Marvel-Mittwoch: Darth Vader #24, Doctor Aphra #21, Obi-Wan #2 und Han Solo & Chewbacca #3

Nachdem die Leser der englischen Marvel-Comics in den letzten Monaten sich doch häufiger nur mit einem kärglichen Mahl oder gar Fastentag begnügen mussten, fährt Marvel diese Woche richtig auf. Gleich vier Comics erscheinen heute. In Darth Vader #24 und Doctor Aphra #21 wird das Crimson Reign-Crossover fortgeführt. In Obi-Wan #2 gehen Qui-Gon Jinn und Obi-Wan Kenobi einem Notruf aus dem Codia-System nach und in Han Solo & Chewbacca #3 muss Han einen Weg finden, sein kleines Team nach dem fehlgeschlagenen Einbruch wieder sicher aus dem Gebäude zu bringen.

Wie immer noch der Hinweis, dass wir im Marvel-Mittwoch und den Kommentaren zum Beitrag die Hefte und deren Handlungen, inklusive Spoilern, detailliert besprechen.

Auch wenn die Hefte aus der Darth Vader– und der Doctor Aphra-Reihe beide zum Crimson Reign-Crossover gehören, gibt es keine besondere Reihenfolge, in der man sie lesen sollte.

Darth Vader #24 – rezensiert von Tobias

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Darth Vader #24 (22.06.2022)
Darth Vader #24 (29.06.2022)

Nachdem der Dunkle Lord in der letzten Ausgabe Bekanntschaft mit zwei alten Freunden von Anakin gemacht hat, gilt es heute die verräterische Gouverneurin aufzuhalten. Dazu wird Sabé kurzerhand in imperiale Rüstung gesteckt (und sieht trotzdem weiterhin wie zuvor aus, da sie den Helm nicht mehr zu tragen scheint) und die Mission der Rache an Crimson Dawn beginnt.

Zunächst ist es der Plan, zum Schiff der Gouverneurin zu fliegen, bis aber der Droide feststellt, dass sie bereits auf dem Planeten ist und sich in einer eigentlich verlassenen Forschungsstation aufhält. Also wird diese stattdessen angegriffen und der obligatorische Kampf zwischen Vader und was auch immer ihm im Weg steht, entbrennt.

Doch zu seiner Überraschung zaubert die Gouverneurin eine Waffe aus dem Ärmel, die in der Lage ist, ihn zu betäuben und am Ort festzuhalten. Später erfahren wir, dass es sich um eine Waffe handelt, die lebenden Planeten selbiges entzieht und damit angetrieben wird. Während also Doktor Aira seinen Galen-Erso-Moment hat und „von nichts wusste“, erinnert sich Darth Vader an die Zerstörung von Alderaan und wie er Leia dabei festhielt. Zudem erinnert sich Vader daran, dass er – im Gegensatz zu den Wissenschaftlern – genau wusste, was er tat und es trotzdem getan hat (Tusken-Mord, Jünglinge abschlachten, Anführer der Separatisten ausschalten).

Daraufhin beschließt er, die Gouverneurin zu verfolgen und in einer weiteren rot hinterlegten Erinnerungssequenz erkennt er eine Wand – die übrigens passenderweise beim Zusammenfügen das Aussehen seiner Meditationskammer hat -, die er nicht durchqueren kann und die ihm den Weg zurück zum Licht verstellt. Während also in der Vision Padmé und Sabé in Personalunion gut auf Vader/Anakin einreden, wendet dieser die Versuche ab und sprengt stattdessen alles um ihn herum mit dem Vermerk, dass sie keine Ahnung hätten, was sie wirklich getan haben.

Was genau das nun für die kommenden Ausgaben heißen soll ist noch recht offen, auch wenn es wohl auf die Entfesslung seiner Wut anspielen soll, dass solche Waffen und Worte gegen ihn verwendet werden und er sich lieber wieder dem Hass hingibt als die Reflexion bis zum Ende durchzuziehen. Trotzdem empfinde ich die Idee hin zu Episode VI weiterhin spannend, dass er hier und da mit seiner guten Seite oder zumindest dem Verweis auf selbige konfrontiert wird, damit der Schritt vom massenmordenden Monster in den Jahren zuvor nicht zu binär abläuft. Auf der anderen Seite muss man aber auch vorsichtig sein – nicht, dass Lukes Einfluss am Ende gar keine Rolle mehr spielt. Doch in dem Vergleich mit den Leiden und Hoffnungen seiner früheren Freunde kann das Miterleben des Leids seines Sohnes in Episode VI dann vielleicht schließlich wahre Wunder bewirkt haben.

Die Zeichnungen

Zeichnerisch weiß die Reihe weiterhin mit einem konstant guten Niveau zu überzeugen und vor allem die Hauptfiguren werden gut eingefangen. Etwas schade finde ich die Inkonsistenz zwischen „Sabé und Helm“ in der letzten Ausgabe, was uns als großformatiges Endpanel präsentiert wurde und der Rückkehr zu einem ziemlich normalen Aussehen in dieser Ausgabe ohne weitere Kommentare. Auch die Gouverneurin wurde gut getroffen, während die Waffe etwas zu übertrieben auf mich wirkt. Ansonsten arbeitet der Zeichner sehr gut mit Schatten, um entweder Spannung, Bedrohung oder auch vorerst unwichtige Figuren zu verdeutlichen.

Fazit

Darth Vader schreitet weiter auf dem Pfad der Crimson-Dawn-Nebenhandlung und lässt den Dunklen Lord hier und da weiterhin mit seiner Vergangenheit kollidieren. All das machte am Anfang der Reihe (2020) Spaß, drohte im Mittelteil repetitiv zu werden und ist spätestens jetzt nicht mehr wirklich originell, aber das war auch schon bei der Rückkehr Sabés aus dem ersten Arc so. Nichtsdestotrotz ist diese Seite des Dunklen Lords trotzdem noch die beste in einem Meer aus Mittelmäßigkeit und auch das Ende der Ausgabe macht gespannt auf mehr. Daher ein solides, aber keineswegs notwendiges Heft.

Der Rezensent vergibt 3 von 5 Holocrons!
Bewertung: 3 von 5 Holocrons

Doctor Aphra #21 – rezensiert von Matthias

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Doctor Aphra #21 (29.06.2022)
Doctor Aphra #21 (29.06.2022)

Nachdem Aphra im letzten Heft das „Der Ewige Funke“ genannte Artefakt berührt hat, ist der in diesem gefangene Geist auf sie übergegangen und hat nun die Kontrolle über ihren Körper übernommen. Dies bekommt zunächst Sana zu spüren, danach Kho Phon Farrus. Auch mit Hilfe verschiedener Waffen der Aszendenten gelingt es den beiden nicht, den Kampf gegen die besessene Aphra zu gewinnen, die sich nun zudem nach und nach all dieser Waffen bemächtigt. Aber sie geben nicht auf. Schließlich gelingt es Sana Kho Phon niederzuschlagen, als xier gerade von Aphra durch die Gedankenrute ferngelenkt wird und es aus Aphras Einflusszone zu schaffen. Aphra nimmt dies zunächst hin und sondiert erst einmal die Lage und ihre Möglichkeiten, weiter an Macht zu gewinnen.  Als Sana, noch immer mit Kho Phon leblos über der Schulter, das Ende des Geheimganges an der Oberfläche erreicht, läuft sie unvermittelt Boushh und seinem Team in die Arme, die sie zu Domina Tagge bringen sollen.

Lucky hingegen ist zurück auf Canto Bight und läuft dort in seinem alten Viertel Ariole in die Arme bzw. vor die Pistolenmündung, aber letztendlich schließen die beiden eine Art Waffenstillstand, bis Lucky und Ariole die Ereignisse auf der Vermillion miteinander diskutiert haben. In einer kurzen Rückblende sehen wir dann wie Qi’ra versucht hat, die beiden mit Versprechungen für ihre Sache und Crimson Dawn zu rekrutieren. In der Gegenwart streiten die beiden darüber, ob und wenn warum sie Qi’ra diese Versprechen glauben oder nicht. Am Ende trennt sie die sehr tiefliegende Frage, wer noch welche Hoffnungen für die Zukunft hat. Um von diesem Streit abzulenken, erzählt Lucky nun von einem großen Auftrag, den er erhalten hat und für dessen Umsetzung er Hilfe benötigt. Die Belohnung dafür würde für beide reichen, damit sie ihre Zukunft frei gestalten können, so wie es jeder für sich will.

Zwischenzeitlich stehen Sana und Kho Phon vor Lady Tagge. Diese will natürlich wissen, was mit Aphra und dem Artefakt geschehen ist, dass zu finden sie Aphra beauftragt hatte. Die Erklärung von Sana, dass Sana sich mit diesem aus Habgier verbunden habe, scheint bei Domina Tagge keinerlei Überraschungen oder Befürchtungen auszulösen, im Gegenteil. Sie glaubt nun, so beide in einem leicht finden und in ihren Besitz bringen zu können. Aber noch jemand ist hinter diesem Artefakt her, Ronen Tagge, was durch einen entdeckten Abhörversuch aufgeflogen ist und klären dürfte, was der Auftrag ist, von dem Lucky, der ja für Ronen Tagge arbeitet, sprach.

Eigentlich wollte Lady Tagge Sana Boushh und einige weitere Söldner mitgeben, um Aphra und den Ewigen Funken einzufangen, aber da Lady Tagge ganz klar bereit ist dabei den Tod von Aphra für den Besitz von letzterem hinzunehmen, verspricht Sana ihr, ein eigenes Team zusammenzustellen. Dieses Team besteht aus all jenen ehemaligen Verbündeten, die Aphra noch geblieben sind, auch wenn diese alle ihren eigenen, nicht immer positiven Gründe haben, Aphra noch mal wiederzusehen.

Die Umsetzung

Alyssa Wong bleibt auch in diesem Heft der sehr geraden und zielstrebigen Erzählstil treu. Die Entwicklungen verlaufen ohne unnötigen Schnörkel oder Füller und bringen so die Geschichte deutlich voran. Was mich so ein wenig mit Sorge erfüllt, ist der Umstand, dass Alyssa nun alle Figuren aus Aphras Vergangenheit noch einmal zusammenbringt. Dies kann der schwierigen Aufgabe geschuldet sein, es kann aber auch das große Finale der Reihe im Dezember einleiten, was ich persönlich sehr schade finden würde.

An Minkyu Jungs und Rachelle Rosenbergs hervorragenden und sehr stimmungsvollen Arbeit kann man nichts aussetzen. Sie bleiben was die graphische Gestaltung der Reihe anbelangt eine Bank.

Fazit

Mir hat das Heft sehr gut gefallen. Alle relevanten Fragen sind so weit geklärt, der nächste (letzte?) Abschnitt kann beginnen.


Obi-Wan #2  – rezensiert von Patricia

Nach einer etwas längeren Pause, während der tatsächlich die komplette Serie Obi-Wan Kenobi ausgestrahlt wurde, geht es auch im Comicmedium mit den Abenteuern Obi-Wans weiter. Heft #2, „A Shadow Falls on the Padawan“ von Autor Christopher Cantwell, wurde dieses Mal von Luke Ross gezeichnet, dessen Stil wir aus dem War of the Bounty Hunters kennen, und von Nolan Woodard koloriert. Dieses Mal begleiten wir Obi-Wan als Padawan und treffen dabei natürlich auch auf dessen Meister Qui-Gon Jinn!

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Obi-Wan #2 (22.06.2022)
Obi-Wan #2 (29.06.2022)

Erzählerisch gliedert sich der Comic wieder genauso wie auch schon Ausgabe #1 in die Gegenwart, in der Obi-Wan seine Abenteuer niederschreibt und gelegentlich die Handlung kommentiert, und die Vergangenheit. Und wie in Heft #1 erzeugt, dies auch hier einen passenden Rahmen für die Hauptgeschichte. Außerdem positiv aufgefallen ist mir, dass nun weniger Exposition nötig ist und schneller in die eigentliche Geschichte, die wir hören (bzw. sehen) sollen, gestartet werden kann. Dennoch gefällt mir auch, wie Obi-Wan über die Vergangenheit ruminiert und wie das Thema Licht und Schatten – seit jeher eines der wichtigsten Motive in Star Wars – sich dann ebenfalls in seiner Mission mit Qui-Gon widerspiegeln wird. Interessant ist hier auch die zeitliche Einordnung, denn zum Zeitpunkt des Comics hat Kenobis Duell mit Darth Maul bereits stattgefunden, ein Moment, der ihm ebenfalls sehr zu denken gegeben hat. Die Einbindung Mauls ist zwar überraschend, schenkt dem Kampf in Star Wars Rebels jedoch noch mehr Bedeutung, wie ich finde.

In seinen Erzählungen greift Obi-Wan dann eine Mission mit seinem Meister Qui-Gon auf, über dessen Auftritte ich mich immer sehr freue. Sowohl Obi-Wan als auch Qui-Gon handeln in der Geschichte charaktergetreu – Obi-Wan hängt sich an einem scheinbar unlösbaren Rätsel auf, während Qui-Gon fokussiert bleibt, seinen Padawan aber auch zum Lösen des Rätsels ermutigt. Das Rätsel an sich fügt sich thematisch mit dem Kampf zwischen Licht und Dunkelheit. Letztere erzeugt außerdem eine spannende und atmosphärische Stimmung im Comic.

Besonders gefallen hat mir, dass Obi-Wan im off-Kommentar zugibt, in dem Moment, in dem er sich allein dem Monster stellen musste, riesige Angst gehabt zu haben. Leider wirkt es auf mich manchmal aber, als würde diese Investigation nicht so wirklich für sich alleinstehen und eher durch Obi-Wans episch klingende Erzählungen an Spannung gewinnen. So geschickt ich diese Erzählweise auch finde, hier hätte ich mir etwas mehr von Obi-Wans Gedanken und Gefühlen in der Szene selbst gewünscht – dass ein älterer Obi-Wan diesen Moment nun relativ reflektiert betrachten kann, ist ja logisch. Bei den schriftlichen Kommentaren ist mir außerdem aufgefallen, dass die Sprache sehr hochgestochen, fast schon kompliziert ist. Dadurch erzeugt sie zwar einen epischen Effekt, klingt aber teilweise auch etwas gezwungen dramatisch. Was nicht bedeutet, dass sie nicht zum älteren Kenobi passt.

Kurz darauf offenbart sich auch des Rätsels Lösung: eine bestimmte radioaktive Strahlung, die durch eine Explosion bei der Zerstörung des Reaktorkerns freigesetzt wurde, unterdrückt das komplette Spektrum des Lichts. Zumindest soweit ich das verstanden habe, denn diese Art physikalischer Reaktion, die dann auch noch das Licht ausknipst, fand ich doch etwas weit hergeholt. Aber gut, auf metaphorischer Ebene funktioniert das Ganze dann doch, wenn man bedenkt, dass Obi-Wan durch das Wiederherstellen des Lichts eine Person rettet. Dass eine lichtempfindliche Spezies das Licht um sich herum manipulieren kann, finde ich übrigens eine ziemlich coole Idee, auch wenn sie hier im Endeffekt nichts mehr zur Sache beigetragen hat.

Am Höhepunkt der Geschichte lernt Obi-Wan dann, dass auch Helligkeit einen erblinden lassen kann – ein schöner Kontrast zur fast völligen Dunkelheit davor. So kommt Obi-Wan am Ende zu dem Schluss, dass der Kampf zwischen Licht und Schatten ein endloser ist, und keiner von beiden gewinnen kann. Das zumindest ist nach diesem etwas fragwürdigen Abenteuer eine weise Botschaft.

Zu den Zeichnungen

Wer meine Rezensionen zu The High Republic gelesen hat, weiß bestimmt schon, dass Zeichnerwechsel mitten in der Reihe mich ungemein stören, auch wenn vielleicht niemand etwas dafürkann. Ebenso verwirrend ist es also hier, direkt in der zweiten Ausgabe mit einem komplett anderen Zeichenstil konfrontiert zu werden. Eigentlich möchte ich die Stile verschiedener Künstler nämlich gar nicht unbedingt vergleichen, jede*r hat eben eine eigene Art, Charaktere und Umgebungen zu zeichnen, doch durch diesen Wechsel, und da das Setting zu Beginn des Comics das exakt gleiche ist wie in Heft #1, wird man ja praktisch dazu gezwungen.

Luke Ross Zeichnungen gefallen mir an sich gut (wenn auch nicht so gut wie die von Ario Anindito), denn die Charaktere wirken besonders dreidimensional und echt. Besonders toll finde ich, wie der Regen künstlerisch eingefangen wurde – das Wasser sieht klasse aus. Auch in der dunklen Umgebung sind die Protagonisten gut zu erkennen und die geisterhafte Stimmung wird besonders durch Nolan Woodards düstere Koloration zum Leben erweckt. Die Beleuchtung (oder das Schwinden dieser) wirkt real und lässt genauso viel (oder wenig) erkennen, wie man es auch in echt wahrscheinlich würde. Dies zeichnerisch und farbmäßig einzufangen, ist schon eine Leistung. Allerdings wirkte der Comic insgesamt dennoch zu dunkel, denn die wenigen Lichtakzente, die es gab, leuchteten ebenfalls nicht wirklich. Ja, die Strahlung hatte auch auf dieses Licht einen Effekt, aber ein Farbtupfer hier und dort wäre angenehm gewesen, besonders da auch die Hintergründe nicht so viel hergeben. Ob man diese Art der Koloration mag, ist natürlich Geschmackssache, mir war sie insgesamt leider etwas zu matt und hätte mehr Lebendigkeit vertragen können.

Fazit

„A Shadow Falls on the Padawan” lässt mich mit gemischten Gefühlen zurück. Während ich Obi-Wans Anekdoten über die Macht und das Thema Licht und Dunkelheit sehr mag und mich auch über den Auftritt Qui-Gon Jinns gefreut habe, wirkt die Mission mit ihren sehr physikalischen Ansätzen auf mich etwas zu erzwungen wortwörtlich und ich hätte mir mehr von Obi-Wans Gefühlen innerhalb der Szene selbst gewünscht. Die Zeichnungen sind qualitativ hochwertig und heben die Stimmung der Handlung gut hervor, doch der Wechsel des kreativen Teams erzeugt einen Bruch in der Konsistenz der Reihe und passt nicht den leuchtenden Akzenten des ersten Hefts. Dennoch freue ich mich sehr auf Heft #3, das uns mit in die Klonkriege nimmt und bereits jetzt einen spannenden Konflikt erahnen lässt!


Han Solo & Chewbacca #3 – rezensiert von Lukas

Alles in Ordnung. Alles wie gewohnt. Vielen Dank. Und wie geht’s bei Ihnen?

Han, Star Wars: Episode IV Eine neue Hoffnung

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Ausweglose Situationen scheint Han Solo magnetisch anzuziehen, insofern überrascht es nicht, dass er sich und seine Begleiter am Ende der letzten Ausgabe wieder mal in eine hineinmanövriert hat – die Sicherheitsleute auf der anderen Seite der Tür, die den einzigen Ausweg aus dem Apartment bietet, ein vollkommen leerer Safe und Greedo als „kompetente“ Gesellschaft, der wieder einmal seine Scharfsinnigkeit beweist, indem er versucht, die Blasterstrahlen reflektierende Transparistahlfenster einzuschießen. Zu lustig, dass Han in Episode IV in der Müllpresse auf dem Todesstern das Gleiche versuchen und von Leia eine ähnliche Rüge erhalten wird, wie die, die er jetzt jedermanns Lieblings-Rodianer verpasst.

Jedoch kommt Han sogleich eine neue Idee, wie sie entkommen können. Er setzt einen Ruf nach medizinischer Hilfe beim Locris-Sicherheitsdienst ab, also genau der Institution, die sie aktuell verfolgt. Der waghalsige Plan geht aufgrund unzureichender Firmenkommunikation tatsächlich auf und die Truppe kann das Schiff übernehmen, entkommen und sich mit Fluchtspeederfahrer Chewbacca treffen. Sie müssen allerdings noch nicht mit leeren Händen zu Jabba zurückkehren, denn Han konnte noch im System von Graves‘ Turm herausfinden, dass er die Urne an jemanden auf dem Planeten Antillion verkauft hat, sodass er und sein Vater ein nächstes Ziel haben. Greedo, dessen einzige Daseinsberechtigung bei diesem Job das Wissen um den Aufenthaltsort der Urne war, wird auf Corellia zurückgelassen und kann nur dem wegfliegenden Falken hinterhersehen.

An Bord des Schiffes gibt es einen schönen emotionalen Moment mit Hans Vater, der darüber philosophiert, dass er auch beim Zusammenbau dieses YT-1300 beteiligt gewesen sein könnte und erstaunt Hans „Menge Extras“ bewundert. Auf Antillion angekommen erfahren wir, dass es sich bei der Käuferin um niemand Geringeren als Madelin Sun, der Archivarin aus Crimson Reign, handelt! Hans Versuch, mit ihr zu verhandeln, schlägt fehl und so hetzt er ihr in der folgenden Nacht lokale Sturmtruppen auf den Hals, um eine Gelegenheit zu haben, bei der ehemaligen Sava einzubrechen und die Urne zu stehlen. Dabei kommt es allerdings zu einer angenehmen Überraschung, denn es stellt sich heraus, dass wir es hier mit der Szene aus Crimson Reign #3 zu tun haben, in der Madelin Sun von Sturmtruppen besucht, aber von Qi’ra gerettet und für Crimson Dawn rekrutiert wird. Eine sehr schöne Querverbindung der beiden Serien, die so mehr Crossover-Feeling versprüht, als die tatsächlichen Crimson Reign-Tie-Ins untereinander.

Dass seine Ex Qi’ra, die Han auf die Entfernung nicht erkennt und ihr somit keine weitere Aufmerksamkeit schenkt, mit der Archivarin den Planeten verlässt, kommt ihm natürlich sehr gelegen, sodass er und sein Vater in aller Seelenruhe zwischen toten Sturmtruppen nach der Urne suchen können. Als sie sie schließlich finden, bekommen sie allerdings unangenehme Gesellschaft vom Wookiee-Kopfgeldjäger Black Krrsantan, der ebenfalls hinter Han, der Urne, oder beiden her zu sein scheint.

Mit jeder weiteren veröffentlichten Ausgabe macht mir die Reihe von Autor Marc Guggenheim noch mehr Spaß. Charaktermomente, eine durchdachte, weiterhin exponierte Story, die trotz großem Aufgebot an Nebenfiguren nie ihren Fokus verliert, der für Han-Geschichten typische und nie überzogene Humor sowie gelungene Gastauftritte und Querverbindungen durch den Kanon sorgen für ein weiteres abwechslungsreiches, unterhaltsames und vor allem kurzweiliges Heft. So kann es gerne weitergehen.

Zeichnungen

Bei den Zeichnungen arbeitet Guggenheim weiter mit David Messina zusammen, der auf seinem gewohnten Niveau bleibt. In diesem Heft fiel mir zum ersten Mal auf, dass sich die Hintergründe sehr von den Charakteren abheben, was zum Look der Serie beiträgt und Kolorist Alex Sinclair diverse Spielmöglichkeiten mit den Farbverläufen gibt. Mit Antillion gibt es außerdem nach Tatooine und Corellia einen größeren Ortswechsel und auch wenn man der Planet unter Messina eine etwas andere Stimmung verbreitet als in Crimson Reign #3 von Zeichner Steve Cummings und auch nicht auf den ersten Blick als dieser zu erkennen war, so hat er doch eine ausreichend differenzierte Optik im Vergleich zu den bisherigen Schauplätzen der Reihe.

Fazit

Marc Guggenheim trifft Filmcharaktere wie Han Solo und Greedo genau wie seine eigenen Kreationen nach wie vor fantastisch und gibt mir kurz nach dem Ende der gleichnamigen Miniserie auch einmal kurz das Gefühl, dass Crimson Reign tatsächlich ein Crossover war. Sicher kann man wieder einmal das kleine-Galaxis-Syndrom bemängeln, vor allem bei Gastauftritten wie von Sun, Qi’ra und Krrsantan, doch trübt dies nur wenig den erfrischenden und kurzweiligen Spaß, den ich mit dem Heft hatte.

Bewertung: 4 von 5 Holocrons
Bewertung: 4 von 5 Holocrons

Mit Han Solo & Chewbacca #4 und Darth Vader #25 geht es am 20. Juli weiter. Doctor Aphra #22 fund Obi-Wan #3 folgen dann am 27. Juli. Am nächsten Mittwoch findet Galactic Starcruiser: Halcyon Legacy #4 seine Fortsetzung und die neue Comic-Adoption The Mandalorian #1 beginnt.

Wir danken Marvel für die Bereitstellung der digitalen Vorab-Exemplare, ohne die unser Marvel Mittwoch nicht möglich wäre.

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