An diesem Marvel-Mittwoch darf sich die Leserschaft auf Neues aus der Hohen Republik und von Kylo Ren freuen, denn Marel versorgt uns mit gleich zwei neuen Comics aus den laufenden Reihen.
Achtung: Wie immer besprechen wir im Marvel-Mittwoch die Handlung der Comics, sodass sowohl der Beitrag als auch die Kommentare Spoiler enthalten können.

Legacy of Vader #4 – rezensiert von Max Mohr
Der Inhalt

Heft vier der spannenden Legacy of Vader-Comicreihe von Charles Soule wirft die Handlung wieder zurück auf einen altbekannten Planeten: Naboo. Tourguide Vaneé zeigt dem Sith-Sprössling diesmal das Anwesen seiner Großmutter, Padmé Amidala, das nach deren Tod von Vader aufgesucht und vernichtet wurde. Der dunkle Lord erlaubte damals niemandem auf dem Planeten, die Geschichte seiner Ehefrau weiterzutragen, und vernichtete alles, was mit ihr in Verbindung stand. Eine Parallele, die Kylo Ren nun zu sich selbst und seinem Kreuzzug gegen die Vergangenheit seiner Abstammung zieht. Gleichzeitig erfahren wir, wie es dem Planeten Naboo in den letzten Jahrzehnten ergangen ist. Während der imperialen Besatzung blieb der Heimatplanet von Sheev Palpatine weitestgehend von Leid verschont, jedoch ergriff nach dessen Tod und dem Fall des Imperiums ein alteingesessener Familienstamm die Macht, durch die das einfache Volk leidet. Dessen Legitimation, wie generell alles auf dem Planeten, basiert auf langen Familienstammbäumen und der Geschichte des Vorangegangenen. All diesen Fokus auf das Vergangene verabscheut Kylo Ren, sodass er sich in die Kommunikation des Planeten hackt und sich mal eben schnell zum König von Naboo erklärt. Was die Naboo jedoch noch nicht wissen, sind Planungen des Sith über eine mögliche Zerstörung des Planeten…
Die Umsetzung
Die Geschichte von Charles Soule weiß in dieser Ausgabe wieder das hohe Niveau der Auftaktausgabe aufzugreifen, während das letzte Heft doch eher Filler-mäßig wirkte. Der Planet Naboo stellt für die gesamte Grundprämisse des ersten Story Arcs eine extrem spannendes Element dar. Einerseits lernt Kylo Ren so wieder etwas mehr über seinen ach so vergötterten Großvater, andererseits bekommen wir so eine ganze Welt geliefert, die dem Ansinnen unserer Hauptfigur nicht stärker widersprechen könnte. Dass bereits ab der ersten Seite mit dem Gedanken gespielt wird, dass Naboo – und damit einer der zentralen Schauplätze der Skywalker Saga – vernichtet wird, erzeugt einen extrem hohen Spannungsbogen und man möchte eigentlich gar nicht bis nächsten Monat warten, um zu wissen, wie es weitergeht. Auch die serientypischen Flashbacks wurden wieder gekonnt eingefügt. So lässt die Ausgabe viel Interpretationsspielraum zu Kylo Rens Gefühlen bezüglich Rey und dies wird durch Filmszenen untermalt. Vaders Feldzug auf Naboo wird hingegen passenderweise zeichnerisch sehr abstrakt dargestellt, weil die Geschichte auf der Erzählung von Anwohnern beruht.






Dass diesmal Stefano Raffaele den Zeichenstift schwingt, ist mir beim Lesen tatsächlich gar nicht aufgefallen. Sein Zeichenstil kommt sehr nah an den von Luke Ross, der die vorherigen Ausgaben illustriert hat. Normalerweise stören mich Zeichnerwechsel innerhalb eines Arcs, aber durch die starke Ähnlichkeit ist mir das hier nicht negativ aufgefallen.
Fazit
Legacy of Vader #4 sorgt wieder einmal für ordentlich Interpretationsspielraum und liefert dabei gleichzeitig interessante Details über die jüngste Geschichte von Naboo. Die Geschichte auf diesen Planeten zu verlagern, gefällt mir durch den starken Kontrast zu Kylo Rens Weltbild extrem gut. Von Anfang an liegt Spannung in der Luft und auch die Zeichnungen wissen zu überzeugen. Ein rundum gelungenes Heft! Daher gebe ich die volle Zahl an Holocrons.
The High Republic: Fear of the Jedi #4 – rezensiert von Matthias
„Das Einzige, was wir zu fürchten haben, ist die Furcht selbst.“
– Franklin Delano Roosevelt –
Der Inhalt

Die Jedi sehen sich einem Angriff von durchs All schwebenden Nameless gegenüber, die ihre Raumschiffe angreifen und weitere Verluste verursachen. Und dies betrifft nicht nur die Vektoren, sondern auch das Hauptschiff der Flotte mit Keeve Trennis und ihrem Stab an Bord.
Dementsprechend hat Keeve alle Hände voll zu tun, die Situation zu stabilisieren und wieder unter Kontrolle zu bringen, was ihr auch dadurch gelingt, dass die Nameless diesmal nicht ihren üblichen Effekt entfalten, den Jedi den Zugang zur Macht entziehen. Dies lässt sie vermuten, dass sich die Gesamtlage doch anders verhält, als zunächst gedacht. Aber die Schäden an ihrem Raumschiff fordern ein sofortiges Eingreifen.
Tey kann sich den dringend notwendigen Reparatureinsätzen aber nicht anschließen, stellt er sich doch gerade seinen eigenen Dämonen in der Form von Vildar Mac.
Und so dauert es eine ganze Weile, bis die Jedi erkennen, welchem Angriff sie sich wirklich gegenübersehen und was sie dagegen tun müssen. Aber da die vermeintliche Gefahr nur von der tatsächlichen Gefahr ablenken sollte, sind die Jedi noch nicht aus dem Schneider.
Die Umsetzung
Autor Cavan Scott spinnt die im letzten Heft begonnenen Scharade um einen Angriff der Nameless bis kurz vor Schluss weiter, dann erlöst er die Leserschaft. Die Auflösung bringt diesmal aber weder Erleuchtung noch Erleichterung, es wirkt eher wie ein Tiefpunkt. Die Jedi haben sich mal wieder narren lassen. Ehrlich, denen möchte man in ihrem derzeitigen Zustand ja nicht mal mehr ein paar Blumentöpfe zum Gießen während der Urlaubszeit anvertrauen, geschweige denn den Frieden und die Freiheit einer Galaxie. Ihr größtes Problem ist, dass sie einfach nicht zeitnah und ausreichend miteinander kommunizieren, sonst hätten sie 90 Prozent ihrer Probleme nebenher gelöst gehabt. So auch hier. Jeder sieht irgendwelche anderen Geister, aber ehe sie sich endlich einen Reim darauf gemacht haben, haben sie schon weitere Verluste erlitten. Gut, wir haben die alte Lektion, dass man nichts zu fürchten habe, außer die Furcht an sich, wieder einmal vorexerziert bekommen, und offensichtlich haben die Jedi – namensgebend für die Reihe – alle ihre Dämonen, die sie konfrontieren und besiegen müssen, aber irgendwie wirkt es diesmal doch etwas überdreht. Zumal die Story nur auf die etwas wahrnehmungsgestörten Jedi fokussiert ist und niemand sonst an Bord all der Schiffe mitbekommt, was in der Wirklichkeit vor sich geht. Ich finde dies doch sehr fraglich. Eine geheime Wunderwaffe der Nihil, die diese Massen-Halluzination bei den Jedi auszulösen vermag, kann mich hingegen nicht zu überzeugen.
Und die Maxiversion eines Scav-Droiden ist so typisch Star Wars und so peinlich, dass man gar nicht genau weiß, ob man lachen oder aus Frust in die nächstbeste Tischplatte beißen soll. Ich nötige mich mal, dies als Humoreinlage zu sehen, sonst müsste mein Zahnarzt wieder Sonderschichten einlegen. Für mich steht dies sinnbildlich für einige der letzten Hefte mehrerer Reihen. Man wollte oder musste da unbedingt noch mal was erzählen, auch wenn es die Geschichte nicht wirklich weiter bringt oder irgendwelche der zahlreichen Probleme löst. Im Gegenteil, mach macht noch neue auf. Ich sage nur: Teys Beziehung zu Vildar Mac.






An der grafischen Umsetzung habe ich nichts zu bemängeln. Marika Cresta (Zeichnungen) und Jim Campbell (Farben) haben auch dieses Mal wieder sehr gute Arbeit geleistet und uns mit bildgewaltigen, aber doch sehr fein gezeichneten Panels bestens unterhalten, deren Kolorierung auch durchgängig sehr passend ist. Die beiden sind eine sichere Bank und halten die etwas wild schaukelnde Geschichte über Wasser. Und auch Ariana Maher trägt mit dem gut gesetztem, aber doch unaufdringlich wirkendem Lettering zu dem sehr guten optischen Gesamteindruck bei.
Von den beiden heftbezogenen Covern gefällt mir persönlich das von Ben Harvey besser. Die leichte Alien-Optik und die geschickte Farb- und Belichtungswahl finde ich sehr ansprechend.
Fazit
Diese Heft hat mich – besonders, aber nicht nur wegen des End-Gags – nicht wirklich überzeugen können. Die Grundidee war ja nicht schlecht, aber die Umsetzung hinterlässt doch eine Reihe von Fragezeichen. Vielleicht doch gut, dass das Projekt jetzt zum Ende kommt.
Auf das Finale der Fear of the Jedi-Reihe brauchen wir nicht lange zu warten, The High Republic: Fear of the Jedi #5 erscheint schon in zwei Wochen, am 4. Juni. Legacy of Vader #5 wird hingegen erst am 25. Juni folgen. In der nächsten Woche findet mit The Rise of Skywalker #4 dann die Comic-Adaption des gleichnamigen Films ihre Fortsetzung.
Wir bedanken uns bei Marvel für die Bereitstellung der digitalen Vorab-Exemplare, ohne die unser Marvel-Mittwoch nicht möglich wäre.