Rezension: Die Prinzessin und der Schurke von Beth Revis

Seit dem 18. Oktober 2023 können auch deutsche Leser mit Leia und Han zusammen in die Flitterwochen gehen. Mit Die Prinzessin und der Schurke wird die Hochzeit der beiden nun auch im Kanon zelebriert und dann mit einer – wie gewohnt nicht nach Plan verlaufenden – Reise fortgeführt. Ob man dem Roman anmerkt, dass er auch als Werbekampagne für das mittlerweile geschlossene Galactic Starcruiser-Hotel dienen sollte, und wieso es ein Problem mit der Spannungskurve gibt, erfahrt ihr in dieser Rezension!

(K)eine Werbekampagne

Als der Roman damals im englischen Original angekündigt wurde, war die Sorge groß, dass wir es hier – wie damals rund um Galaxy’s Edge – mit einem primär auf Marketing ausgelegten Roman zu tun bekommen. Es entbehrt auch nicht einer gewissen Ironie, dass die deutsche Übersetzung des Romans genau einen Monat nach Schließung des Galactic Starcruiser-Hotels erscheint, auf welches dieses Buch in Form der Halcyon Bezug nimmt. Wenn ihr jedoch wissen wollt, wie es ist/war damit zu reisen, ohne 5000 Dollar zur bezahlen oder mit der „World between Worlds“ zurück in der Zeit zu reisen, ist dieses Werk nur bedingt geeignet.

Denn tatsächlich spielt die Halcyon als Luxuskreuzer für die Flitterwochen schon eine Rolle, aber es wird weder – bis auf den Marketingdroiden relativ zu Beginn – übertrieben in den Himmel gelobt noch detailliert erforscht, um den Lesenden quasi eine Roomtour-Erfahrung zu geben. Im Gegenteil: Han und Leia hätten auf jedem anderem Schiff sein können. Ebenfalls interessant ist der Subtext, der in diesem Roman mitklingt, denn bis auf Han und Leia, die zumindest einen propagandistischen Zweck mit dieser Reise erfüllen wollen, reisen fast nur opportunistische Kriegsprofiteure mit dieser Yacht. Ergibt ja auch Sinn, wer sonst leistet sich eine Kreuzfahrt in solch unsicheren Zeiten. Sprich: Beth Revis wirft kein positives Licht auf jene, die an Bord sind, und das kann man auch super auf die zu teuren Zimmer übertragen, welche sich auch nur ausgewählte wenige im echten Hotel leisten konnten. Doch keine Angst: Die Analogie funktioniert nach Schließung des Hotels auch weiterhin, wenn man einfach die Disney Cruises als Parallele hernimmt, bei denen allein ein Drink schon so teuer ist wie ein Aufenthalt im zugrunde gegangenen Galactic Starcruiser-Hotel.

Der Roman hat mich an dieser Stelle also direkt positiv überrascht, indem er zwar nicht explizit mit diesem Schiff ins Gericht gegangen ist, aber durch das Setup und die Charaktere an Bord eine deutliche Botschaft übermittelt und damit das genaue Gegenteil einer positiven Werbung für das Schiff und damit die zugrundeliegende „Experience“ ist.

Spannungsschräge

Was hat der Roman ansonsten noch zu bieten? Man muss ein gewisses Erwartungsmanagement betreiben, bevor man sich in den Roman stürzt, denn man bekommt nicht ausschließlich das, was der Titel verspricht. Das ist auch an sich kein Problem, doch der Aufbau des Romans sorgt dadurch für eine gewisse Unwucht, indem die Autorin am Ende trotzdem nochmal die Action auspacken will, die sich dann aber unverdient und zu schnell abgeschlossen anfühlt. Denn der Beginn des Werkes macht durchaus Laune und natürlich kann man der Hochzeit dieser beiden wichtigen Figuren auch mal ein Kapitel mehr als eines zu wenig spendieren. Doch dann entspinnt sich zunehmend ein Plot, der danach schreit, mit Action aufgelöst zu werden, aber so lange für den Aufbau braucht, dass für eine zufriedenstellende Auflösung am Ende keine Zeit mehr bleibt. So entsteht eine Schräge sich stets zunehmender Spannung, deren Payoff sich am Ende nicht lohnend anfühlt. Dabei hätte es das gar nicht gebraucht.

Denn Han und Leia füllen diesen Roman allein mit ihren Gedanken und Interaktionen eigentlich schon ausreichend. Beth Revis gelingt es, diese beiden Figuren sehr gut im bekannten Kanon zu verankern und ihre Gedanken logisch fortzuführen oder vorzubereiten. So hadert Han mit dem einen Jahr, welches er in Karbonit verloren hat, und will keine Sekunde seines Lebens mehr vergeuden, was ja auch zur Hochzeit der beiden führt. Zudem geht auch die Folter und die Erfahrung in Karbonit nicht spurlos an ihm vorbei, sondern er hat mit PTSD-ähnlichen Symptomen zu kämpfen, wenn er mit Kälte und Stille in Berührung kommt.

Leia auf der anderen Seite muss verarbeiten, dass Luke ihr Bruder und Darth Vader ihr Vater ist. Damit bereitet Revis auch den Plot in Blutlinie vor, fügt hier und da aber noch Momente hinzu, die einfach durch die zeitliche Nähe zur Enthüllung der wahren Vaterschaft viel wirkmächtiger sind als über zwanzig Jahre später. So erinnert sie sich an ihre wahren Eltern Bail und Breha – und verwebt Blutline sowie Die Prinzessin von Alderaan dadurch gekonnt -, die Erfahrung, von Vader gefoltert worden zu sein, und brüllt ihren Hass auf ihn bei der Asche des Scheiterhaufens heraus. Sie bildet damit einen sehr guten Kontrast zum am Ende versöhnlichen Sohn Luke und seiner Vergebung gegenüber Anakin.

Fokusproblem

Das führt uns wieder zurück zum Ziel des Romans. In meinen Augen ist er am stärksten, wenn er sich auf die Beziehung der beiden Figuren fokussiert und dabei aus dem Vollen schöpft. Hingegen fällt er im Gesamtblick ab, sobald die Handlung auf Madurs in den Vordergrund rückt und die beiden Hauptfiguren wieder eine eher typische Quest erledigen, die mit dem Imperium zu tun hat. Durch diese Mischung ergibt sich das schiefe Bild, dass man entweder die ausführliche Einleitung rund um Hochzeit und Reiseantritt zu ausgedehnt findet, weil dadurch die gewollte Spannung am Ende absinkt, oder man eben die Spannung am Ende unnötig findet, weil dadurch die Figurenmomente zu kurz kommen. Ich würde mich nach erneutem Lesen eher bei zweiterer Position einordnen und würde – entgegen mancher meiner Argumente im damaligen JediCast – sagen, dass ein rein figurenfokussierter Roman am Ende zielführender gewesen wäre. Ich würde sogar so weit gehen und sagen, dass mehr Zeit an Bord der Halcyon gut gewesen wäre, da so das Kammerspiel und die Notwendigkeit der beiden Hauptfiguren, miteinander zu interagieren, besser verdeutlicht gewesen wäre.

Dass Revis so etwas wohl auch ursprünglich geplant hatte, merkt man meines Erachtens daran, dass der Roman mit kaum spannenden Nebenfiguren überzeugen kann. Alle abseits der beiden Titelfiguren bleiben auffällig blass, was wohl auch auf den Fokus auf die Action im letzten Drittel des Romans zurückzuführen ist. Das behindert leider die Etablierung guter Antagonisten und stellt den beiden wenig sympathische oder ausgebaute Unterstützer an die Seite.

Was Revis auf Madurs allerdings gut gelingt, ist das Worldbuilding und die Spiegelungsfunktion dessen für Han und Leia. Der ganze Roman hat das Bild des Vergänglichen als übergeordnetes Motiv, was durch bald explodierende Gasriesen oder eben die Eiswelt Madurs symbolisiert wird. Auch die Kunst des Planeten spiegelt diese Vergänglichkeit wider und selbst die Hochzeitsringe der Ewoks arbeiten mit diesem Bild von Vergänglichkeit. Das Ganze hat natürlich eine schöne Parallele zu Han und Leias Ehe, die am Ende eben auch vergänglich war. So bilden einzelne Details im Worldbuilding eine subtile und schöne Art des Foreshadowings der Geschichte der beiden Titelhelden.

Fazit

Wie immer war diese Rezension ein wenig anders aufgebaut, da sie sich daraus ergibt, dass ich den Roman nun schon zum zweiten Mal gelesen habe und meine Ersteindrücke noch etwas aktualisieren konnte. Im Endeffekt kann ich folgendes Fazit ziehen: Als Fan der klassischen Trilogie macht man mit Sicherheit kaum etwas falsch, wenn man diesen Roman liest, da die Beziehung zwischen Han und Leia definitiv das zentrale Thema ist und auch zufriedenstellend behandelt wird. Auch die Angst vor einem reinen Marketing-Coup ist unbegründet, da es ja mittlerweile a) nicht mal mehr die zu bewerbende Experience gibt und man b) eher darin bestärkt wird, wie abgehoben diese Art der Unterhaltung ist, wenn sehr viele kriegstreibende Opportunisten an Bord sind, mit denen man sich eigentlich nicht gemein machen will. Lediglich die Action am Ende und die zu schnelle Abhandlung dieser sorgen für das Gefühl einer Unwucht, die vermeidbar hätte sein können, wenn man sich getraut hätte, diesen Star Wars-Roman allein auf der Figurenebene mit beschränkterem Konflikt stattfinden zu lassen.

Wir danken Blanvalet für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

Gewinnspiel [BEENDET]

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Auf welchem Luxuskreuzer verbringen Han und Leia ihre Flitterwochen?

Das Gewinnspiel ist beendet!

  • Die Preise werden unter allen Einsendungen verlost.
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  • Einsendeschluss ist Sonntag, der 12. November 2023, um 23:59
  • Die Preise werden nur innerhalb der Bundesrepublik Deutschland versendet!
  • Sämtliche gesammelten Daten dienen nur dem Zweck des Preisversands und werden nach dem Ende des Gewinnspiels und dem Versand der Preise wieder gelöscht.
  • Alle Angaben ohne Gewähr! Eine Barauszahlung der Gewinne ist ausgeschlossen.

In diesem Sinne: Möge die Macht mit euch sein!

Update 24.11.2023 10:40: Die Auslosung

Auf der Halcyon verbringen Han und Leia ihre Flitterwochen! Von den Einsendungen mit der richtigen Antwort wurden folgende:r Gewinner:in aus dem Lostopf gezogen:

  • Caspar L. aus Göttingen
  • Janine T. aus Luckenwalde
  • Frank T. aus Essen
  • Manuel H. aus Leipzig
  • Caro R. aus Oldenburg

Herzlichen Glückwunsch und viel Spaß beim Lesen!
Und vielen Dank an Blanvalet für die Bereitstellung der Preise!

5 Kommentare

    1. Hallo Dirk,
      aktuell befinde ich mich noch beruflich im Ausland. Ich werde aber Ende der Woche wieder in Deutschland sein und dann direkt auch die Auslosung vornehmen. Daher würde ich dich noch um etwas Geduld bitten 🙂

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