Rezension: The Bad Batch 2×14: „Wendepunkt“

Die im englischen Original lautende Folge Tipping Point stellt sich als Übergangsfolge zum einen der Aufgabe den Konflikt wieder auf die größere Bühne zu tragen, nachdem uns „Der Außenposten“ und „Pabu“ etwas vom Klonprojekt abgelenkt haben und gleichzeitig die Weichen für das Finale zu stellen, bei dem unsere Kloneinheit 99 wieder aktiv werden muss, bevor es ihnen auf Pabu zu gemütlich wird. Wie das gelingt, soll Thema dieser Rezension sein

Echte Loyalität

Ich möchte direkt mit einem Punkt beginnen, den ich in vorherigen Rezensionen aufgebracht habe und bei dem ich sagte, dass die Offiziere in der Serie mitunter eher infantil und trotzig als kalt, berechnend und fokussiert wirken. Dadurch ergab sich ihre Grausamkeit nicht aus der kühlen Verfolgung ihrer Aufgaben, sondern aus fast schon sadistischen Grundneigungen. Gerade bei „Der Außenposten“ war dies besonders deutlich. Hier haben wir immerhin einen Offizier zu Beginn der Folge, der dem Protokoll eisern folgt und den Selbstmord wählt, anstatt die Operation auf Tantiss zu enthüllen. Immerhin ein Beweis, dass die wahren loyalen Offiziere diesem Projekt zugeteilt sind und die Kindertagesstätte keine Vertreter entsandt hat.

Generation „Center Shock“

Die Folge beginnt nämlich damit, dass Echo und Co einen Transporter angreifen, der Gefangene von Balmorra nach Tantiss überführen soll. Leider schaffen sie es nicht schnell genug, die Datenbanken zu sichern und kennen den Bestimmungsort des Transports nicht, aber immerhin drei Klone können gerettet werden. Ebenfalls gefällt mir weiterhin die Einbindung von Chuchi auf Coruscant, die weiterhin Nachforschungen anstellt. Ich würde mich sehr freuen, wenn auch ihr Arc zur Verteidigung der Kloninteressen in der dritten Staffel zu einem – gegebenenfalls ja auch tragischen – Ende kommen würde, weil sie entgegen Bail oder Mon zu offensiv wird und die Gratwanderung nicht schafft. Das würde uns erneut zeigen, wie gefährlich es auch für die Senatoren in dieser Zeit ist (bei Mon Mothma wissen wir das ja bereits aus Andor). Der Gedanke jedenfalls, dass sich Rex und Co unter der Nase des Imperiums direkt auf Coruscant verstecken und von dort ihre Aktionen planen hat, zufriedenstellende Symbolik, die gleichzeitig recht glaubhaft ist.

Ein weiterer loyaler Klon findet sich in dieser Folge bereits auf Tantiss, und zwar Crosshair. Der wurde dort ja nach seinem Mord am imperialen Offizier Nolan in der Folge „Der Außenposten“ eingeliefert und soll – laut Hemlok – nicht dafür bestraft werden, sondern ihm verraten, wo Omega ist. Hier finde ich meine Theorie aus der Rezension zu Folge drei wieder glaubhaft, dass alle wohl ganz froh waren, endlich einen Vorwand zu haben, damit er für die Experimente und nicht mehr auf dem Feld zur Verfügung steht. Die versprochene Freiheit glaubt Crosshair dann doch aber nicht so ganz und versucht zu fliehen, als auch sein Team mit Code 88 – Sucher zu planen. Sie wissen nun also, dass sie gesucht werden und damit, dass das Imperium sicher weiß, dass sie noch leben.

Frage der Loyalität

Was uns zur Frage der Folge führt: Kann man dieser Information trauen? Verständlicherweise ist Kloneinheit 99 zurückhaltend bei Crosshairs Warnung, immerhin hat er sie auch nach Kamino gelockt und sie dort herausgefordert. Zudem sieht man Hunter in meiner Sichtweise zunehmend an, dass er dem friedlichen Leben auf Pabu samt Fischerei und Flugstunden doch einiges abgewinnen kann, und zwar nach außen noch Unsicherheit ob ihres Verbleibs dort zeigt, innerlich aber genau weiß, dass es für sie alle das Beste wäre.

Ich war’s nicht!

Jetzt ist aber die Frage spannend, zu wem sie alles loyal sind. Schulden sie es Crosshair, dass sie ihn retten? Ist es allein die Loyalität gegenüber den offenen Bürgern Pabus, dass sie das Imperium erneut stellen und damit verhindern, dass sie als Gesuchte in Zugzwang kommen und der Planet irgendwann Ziel des Imperiums wird? Sind sie es – wie Echos Besuch in der Folge auch andeutet – am Ende auch ihren Klonbrüdern schuldig, dass sie dieser Klon-Verschwörung auf Tantiss weiter nachgehen und sie bestenfalls beenden. So viele von ihnen sind schließlich Opfer dieser Experimente und Verschleppung geworden. Sind sie es schlussendlich auch der Galaxis als Ganzes schuldig, als Soldaten diese Gefahr, die von der Einrichtung ausgeht, abzuwehren?

Die Folge stellt diese ganzen moralischen Fragen eher auf der Metaebene und macht sie zu wenig plakativ. Zu wenig plakativ ist hier tatsächlich ein Kritikpunkt, da mehr offensichtliche Abwägung helfen würde, die Beweggründe unserer Figuren zu verstehen. Gefallen hat mir jedoch die Freude Omegas als sie wieder auf Echo trifft und ihre Flugstunden mit Tech. Ansonsten war sie in dieser Folge recht unter dem Radar, was aber nicht störend auffiel. Immerhin haben wir auch viel Zeit mit Crosshair verbracht.

Das ist ja der Gipfel!

Genau daran merkt man auch, dass es sich hier um den wortwörtlichen Wendepunkt und die Brückenfunktion handelt, die recht gut erfüllt wird. Crosshair und Kloneinheit 99 waren in der bisherigen zweiten Staffel nie gleichberechtigte Protagonisten in einer Folge. Stattdessen gab es Team-Folgen und Crosshair-Folgen. Nun nehmen beide knapp 50 % der Folge ein und deuten damit ein Verschmelzen der Handlungsstränge an, was nicht nur symbolisch, sondern auch inhaltlich die Aufgabe als Einleitung für das Staffelfinale mehr als erfüllt, hier und da aber mit dem Kritikpunkt leben kann, dass die Folge selbst es zu wenig schafft einen Punkt zu setzen und offen endet.

Fazit

Der Wendepunkt erfüllt die klassische Brückenfunktion und lenkt die Aufmerksamkeit unserer Heldentruppe wieder auf die Aufgabe, die die Autoren für sie vorgesehen haben und nicht die, in die sie auf Pabu hineinzuwachsen drohen. Es braucht einen wortwörtlichen Call to Action – in diesem Fall von Crosshair – der sie auf die Mission ins Staffelfinale schickt. Das schafft die Folge durch die Vorarbeit aus den bisherigen Crosshair-Folgen überzeugend, denn man glaubt ihm, dass ihm doch etwas an diesem Trupp liegt, den er schon im Staffelfinale der ersten Staffel ziehen ließ und dessen Entscheidung er mit jedem Tag voller weiterer Einblicke in die wahre Fratze des Imperiums besser nachvollziehen kann. Wir können also gespannt sein, was Hemlok mit dem Klonüberschuss vorhat und was der Gipfel im Staffelfinale alles bereithält.

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