Marvel-Montag: War of the Bounty Hunters Alpha #1

Hinweis: Unsere Marvel-Montag-Rezension ist spoilerfrei!

Tot nützt er mir nichts.

Boba Fett, Star Wars: Episode V Das Imperium schlägt zurück

Letztes Jahr wurde das 40. Jubiläum von Episode V Das Imperium schlägt zurück gefeiert, in dem wir den ersten Auftritt einer Figur in Live-Action erleben durften, die zu einer der beliebtesten Figuren der gesamten Saga avancieren sollte: Boba Fett, der Kopfgeldjäger und schweigsame Träger einer mandalorianischen Rüstung, die ihm unter Fans Kultstatus verschaffte. Ebenfalls im letzten Jahr feierte er seine große Rückkehr und die Kanonisierung seines Überlebens am Sarlacc in der zweiten Staffel von The Mandalorian. Boba is back, und bevor er Ende 2021 mit einer eigenen Serie wieder auf Disney+ zu sehen sein wird, läutet Marvel das „Boba-Jahr“ passend zum 4. Mai mit einem Comic-Crossover ein, wie es in dieser Form noch keines für Star Wars gegeben hat. Crossover im Comicformat sind zwar seit Vader Down und Eine Allianz auf Zeit nichts Neues für Kanonleser (auch in den Legends gab es einige Vertreter wie Vector), jedoch ist die Größenordnung des neuen Events War of the Bounty Hunters doch eher bei traditionellen Comic-Events aus der Superheldensparte üblich. Allein der Aufbau mit einer eigenen Miniserie, die den wichtigen Kern der Geschichten enthält, und mit den jeweils zum Event gehörenden Kapiteln der fortlaufenden Serien Star Wars, Darth Vader, Doctor Aphra und Bounty Hunters, erinnert mehr an Civil War von Marvel oder DCs Crisis on Infinite Earths als an Comicgeschichten aus der Galaxis. Am Anfang dieses ungewöhnlichen Projektes steht die besondere Ausgabe War of the Bounty Hunters Alpha, die das große Event mit einem eigenen Prolog starten soll. Zu diesem Anlass hat Marvel uns die digitale Fassung dieser „#0“ des Events ein paar Tage früher als üblich zur Verfügung gestellt, sodass wir ausnahmsweise an einem Marvel-Montag und noch vor dem 4. Mai eine spoilerfreie Rezension verfassen konnten. Was erwartet uns also im mit über 40 Variantcovern hochgehypten Auftakt des Events, das im Setting und der Platzierung in der Timeline stark an das legendäre Schatten des Imperiums erinnert?

Inhalt

Wie eingangs erwähnt, ist diese Rezension spoilerfrei, insofern werde ich nicht groß auf die Handlung eingehen. Bereits aus der offiziellen Vorschau wissen wir, dass sich Boba Fett einige Zeit nach Episode V mit dem in Karbonit eingefrorenen Han Solo an Bord der Slave I auf dem Weg nach Tatooine und zu Jabbas Palast befindet, als ein Alarm an Hans Karbonitblock einen kritischen Zustand verkündet. Boba wird natürlich nur bezahlt, wenn es ihm gelingt, Han lebend abzuliefern, also muss er einen Umweg über Nar Shaddaa nehmen und hoffen, dass er Han am Leben erhalten kann.

Verfasst wurde die Handlung von Autor Charles Soule, der sich bereits mit Poe Dameron, Darth Vader (2017-2018) und Der Aufstieg Kylo Rens im Comicsektor, aber auch als wichtiger Architekt der Hohen Republik einen Namen im Kanon gemacht hat. Seinen neuesten Eintrag kann man durchaus als „Boba Fett One-Man-Show“ bezeichnen, da wir das Geschehen zumindest in diesem Prolog-Heft aus dessen Perspektive erleben und der Fokus nur auf Boba und seinem Problem liegt. Die Handlung bleibt dabei sehr fokussiert, was vor allem deswegen positiv ist, da wir wissen, wie viele Akteure noch im weiteren Verlauf des Events eine Rolle spielen werden. Andererseits muss man aber auch sagen, dass die Handlung sehr dünn ist, es passiert recht wenig und es wird sich des auch in The Mandalorian leicht kritisierten Kniffs bedient, eine videospielartige Handlung zu präsentieren. Das Aufkommen immer neuer Probleme und das quest-ähnliche Lösen dieser, bevor man mit seinem eigentlichen Ziel weitermachen kann, erlebt man häufiger in Story-Arcs, die künstlich gestreckt werden sollen und einen Grund benötigen, um die obligatorische Action zu liefern. Diese Action dient dann dazu, Boba als den eiskalten, coolen Badass darzustellen, den seine Fans seit 1980 in ihm sehen, den wir aber erstmals wirklich in The Mandalorian in Live-Action gesehen haben.

Zeichnungen

Mit eines der unbestreitbaren Highlights des Heftes stellen die Zeichnungen von Steve McNiven dar, der mit diesem Heft seinen zeichnerischen Einstieg im Star Wars-Universum feiert. Man kann es nur als klugen Schachzug von Marvel bezeichnen, eben den hauseigenen Künstler für dieses Heft an Bord zu holen, der 2006-2007 die siebenteilige Hauptreihe des Maßstabs aller Comic-Crossover, Marvels Civil War, gezeichnet hat. Sein realistischer Stil passt gut zum Auftaktheft, auch wenn die Zeichnungen beinahe nur aus Gesichtern nichtmenschlicher Spezies und Bobas behelmter Erscheinung bestehen. Bekannte Aliens sind gut zu erkennen und die Actionszenen sind, trotz kurzem Augenrollen ob der fragwürdigen Herleitung dieser, ansehnlich und unterhaltsam.

Fazit

Trotz der seichten Handlung wird uns ein grundsolider, spaßiger Auftakt präsentiert, der genau weiß, dass er den Grundstein für eine größere Story liefern und den MacGuffin der Ereignisse im Event erklären soll. Dass dabei etwas über das Ziel hinausgeschossen und einige äußerst fragwürdige Entscheidungen von unserem Protagonisten getroffen werden, tut zumindest den wunderbaren Zeichnungen keinen Abbruch, die das Heft tragen und zu einem kurzweiligen Vergnügen werden lassen. Abschließend bewerten kann man das Event natürlich erst, wenn man die weiteren Ausgaben gelesen hat, und wir dürfen gespannt sein, wie die Prologe in den anderen Serien, die diesen Monat erscheinen, das Geschehen in einen größeren Kontext setzen. Nur dieser Ausgabe verleihe ich erst einmal 3 von 5 Holocrons.

Der Rezensent vergibt 3 von 5 Holocrons!
Bewertung: 3 von 5 Holocrons

Wir bedanken uns bei Marvel-Comics für die Bereitstellung des digitalen Vorabexemplares!

Ein Kommentar

  1. Nun, da das Heft erschienen ist, spreche ich hier noch ein paar Stichpunkte an. Anders als für die Rezension gilt hier also eine dicke SPOILER-WARNUNG!! für den folgenden Kommentar.

    Negatives
    -Boba macht also von Bespin nach Tatooine einen kleinen Umweg, um Han zu retten. Unabhängig davon, dass damit leider Bobas Zwischenereignis in den ersten Ausgaben der Kopfgeldjäger-Reihe übergangen werden, ist es doch ärgerlich, dass sein jetziges Ziel das 2,5 mal so weit entfernte Nar Shaddaa sein muss. Spätestens seit Episode VIII sind die Entfernungsangaben und der Einfluss, den sie auf die Geschichte haben sollten, zwar nicht mehr ernst zu nehmen, trotzdem frage ich mich, ob es diesen großen Umweg in der Situation gebraucht hätte. Warum nicht zum Beispiel zurück nach Bespin? Zum Beispiel die Ugnaughts hätten auch ohne tödliche Arena helfen können, Han am Leben zu erhalten… vielleicht.
    -Boba überlässt also jemandem seine „wertvolle Fracht“, verliert sie damit aus den Augen und nimmt an den absolut tödlichen Arenakämpfen teil, was er sich im Nachhinein hätte schenken können… Sicher, Han muss ihm abhanden kommen, aber wie es dazu kommt, wirkt mir dann doch zu konstruiert.
    -Bobas im Vorfeld gehypte schwarze Rüstung stellt sich nur als eine der üblichen Marketingentscheidungen für Neues raus, ähnlich wie Lukes gelbes Lichtschwert.
    -Wie bei DARTH VADER bekommen wir die für das Medium Comic typischen Monster. Entweder sind es Insekten oder sie haben Tentakel, hier ist es ersteres.

    Positives
    -Die Arena auf Nar Shaddaa erinnert stark an das ein paar Jahre früher spielende SHOWDOWN AUF DEM SCHMUGGLERMOND, wodurch man sich gleich wieder auf die kanonische Version des Mondes versetzt fühlt.
    -Obwohl ich nie der große Fan von Boba Fett war, fiebere ich mit und sehe gerne dabei zu, wie er sich ohne Machtfähigkeiten und mit den Gimmicks seiner Rüstung durch die anderen Kämpfer schlägt.

    Wie oben schon geschrieben, alles in allem macht mir das Heft Spaß und Lust auf mehr, allzu begeistert bin ich von der Story allerdings noch nicht, umso mehr jedoch von den Zeichnungen. Allerdings war das auch erst der Auftakt, also abwarten, wie es weitergeht.

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