Der Sieg war in Reichweite. Der Sieg über das Imperium. Der Sieg über das Schattengeschwader. Aber jeder Sieg hatte seinen Preis.
17. Kapitel
Achtung: Obwohl diese Rezension weitgehend spoilerfrei ist, setzt sie Ereignisse aus den beiden Vorgängerromanen Das Alphabet-Geschwader und Schattenfall voraus!
Am 23. August war es bei Blanvalet so weit. Die Geschichte der Alphabet-Staffel rund um Wyl Lark (A-Flügler), Nath Tensent (Y-Flügler), Chass na Chadic (B-Flügler), die mysteriöse Kairos (U-Flügler) und Yrica Quell (früher X-Flügler, nach dem Ende vom zweiten Band nun wieder TIE-Jäger) geht, erneut von Andreas Kasprzak übersetzt, fulminant zu Ende. Waren schon in den ersten Bänden der Trilogie die einzelnen Kapitel lang, legt Autor Alexander Freed (Battlefront: Die Twilight-Kompanie) hier nochmal einen drauf. Das große Finale kommt nämlich auf nicht weniger als 672 Seiten, die in vier Akte und insgesamt nur 25 Kapitel unterteilt sind. Das macht im Durchschnitt beinahe 27 Seiten pro (!) Kapitel. Ein äußerst umfangreicher Roman also, der es inszenatorisch und erzählerisch noch einmal wissen will. Mit dem nahenden Ende des Galaktischen Bürgerkrieg wird aus dem Vollen geschöpft und der Leserschaft werden nach bereits zwei begeisternden Bänden alles entgegengeworfen, was Freed noch auf Lager hat. Aber ist die Geschichte auch genauso episch, wie man anhand der Überlänge des Buches meinen könnte? In den Rezensionen der beiden Kolleg*innen Florian und Ines von der am 02.03.2021 bei Del Rey erschienenen Originalausgabe Victory’s Price: An Alphabet Squadron Novel könnt ihr bereits zwei Meinungen lesen. Meine Rezensionen zu den ersten beiden Bänden hingegen findet ihr hier und hier.
Auf der Verlagsseite und in der unten verlinkten Leseprobe bekommt man einen Eindruck davon, was seit dem Ende von Band 2 passiert ist und in welche Richtung sich das große Finale der Fehde zwischen dem 204. imperialen Jägergeschwader und der Sondereinheit der Neuen Republik nach den tödlichen Ereignissen im Cerberon-System bewegen wird.
Das Finale der begeisternden Trilogie Star Wars – Das Alphabet-Geschwader.
Der Imperator ist tot, doch seine finsteren Pläne haben noch immer Bestand. Darum setzt die Schattenflügel-Flotte die Galaxis in Brand. In der letzten Schlacht wurde das Alphabet-Geschwader der Rebellen vom Schattenflügel geschlagen. Ihre Raumschiffe sind schwer beschädigt, ihre Moral am Boden. Doch die Flieger-Asse des Alphabet-Geschwaders haben noch eine Chance, den Schattenflügel aufzuhalten. Es ist ein winziger Funken Hoffnung bei hohem Einsatz. Doch jeder der Piloten ist bereit, den Preis für den Sieg zu zahlen …
Klappentext
Startschwierigkeiten
Bevor wir genauer auf die Ausgangssituation eingehen, möchte ich noch einmal auf die Übersetzung des deutschen Titels zu sprechen kommen. Die direkte Übersetzung des Originaltitels Victory’s Price wäre schließlich Der Preis des Sieges und wird, siehe Eingangszitat, auch im Roman selbst auf Seite 443 so übersetzt. Bis vor ein paar Monaten sollte auch der deutsche Titel so lauten, nachdem in der Erstankündigung noch von Der Preis des Siegers die Rede war. Dann wurde aber zurückgerudert und Ende letzten Jahres sogar ein neues Cover mit dem inhaltlich richtigerem fehlenden R präsentiert (siehe unten im direkten Vergleich), nur um kurz vor der Veröffentlichung doch noch das R wieder einzufügen. Was für ein Chaos. Kam es so, um sich subtil mehr vom nah erscheinenden Roman Thrawn – Der Aufstieg: Teurer Sieg zu distanzieren? Oder fand man bei Blanvalet, dass „Sieger“ einfach griffiger klingt? Wer weiß. Ich persönlich hätte Der Preis des Sieges als logischeren Titel bevorzugt, aber eine deutsche Titelübersetzung entscheidet schließlich in keiner Weise über Qualität und Vergnügen beim Lesen. Immerhin hat so der Titel Der Preis des Siegers – Ein Alphabet-Geschwader-Roman gleich zwei inhaltliche Fehler zu bieten, da wir es, wie wir uns erinnern, eigentlich nach wie vor mit der Alphabet-Staffel zu tun haben. 😉 Und was die Klappentexte der Trilogie getrieben haben – „Schattenflügel“ statt „Schattengeschwader“ und wie im Titel „Alphabet-Geschwader“ statt „Alphabet-Staffel“ – steht sowieso auf einem ganz eigenen Blatt.
Das Hin und Her beim Titel stellt aber nicht die einzigen Startschwierigkeiten, die der Roman zu bieten hat, denn inhaltlich findet er im Vergleich zu den ersten beiden Bänden dann doch relativ holprig in die Handlung rein. Wir befinden uns immer noch im Jahr nach der Schlacht von Endor. Seit den dramatischen Ereignissen im Cerberon-System und auf Troithe ist etwas Zeit vergangen und man muss sich erst einmal an etwas veränderte Gegebenheiten für unsere Hauptfiguren gewöhnen. Der erste Akt des Romans hat dabei die Aufgabe, die neuen Rollen und veränderten Beziehungsgeflechte der Protagonist*innen zu etablieren und den Ablauf des finalen Kampfes in Fahrt zu bringen. Der Krieg ist in die letzte Phase übergegangen, man bekommt Besprechungen des Oberkommandos der Neuen Republik mit und die Staffeln rund um Generalin Hera Syndulla und Wyl Lark haben mit dem umgebauten Sternzerstörer Deliverance ein neues Flaggschiff – genau wie ihre Gegenspieler, das Schattengeschwader von Colonel Soran Keize, mit der Yadeez. Man erkennt, dieses Mal wurde also wieder entschieden, die Namensbezeichnungen der Schiffe im Englischen zu belassen. So ist, wenn vom Kreuzer Leitstern aus den Vorgängern gesprochen wird, auch meistens wieder von der Lodestar die Rede – die Betonung liegt auf meistens, denn hin und wieder rutscht je nach Laune doch ein Leitstern durch. Alles in allem bleibt Andreas Kasprzaks‘ Übersetzung allein innerhalb dieser Trilogie also arg inkohärent, was Freunden einheitlicher Übersetzungen in Reihen sauer aufstoßen dürfte. Was bin ich aber froh, dass auch ein zum Schluss endlich auftauchendes, ganz bestimmtes Schiff aus dem Kanon, das mit einer Nebenfigur der Trilogie zu tun hat, ebenfalls seinen englischen Namen behalten durfte…
Die Handlung selbst bewegt sich zu Beginn erst recht zerfahren und hektisch von Setting zu Setting, bevor richtig klar wird, wohin es gehen soll. Häufige Perspektivwechsel und kein klares Ziel machen es schwierig, sich zu orientieren und dann werden die einzelnen Punkte der Exposition auch noch in chaotischem Erzähltempo vorangebracht. Natürlich darf der dritte Teil einer Trilogie anziehen und klar machen, dass es auf das Ende der Geschichte zu geht. Aber vor allem, nachdem Schattenfall von Anfang bis Ende nur in einem einzigen Sternensystem gespielt hat, stellt sich hier erst einmal ein krasser Stilbruch zu Beginn ein, auf den man sich neu einlassen muss. Über die ersten paar hundert Seiten habe ich deswegen sogar befürchtet, dass Freed mit Der Preis des Siegers insgesamt stark nachgelassen hat und das spürbar schwächste Buch der Trilogie abliefert, doch diese Bedenken erwiesen sich als unerfüllt.
Wilder Flug
Sobald man nämlich merkt, dass die Handlung ihr vorübergehendes Ziel einmal gefunden hat, befindet er sich wieder zu hundert Prozent in seinem Element und atmet die „Alphabet-DNA“. Es wird sich nach den Schauplätzen mit seltsamem Pacing und überstandenen Katastrophen nach etwa einem Drittel des Romans auch wieder räumlich auf ein System beschränkt, mit nacheinander zwei Nebenschauplätzen an anderen Orten, die auch die einzelnen Figurenkonstellationen stringenter bündeln. Ab hier kann der Roman seine größten Stärken voll aufziehen und weiß absolut zu fesseln. Sicher wirkt das ein oder andere Problem, mit dem sich die Figuren an jenem längeren Setting konfrontiert sehen, schon konstruiert. Aber genau diese Umstände bringen die spannendsten Szenen zustande und fangen die moralischen Dilemmas, die diese letzte, verzweifelte Phase des Krieges mit sich bringt und die sich seit Beginn durch die Reihe ziehen, aufs Neue wunderbar ein.
Übrigens bin ich sehr glücklich darüber, dass nach der Wartezeit im Roman selbst kein allzu großes Geheimnis mehr um die Auflösung des Cliffhangers mit Yrica Quells Entscheidung und ihre Loyalität gemacht wird. Als POV-Charakter braucht Freed nicht viel Zeit in ihren Kapiteln, um aufzudecken, welche Absichten sie verfolgt, die ich hier natürlich nicht spoilere. Ich bin aber mit ihrer Reise mehr als zufrieden und finde ihre oft emotional getroffenen Entscheidungen nach den Erlebnissen und Offenbarungen in Schattenfall nachvollziehbar und konsequent. In ihrem Handlungsstrang werden nebenbei noch das meiste Worldbuilding für den größeren Star Wars-Kontext im Jahr nach Endor betrieben, auch wenn dabei relativ technische und nüchterne Antworten auf Fragen geliefert werden, die zumindest ich mir nie gestellt habe.
Fazit: Grandiose Landung
Der letzte Akt überrascht dann noch mit einem Handlungsort, den ich so nicht erwartet hätte und mit dem Freed auf mehreren Ebenen die Kreise in der Erzählstruktur seiner Trilogie schließt. Er beweist, wie durchdacht und strukturiert die gesamte Handlung über die drei Bände hinweg aufgebaut ist und dass er wusste, wohin die Reise geht, bevor er diese illustre Runde von Pilot*innen überhaupt in die Schlachten gegen das Schattengeschwader geschickt hat. Offene Fragen werden beantwortet, kleine Andeutungen aus den anderen Bänden aufgelöst, wir erfahren endlich mehr über Kairos und die erzählerischen Kniffe und Kreise, die hier zum Vorschein kommen werden, beweisen Freeds Talent als Autor. So fällt es auch schwer, mit Blick auf das nun abgeschlossene Gesamtwerk die Bücher noch einzeln zu bewerten. Trotz kleinerer und verschmerzbarer Hänger in der zweiten Hälfte von Band 2 und im ersten Akt von Band 3 bildet seine Fliegerass-Trilogie unbestreitbar eine der besten Star Wars-Romantrilogien überhaupt und endet so, wie sich die Bände im einzelnen bereits beschreiben lassen: Emotional, brutal, realistisch, erwachsen, nachdenklich, apokalyptisch, brillant. Und wenn sich der Rauch nach einem langen Trip im feurigen Finale legt und sich im vierten Akt, der als Epilog dient und einige Jahre über das eigentliche Ende hinaus geht, mehr als genug Zeit genommen wird, die Biographien der Überlebenden weiterzuerzählen, fühlt sich das nach einer inspirierenden, mitunter anstrengenden und insgesamt über 1.800 Seiten langen Reise mit diesen Figuren und ihren Abgründen mehr als verdient an.
Wir danken Blanvalet für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Gewinnspiel [BEENDET]
Mit freundlicher Unterstützung von Blanvalet verlosen wir 5x Der Preis des Siegers!
Um am Gewinnspiel teilnehmen zu können, müsst ihr nur nachfolgende Frage beantworten und das unten stehende Formular ausfüllen:
Welche Nummer trägt das Schattengeschwader innerhalb der imperialen Flotte?
Das Gewinnspiel ist beendet!
- Die Preise werden unter allen Einsendungen verlost.
- Nur eine Einsendung pro Person/Familie/Haushalt!
- Einsendeschluss ist Sonntag, der 1. Oktober 2023, um 23:59
- Die Preise werden nur innerhalb der Bundesrepublik Deutschland versendet!
- Sämtliche gesammelten Daten dienen nur dem Zweck des Preisversands und werden nach dem Ende des Gewinnspiels und dem Versand der Preise wieder gelöscht.
- Alle Angaben ohne Gewähr! Eine Barauszahlung der Gewinne ist ausgeschlossen.
In diesem Sinne: Möge die Macht mit euch sein!
Update 02.10.2023 09:16: Die Auslosung
Das 204. imperialen Jägergeschwader ist auch unter dem Namen Schattengeschwader bekannt! Von den Einsendungen mit der richtigen Antwort wurden folgende:r Gewinner:in aus dem Lostopf gezogen:
- Timo S. aus Wiesenbach
- Markus M. aus Breitscheid
- Dietrich M. aus Lotte
- Michael S. aus Neuwied
- Erhard J. aus Frankfurt am Main
Herzlichen Glückwunsch und viel Spaß beim Lesen!
Und vielen Dank an Blanvalet für die Bereitstellung der Preise!
Mit diesem Abschluss hat es die Reihe, trotz Startschwierigkeiten im ersten Band, zu meiner bisher liebsten Trilogie geschafft. Und damit meine ich nicht nur Star Wars Bücher. Die Story über alle 3 Bände hinweg hat mich so gefesselt und gerade jetzt im letzten Band war ich so in die Charaktere investiert, dass ich das Buch eigentlich nicht aus der Hand legen wollte. Ich bin voll zufrieden und hoffe irgendwann weiterer solcher persönlichen Kriegsgeschichten im Kanon lesen zu können auch wenn ich vorher nie gedacht hätte, dass mich diese so begeistern können.