Rezension: Star Wars Bestiary Volume 1: Creatures of the Galaxy

Schon als Kind war ich fasziniert von Büchern wie Das große Weltreich der Tiere oder Faszination TIER – und als promovierter Biologe, der sich heute beruflich mit der Vielfalt des Lebens beschäftigt, weiß ich: Diese Bücher haben damals den Grundstein gelegt. Mit Star Wars Bestiary Volume 1: Creatures of the Galaxy darf ich mir nun vorstellen, wie es wäre, ein Junge im Star Wars-Universum zu sein, der zum Geburtstag ein solches Kompendium erhält. Und ich muss sagen: Dieses Buch fängt genau diesen Zauber ein.

Geschrieben wurde Star Wars Bestiary Volume 1 von S.T. Bende, die sich vor allem durch ihre liebevollen Erzählungen in verschiedenen Jugend- und Fantasyprojekten einen Namen gemacht hat. Für den Star Wars Insider hat sie bereits mehrere Kurzgeschichten beigesteuert, von denen Galaktische Geschichten: Vermisst im Wald sogar ins Deutsche übersetzt und im Offiziellen Star Wars Magazin #116 veröffentlicht wurde. Die atemberaubenden Illustrationen stammen von der renommierten Künstlerin Iris Compiet, deren fantasievolle und zugleich naturgetreue Darstellungen die Kreaturen der Galaxis zum Leben erwecken. Veröffentlicht wurde das Buch im November 2024 bei Insight Editions, einem Verlag, der für hochwertige, kunstvoll gestaltete Bücher bekannt ist.

Bestiary präsentiert eine bunte Auswahl an Kreaturen aus allen Epochen und Medien der Star Wars-Galaxis – von The Clone Wars und Ewoks über die Original- und Prequel-Trilogien bis hin zu den neuesten Serien und Filmen. Jede Doppelseite lädt zum Staunen ein, mit stimmungsvollen Illustrationen und kurzen, prägnanten Texten, die die wichtigsten Merkmale der Tiere hervorheben. Die In-Universe-Erzählweise über Ardis San Tekka, den Director of Creature Cartography der „Galactic Society of Creature Enthusiasts“ (GSCE), und seinen Droiden B8-T5, verleiht dem Ganzen eine lebendige, fast schon nostalgische Note. Für mich liest sich das Werk ein wenig wie Brehms Tierleben – nur eben in einer weit, weit entfernten Galaxis.

Schön finde ich auch die Hintergrundidee, dass Ardis San Tekka ein Mitglied der bekannten San-Tekka-Familie ist, die bereits zu Zeiten der Hohen Republik durch die Erforschung von Hyperraumrouten Berühmtheit erlangte. Dass sich eines ihrer Mitglieder nun der Kartierung der Tierwelt widmet, erscheint nur logisch und gibt der Geschichte eine charmante Tiefe. Ardis San Tekka ist in seiner Rolle als Entdecker und Naturforscher geradezu vergleichbar mit historischen Persönlichkeiten wie Alexander von Humboldt oder Charles Darwin – beide bereisten unbekannte Regionen, hielten die Flora und Fauna malerisch wie auch exemplarisch fest und erweiterten das Wissen ihrer Zeit über die Natur. Zwar stellt Ardis hier keine bahnbrechende Theorie über die Evolution des Lebens auf, was im Star Wars-Kontext unglaublich spannend gewesen wäre, aber seine Leidenschaft für die Kreaturen und Lebensräume der Galaxis ist auf jeder Seite spürbar.

Der Aufbau des Buches folgt einer klaren Struktur: Es gliedert sich in drei Hauptteile – Land Environments, Water Environments und Air and Space Environments. Jeder dieser Abschnitte wird noch weiter unterteilt, etwa in Desert Creatures, Forest and Jungle Creatures, Grassland Creatures, Coastal Creatures, Ocean and Sea Creatures, Air Creatures und viele mehr. Insgesamt werden auf rund 200 Seiten etwa 130 Kreaturen vorgestellt. Diese Gliederung ist übersichtlich und macht es leicht, gezielt in bestimmte Lebensräume einzutauchen. Zu zehn Kreaturen habe ich hier die zugehörigen Vorschauseiten:

Allerdings hätte ich mir persönlich eine andere Herangehensweise gewünscht: Anstatt Kreaturen planetenübergreifend nach ihrem Habitat zu ordnen, wäre es faszinierend gewesen, das Ökosystem einzelner Planeten im Ganzen zu betrachten – also zu zeigen, wie Flora und Fauna auf einem Planeten zusammenwirken. Diese ökologische Perspektive hätte den Arten noch mehr Kontext gegeben und dem Buch eine zusätzliche Tiefe verliehen.

Trotz meiner Begeisterung habe ich aber auch einen kleinen Kritikpunkt: Während das Buch die großen, imposanten Kreaturen – quasi die „Big Five“ der Star Wars-Galaxis – wunderbar einfängt, bleiben kleinere Lebewesen und die feinen Details der Ökosysteme eher außen vor. Gerade als jemand, der sich auch für die verborgenen Helden der Biodiversität begeistert, hätte ich mir eine größere Bandbreite gewünscht – von Insekten bis hin zu mikroskopischen Lebensformen. Aber vielleicht erfüllt Volume 2 genau diesen Wunsch.

Ein Gedanke kam mir beim Lesen immer wieder: Was genau definiert eigentlich eine „Creature“ im Star Wars-Universum? Die Grenze scheint nicht klar gezogen. Viele Kreaturen – wie der Wampa oder der Gorax – sind humanoid, viele dürften durchaus auch über eine eigene Sprache verfügen, und manche könnten vermutlich sogar einen Blaster führen. Gleichzeitig werden Wesen wie die Ewoks, die eine komplexe Gesellschaft besitzen, nicht als Kreaturen geführt. Persönlich finde ich diese Trennung schwierig und würde sie nicht zu streng ziehen – immerhin sind auch viele der sogenannten „Monster“ in den Filmen und Serien einfach nur Tiere, die sich in Ausnahmesituationen befinden, wie etwa das Zillo Beast oder der Rancor. Aber diese spannende Diskussion würde hier sicher den Rahmen sprengen.

Fazit

Star Wars Bestiary Volume 1 ist ein wunderschöner Band, der auf eine liebevolle und künstlerisch hochwertige Art und Weise die Vielfalt der galaktischen Fauna einfängt. Die In-Universe-Erzählweise, die beeindruckenden Illustrationen und die breite Auswahl an Kreaturen machen das Buch zu einem echten Erlebnis. Trotz kleinerer Kritikpunkte hatte ich große Freude beim Lesen und Durchblättern und bin jetzt schon sehr gespannt auf Volume 2. Für alle, die sich die kindliche Faszination für fremde Welten und ihre Bewohner bewahrt haben, ist dieses Buch ein absoluter Schatz.

Bewertung: 5 von 5 Holocrons
Bewertung: 5 von 5 Holocrons

Wir danken Insight Editions für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

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