahresabschluss der zweite Band von Alexander Freeds Trilogie rund um die Missionen der Alphabet-Staffel im Dienste der Neuen Republik. Dass bereits für den ersten Band, den ich schwer begeistert rezensiert habe, der Titel in Das Alphabet-Geschwader abgeändert wurde, wird nun konsequent auf dem Cover fortgeführt. So trägt Shadow Fall: An Alphabet Squadron Novel auf Deutsch den Titel Schattenfall: Ein Alphabet-Geschwader-Roman. Im Roman selbst ist in der Übersetzung von Andreas Kasprzak trotzdem, wie schon in Band 1, richtigerweise von der Alphabet-Staffel die Rede. Die englische Originalausgabe, die am 23. Juni 2020 bei Del Rey erschienen ist, hatte übrigens damals meine Kollegin Ines für euch rezensiert.
Der Band setzt kurz nach den dramatischen Ereignissen auf Pandem Nai am Ende des ersten Bandes an. Die titelgebende Sondereinheit unter Führung der imperialen Überläuferin Yrica Quell befindet sich im Cerberon-System auf seiner zentralen Welt Troithe. Die Mission lautet, den Planeten, der im Tiefkern der Galaxis um ein schwarzes Loch kreist, von stark dezimierten imperialen Resttruppen zu befreien. Jedoch kommen Quell und der Geheimdienstoffizier Caern Adan schnell auf die Idee, den Kampf um das triste System zusätzlich als Falle für die gefürchteten TIE-Pilot*innen des Schattengeschwaders zu benutzen. Jenes Geschwader, welches die Alphabet-Staffel einst zusammengebracht hat und spätestens seit der Rückkehr von Quells früherem Vorgesetzten und Mentor Soran Keize vor dem Hintergrund des untergehenden Imperiums eine persönliche Rachemission verfolgt.
Soweit zur Ausgangslage der Handlung. Wenn ihr mehr zur Exposition erfahren wollt, findet ihr neben dem Klappentext unten auch den Beginn des Romans als Leseprobe. Auf der Verlagsseite findet ihr indes weiterführende Informationen.
Das Schattengeschwader ist zurück und bedroht die noch junge Galaktische Republik. Der zweite Band der Alphabet-Geschwader-Trilogie.
Der Imperator ist tot, doch das Imperium ist noch nicht besiegt. Yrica Quell und ihr Alphabet-Geschwader von der Galaktischen Republik geben ihr Bestes, um die verstreuten Einheiten des Imperiums auszuschalten. Doch das imperiale Schattengeschwader entkommt ihnen immer wieder. Da fasst Yrica Quell den riskantesten Plan ihrer gesamten Karriere, um ihren Feinden eine Falle zu stellen. Allerdings hat das Schattengeschwader einen neuen Kommandanten, der jeden ihrer Schritte kennt. Immerhin hat er ihr alles beigebracht, was sie weiß: Ihr ehemaliger Mentor Soran Keize ist zurückgekehrt!
Trilogien haben ja, nicht nur bei Star Wars, eine lange Tradition und sind mit die häufigste Wahl, wenn es um die Struktur mehrteiliger Erzählungen geht. Freeds Trilogie, die ebenso wie Nachspiel im letzten Jahr des Galaktischen Bürgerkriegs angesiedelt ist, bedient sich dabei eines gängigen Kniffs, den wir so auch in den zweiten Teilen der Star Wars-Kinofilm-Trilogien beobachten konnten – im ersten Teil werden die Geschichte etabliert und die Charaktere vorgestellt, im Mittelstück werden sie dann wieder voneinander getrennt und müssen in mehreren Handlungssträngen ihre persönlichen Entwicklungen durchlaufen, um sich weiterzuentwickeln und die Handlung voranzutreiben. So geschieht es auch in Schattenfall mit den Mitgliedern der Staffel. Quell, Adan, Wyl Lark, Nath Tensent, Kairos, der ehemalige Folterdroide IT-O und die das Cover zierende Chass na Chadic sind nach dem ersten Band ans Herz gewachsene Figuren, bei deren persönlichen Kämpfen und inneren Konflikten einfach mitgefiebert wird. Man wünscht sich, dass sie ihre Herausforderungen überstehen und dabei am Leben bleiben. Denn Alexander Freed wäre nicht Alexander Freed, wenn er das Thema Krieg nicht mit einer dichten, bedrohlichen Atmosphäre realistisch und spürbar ausmalen würde, wie für ihn mittlerweile typisch. Tod und Gefahr lauern überall, und vor allem gerade erst mit Namen und Persönlichkeit vorgestellte Nebencharaktere sind vor einem schnellen Ende nicht sicher. Seit seinem Kanon-Debüt Battlefront: Die Twilight-Kompanie zieht sich dieses Thema auf ungeschönte, mancher würde sagen „erwachsene“ Weise durch seine Werke. Apropos Twilight-Kompanie: Die Einundsechzigste Mobile Infanterieeinheit befindet sich zum Zeitpunkt der Handlung ebenfalls auf Troithe und feiert in Schattenfall so ihr Comeback! Fans des Romans, die wissen möchten, wie es mit den Battlefront-Charakteren nach den Schlachten von Sullust und Endor weiterging, sollten allein aus diesem Grund in die Trilogie reinschauen.
Wenn nicht Freeds toller Schreibstil schon Grund genug dafür sein sollte. Wortgewandt, mit wechselnden Perspektiven und seinem ausgeprägten Gefühl für die zugängliche Beschreibung militärischer Vorgänge und Pläne, macht er es einem leicht, durch mitunter wieder sehr lange Kapitel voranzukommen und dabei noch den Überblick zu behalten. Auch Kasprzaks Übersetzung fängt seinen Stil meist gut ein, auch wenn einige kleine Ungereimtheiten in Bezug auf bereits existierende Übersetzungen auftauchen. So wird die Pursuer aus Band 1 plötzlich zur Verfolger, „Killersticks“ werden zu „Todesstäbchen“ und die Vanguard-Staffel aus dem parallel spielenden Videogame Star Wars: Squadrons meistens zur Vorreiter-Staffel und manchmal sogar zur Vorhut-Staffel (was bitte hat meine Autokorrektur da vor…?). Über letztere stolperte ich immer wieder, auch wenn man sich daran gewöhnt und es den Lesefluss schließlich nicht mehr stört. Als prominente Nebenfigur ist übrigens auch wieder Generalin Hera Syndulla aus Star Wars Rebels vertreten und verknüpft gemeinsam mit der Vanguard-Staffel den Roman mit dem Videospiel.
Bei den vorhin erwähnten wechselnden Perspektiven gibt es etwas, in dem sich Schattenfall deutlich von Das Alphabet-Geschwader unterscheidet und den nächsten Schritt der Erzählweise geht. Während nämlich in Band 1 das Schattengeschwader noch aus gesichtslosen, kreischenden TIE-Jägern bestand und wir die imperiale Seite höchstens durch Oberst Nuress als POV-Charakter erlebt haben, ändert sich dies mit Soran Keize‘ Rückkehr beim 204ten völlig. Er ist zwar Kommandant, aber er ist auch Pilot, er ist mittendrin, er baut Beziehungen zu seinen Kameraden auf und ihn verbindet eine Vorgeschichte mit ihnen. Die imperiale Gegenseite bekommt deutlich mehr Gesicht als noch im Vorgänger. So entsteht Abwechslung und eine interessante neue Perspektive, wobei die exakt gegenteilige Herangehensweise genauso interessant gewesen ist. Beide Versionen in ihrem Gegensatz machen’s.
Aber auch sonst finden sich auch in der Struktur ein paar kleine Unterschiede zum ersten Teil. Die 22 Kapitel und 576 Seiten sind diesmal nur noch in zwei statt in drei Akte unterteilt und statt wieder viele Schauplätze, Ortswechsel und Hyperraumsprünge bereitzuhalten, findet Schattenfall beinahe ausschließlich im Cerberon-System statt. Diese für Star Wars-Geschichten eher untypische Wahl sorgt dafür, dass wir das System mit seinen Planeten, Monden, Asteroiden, Formationen und dem alles verschlingenden Schwarzen Loch nach und nach immer besser kennenlernen und viel über seine Kultur und Geschichte erfahren. Das „Beinahe-Kammerspiel“ Schattenfall bleibt nicht nur auf einen Planeten beschränkt, sondern erforscht das ganze System mit mehreren Himmelskörpern. So breit ausgearbeitet sind einzelne Star Wars-Systeme in den wenigsten Fällen, es sei denn, sie kommen häufiger in Werken vor und werden von verschiedenen Autor*innen immer wieder erweitert. Alexander Freeds schöpferisches Worldbuilding ist detailverliebt, durchdacht und spiegelt den Sinn der Handlung vor dem größeren Hintergrund des Zustands der Galaxis wider.
Allerdings muss ich dieses Mal auch ein klein wenig Kritik am zweiten Akt üben. So grandios die Charakterarbeit ist und so gnadenlos Freed seine Figuren durch ihre Weiterentwicklung scheucht – wozu er zeitweise ganz bewusst die sonst in dieser Reihe so stark vertretene Fliegeraction beinahe auf Null reduziert! -, so sehr zerstreuen sich manche Momente und sein Schreibstil simultan zur Handlung. Im Lesefluss tun sich in manchen Momenten, vor allem im dritten Viertel, seltsame Löcher auf, die nicht so recht zu seinem sonstigen Stil passen. Teilweise musste ich ganze Absätze noch einmal lesen, um festzustellen, dass für die Handlung wichtige Informationen sehr konfus formuliert wurden oder missinterpretiert werden konnten, während interessanterweise zwei Handlungsstränge simultan für Freed-Romane untypisches Terrain betreten. Manchmal dauert es dutzende Seiten, die man sich durch die anderen Schauplätze abarbeitet, bis man eine Figur wiedersieht und erfährt, wie es ihr in der Zwischenzeit erging. Schließlich empfand ich diesen in vier Stränge aufgeteilten Part als etwas zäher, was aber nicht bedeutet, dass meine Begeisterung für den Band abfällt.
Und so möchte ich nach wie vor eine uneingeschränkte Leseempfehlung aussprechen. Wer Sternjäger-Dogfights und TIE-Jäger liebt, sollte natürlich schon längst zu Band 1 gegriffen haben und darf entsprechend den zweiten nicht verpassen. Aber auch Fans von Battlefront: Die Twilight-Kompanie, Begeisterten für militärischere Star Wars-Geschichten, Liebhabern guter Ensemble-Stories und Entdeckern von besseren Romanen in der Nachspiel-Ära dürfte Schattenfall: Ein Alphabet-Geschwader genauso gut gefallen, wie mir. Leichte Abzüge gibt es lediglich für die Stilbrüche im zweiten Akt, die nicht ganz mein Fall sind, wodurch aber immer noch 4,5 starke Holocrons bleiben, auch wenn wir bekanntlich keine halben haben. Alexander Freed gehört zu den besten Star Wars-Autoren des Kanons und hat mit seiner Trilogie über Fliegerasse schon jetzt absolut abgeliefert. Auf jeden Fall ein Highlight, um das Roman-Jahr 2023 zu beginnen!
Wenn ihr euch den Roman als Taschenbuch oder E-Book zulegen wollt, findet ihr unter „Weitere Infos“ direkt passende Links dazu. Oder ihr habt ein bisschen Glück bei unserem Gewinnspiel! Ein kleiner Tipp für die Frage: Wer Band 1 oder die Leseprobe vor Augen hat, sollte die Antwort kennen.
Im August erscheint schließlich mit Der Preis des Sieges dann auch das große Finale der Alphabet-Geschwader-Trilogie bei Blanvalet.
Wir danken Blanvalet für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Gewinnspiel [BEENDET]
Mit freundlicher Unterstützung von Blanvalet verlosen wir 3x Schattenfall!
Um am Gewinnspiel teilnehmen zu können, müsst ihr nur nachfolgende Frage beantworten und das unten stehende Formular ausfüllen:
Welchen Schiffstyp fliegt die Coverheldin Chass na Chadic?
Das Gewinnspiel ist beendet!
- Die Preise werden unter allen Einsendungen verlost.
- Nur eine Einsendung pro Person/Familie/Haushalt!
- Einsendeschluss ist Samstag, der 21. Januar 2023, um 23:59
- Die Preise werden nur innerhalb der Bundesrepublik Deutschland, Österreich und der Schweiz versendet!
- Sämtliche gesammelten Daten dienen nur dem Zweck des Preisversands und werden nach dem Ende des Gewinnspiels und dem Versand der Preise wieder gelöscht.
- Alle Angaben ohne Gewähr! Eine Barauszahlung der Gewinne ist ausgeschlossen.
In diesem Sinne: Möge die Macht mit euch sein!
Update 23.1.2023 15:25: Die Auslosung
Chass na Chadic fliegt einen B-Wing! Von den Einsendungen mit der richtigen Antwort wurden folgende:r Gewinner:in aus dem Lostopf gezogen:
- Kerstin L. aus Oldenburg
- Samira J. aus Bremen
- Sven K. aus Bissendorf
Herzlichen Glückwunsch und viel Spaß beim Lesen!
Und vielen Dank an Blanvalet für die Bereitstellung des Preises!
Ich bin gerade im zweiten Akt und würde dir – Stand jetzt – in deiner Bewertung zustimmen. Freed stellt wieder unter Beweis, dass er zu den Star-Wars-Autoren mit der spannendsten Erzählweise gehört.
Was die „neuen“ Übersetzungen angeht, hat mich „Leitstern“ („Das Alphabet-Geschwader“ noch: „Lodestar“) zunächst am meisten irritiert. Allerdings kommt die Übersetzung nicht an A. K.s Nichtleistung bei der Übersetzung von „Im Zeichen des Sturms“ heran, wo er sich direkt zu zwei Werken – „Das Licht der Jedi“ und „Kampf um Valo“ – in Widerspruch gesetzt hat, und das gleich mehrfach und zusätzlich zu den neuen Übersetzungsfehlern. Das Wissen, dass er die „Flaggschiffe“ der deutschen Star-Wars-Romane übersetzt, trumpft in letzter Zeit immer wieder meine Bequemlichkeit, die Bücher „gemütlicher“ auf Deutsch lesen zu können.