Marvel-Mittwoch: Crimson Reign #3 und Han Solo & Chewbacca #1

Am zweiten Marvel-Mittwoch des Monats März versorgt uns das Haus der Ideen mit zwei Heften, die sich gleich beide thematisch der Galaktischen Unterwelt zur Zeit des Imperiums widmen. Die Miniserie Crimson Reign um Qi’ras großen Plan überschreitet mit der dritten Ausgabe, die den Titel The Archivist trägt, bereits ihre Halbzeit. Darüber hinaus startet in der ersten Ausgabe der neuen fortlaufenden Serie Han Solo & Chewbacca das titelgebende Schmugglerduo einige Jahre vorher den AuftragThe Crystal Run, Part I für den großen und erhabenen Jabba.

Wie immer noch der Hinweis, dass wir im Marvel-Mittwoch und den Kommentaren zum Beitrag die Hefte und deren Handlungen, inklusive Spoilern, detailliert besprechen.


Crimson Reign #3

Dorthin musst du.

Yoda, Star Wars Episode V: Das Imperium schlägt zurück

Inhalt

Crimson Reign #3
Crimson Reign #3

Nachdem wir in der letzten Ausgabe Qi’ras Marionetten Ochi und Deathstick bei ihrer eher mäßig interessanten Rolle in ihrem scheinbar unglaublich genialem Plan beobachten durften, wird sich in der heutigen Ausgabe der Archivarin angenommen. Diese Figur erzählt uns in einer bisher recht undurchsichtigen Rahmenhandlung schon seit dem ersten Crimson Reign-Heft die eigentliche Haupthandlung, wodurch ich gespannt darauf war, mehr über sie zu erfahren. So stellt sich heraus, dass die leicht machtsensitive, einst glückliche Sava Madelin Sun bis zur Order 66 als Forscherin und Lehrerin Artefakte der dunklen Seite studiert hat. Nach dem Untergang des Jedi-Ordens war sie als Händlerin tätig, bis sie in den Fokus des Imperiums gerät und von Sturmtruppen aufgerieben wird.

Hilfe ist jedoch nicht weit, denn Qi’ra ist natürlich in genau dem richtigen Moment zur Stelle, um der ehemaligen Sava aus der Klemme zu helfen. Qi’ra erzählt ihr von der Bewunderung für ihre Arbeit und macht einen kleinen gedanklichen Exkurs über Palpatines Strategie, die kollektive Erinnerung der Galaxis an die Jedi durch Furcht zu unterdrücken und auszulöschen. Dabei stellt sie auch richtig, dass nicht etwa das Imperium als Instanz für den Untergang der Jedi und das Vergessen der Macht verantwortlich sei, sondern nur ein einzelner Mann, der Imperator. Dabei enthüllt sie einige Geheimnisse, die sie von ihrem einstigen Lehrer Maul erfahren hatte, wie die wahre Identität des Imperators als Darth Sidious. Spätestens mit ihrer Artefaktsammlung an Bord ihres Schiffes gelingt es ihr, Madelin Suns Interesse zu gewinnen und sich ihrem Plan anzuschließen, die Sith zu zerstören.

Qi’ras erster, im wahrsten Sinne „kleiner“ Auftrag für sie sieht vor, dass sich Madelin auf die Suche nach dem überlebenden Großmeister Yoda begeben soll, da ein Jedi als ebenbürtiger Gegner der Sith äußerst nützlich für ihr Vorhaben sei. In einem Panel erzählt Qi’ra, wie nach dem Fall des Jedi-Ordens viele Lichtschwerter öffentlich eingeschmolzen wurden, „inklusive einem von Yodas„. Damit bestätigt Soule auf sehr elegante Weise, dass Yoda mehrere Lichtschwerter besaß und beseitigt so den potenziellen Kanonfehler aus dem sechsten Kapitel von Das Buch von Boba Fett, in dem Luke Grogu ein Lichtschwert präsentiert, von dem es heißt, es sei Yodas. Mit dem Rückbezug auf die Lichtschwertverbrennung vor dem ehemaligen Jedi-Tempel aus dem ebenfalls von Soule geschriebenen Heft Darth Vader (2017) #1, wird dieser Fehler mit einem Wort und einem zusätzlichen Buchstaben sehr einfach und für mich zufriedenstellend beseitigt.

Auf den folgenden Seiten macht sich die Meisterin der Recherche in umfangreichen Nachforschungen auf die Suche nach Yoda um herauszufinden, was nach dem Ende der Klonkriege aus ihm geworden ist. Ihre Spur führt sie zur Tantive III und Bail Organa, jedoch ist dieser seit der einige Zeit zurückliegenden Zerstörung von Alderaan tot. So führt sie ihr Weg zu Jeremoch Colton, der als Pilot der Tantive III in Episode III: Die Rache der Sith vom vor einiger Zeit verstorbenen Boba Fett-Darsteller Jeremy Bulloch verkörpert wurde. Mithilfe eines Thought Dowser, den wir als Ascendant-Artefakt bestens aus den aktuellen Doctor Aphra-Ausgaben kennen, gelingt es ihr, aus Colton herauszuholen, dass die Tantive III einst vor über 20 Jahren im Sluis-Sektor Halt gemacht hat, wo nur eine für Yoda infrage kommende Welt liegt, Dagobah.

Dort angekommen kommt es zu einer kurzen Begegnung mit einem Sumpfmonster, die uns erinnert, dass Comic-Hefte keine Comic-Hefte ohne ein wenig Monster und Action wären, bevor die Archivarin in jene von der Macht erfüllte Höhle gelenkt wird, in der auch Luke nur findet, was er mit sich nimmt. Wir erfahren nicht, was genau sie in der Höhle sieht, wir sehen nur, wie sich ihr äußeres Erscheinungsbild zu dem verändert, wie wir sie in den ersten beiden Ausgaben erlebt haben. Sie erfährt einiges über sich, die Macht und die Galaxis und so beschließt sie, Dagobah zu verlassen und Qi’ra bewusst über Yodas vermeintlichen Tod in Kenntnis zu setzen. Der Kreis schließt sich, als Madelin Sun feststellt, dass sie zum ersten Mal seit sehr langer Zeit glücklich sei.

Ich habe ein Faible für alles rund um die Macht und ihre Mysterien und so war auch ich glücklich, dass sich die Handlung in dieser Ausgabe vor allem gegen Ende darum dreht. Den Fall der Republik und des Jedi-Ordens einmal an einer anderen Figur mit Bezug zur Macht zu erleben, die keine Jedi war, ist erfrischend und verbindet die Geschehnisse aus den aktuellen Reihen – auch visuell – mit dem Ende der Klonkriege. Nichtsdestotrotz bleibt wie schon im letzten Monat dieses Heft mehr oder weniger abgeschlossen, womit sich die von mir befürchtete Struktur der Miniserie erfüllt. Soule erzählt uns anthologie-artig Schritt für Schritt verschiedene Kurz-Storys aus Qi’ras Umfeld, nur kommt für mich die Haupthandlung weniger voran, als dass mehr die Protagonist*innen von Crimson Reign vertieft werden. Damit verliert die ganze Geschichte an potenziellem Tempo und nun wartet nur noch die Episode mit den Rittern von Ren in Ausgabe #4, der ich immerhin sehr entgegen fiebere, sowie das abschließende Finale in #5 auf uns. Das sind nicht mehr viel Zeit und Seitenanzahl, um mich vor dem Ende noch groß an die Story zu fesseln, obwohl uns doch der Ausgang für die handelnden Figuren noch viel weniger klar ist, als beim Krieg der Kopfgeldjäger.

Dass Soule passende Verbindungen knüpft, ist wieder einmal eine große Stärke, seien es die bereits erwähnten Jeremoch Colton und Yodas Lichtschwerter, oder auch die Starlight-Station in einem schönen Panel über die Goldene Zeit der Jedi. So fügt sich auch diese Story trotz ihrer fehlenden Spannung nach wie vor in bestehende Erzählungen ein und es macht einfach Spaß, solche Momente zu entdecken.

Zeichnungen

Dominiert sie zwar schon seit Ausgabe 1 den Look des Events, so fällt doch Guru-eFX‘ Verwendung der Farbe Rot und ihrer verschiedenen Töne in diesem Heft ganz besonders auf. Alle Szenen mit Qi’ra strahlen förmlich vor Rot, während im atmosphärischen wie inhaltlichen Gegensatz dazu Steve Cummings‘ Zeichnungen der Szenen auf Dagobah mit ihren Grün- und Brauntönen sehr viel weicher und geerdeter wirken. Die Zeichnungen selbst sind schon wie beim Vorgängerheft auf sehr hohem Niveau und glänzen vor allem in den abwechslungsreichen Flashbacks wie der Zusammenstellung der Jedi-Vergangenheit oder den spiegelnden Panels der imperialen Kriegsmaschinerie. Insgesamt gefallen mir persönlich bis hierhin die Zeichnungen und Farben von Crimson Reign viel besser als noch bei der Vorgängerserie Krieg der Kopfgeldjäger.

Fazit

Zwiegespalten. Einerseits ein schönes Heft mit dem Anreißen einer spannenden Vergangenheit, hochwertigen Zeichnungen und Kolorierung, tollen Verbindungen quer durch den Kanon und der Macht im Mittelpunkt, andererseits nur eine weitere Episode einer auf der Stelle tretenden Story. Crimson Reign braucht nicht unbedingt den großen Event-Charakter wie bei den Ereignissen auf Jekara, jedoch brauche ich bei gerade einmal fünf Heften zum Erzählen einer Story mehr als sich schleppende und sich für ein Heft festfahrende Perspektivwechsel. Damit vergebe ich die Mitte an Holocrons mit diversen Pluspunkten. Mal sehen, ob und wie die Ritter von Ren und Vaders Festung mich noch abholen können.

Der Rezensent vergibt 3 von 5 Holocrons!
Bewertung: 3 von 5 Holocrons

Han Solo & Chewbacca #1

Mein Vater hat am Fließband der CEC-Fabrik gearbeitet, bevor er entlassen wurde. Er hat die gebaut.

Han, Solo: A Star Wars Story

Inhalt

Im ersten Panel werden wir daran erinnert, dass sich der berüchtigte Schmuggler Han Solo in den aktuellen und zwischen Episode V und VI spielenden Comicserien nach wie vor in Karbonit befindet, weswegen es wohl auch an der Zeit ist, einige Jahre in die Vergangenheit zu springen und mit Han Solo & Chewbacca eine neue fortlaufende Miniserie um die Crew des Rasenden Falken zu starten.

Zu Beginn dieser ersten Ausgabe befinden sich das Lasergehirn und der laufende Bettvorleger für einen Job mit einer Crew um die Schmugglerin Khel Tanna auf dem Casinoplaneten Galator III, den wir als ersten Treffpunkt von Shara Bay und Kes Dameron aus Star Wars (2020) #12 in Erinnerung haben. So wie wir es vom Falken gewohnt sind, gab es ein Problem mit seinen Komponenten, sodass Han und Chewie auf den letzten Drücker erscheinen, um Tanna mit ihrer Crew und ihrer Beute abzuholen. Nach einer turbulenten Verfolgungsjagd gelingt ihnen die Flucht in den Hyperraum und die Ankunft auf Tatooine in Jabbas Palast.

Dort bekommt Han, sehr zum Missfallen von Tanna, das Lob für den gelungenen Job ab und im selben Atemzug gleich den nächsten Auftrag angeboten – die Beschaffung einer Urne, die einen eingeäscherten Rivalen von Jabba enthalten soll. Aber weder der Han dafür zugeteilte Partner, bei dem es sich um den ihm bereits bekannten Greedo handelt, noch der Ort des Raubzugs, nämlich Hans alte Heimatwelt Corellia, sorgen bei Solo für Begeisterung. In dieser Szene überschlagen sich die Anspielungen: Greedo benutzt das selbe Sprichwort über schleimige Quactas und Stiflings wie Cad Bane in Kapitel 7 von Das Buch von Boba Fett und Han deutet an, dass er bei Greedo möglicherweise zuerst schießen würde.

Während der Falken also auf Corellia landet, verbreitet sich die Information über Jabbas Objekt der Begierde sogar bis in die Mos Eisley Cantina, wo jemand namens Corbus hellhörig wird. Währenddessen überkommt Han auf seiner alten Heimatwelt die ein oder andere Erinnerungen, bevor das Trio in das wohlhabendste Gebiet von Coronet City gelangt, den „Pearl District“. Greedo weiß, dass die Urne im Schlafzimmer eines Penthouse des CEO der Corellian Engineering Corporation, für die einst Hans Vater gearbeitet hat, liegen soll. Mithilfe von Taschendiebtricks und altbewährter Dreistigkeit gelangt Han zwar bis zu dem Safe im Penthouse, scheitert aber daran, dass es als Locris 1-42-08 der am schwersten zu knackende Safe der Galaxis ist.

So finden sich Han, Chewie und Greedo in einer Bar wieder, um ihr weiteres Vorgehen zu besprechen. Wie durch ein Wunder taucht dabei ein älterer Herr mit Augenklappe auf, der Insignien der CEC trägt, wodurch Han auf die Idee kommt, diesem einen Drink zu spendieren und sich mit ihm zu unterhalten. In der Zwischenzeit lernen wir auf Hosnian Prime den Marshal Buck Vancto bei einem Job kennen, der von seiner Auftraggeberin wegen der Sache auf Galator III auf Han angesetzt wird. Dieser sitzt nach wie vor in der Bar, trinkt mit dem alten Mann und stößt mit ihm auf seinen Vater an, der ebenfalls bei CEC gearbeitet hat. Der Mann fragt, wie sein Name war und Hans Antwort, dass er Ovan genannt wurde, enthüllt ihm und den Leser*innen, dass es sich bei seinem Gesprächspartner scheinbar um seinen eigenen Vater handelt.

Große Vater-Twists stehen bei Star Wars schon seit einer Weile auf der Tagesordnung und ich bin ehrlich überrascht, dass sich vier Jahre nach Solo: A Star Wars Story noch dem Thema angenommen wird. Das Wiedersehen der Familie wirkt zwar arg zufällig und konstruiert, darüber hinaus graut es mir vor dem nächsten Heft, wenn man bedenkt, dass wir nun möglicherweise Hans ursprünglichen Nachnamen erfahren könnten. Nichtsdestotrotz haben wir hier eine spannende Ausgangslage für den Start der neuen Serie, in der noch viel Potenzial steckt. Dass Autor Marc Guggenheim gern schillernde neue Figuren mit klingenden Namen kreiert, konnte er nun bereits zeigen und es bleibt abzuwarten, was er mit diesen noch vorhat. Wie man Han kennt, macht er sich bereits auf diesen 40 Seiten der überformatigen Debütausgabe einige zukünftige Feinde und man darf gespannt sein, wie er sich aus der ein oder anderen brenzligen Situation befreien wird. Die Dynamik zwischen Han und seinem Kumpel Chewie kam in dieser Ausgabe noch etwas kurz, dafür wurde Han vortrefflich charakterisiert und seine Dialoge gut getroffen.

Zeichnungen

Zeichner David Messina hat bei der Gestaltung des Äußeren von unserem Lieblingsschmuggler auf eine Mischung aus Alden Ehrenreich und dem jungen Harrison Ford gesetzt, der in einigen Panels und Winkeln mehr an den einen Schauspieler und mal mehr an den anderen erinnert. Der Falke sieht in jedem einzelnen Panel sehr gut aus und lässt die klassische Atmosphäre spüren, die das Schiff und Szenen mit ihm erzeugt. Mir persönlich ist das Heft aber in der Kolorierung von Alex Sinclair etwas zu dunkel und schattig geraten, wodurch Details und Tiefe in den Zeichnungen verschwimmen.

Fazit

Eine erste Ausgabe, die Lust auf mehr macht, eine interessante Lücke im Kanon füllen will und einige unterhaltsame Han-Momente bereithält. Die Kolorierung ist mir zu dunkel, manche Szenen wirken für die Überlänge des Hefts künstlich gestreckt und uns werden sehr viele neue Figuren vorgestellt oder angedeutet, von denen wir uns in Zukunft auf mehr freuen dürfen, die mich bisher aber noch nicht mitreißen konnten. Möglicherweise ist das funkige Design von Buck Vancto auch einfach nicht mein Fall.

Der Rezensent vergibt 3 von 5 Holocrons!
Bewertung: 3 von 5 Holocrons

Wir bedanken uns bei Marvel für die digitale Vorab-Ausgaben und Vorschaubilder, ohne die unser Marvel-Mittwoch nicht möglich wäre.

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