Marvel-Mittwoch: Trail of Shadows #1, War of the Bounty Hunters #5 und Doctor Aphra #15

In diesem Marvel-Mittwoch erwartet euch ein breites Angebot an neuen Comic-Heften. Neben dem Auftakt der ersten The High Republic-Miniserie von Marvel namens Trail of Shadows #1, endet mit War of the Bounty Hunters #5 der erste Teil der Qi’ra-Trilogie von Charles Soule. Überdies verschlägt es auch Doctor Aphra in #15 noch einmal in diese Zeit.

Wie üblich bei den Beiträgen zum Marvel-Mittwoch enthalten die Rezensionen und ggf. auch die Leser-Kommentare Spoiler. In diesem Fall kommt eine zusätzliche Spoilerwarnung für die Reihe Trail of Shadows hinzu!

Trail of Shadows #1 – rezensiert von Tobias

Zusätzliche Spoilerwarnung: Die Rezensionen zu Trail of Shadows werden im Folgenden immer auch mögliche Spoiler zum bisherigen The High Republic-Programm enthalten, insbesondere in dieser Rezension zu The Rising Storm und den The High Republic Adventures.

Mit Trail of Shadows geht heute die erste Marvel-Miniserie im Zeitalter der Hohen Republik an den Start. In insgesamt fünf Ausgaben wird darin die Frage im Zentrum stehen, was auf Grizal mit einem Jedi-Meister geschehen und wer dafür verantwortlich ist. Wie und ob es Ausgabe eins schafft diese Frage aufzugreifen und spannend zu machen, steht im Fokus dieser Rezension.

Zum Inhalt

Nach den erschütternden Vorschaubildern der letzten Woche war abzusehen, dass uns Autor Daniel José Older und Zeichner David Wachter nicht schonen werden, wenn es um diese Reihe geht und das bezieht sich glücklicherweise auch auf Verbindungen zu bisher eher parallel laufenden Erzählungen. Doch beginnen wir am Anfang.

Anders als die Vorschau vermuten lässt geht die eigentliche Comichandlung nicht von den drei Seiten auf Grizal direkt zu Sian Holts Einführung über, sondern zu einem Gespräch zwischen Stellan Gios und Emerick Caphtor im Jedi-Tempel. Hier kommt es auch zur Auflösung der mysteriösen Zeilen „We’re coming to take you away“, die man im Roman vom Leveler gar nicht so vernommen hatte. Diese spielen sich nämlich nur als Kinderreim in den Gedanken von Stellan Gios ab, als er von Grizal erzählt und sie vor sich her singt. Wenn solch eine scheinbare Nebensächlichkeit direkt an den Anfang gestellt wird, dann kann man sich natürlich sicher sein, dass sie auch noch relevant wird, was am Ende der Ausgabe offensichtlich wird.

Zurück im Gespräch bezweifelt Emerick – ganz der Kommissar – zunächst, dass dies alles so geschehen ist, da Loden zu Staub zerfiel und es damit keine Beweise mehr gibt. Das bedeutet nicht direkt, dass Emerick ihm nicht glaubt, sondern nur, dass er unsicher ist wo er anfangen soll. Schön finde ich in diesem Kontext auch die „Entschuldigung“ von Stellan, ihn für diese Aufgabe abgezogen zu haben, statt dem Desaster auf Valo nachzugehen, wobei er ihm versichert, dass diese Aufgabe wesentlich wichtiger sei. Hier bringt Stellan dann die Nihil und die Gefahr einer Jedi-vernichtenden Waffe ins Spiel, was gefährlicher sei als die genauen Abläufe auf Valo zu rekonstruieren.

Für Leser des Romans stellt man überdies mit den Gedankenkästen von Emerick sicher, dass wir direkt den analytischen Blick auf die Geschehnisse erhalten. Ich freu mich schon sehr auf die Verbindung von Fäden und Hinweisen in dieser Form, für das man im Comic ja zum Glück eine recht einfache Darstellung finden kann. Während Emericks Gedanken also zum Schluss kommen, dass Stellan Verzweiflung fühlt, springen wir direkt in eine andere Gedankenwelt: Die von Sian Holt.

The High Republic: Trail of Shadows Konzeptzeichnung Sian Holt
The High Republic: Trail of Shadows Konzeptzeichnung Sian Holt

Sian Holts Teil in diesem Comic erschließt sich mir nicht so ganz, weshalb ich ihn kurz abhandeln will, um dann zu Emericks erster Mission zurückzukommen. Sie scheint in der Unterwelt von Coruscant etwas aufspüren zu wollen, verlässt sich dabei auf einen alten Bekannten, der aber in Ungnade gefallen ist und folgt ihm – aufgrund mangelnden Vertrauens – bei seinen Ermittlungen. Daraufhin werden er und sein Kontakt von einem Tarnab erschossen und sie schafft es ihm kurz vor dem Todesstoß auszuweichen und den Tarnab zu erschießen. Am Ende kommt sie erschöpft liegend noch ein paar mal zwischen Emericks Erkundungen ins Bild, um zu verdeutlichen, dass alles zusammenhängt. Inwiefern dies in Bezug auf Sian Holt zutrifft, lässt sich jedoch in dieser Ausgabe nicht erkennen und daher läuft ihre Handlung eher beiläufig als zielstrebig mit, aber es ist ja erst die Auftaktausgabe!

Emerick unterdessen unterhält sich beim Verlassen des Tempels mit seinem Droidenfreund, der wirkt wie eine Vorstufe von BD-1. Dieser versteht nicht, wieso dieser Kinderreim unwichtig sein soll und wieso dafür Wörter genutzt wurden, die er in keiner Datenbank finden kann (Shrii Ka Rai Ka Rai). Viel wichtiger ist jedoch, dass nun auch Emerick diesen Reim ständig wieder vor sich hinsingt und sich an die Zeit erinnert, in der ihr Kindermädchen durch die Schlafsäle ging und ihnen diesen Reim vorgesungen hat. Also eine etwas schönere Möglichkeit Kinder zum Einschlafen zu bringen, könnte ich mir da schon vorstellen, aber sei es drum. Jedenfalls spüren Emerick und Stellan nun wieder die gleiche Angst wie als Kinder. Wer weiß, vielleicht bekommt mit dem Leveler die Bezeichnung Ohrwurm eine ganz neue Bedeutung…

The High Republic: Trail of Shadows Konzeptzeichnung Emerick Caphtor
The High Republic: Trail of Shadows Konzeptzeichnung Emerick Caphtor

In der ersten Mission dann verschlägt es Emerick und eine Gruppe republikanischer Soldaten nach Vrant Tarnum. Lesern der The High Republic Adventures sollte dieser Name bekannt vorkommen, denn dorthin kommt Ro samt Krix und Tromak in Ausgabe drei und was noch viel wichtiger ist: Dort versteckte sich das Relikt, mit dem man den Leveler kontrollieren kann. Ich finde es schön, wie hier die Verbindungen sinnvoll eingewoben wurden und nun durch Ermittlungen die Hinweise, die in allen Werken verstreut sind, zusammengeklaubt werden, um dadurch das Projekt noch mehr zu verbinden. Nach einer kurzen Auseinandersetzung mit den dort zurückgebliebenen Nihil schafft es Emerick schließlich zum Eingang des Tempels und sein Droide stellt schockiert fest, dass die Zeilen des Kinderreims ins Tor eingraviert sind.

Hier wird es in den kommenden Ausgaben sehr spannend werden. Ich habe mir direkt mehrere Fragen gestellt: Ist das überhaupt der Kinderreim, den die beiden kennen und vor dem sie Angst hatten oder hat der Leveler auch Stellan Gios „infiziert“ und seine Gedanken manipuliert, sodass er Angst empfindet, wie am Ende von The Rising Storm explizit erwähnt wurde? Kann der Leveler diese Angst übertragen – beispielsweise im Büro auf Emerick Capthor – und wirkt es nur dadurch umso erschreckender, diese Zeilen am Ende am Eingang zu lesen? Vielleicht ist es aber wirklich nur ein alter Kinderreim, mit der Botschaft, dass in allen Legenden und Mythen ein Fünkchen Wahrheit steckt? Wir werden es hoffentlich herausfinden.

Die Zeichnungen

Mit David Wachter stößt ein neuer Künstler ins The High Republic– und somit auch ins Star Wars-Team. Die Zeichnungen wirken an vielen Stellen vor allem eins: Stimmig. Soll heißen, dass über den Charakteren stets ein eher filmkörnigerer Schatten liegt und es somit mehr in das Noir/Krimi-Genre passt. Trotzdem finde ich die Darstellung einer Sian Holt zu unausgereift. Gerade aufgrund des Fakts, dass sie eine der Hauptfiguren – wenn auch noch nicht merklich in diesem Heft – werden wird, sollte bei ihr genauso gute Arbeit zu erkennen sein, wie bei Emerick Caphtor. Man merkt aber auch, dass sich ihre Darstellung im Laufe der Ausgabe mehr manifestiert und klarer wird, während sie in den Vorschauseiten noch ein sehr wandelbares Gesicht zeigt. Das ist gerade deshalb schade, da Nebenfiguren wie Stellan auch von Beginn an sehr gut getroffen wurden.

Ansonsten fasziniert diese Ausgabe natürlich vor allem mit ihrem Auftakt und der Darstellung Lodens. Aber auch Szenen wie der Anflug auf Vrant Tarnum oder die Erinnerung an ihre Zeit bei dem Kindermädchen sind schön und vor allem immer stimmig umgesetzt. Ansonsten transportiert der Comic auch das klaustrophobische und intensive einer Befragungssituation zu Beginn der Ausgabe in Stellans Büro sehr gut. Die Fenster sind halb verdunkelt, alles außer der Schreibtisch und die beiden Jedi verschwindet im dunklen Schatten, alles in allem eine gelungene Umsetzung des Genres.

Die Melodie zum Kinderreim

Auf Twitter hat Daniel José Older außerdem ein Video veröffentlicht, dass die Melodie des Kinderreims darstellt und ein Video mit dem ganzen Song in Aussicht gestellt (welches nun statt des Teasers unten eingebunden wurde). Hört doch mal rein:

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Fazit

Trail of Shadows beginnt – wie von einer Krimigeschichte zu erwarten war – mysteriös und mit dem Auslegen von Hinweisen. Spannend ist der Comic aber gerade deshalb für Leser von unter anderem The Rising Storm, da wir ja bereits wissen was passiert ist, aber die Frage offen bleibt wie genau. Das bedeutet wir verfolgen als eigentlich wissende Leser die Suche nach Antworten, was nur dann spannend ist, wenn es für uns auch noch etwas Neues zu lernen gibt und das scheint im Umkreis des vermeintlichen Kinderreims der Fall zu sein. Wer weiß ob sie diesen wirklich als Kinder hörten und ob das nicht alles nur ein Geistestrick des Levelers ist? Ich bin gespannt wie es weitergeht und freue mich auf eine einheitlicher dargestellte Sian Holt, die dann hoffentlich bald auch mit Emerick zusammenarbeiten wird.


War of the Bounty Hunters #5 – rezensiert von Lukas

„Ich liebe dich.“ – „Ich weiß.“

Leia und Han, Star Wars Episode V: Das Imperium schlägt zurück

Da ist sie also, die letzte der fünf Ausgaben von Charles Soules Event-Miniserie des bisher größten Star Wars-Comicevents War of the Bounty Hunters. Wie passend, dass es für die Einleitungen meiner Rezensionen genau fünf Zeilen gab, die Boba Fett, der Kopfgeldjäger, der in dieser großangelegten Geschichte im Mittelpunkt stand, in der klassischen Trilogie sagen darf. Doch streng genommen zählte das Event unter Hinzuziehen des Alpha-Heftes, sozusagen „Ausgabe 0“, sechs Hefte, also bemerkte ich schnell, wie vielleicht der aufmerksame Leser des Marvel-Mittwochs, dass ich mir für diese letzte Rezension etwas einfallen lassen musste. Kurz habe ich überlegt, seine (mehr oder weniger zählende) letzte Filmdialogzeile zu nehmen, das legendäre „AAAAAAHHHH!“ beim Flug gegen die Segelbarke in Episode VI: Die Rückkehr der Jedi-Ritter, doch nach der Lektüre dieses Heftes entschied ich mich für ein passenderes Zitat, welches die Motivation und Tragik hinter dem in Karbonit eingefrorenen Han Solo hoffentlich besser zum Ausdruck bringt. Doch apropos Episode VI, irgendwie müssen wir ja von den bisherigen, mitunter haarsträubenden Ereignissen des Events nun mit Han an Bord eines deaktivierten imperialen Shuttles auf dem Weg zur Executor und dem Millennium Falcon, der Slave I und einer Hutt-Armada im Schlepptau einen Schritt weiter zur Ausgangssituation von Die Rückkehr der Jedi-Ritter gelangen und ich war gespannt, ob und wie das gelingen sollte.

Inhalt

Es sieht nicht gut aus über Jekara. Das imperiale Shuttle mit Han, das von Bobas seismischer Bombe lahmgelegt wurde, schwebt zwar regungslos im All, doch ist die zahlenmäßig einiges aufzubietende Flotte von Bokku dem Hutten dabei, das ganze Schiff einfach mit Schleppkabeln zu entführen, um in den Besitz des armen Solo zu kommen. Die anderen Hutten zweifeln an der Aktion, da starten auch schon TIE-Staffeln von Bord der Executor. Während die Raumschlacht beginnt, hält Admiral Piett es für eine gute Idee, den immer noch Luke Skywalkers X-Flügler jagenden Darth Vader über die jüngsten Entwicklungen zu informieren. Dieser ist jedoch wenig begeistert über die Störung und weißt den Admiral an, ihn nur dann zu kontaktieren, wenn es der Imperator höchst selbst befiele.

Währenddessen hat die Besatzung des Falken, bestehend aus Leia, Lando, Lobot und Chewbacca nach wie vor Probleme damit, die ebenfalls im letzten Heft von Boba außer Gefecht gesetzten Schiffsysteme hochzufahren. Das imperiale Shuttle schafft es wesentlich früher, seinen Antrieb wieder in Gang zu bringen und landet sicher auf der Executor. Dies sorgt dafür, dass Boba Fett seinen Partner wider Willen, Valance, davon überzeugen muss, dass er noch nicht verloren sei und es einen Weg gebe, Han zurückzuholen. Diesmal sieht dieser Weg vor, Bobas gute Geschäftsbeziehung zu Vader und dem Imperium auszunutzen und die Zugangscodes von seinem letzten Aufenthalt auf dem Supersternzerstörer zu verwenden – schön, wie hier Episode VI und die Landung des Rebellentrupps auf Endor referenziert wird.

Lando und Chewie gelingt die Reparatur des Falken zwar zu spät, als plötzlich eine Stimme über Komm angibt, dass sie auf dem imperialen Flaggschiff Landeerlaubnis hätten. Die unbekannte Stimme erzählt, dass sie beim Kossalflug an Bord von genau diesem Schiff stand, wodurch klar wird, dass es sich hier um Qi’ra handelt. Eine wunderschöne Szene, als Lando gegenüber Leia rausrutscht, dass sie und Han sich „kannten“ und anschließend versucht, das Thema zu umgehen. An Bord der Executor werden die Rebellen schließlich von einer imperialen Offizierin in Empfang genommen, die sich als Mitglied von Qi’ras Crimson Dawn entpuppt. Auf dem Flaggschiff der Hutten bekommt Bokku ebenfalls Anweisungen von Qi´ra, die darin bestehen, die Executor anzugreifen, sehr zum Missfallen der anderen Huttenanführer. Bokku gehört also auch zu Crimson Dawn und ist bereit, blind einen aussichtslosen Befehl zu befolgen. Spätestens hier wird klar, dass Crimson Dawn überall in der Galaxis ist und in sämtlichen Fraktionen und Institutionen Agent*innen hat – Erinnerungen an Hydra aus den Marvel-Filmen werden geweckt.

Admiral Piett findet die Intensivierung des Huttenangriffs bemerkenswert und beschließt, Lord Vader darüber zu informieren, aber nicht, bevor er seinem Wunsch Folge leistet und vorher Imperator Palpatine darum ersucht. Der Admiral erreicht diesen auch und erhält den direkten Befehl, dass Vader ein Statement setzen soll, indem er die Hutten entert und persönlich ausschaltet. Der nicht begeisterte dunkle Lord muss also Luke ziehen lassen, der ihm verspricht, dass er bei ihrem nächsten Aufeinandertreffen ein Jedi sein werde. In der Zwischenzeit sind Valance und Boba auf der Executor angekommen, jedoch überrumpelt Fett Valance kurz, nachdem dieser ihn noch vor einem Droiden gerettet hatte und lässt ihn schwer verletzt zurück, um allein nach Solo zu suchen. Um zu erfahren, wie es Valance nun ergehen wird, müssen wir wohl auf Bounty Hunters #17 warten.

Solo wurde indes bereits von seinen Rebellenfreunden gefunden, die die anwesenden Sturmtruppen überwältigen können. Bevor es Lando gelingt, seinen alten Freund aus dem Karbonit zu befreien, taucht Boba auf und beansprucht ihn für sich. Da wird gerade die Sektion des Schiffes von Raketen der Huttenflotte getroffen, sodass der Karbonitblock aus dem Schiff in die Atmosphäre von Jekara herabstürzt. Gleichzeitig erreicht Vader die Brücke des Hutten-Schiffes und entzündet in einem epischen Badass-Moment sein Lichtschwert, um die zerstrittenen Hutten niederzustrecken. Leia, die nach der Explosion wieder zu sich kommt, kann nicht fassen, dass ihre Liebe in die Tiefe stürzt, als Boba Fett mit seinem Jetpack hinterherfliegt, ihn mit seinem Kabelwerfer fängt und so zum ersten Mal seit Ord Mantell wieder seine verlorene Beute sein Eigen nennen darf.

Mit dem sich legenden Rauch der Schlacht hebt auch die Vermillion ab, auf der Qi’ra anmerkt, dass zwar nicht alles so wie geplant lief, es aber ein guter Anfang ihres Planes war, die Galaktische Unterwelt zu destabilisieren und so ein Machtvakuum zu schaffen, in dem Crimson Dawn wachsen kann. Auf einer großen Doppelseite sehen wir, wie Qi’ra zu ihren Gefolgsleuten spricht, von denen wir schon wissen, dass wir einige, wie die Ritter von Ren, in der Fortsetzung Crimson Reign wiedertreffen werden.

The Dawn has come. Now… the real work begins. Await the Reign.

Qi´ra

Es folgt ein Epilog auf Tatooine. Boba ist endlich mit Solo bei Jabbas Palast angekommen und konfrontiert den letzten vom Rat der Hutten mit dem auf ihn ausgeschriebenen Kopfgeld. Das Gespräch wird sehr persönlich und endet mit Bobas Aussage, dass Jabba ihn bezahlen soll, wenn er Han Solo auch behalten will, da er ihn leicht entwenden könnte, wenn jemand ihn dafür anheuern sollte.

Ich bin begeistert. Charles Soule schafft es, alle Fäden zusammenzubringen und ein fulminantes Finale abzuliefern, dass mich von seiner Wucht an gute Marvel-Events erinnert. Die Konfrontationen werden aufgelöst, wir haben eine große actionreiche Raumschlacht, Vader bekommt einen kurzen, aber großartigen und perfekt platzierten Badass-Moment, Boba erhält auf eine für das Medium typisch inszenierte Weise endlich seine wertvolle Fracht zurück und während gleichermaßen riesige Weichen für die nähere Zukunft gestellt werden, so bekommt man trotzdem das Gefühl, dass ein großes Kapitel abgeschlossen wurde. Das Event ging für mich in seiner Struktur und Erzählweise absolut auf und nun bin ich sehr gespannt, wie es in Crimson Reign weiter geht.

Zeichnungen

Man mag es kaum glauben, aber passend zum großartigen Finale haben sie mich diesmal gänzlich überzeugt. Endlich habe ich die Qualitäten von Luke Ross als Zeichner wiedererkannt, die mir bereits bei der Darth Maul-Miniserie gefallen haben, durch die Kolorierungsarbeiten aber in den letzten Ausgaben nie ganz zur Geltung kamen. Einzig an der Darstellung von Admiral Piett hätte ich etwas auszusetzen, da man ihn nicht wiedererkannt hätte, wenn er nicht eindeutig als „Admiral Piett“ angesprochen werden würde. Wie schon bei Heft 3 und 4 hat auch David Messina einige Seiten gezeichnet, die aber auch wieder hier für mich zu den Highlight-Momenten des Heftes zählen. Wie auch die bisherigen Ausgaben ist das Heft action- und temporeich erzählt, aber auch entsprechend illustriert, der Einsatz von Splashpages und Doppelseiten ist wie es sich für ein Heft dieser Größenordnung gehört wohlplatziert und unterstützt die Handlung an genau den richtigen Stellen. Das Finale schafft es also, nach dem fünfmonatigen und über viele Hefte und Handlungsstränge erzählten Crossover, die perfekte mitreißende Dynamik der Handlung und der Action zu erzeugen, die dem Abschlussheft genau das richtige Maß an „Epicness“ verleiht. Mehrmals hatte ich beim digitalen Umblättern wirklich Gänsehaut und fühlte mich in diesen Momenten sehr in die Geschichte reingezogen, wofür ich den Kreativen des Comics wirklich dankbar bin.

Fazit

Als Fazit gibt es wenig hinzufügen. Auch wenn wir noch auf vier Tie-In-Hefte warten, so hat mir das Event, welches hier seinen Höhepunkt und von der Hauptgeschichte her seinen Abschluss erreicht hat, sehr gut gefallen und zählt bereits jetzt zu meinen absoluten Star Wars-Highlights des Jahres 2021 und mit zu meinen Favouriten an kanonischen Comic-Storys. Trotz des Wellen schlagenden Twists in #1 schafft es die finale Ausgabe 5 doch, für mich das beste Heft des Events zu stellen und die Versprechungen für sein Finale halten zu können. Darüber hinaus macht es neugierig auf Crimson Reign und offenbart zum Schluss noch den Titel für den abschließenden Teil von Charles Soule’s Trilogie über Qi’ra: The Hidden Empire. Aber bis es so weit ist; danke, Mr. Soule, für den großartigen Abschluss dieses tollen Comic-Crossovers.

Bewertung: 5 von 5 Holocrons
Bewertung: 5 von 5 Holocrons

Doctor Aphra #15 – rezensiert von Matthias

Der Inhalt

Doctor Aphra #15 (13.10.2021)
Doctor Aphra #15 (13.10.2021)

Nach dem missglücktem Diebstahl des Daten-Halsbandes werden Chelli Aphra und Just Lucky in der Schatzkammer an Bord der Vermillion von Deathstick unter Feuer genommen. Also haben sie etwas Zeit, ihre Lage und wer was dazu beigetragen haben könnte, auszudiskutieren. Nur leider hat Deathstick nicht die Geduld dafür und treibt die beiden auseinander und Aphra in die Enge, bis diese von Gift-Messern mit dem Rücken zur Wand an selbige genagelt ist. Jetzt beschließen aber Sana und Ariole, sich doch in die Sache mit einzubringen und zwingen Deathstick zum Rückzug, werden dafür aber nun von anderen Wachen unter Feuer genommen. Um eine nachhaltige Lösung dieser Konfrontation herbeizuführen, bedient sich Aphra eines anderen Schaustücks der Schatzkammer, einer Gedanken-Rute des längst ausgestorbenen Ascendant-Kultes. Ein ebenso mächtiges wie furchterregendes Artefakt, welches sogar die Sith fürchteten. Aber noch ehe Aphra lange darüber nachgrübeln kann, wie und wofür sie es jetzt genau nutzen kann oder will, zwingt sie die sich weiter verschlechternde Sicherheitslage zum Handeln. Mittels ihrer auftätowierten Schaltkreise hat sie in Windeseile eine Verbindung zum Artefakt aufgebaut und es aktiviert. Seine Wirkung entfaltet sich umgehend. In direkter Umsetzung von Aphras Gedanken, zwingt das Artefakt erst Deathstick und dann die übrigen Wachen dazu, sich selber mit den vergifteten Messern zu verletzen. Aphra gibt sich voll der berauschenden Macht dieses Artefaktes hin, welches tief in ihre Gedanken eingedrungen ist. Nur unter Aufbietung aller ihr noch verbliebenen Kontrolle über ihre Gedanken schafft sie es, das Artefakt wieder abzuschalten. Dabei überlasten sich aber die eintätowierten Schaltkreise und Aphra erleidet einen schmerzhaften Zusammenbruch. Aber ehe sie vollends bewusstlos wird, trägt sie Sana noch mal auf, das Datenhalsband mitzunehmen.

Mit Chelli bewusstlos über der Schulter hängend treten die drei die Flucht zum Hangar an, den sie problemlos erreichen, da die Wachen alle zur Schatzkammer laufen. Die Trennung der beiden ungleichen Paare verläuft aber alles andere als freundschaftlich, sodass am Ende Lucky und Ariole mit ihrem nun beschädigten Raumschiff zurückbleiben müssen, während Sana und Aphra im letzten Augenblick fliehen können, ehe die Wachen nun doch in den Hangar gestürmt kommen.

An Bord von Sanas Volt Cobra kümmert sich Aphra erstmal um die Versorgung ihrer Verletzungen und muss dann, weil ihre Elektro-Tattoos immer noch funktionslos sind, mit klassischen Werkzeugen anfangen, das Datenhalsband zu knacken. Was ihr einige Zeit später auch stückweise gelingt. Dabei ist sie auf einen Geheimbericht gestoßen, der sich mit einem geheimen Netzwerk von Spionen befasst, welches in alle Bereiche der Galaxy vorgedrungen ist und zu Crimson Dawn gehört. Und welches wir ja in War of the Bounty Hunters #5 schon in Aktion sehen.

Die Umsetzung

Alissa Wong hält die Geschichte lockig-flockig, action- und humorreich. Dabei hat ihre Erzähllinie die des Crossovers schon längst verlassen und hat über seine eigene Seitenlinie bereits die Brücke zum nächsten großen Handlungsbogen geschlagen. Der Einsatz des Ascendant-Artefakts durch Aphra ist natürlich von erheblicher Signifikanz, denn es steigert nicht nur die potenzielle Macht von Crimson Dawn, sondern kann auch bei Aphra mehr als nur ein paar durchgebrannte Tattoo-Schaltkreise hinterlassen haben. Die Kanonisierung des Ascendant-Kultes ist schön zu sehen, besonders da sich damit eine tiefe Brücke hin zur Alten Republik und ihrer Vorzeit schlagen lässt. Und auch die Jedi in der Hohen Republik haben ja gerade mit sehr alten, aber mächtigen Waffen zu kämpfen, die an unerwarteten Orten den Sturm der Zeit überstanden haben. Wir kennen es ja mittlerweile vom Kanon, dass solche wichtigen Themen gerne zeitgleich durch mehrere Epochen gespiegelt werden.

Die Zeichnungen von Minkyu Jung, die Tuscheanlagen von Victor Olazaba und die Kolorierungen durch Rachelle Rosenberg sind wieder sehr gut gelungen. Die paar Details, zu denen man vielleicht etwas negatives sagen könnte, gehen einfach in der sehr guten Masse unter. Die Aufteilung der Panels ist ebenfalls wieder sehr gelungen und reflektiert die Dynamik der Handlung sehr gut. Die Machtentfaltung des Artefakts wird durch die starke Rotfärbung der Umgebung sehr anschaulich unterstützt. Man sieht auch von Aphras Körperhaltung und Mimik her, wie die (dunkle Seite der) Macht durch sie strömt und pulsiert.

Fazit

Ein wie ich denke recht wichtiges und damit absolut lesenswertes, kurzweiliges Heft, welches die Crossover-Handlungslinie hinter sich lässt und schon voll auf Kurs für den nächsten Handlungsbogen, Crimson Reign, ist. Ich bin sehr gespannt, wie das weitergeht.


Die weiteren Reihen beschließen das Crossover dann in den nächsten zwei Wochen; Darth Vader #17 in der nächsten Woche, Bounty Hunters #17, IG-88 #1 und Star Wars #18 in der übernächsten. Damit ist das Crossover dann abgeschlossen. Die sechs englischen Sammelbände mit den insgesamt 35 Heften erscheinen alle in dichter Folge im November/Dezember. Die deutschen Leser werden wegen des späteren Starts noch etwas länger ihren Spaß damit haben dürfen.

Wir bedanken uns bei Marvel für die digitalen Vorab-Ausgaben, ohne die unser Marvel-Mittwoch nicht möglich wäre.

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