Rezension: The Book of Boba Fett 1×03: „Die Straßen von Mos Espa“

Nachdem wir letzte Woche Bobas Aufstieg innerhalb eines Tusken-Clans miterleben durften, mitsamt eines Zugüberfalls und psychedelischer Selbstfindung, verbringt Folge drei, Die Straßen von Mos Espa, seinen Mammutanteil in der Jetztzeit. Was ich in Folge eins ursprünglich als unnötige Exposition ankreidete, die von neuen Ideen ablenken würde, entwickelte sich in Folge zwei zu einem spannenden Ausbau des Boba-Mythos. Figuren bekommen den Ansatz von Tiefe, Set pieces und Action wissen zu überzeugen, und sogar eine Prise Humor lockert die Spannungen der Wüste auf. Gelungen! Leider weiß Folge drei mit diesem Fundament wenig anzufangen und kann dabei weder Fans der Rückblenden versöhnen noch treibt sie die Gegenwartsnarrative wirklich zielführend voran.

Boba mit neuer Gefolgschaft

Die wohl größte Neuerung dürfte die illustre Gruppe junger Biker-Cyborgs sein, die nach einem kleinstädtischen Konflikt mit einem Wucherer auf Bobas Plan treten. Sie werden von Sophie Thatcher angeführt, die momentan wohl am bekanntesten durch Showtimes Serie Yellowjackets sein dürfte. Sie beteiligen sich an der wohl größten Actionszene der Folge: einer Verfolgungsjagd auf den Majordomus des Bürgermeisters, die den bevorstehenden Konflikt mit den Pykes und besagtem Offiziellen andeutet. Die Ästhetik der Jungblüter ist dabei auffällig hervorstechend. Ihre Kostüme und technischen Augmentierungen sehen sehr sauber aus für eine Gang der Wüste und auch Star Wars (man kommt nicht umhin an Cyberpunk erinnert zu werden); ihre strahlend bunten Fahruntersätze verleihen der Ödnis einen nötigen Farbtupfer, muten aber eher wie getunte Vespas an; wenig bedrohlich, und nicht wirklich eines Verbrecherlords angemessen.

Etwas früher hilft selbe Gang Boba auch dabei, einen Angriff von Black Krrsantan zu vereiteln, der Boba gewaltsam aus seinem Bactaschlaf erweckt. Es ist immer toll, Wookiees in Aktion zu sehen, gerade weil es so selten passiert. Dass ein zwei Meter großer Hüne es aber schafft, ungesehen in einen Palast einzubrechen, in dem Attentäter und Leibwächter hausen, lässt Boba nicht nur in den Augen der anderen Mos Espa-Clans als leichtsinnig erscheinen. Fennecs spätes Erscheinen kann hier als Hinweis auf fragwürdige Loyalitäten und zukünftige Intrigen gelesen werden, oder aber als simple plot convenience abgetan werden. Man fragt sich ohnehin, warum es in einer Zeit der Allianzen und Bündnisse so wenig Interaktion zwischen den beiden interessantesten Figuren gibt.

Heutzutage ist alles ein Haustier

Diese unschöne Begegnung wird mit einem weiteren Treffen der Hutts besiegelt. Diese lassen ab von Tatooine im Angesicht des nahenden Krieges mit den Pykes. Als versöhnender Abgesang wird auch wieder die Rancorgrube gefüllt. Immerhin gibt es keine anderen spannenden Kreaturen im Star Wars-Universum. Die Verheißung eines Bobas, der auf besagtem Tier reitend in die Schlacht zieht, ist aber nicht ganz uninteressant. Damit ist nun auch Danny Trejo mit von der Partie, der selten enttäuscht (Machete liebt Rancor) und Fetts neues Haustier betreut. Black Krrsantan hingegen wird einfach freigelassen, obwohl dieser sicher die bessere Partie gegenüber der Halbstarken-Biker gewesen wäre. Sicher ist, dass wir ihn nicht zum letzten Mal gesehen haben.

Was wir möglicherweise nicht mehr sehen werden, sind die Rückblenden. Nachdem sich die ersten beiden Folge große Mühen geben, und auch viel Zeit darauf aufwenden, Bobas Beziehung zu den Tusken zu schildern, so findet er diese in einem knappen Rückblick einfach tot vor. Gänzlich schmucklos werden wir vor vollendete Tatsachen gestellt, lediglich die letzte Ehre wird ihnen erwiesen. Warum alles zeigen, sogar die Dinge, die nicht gezeigt werden müssen, um dann eine derartige Tragödie mit Figuren, die wir kennen und schätzen, durch fehlende Aufmerksamkeit zu marginalisieren?

Tradition in SW: Krieger werden verbrannt

Folge drei von Buch des Boba Fett wirft viele dieser Fragen auf. Autor Filoni und Regisseur Rodriguez werfen uns etwaige neue Figuren entgegen, geben diesen aber nicht einmal die simpelsten Charakterisierungen: Wer sind sie, wofür stehen sie, warum sind sie wichtig? Es werden weiter und weiter mögliche Gegenspieler sowie Plots gestapelt, ohne sich dieser wirklich anzunehmen, und das frustriert. Folge drei fühlt sich uneben, langsam und unfokussiert an. Hoffen wir, dass die Verheißung auf einen Krieg der Kartelle das Beste in Boba und seiner Serie zum Vorschein bringen wird.

Der Rezensent vergibt 3 von 5 Holocrons!
Der Rezensent vergibt 3 von 5 Holocrons!

7 Kommentare

  1. Irgendwie lässt mich die Folge etwas ratlos zurück.

    Die City-Hopper-Gang und die Verfolgungsjagd kann man eigentlich nur als Parodie einordnen.

    Dass es Black Krrsantan so einfach gelungen ist, in Bobas Festung einzudringen finde ich angesichts der geringen Teamgröße und -Kompetenz nicht überraschend. Selbst Boba und Fennec scheinen wenig Verständnis für die tatsächliche Lage vor Ort mitgebracht zu haben. Für mich sieht das Ganze mindestens eine Nummer zu groß für den alten Mann und sein Team aus. Aber immerhin wurde heute mal ein bisschen mehr über die Ist-Situation erzählt. Mal sehen, wie sich Bobas Kampf gegen die beiden Gegner, in der Vergangenheit und jetzt, entwickelt und ob es ein Wiedersehen gibt. Einen auf einem Rancor dahinreitenden Boba brauche ich eigentlich nicht, das wäre wieder mehr Parodie denn eine ernstzunehmende Story.

  2. Ist nur mir aufgefallen, dass in der Rückblende bei der Ankunft Boba Fetts in Mos Eisley eine Verbindung zu The Mandalorian geschlagen wurde?
    Man sieht wie jemand die Trupplerhelme aufspießt, an denen der Mandalorianer in einer Folge vorbeigeht.
    Ich finde auch, dass die Bikes der Gang für eine Wüstenwelt zu sauber sind.
    Mal sehen wie sich die Serie weiter entwickelt.

    1. Ja, in jeder Folge sind derlei Anlehnungen. Man sieht doch auch die Lady mit ihren Pitdroids an einer Stelle. Viel zu sauber. Was an SW auch immer sehr schätzte, war dieser „lived-in“-look. Dinge sehen benutzt und kaputt aus.

  3. O_ô
    Ich bin mal wieder überrascht wie meine Meinung doch zu den anderen sich unterscheidet. 😅

    Für mich war es die Beste Folge, Cyborgs sind ja nichts neues im Star Wars Universum, gut das wer an Cyberpunk denkt ist verständlich da Star Wars eher unterpräsent in den Medien damit ist.
    Trotzdem die Gang hat mir sehr gefallen 😎 und erinnert mich an die Prequels 😌 wo ich jetzt die Vergleiche lese von sauber/dreckig usw. 😅 (Schließlich sind die Prequels das im Vergleich zur Original Trilogie, also sauberer). 🤔
    Das Fennec so spät beim Wookie eingriff fand ich auch interessant, da ich schon großes Vertrauen in ihr setze und es eine Katastrophe wäre, wenn sie Boba doch nur als Omega Ersatz (wildeste Spekulationen hier ausgeführt) oder so benutzt. 😱
    Das die Tuskenräuber ein schnelles Ableben hatten war etwas schade, doch bin ich froh das die Flashback Geschichten der Vergangenheit endlich angehören :’D den Kram brauchte ich nicht 😅
    Ich bin sehr gespannt jetzt wie es weiter geht, gerade da Kapitel 3 für mich so glänzte 🤗

  4. Durchwachsen aber perspektivisch.

    Wir kennen es: Star Wars ist dreckig, überall, selbst in Palästen und Regierungsbezirken. Mos Espa ist ein Drecksloch und im Outer Rim gibt es keine Hygiene Einrichtungen…
    Enter the Gangnam Gang.

    Das es in diesem Umfeld plötzlich Wesen gibt, die einen gesteigerten Wert auf Sauberkeit und Stil legen, gerade in einem ärmeren Umfeld, erinnert an Südafrika, wo Zef-Cliques einen eigenen, sehr Cyberpunkigen und für die Slums ungewöhnlich reinlichen Stil pflegen.

    Ähnlich wie die Vokuhila Manta Prolls der 80er scheint sich ihre Welt nur um ihre vermeintlich coolen Bikes und ihren Stil zu drehen, weil sie sonst nichts erreichen oder erreichen werden können.

    Das ist tatsächlich mal frischer Wind, der die Realität reflektiert, und eine Brücke schlägt, zwischen dem Reichtum der Kernwelten, den Prequels und dem Glücksritter Attitude der Grenzweltler.

    In einer Raumhafenstadt vermutlich deutlich einfacher umzusetzen, als auf einer Farm, aber bereits Biggs Darklighter ließ sich nicht nehmen, wie ein herausgeputzter Pfau an der Toshe Station aufzulaufen. Von daher ist und bleibt es Kanon, auch mit und ohne Vespa. Wobei wir uns gerne an den Episode IV Lamborghini/DeLorean erinnern dürfen. (V-35 Landspeeder), welcher optisch auch nicht in den 60’s Look der anderen Fahrzeuge in Mos Eisley passte.

    Dieser Teil der Geschichte ist also meines Erachtens nach wesentlich mehr „Kanon“, als das Verhalten der Hutten. Die wirken in dieser Folge sehr auf mich, wie ein Paar Teenager, die ihrem großen Onkel mal ihr Spiel nachmachen wollten, und merken, dass sie sich verhoben haben. Und nicht wie Crimelords, mit Weitsicht und Kalkül.
    Aber vielleicht ist es gerade das, was am Ende den Unterschied machen wird. Ein ausgeklügelted Long-Game, mit Überraschungen.

    Am meisten aber stört es mich, wie nonchalant die Tusken abgelegt wurden. Deren Twist so low und unzeremoniell daher kommt, dass man sich geradezu verar…t vorkommt.

    Andererseits, es muss einen Grund geben, weshalb die Pikes nicht permanent präsent gewesen sind. Sie müssen schließlich „eingeflogen“ werden. Was bedeutet, sie waren lange Zeit nicht präsent auf Tatooine.
    Dieser Umstand sagt mir, dass wir von den Sandleuten noch nicht das letzte Mal gehört haben, und dass der letzte Mando-kaner, in der Vergangenheit erfolgreich darin war, sich der Pikes zu entledigen.

    Hinzu kommt, wir müssen noch erfahren, wie es dazu kam, dass er von Mando und seiner alten Rüstung gehört hat, und sich auf die Suche nach ihr begibt. Mitten in einem Tatooine weitem Konflikt mit einem Syndikat, sollte er wohl kaum die Ruhe dafür finden können…

    Alles in allem schadet sich die Serie an dieser Stelle mit dem wöchentlichen Release, weil viele Fans sie als, verloren aufgeben könnten, bevor die vernünftigen Erklärungen ankommen. Schließlich ist man es heutzutage gewohnt, dass die Exposition auf dem Präsentierteller kommt.

    Man darf gespannt bleiben…

  5. Ich denke da wird bald noch eine Dame auf das Spielfeld treten. Darum geben die Hutten klein bei, könnte ja sogar sein das sie mittlerweile einflussreicher als das Huttenkartel ist.

    Das er Black K frei lässt wird ihm bestimmt noch zu Gute kommen.

    Ich geh davon aus das Bib für die Pikes gearbeitet hat oder sie hat gewähren lassen, der war kein harter Hund.

    Ich denke auch das Boba für tot gehalten wurde bis er seine Rüstung zurück hatte. Jetzt, da er wieder in Erscheinung tritt, könnten wieder Rechnungen offen sein. Immerhin hat er es letztendlich doch geschafft Han zu Jabba zu bringen und ist dann im Sarlacc „umgekommen“ daher war er erstmal für 5-6 Jahre von der Bildfläche weg.

Schreibe einen Kommentar