Rezension: Women of the Galaxy – Updated and Expanded von Amy Ratcliffe

Als ich 2023 auf der Star Wars Celebration London die Gelegenheit hatte, mit Amy Ratcliffe zu sprechen, sagte sie mir, dass sie das Logo unserer Webseite auf meinem Shirt wiedererkenne. Sie sehe oft unsere Posts über Star Wars-Neuerscheinungen auf Social Media und erfahre dadurch erst, dass eines ihrer Bücher, dessen Manuskript sie schon vor Monaten abgegeben hat, nun endlich auf dem Markt sei. Also, falls du das liest, Amy: Die Neuauflage deines Sachbuchs Women of the Galaxy ist heute, am 29. April, bei Chronicle Books erschienen! 😄

Neuauflage? – Wir erinnern uns: Bereits im Oktober des Jahres 2018 erschien die erste Auflage des Sachbuchs, welches uns die wichtigsten weiblichen Charaktere der weit entfernten Galaxis in Kurzportraits vorstellt, jeweils kombiniert mit einem Artwork von verschiedenen weiblichen oder non-binären Künstler*innen. Zum Veröffentlichungszeitpunkt war noch nicht einmal der letzte Teil der Sequels erschienen, Disney+ mit all seinen Star Wars-Serien existierte noch nicht und The High Republic war noch eine streng geheime Zukunftsvision von Michael Siglain und seinen originalen Luminous Five. Wenn wir uns das vor Augen halten, wird klar, dass in der Zwischenzeit so viele bedeutende weibliche Figuren dazugekommen sind, dass das Buch von 2018 schlicht nicht mehr auf dem neusten Stand ist. Darum macht es absolut Sinn, dass Amy Ratcliffe sich an eine aktualisierte Fassung gemacht hat.

Diese kommt auch mit einem brandneuen Cover daher. Während 2018 noch Rey als Protagonistin der Sequels prominent auf dem Cover platziert wurde, ist es nun die aktuelle Serienheldin Ahsoka Tano, die diesen Ehrenplatz bekommen hat. Beide Artworks machen absolut etwas her und ich kann mich gar nicht entscheiden, welches ich schicker finde.

Doch natürlich hat sich auch im Inneren des Werks einiges getan. Die 232 Seiten der Originalausgabe sind mittlerweile auf 284 Seiten angeschwollen und somit ist Platz für ganze 22 neue Charaktere, die zwischen 2018 und 2025 dazugestoßen sind. Ihr könnt euch also auf brandneue Portraits und Kunstwerke folgender Frauen der Galaxis freuen:

  • Avar Kriss
  • Bix Caleen
  • Cere Junda
  • Dedra Meero
  • Fennec Shand
  • Jannah
  • Kay Vess
  • Lourna Dee
  • Lula Talisola & Zeen Mrala
  • Maarva Andor
  • Mae & Osha Aniseya
  • Morgan Elsbeth
  • Mother Aniseya
  • Ninth Sister
  • Omega
  • Peli Motto
  • Shin Hati
  • Third Sister
  • Vernestra Rwoh
  • Zorii Bliss

Diese Liste zeigt eindrücklich, welch große Fortschritte Star Wars seit 2018 in der Repräsentation von Frauen gemacht hat. Sieht man sich die Auswahl der Frauencharaktere aus der Originalausgabe an, wird doch sehr schnell deutlich, dass man damals einige Figuren mit wenig Relevanz oder Prominenz mit aufgenommen hat, um das Buch zu befüllen. Dass hier Figuren wie Derla Pidys (aus dem Casino auf Canto Bight), die Tonnika-Schwestern (aus der Mos Eisley Cantina) oder Camie Marstrap (ursprünglich aus geschnittenen Szenen aus Eine neue Hoffnung) auftauchen, liegt wohl schlicht daran, dass es nicht mehr prominente weibliche Charaktere im Kanon gab, sodass man auf Figuren aus der dritten Reihe zurückgreifen musste. Das ist mir damals schon unangenehm aufgefallen und wurde auch von Florian in seiner Rezension angesprochen: Man wollte die Frauen von Star Wars feiern, enthüllte aber gleichzeitig, dass man eigentlich gar nicht genügend weibliche Charaktere hatte, um wirklich zu feiern.

Ein Blick auf die Liste der 2025 neu hinzugekommenen Figuren zeigt aber nun zum Glück, dass es mittlerweile nicht mehr nötig ist, auf Hintergrundcharaktere zurückzugreifen, um die Ränge der Frauen in diesem Buch zu füllen. Alle Neuzugänge – ob aus Film, Serie, Game oder Literatur – haben tragende Rollen in ihren jeweiligen Geschichten und dürften Fans, die das Werk konsumiert haben, auch namentlich im Gedächtnis geblieben sein. Und die Liste ist noch nicht einmal annähernd vollständig. Ohne langes Überlegen fallen mir noch viele weitere Figuren aus der Zeit nach 2018 ein, die alle mehr Story haben als manche der Statistinnen aus der Originalausgabe: Vel Sartha, Meisterin Indara, Avon Starros, Marda Ro… Wir haben also mittlerweile wirklich eine große Bandbreite an weiblichen Charakteren. Und das ist nun wirklich ein Grund zum Feiern!

In den Portraittexten – ob nun zu älteren oder neu dazugestoßenen Figuren – bringt Amy Ratcliffe die Essenz des jeweiligen Charakters genau auf den Punkt, sodass man einen guten Eindruck davon bekommt, was die Figur jeweils ausmacht, selbst wenn man noch nie von ihr gehört haben sollte. Dabei werden neben In-universe-Fakten wie Eigenschaften oder zentralen Lebensereignissen auch meist interessante Informationen von hinter den Kulissen mit einbezogen, beispielsweise zur Herkunft des Namens oder zur Entwicklungsgeschichte. Auch kommen oft Kreative zu Wort, die die jeweilige Figur zum Leben erweckt haben: Autor:innen, Zeichner:innen, Schauspielerinnen und Synchronsprecherinnen. Da die Texte alle unterschiedlich aufgebaut sind, entsteht so auch nie Langeweile.

Ich muss allerdings sagen, dass mir die kurzen, einseitigen Texte, die die meisten Figuren bekommen haben, besser gefallen als die sich über mehrere Seiten ziehenden Portaits, die besonders herausragende Persönlichkeiten wie Leia, Padmé oder Ahsoka vorstellen. Diese längeren Texte versuchen oft, zu viel Handlung nachzuerzählen, die die Figur über verschiedene Werke hinweg erlebt. Das artet dann manchmal eher in eine Art Wookieepedia-Artikel aus, was ich weniger spannend finde.

Neben den oben schon genannten neuen Figuren wurden natürlich auch der Einleitungstext und die Portraits zu den bereits 2018 enthaltenen Frauen auf den neuesten Stand gebracht, sofern dies nötig war. So wurden beispielsweise bei Ahsoka und Hera Informationen aus der Serie Ahsoka ergänzt, Reys Reise wird mit Informationen aus Episode IX vervollständigt, Asajj Ventress‘ unerwartete Auferstehung wird thematisiert und auch Mon Mothmas Auftritt in Andor findet in der neuen Ausgabe nun ihren Platz. An einer Stelle könnten sich Timeline-Puristen, falls sie beide Ausgaben von Women of the Galaxy nebeneinander halten, etwas ärgern: Wo 2018 noch die Geschichte aus dem Ahsoka-Roman zusammengefasst wurde, ist diese Referenz nun 2025 komplett verschwunden und durch die Version der Ereignisse aus Tales of the Jedi ersetzt. Aber das ist ja nun wirklich nicht die Schuld dieses Bandes.

Wie schon 2018 sind natürlich auch die großartigen Kunstwerke zu jeder Figur ein großes Highlight von Women of the Galaxy. Und in der aktuellen Ausgabe gibt es nicht nur zu jeder neuen Figur eine Zeichnung, sondern auch einige der „größeren“ Figuren, bei denen seit 2018 einige neue Informationen dazukamen und sich so der Lesetext erheblich verlängerte, bekommen zusätzliche Artworks spendiert. So zum Beispiel Ahsoka Tano, Leia Organa und Rey. Zum Illustrationsteam sind auch nochmals einige Künstler:innen dazugestoßen. Gerade die große Vielfalt an verschiedenen Stilen und Ausdrucksweisen – von Comic- und Manga-Stil bis beinahe fotorealistisch, von impressionistisch-verschwommen bis kantig – macht die Faszination des Bandes aus. Die vielen wunderschönen ganzseitigen Kunstwerke laden zum Blättern und längeren Anschauen ein und sorgen für ein visuell ansprechendes Leseerlebnis.

Fazit

Women of the Galaxy ist ein absolut lohnenswertes Werk, das mit knackigen Kurzportraits einen tollen Überblick über die weiblichen Charaktere der Galaxis liefert. Es macht viel Spaß, dieses Buch durchzublättern und die abwechslungsreichen Artworks in unterschiedlichsten Stilen zu bestaunen. In der Neuauflage hat sich durch zahlreiche neue Figuren und Updates bei alten Figuren auch einiges getan, sodass es sich durchaus lohnt zuzugreifen, auch wenn man die Version von 2018 schon im Regal stehen hat.

Wir danken Chronicle Books für die Bereitstellung eines digitalen Rezensionsexemplars.

2 Kommentare

  1. Och, Ines, jetzt habe ich mir das Buch kaufen müssen.

    Tja, die Zeiten sind vorbei, als Luke in den Legofilmen sagen konnte, dass er als einzige Frau nur Leia kennt, und das ist auch gut so. Man sollte hier nicht vergessen, dass in den Legends z.B. Jarael aus den KotOR-Comics weit mehr war als nur Zaynes Freundin.

    1. Mensch, wie fies von mir, dass ich dich zum Geld ausgeben verleitet habe! 😄 Aber es lohnt sich, versprochen!

      Ja, der frühere Mangel an Frauenfiguren in SW war schon echt hart und hat bis heute Auswirkungen bei mir: Meine ganzen in den frühen 2000ern angelegten Accounts sind immer noch „Mara Jade irgendwas“. 😄 Ich mag Mara Jade schon, aber hätte ich damals schon mehr Auswahl gehabt, hätte ich mir bestimmt nicht sie als Nickname ausgesucht. Ist rückblickend schon echt traurig, dass ich fast 20 Jahre warten musste, bis SW mir mit Avar Kriss endlich eine geeignete weibliche Jedi-Identifikationsfigur geliefert hat. (Zwischendrin hatte ich mal Rey als Hoffnungsträgerin, aber das hatte sich dann nach TLJ und der mangelnden Charakterisierung der Figur in der Literatur schnell erledigt.)

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