Rezension: Geschichten der Jedi 1×04: „Der Sith-Lord“

Mit Der Sith-Lord erhalten wir die dritte Folge, die sich dem Werdegang von Dooku widmet und damit in dieser ersten Staffel auch die letzte zu dieser Figur. Die kommenden beiden Folgen setzen dann chronologisch die Ausbildung Ahoskas und ihren Werdegang nach der Order 66 fort. Doch in dieser Ausgabe kulminiert schließlich die Erfahrung Dookus aus den vorherigen Folgen in seinem finalen Schritt zur Dunkeln Seite. Wie das funktioniert und ob es konsistent erzählt ist, erfahrt ihr hier.

VeröffentlichungRegieDrehbuch
26.10.2022Saul RuizDave Filoni

Der eigentliche Star der Folge ist ironischerweise nicht der existierende noch der werdende Sith-Lord, sondern Yaddle. Die Darstellung der Figur durch Bryce Dallas Howard hat mich die gesamte Folge entlang überzeugen können und ihre ruhige, zusprechende, ja sorgende Art – die ihr ja auch zum Verhängnis wird – weiß von Beginn an zu überzeugen. Die Darstellung der Figur im Kanon und die Klärung ihres Schicksals bringen zudem neue spannende Ideen mit ins Spiel. Dass sie zwischen Episode I und II den Rat verlassen hat, war auch im Kanon bereits bekannt. Nun hat man ihr eine neue Geschichte im Vergleich zu den Legends gegeben, die mich aber überzeugen konnte. Denn zunächst der Entschluss den Rat zu verlassen, da sie selbst nicht mehr an das Urteil des Rates glaubt, nachdem Qui-Gons Warnungen mehr oder weniger ignoriert wurden, fügt der Figur, die man bisher eher als Yoda-Verschnitt denn als eigenständigen Charakter wahrgenommen hat, mehr Tiefe hinzu. Sie sorgt sich um die Mitglieder des Ordens und auch um ehemalige Mitglieder, wie wir sehen, egal ob das nun den Direktiven des Rates entspricht oder nicht.

Wo wir beim Thema wären, wie sich die Folge in den Gesamtkanon eingliedert. Zu der Zeit war Dooku nach Dooku: Der verlorene Jedi eigentlich gar kein Mitglied mehr des Jedi-Ordens. Das wird aber in meinen Augen durch die Folge nicht direkt angezweifelt. Laut Cavan Scott und auch nach meinem ersten Anschauen der Folge passen beide Werke noch gut aufeinander. Zudem hat Dooku im Roman Padawan von Kiersten White ebenfalls den Tempel besucht und dort mit Qui-Gon geredet, was zu allerlei Gerüchten führte, ob er seinen ehemaligen Schüler auch davon überzeugen will, den Orden zu verlassen. Darüber hinaus ist auch das Tragen seines Lichtschwerts nachvollziehbar, da er es explizit behalten durfte, da Yoda der Meinung war, dass Jedi mehr als nur ein Titel sei und man nur weil man den Orden verlässt, noch lange keiner mehr ist. Das erklärt auch, weshalb er auch 32 VSY noch gerne im Tempel zu Gast war, zumal es dadurch für seinen neuen Meister ja gelegen kommt, jemanden wie ihn zu schicken, der sich um die Archive kümmert und das Kamino-System löscht.

Einige Zweifel wurden noch in Bezug auf die Verbindung mit Episode I gezogen, da Palpatine ja bei der Einäscherung Qui-Gons auf Naboo zugegen ist, aber da Yaddle erwähnt, dass der Rat bald aufbrechen würde, bedeutet das ja nicht, dass Palpatine nicht auch bald noch aufbrechen kann, um rechtzeitig einzutreffen.

Viel wichtiger ist jedoch die Entwicklung Dookus in dieser Folge und diese hat mir sehr gut gefallen. Der Anfang zeigt, wieso er den Orden verlassen hat, da den Jedi die Vorstellungskraft fehlt, die Gefahren richtig einzuschätzen. Die Folge ist der Tod des Einzigen, der ihn vielleicht noch zweifeln ließ und vielleicht auch des Einzigen, der ihn hätte von dem Kurs für Palpatine abbringen können. Dookus letzter Anker im Licht wurde ihm vom Schüler seines neuen Meister genommen, was genau wie etwas klingt, was Palpatine/Sidious genauso planen würde, um den Hass seines nun neuen Schülers auf die Jedi anzufeuern, obwohl eigentlich er die Schuld dafür trägt. Das gleiche System funktioniert so ähnlich später auch bei Anakin.

Obwohl wir nur knapp 14 Minuten Spiellänge haben, nimmt sich die Folge doch Zeit und lässt hier und da ein paar Begründungen hören. So müssen Opfer gebracht werden, um eine neue, bessere Ordnung (TM) zu erschaffen oder Dooku gibt vor einzusehen, dass er seinem alten Freund und Schüler nicht mehr Nachtrauern muss, da er nun gegangen ist. Auch die Aussichtslosigkeit im Vorfeld des Kampfes gegen Yaddle kommt gut zur Geltung, bei der Dooku fürchtet, dass es zu spät sei, sich eines anderen Weges zu besinnen. Es passt zu dieser Figur, die so stark von ihren Überzeugungen und ja auch Idealen – mögen sie noch so verschroben sein – geleitet, wird, dass er die kognitive Dissonanz zwischen dem angebotenen Ausweg durch Yaddle und seinen Taten rund um den Betrug an Sifo-Dyas, dem Orden, Qui-Gon und Co nicht überwinden kann und sich deshalb umso mehr in die fanatische Unterstützung seiner Sache vertieft.

Der krönende Kampf ist musikalisch, visuell und inhaltlich beziehungsweise symbolisch hervorragend inszeniert. Die Abwesenheit von Musik in Szenen der absoluten Dunkelheit gegenüber den einsetzenden Chorälen, wenn sich Yaddle wieder erhebt, sind nur ein Baustein dieser beeindruckenden Szene. Auch die Symbolik darf man nicht vergessen. Yaddle ist beim Kampf stets dem Licht zugewandt und steht in ihren letzten Momenten auch an dem Ort, an dem Licht in den Hangar strömen kann. Folgt Dooku ihr durch dieses Portal, kann er seinen Kurs korrigieren und mit ihr zusammen von hier verschwinden. Am Ende erhebt sie sich und lässt das Licht erneut in den Raum dringen, wodurch nun auch Palpatine – der vorher nie in den Lichtkegel trat – gezwungen wird ins Licht zu treten, was natürlich einerseits als Antagonismus zur Dunklen Seite dienen kann, aber auch zu seinem Agieren aus den Schatten heraus. Dieses letzte Aufbäumen von Licht symbolisiert Dookus letzte Hoffnung, letzte Chance und als Yaddle ihn anblickt erkennt sie, dass der Kampf verloren ist, was dann durch ihren Schwächeanfall und das erneute Verschließen des Tores visuell untermalt wird. Die Musik wird wieder dunkler, leiser und verschwörerischer und der letzte Schritt hin zu Lord Tyranus wird, mit dem zynisch Hinweis Yaddle Frieden zu bringen, beschritten.

Fazit

Für mich ist diese Folge das absolute Highlight der (ersten Staffel) Geschichten der Jedi! Alle drei Dooku-Folgen ergänzen sich hervorragend und ziehen dabei den roten Faden der Enttäuschung gut durch. Stets sind es die selbstgefälligen Senatoren, die die Enttäuschung befeuern, was uns letztlich in dieser Folge vor vollendete Tatsachen stellt und bereits zurückliegende Taten wie das Verlassen des Ordens oder den Betrug an Sifo-Dyas voraussetzt. Aus diesem Grund schafft es diese Folge auch zu überzeugen, da die Kombination mit dem persönlichen Verlust aufgrund der Ignoranz des Rates bei gleichzeitigem Ignorieren von Auswegen, die ihm angeboten werden, den Weg hin zum letzten Schritt zur Dunklen Seite darstellt. Dabei überzeugt vor allem die englische Synchronisation auf ganzer Linie (mit den deutschen Stimmen für Dooku und Qui-Gon konnte ich mich in allen drei Folgen nicht wirklich anfreunden), wobei vor allem Bryce Dallas Howards Charakterisierung von Yaddle hervorsticht, die in dieser Folge ihren verdienten Moment des Ruhms erhält, als jene, die nicht bereit war einen Jedi aufzugeben und für diese Loyalität – nicht zum Orden, sondern den Idealen der Jedi – mit dem Leben bezahlen musste.

Bewertung: 5 von 5 Holocrons
Bewertung: 5 von 5 Holocrons

2 Kommentare

  1. Hm, diese Folge lässt mich etwas zwiegespalten zurück. Eigentlich hat sie mir insgesamt gut gefallen. Die Atmosphäre und Inszenierung und Musik ist fantastisch und es ist toll Yaddle endlich näher kennenzulernen auch wenn wir uns gleich wieder verabschieden müssen. Zugleich habe ich aber ein Problem mit Dookus Motivation. Peace and Order? Das war doch eigentlich Anakins Ding auch aufgrund der Klonkriege. Aber während Episode I herrscht in der Republik ja noch Frieden und Ordnung. Dooku hatte ja eher ein Problem mit der Korruption im Senat und der Dogmatik des Jedi-Rats. Das passt nicht ganz zueinander und steht auch im Widerspruch zu dem wie er in den vorherigen beiden Folgen gezeichnet wurde. Klar man könnte jetzt sagen Sidious hat ihn dahingehend beeinflusst, aber überzeugend finde ich das trotzdem nicht, vor allem da der Charakter ja noch kurz an der Schwelle steht als Yaddle im einen Ausweg aufzeigt.

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