Jason Aaron über Konzeption und Kontinuität von Marvels Star Wars

Comic Book Resources hat Autor Jason Aaron sehr ausführlich zur Entstehung von Marvels Star Wars #1 und der fortführung der Reihe interviewt. Vorsicht, Spoiler für Heft #1

Star Wars #1 (14.01.2015)
Star Wars #1: Skywalker Strikes, Part 1 (14.01.2015, John Cassaday Cover)

Um in die richtige Stimmung zu kommen ließ ich John Williams‘ Filmmusik im Hintergrund laufen, als ich Star Wars #1 las. Legst du sie dir hin und wieder ein, wenn du an der Serie schreibst?
[Er lacht.] Das tue ich auf jeden Fall! Als ich mich hinsetzte, um dieses erste Skript zu schreiben, wollte ich es richtig machen, da man Star Wars #1 nun mal nicht jede Woche schreiben darf. Ich hab John Williams aufgedreht, als ich mit dem Skript begann.

Wie ich höre warst du als Kind ein großer Star Wars-Fan.
Ja, natürlich. Ich hatte das perfekte Alter. Ich kann mich daran erinnern, die klassischen Filme im Kino zu sehen, und ich habe immer noch meinen Darth-Vader-Actionfigurenkoffer und alle Spielzeuge. Ich war als Kind ein sehr großer Star Wars-Fan.

Hast du die Comics und das Erweiterte Universum gelesen?
Ich habe Teile davon verfolgt. Ich habe im Laufe der Jahre manche der Dark-Horse-Comics gelesen, aber ich bin [dem Erweiterten Universum] nicht religiös gefolgt. Ich habe manche der Videospiele gespielt, aber ich war kein Hardcore-Fan dieser Sachen. Aber sobald ich diesen Job bekommen hatte holte ich das Material nochmal hervor und las es, um mich in alles rund um Star Wars einzutauchen. Ich las ein paar Geschichten, die ich zuvor schon mal gelesen hatte, und manche, die ich noch nie zuvor gelesen hatte.

Ich fand, dass die erste Ausgabe dasselbe Tempo hatte wie einer der klassischen Filme. Gibt es ein ureigenes Star Wars-Tempo, das sich von anderen Serien unterscheidet, die du geschrieben hast?
Ich weiß nicht, ob es ein eigenes Star Wars-Tempo gibt, aber wir Beteiligten wollten alle, dass sich das hier wie eine Fortsetzung des ursprünglichen Films anfühlt. Wir wollten alles nahtlos fließen lassen in Bezug auf das Aussehen der Figuren und ihre Handlungen. Wir wollten, dass sich alles glaubwürdig anfühlt und wie eine direkte Fortsetzung, die 1978 – ein Jahr nach dem Original – hätte herauskommen können. Aber wir wollten die Dinge dennoch etwas vermischen. Wir wollten nicht, dass es sich so anfühlt, als würden wir den ursprünglichen Film zerpflücken und sagen: „Erinnert ihr euch daran, wie toll dieser alte Film war?“ Wir wollten wirklich auch mit etwas Neuem aufwarten.

Wir mischen die Sachen etwas durch. Wir sehen Verweise auf mehr als nur den Originalfilm. Wir sehen Elemente und Fahrzeuge, die in manchen der anderen Filme auftauchen, und wir werden das in Zukunft auch weiterhin tun. Wir werden uns weiterhin in neues Gebiet vorwagen, um die Dinge aufregend und frisch zu halten. Nichtsdestotrotz will ich, dass dieser Comic mich an all das erinnert, was ich an den klassischen Filmen geliebt habe. Wenn ich mir den Originalfilm nochmal anschaue bin ich überwältigt, wie sehr ich es genieße, Zeit mit diesen Charakteren zu verbringen.

Der erste Film hebt für mich erst dann richtig ab, wenn alle Figuren zueinander gefunden haben. Sobald Han und Luke sich zusammentun, um Leia zu retten, und sie sofort beginnt, beide zu beleidigen – in dem Moment hab ich mich in [den Film] verliebt. Ich will mehr davon machen. Wir haben nur diese ursprünglichen drei Filme, um diese Figuren zusammen zu sehen. Ihre Beziehungen verändern sich so sehr im Laufe dieser Filme. Die Zeit nach Eine neue Hoffnung ist eine sehr fruchtbare Periode, da all diese Figuren sich gerade erst begegnet sind. Ich wollte sie auf mehr gemeinsamen Abenteuern sehen. Ich wollte mehr von Hans und Leias Geplänkel sehen. Ich wollte mehr vom Beginn ihrer aufkeimenden Romanze sehen. Und ich wollte mehr davon sehen, wie Luke damit ringt, ein Jedi zu sein, und überhaupt erst verstehen muss, was es bedeutet, ein Jedi zu sein, und wozu er in der Lage ist. Ich wollte mehr von alledem sehen, also ist das auch das, was ihr in Star Wars #1 direkt sehen werdet. All diese Figuren zusammen auf einem weiteren irrwitzigen Abenteuer.

Star Wars #2 Seite 13 (Farbe)
Vorschauseite aus Star Wars #2

Du hast das Geplänkel zwischen Han und Leia erwähnt und letzte Woche erst hat dein Redakteur Jordan D. White getweetet, dass du „SO GUT“ darin seist, genau diese Momente zu schreiben. Gibt es eine Stimme im Cast, die dir am leichtesten fällt, oder irgendeine, die du immer noch zu treffen suchst?
Nicht wirklich. Ich sag es nochmal, eines meiner Hauptziele ist, diesen Comic für das gesamte Team zu machen. Ich will jedem seine eigenen Momente geben. In der ersten Ausgabe haben alle Figuren, einschließlich Dreipeo und Erzwo, ihre eigenen Momente im Rampenlicht. Ich will, dass das in Zukunft immer so sein wird. Genau wie in den Filmen wird ein großer Teil der Handlung von Luke und Lukes Reise vorangetrieben werden. Die klassische Trilogie ist weitgehend Luke Skywalkers Heldenreise. Das wird immer noch ein treibender Punkt sein. Er ist natürlich an diesem Punkt auf dem Zeitstrahl in einer sehr interessanten Position. Er trainiert als Jedi, da er weiß, dass er diese große Bestimmung hat, aber er hat keine Ahnung, wie er die Reise beginnen soll, um dorthin zu kommen.

Indes versucht Darth Vader, herauszufinden, wer den Todesstern hochgejagt hat. [Er lacht.] Ich liebe die Tatsache, dass man hier Vater und Sohn auf der Jagd nacheinander hat, ohne dass sie sich dessen bewusst sind. Damit haben wir sehr viel Spaß.

Alles in allem wird es weiterhin eine Teamgeschichte sein. Der Dialog bereitet mir wirklich nicht so viel Arbeit, da diese Figuren alle so wunderbar gut definiert sind. Jeder Fan des Star Wars-Universums kennt die Stimmen dieser Figuren. Ich habe den meisten Spaß dabei, sie in denselben Raum zu stecken und zu beobachten, wie sie auf einander reagieren.

Star Wars #2 (John Cassaday Cover) (04.02.2015)
Star Wars #2: Skywalker Strikes, Part 2 (04.02.2015, John Cassaday Cover)

Wir kennen diese klassischen Figuren so gut – wirst du also irgendwelche neuen, wichtigen Mitspieler in das Universum einführen?
Erneut werden wir uns in neues Gebiet vorwagen und Charaktere in verschiedenen Paarungen zusammenbringen, die wir vorher womöglich noch nie gesehen haben. Und wir werden uns nicht nur auf Figuren aus dem Originalfilm oder Das Imperium schlägt zurück begrenzen. Wir werden die Dinge auf verschiedene Weisen vermischen und ja, zu der Mischung werden auch neue Figuren hinzustoßen. Ich glaube, die erste wichtige neue Figur in dieser Serie taucht in Star Wars #4 auf.

Darth Vader macht sein Debut auf den letzten Seiten der ersten Ausgabe. Wie eng wird deine Serie mit Kieron Gillens und Salvador Larrocas Vader-Serie verknüpft werden?
Das wird sich ändern. Gewiss, zu Beginn gibt es hier eine Menge offensichtlicher Verbindungen zwischen den beiden. Sobald ihr Darth Vader #1 lest werdet ihr eine Menge Verbindungen zu Star Wars #1 sehen und wir werden auch weiterhin ein bisschen Hin und Her betreiben. Dann werden die beiden Comics sich ein Weilchen voneinander trennen und eine Zeit lang ihre eigenen Wege gehen, bevor sie schließlich wieder zusammengeführt werden. Wir wollen, dass es sich wirklich so anfühlt, als würde man Comics lesen, die zur selben Zeit im selben Universum spielen, aber zwei verschiedene Seiten der Geschichte einfangen. Vader wird in meinem Comic als der Hauptschurke auftreten – das Gesicht des Imperiums. Und dann kann man zu Kierons Comic wechseln und all diese anderen Geschichten erleben, die im Imperium auf der anderen Seite des Rebellenkonflikts geschehen.

Du hast mit deinen eigenen Serien wie Scalped und unlängst Southern Bastards viel Erfolg genossen. Basierend auf den letzten 10 Minuten glaube ich, deine Antwort zu kennen, aber warst du zögerlich, Star Wars zu schreiben, weil darin Charaktere vorkommen, die ganzen Heerscharen von Fans so gut bekannt sind?
Nein, es gab kein Zögern. Ich wurde eines Tages von Axel [Alonso] angerufen und er sagte: „Star Wars.“ Und ich sagte: „Ja.“ Ich hatte darüber hinaus keine Ahnung, worum es in dem Comic gehen würde oder was wir tun würden – Star Wars allein genügte schon, um mich an Bord zu holen. Dies ist offensichtlich auch eine gute Zeit, um bei Star Wars mitzumachen. Selbst als wir noch in anfängluchen Gesprächen hierüber waren, also vor gut einem Jahr, hatten wir bereits einen leichten Schimmer davon, was hinsichtlich der neuen Filme so kommen würde. Und nun, da jene näher rücken und wir das Jahr 2015 schreiben, baut die Spannung sich immer weiter und weiter und weiter auf und wird sich auch das restliche Jahr über immer weiter aufbauen. Es ist toll, die erste große neue Star Wars-Geschichte von 2015 zu sein. Geschweige denn, Marvels erster Star Wars-Comic seit vielen Jahren zu sein, sowie die erste große Star wars-Comicgeschichte, die Teil des brandneuen Kanons ist. All das zusammen machte dies zu einem Job, den man einfach nicht ablehnen konnte.

Star Wars #1 - Vorschauseite 3
Vorschauseite aus Star Wars #1

Hast du dieses Maß an Aufregung bezüglich Star Wars vorhergesehen? Denn es gibt eine Menge anderer Comics mit Figuren aus vielen anderen Filmen und TV-Serien.
Ich wusste, dass die Aufregung groß sein würde, denn wie gesagt ist für dieses Jahr ein neuer Film eingeplant, aber nein, ich habe keine eine Million verkaufte Exemplare oder das meistverkaufte Comicheft in 20 Jahren erwartet. Ich glaube, niemand hat das so recht erwartet. Wie gesagt, das spricht dafür, wie aufgeregt die Leute sind und wie aufgeregt die Händler sind, die sich sehr sicher sind, dass dies ein Heft ist, das sie verkaufen könne. Nicht nur diese Woche, sondern noch für sehr lange Zeit. Das spricht für die Arbeit, die [Marvels Senior Vice President der Druck-, Verkauf- und Marketing-Abteilung] David Gabriel und Marvel geleistet haben, indem sie Wege gefunden haben, dieses Heft aufzubauen. Man wird nicht nur jede Menge Comics in Comicläden antreffen – man wird sie auch an vielen anderen Orten finden, darunter auch eine Menge Orte, an denen man nicht mit ihnen gerechnet hätte.

Ich habe nur die erste Ausgabe gelesen, aber John Cassaday macht Nägel mit Köpfen, oder?
Ich glaube Cassaday war der einzige Künstler, der hierfür je wirklich im Gespräch war. Ein großer Teil davon ist, dass er so ein großer Star Wars-Fan ist. Als wir erstmals mit der Planung hierfür begonnen, flogen wir alle zu Besprechungen mit Lucasfilm nach San Franciso – ein Haufen Leute aus der Marvel-Redaktion und Cassaday und Kieron und ich – und John war derfinitiv der größte Star Wars-Fan von uns allen, der auch am meisten wusste. Er hatte bereits eine Menge Ideen darüber, wie er die verschiedenen Figuren aussehen lassen wollte und welchen Ton der Comic haben sollte und viel mehr. Man kann von Anfang an sehen, dass er mit höchster Leidenschaft bei der Arbeit ist. Es ist in seiner Kunst ersichtlich. Er hat hierfür seine besten Kunstwerke seit Astonishing X-Men angefertigt.

Es ist ein wunderschöner Comic und es gibt so viele tollen Momente in dieser ersten Ausgabe, aber ich muss zwei besonders erwähnen. Ich liebe den Moment, als Luke einen Jedi-Geistestrick bei der Gefängniswache versucht: „Das sind nicht die Sklaven, nach denen du suchst.“ Und Hans Plan, einen imperialen Läufer kurzzuschließen. Fantastisch.
Danke. Und warte nur, bis du ihn in der nächsten Ausgabe damit herumfahren siehst. [Er lacht.]

Unsere Rezension des ersten Heftes findet ihr hier.

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