Rezension: The Book of Boba Fett 1×01: „Der Fremde“

The Book of Boba Fett beginnt dort, wo The Mandalorian Season 2 aufhört: Boba Fett schickt sich an, Jabbas Verbrecherimperium alter Tage sein Eigen zu machen. Bevor wir aber zu genanntem, spannenden Unterfangen kommen, dürfen wir in einem Bacta-Fiebertraum beobachten, warum unser Protagonist überhaupt noch lebt. Nachdem dieser dem Sarlacc nur knapp entkommt, wird er erneut verschlungen. Dieses mal von der Wüstenwelt Tatooines mit all seinen gefährlichen Bewohnern und Kreaturen. Da hilft es nicht, seiner Rüstung beraubt worden zu sein und mit verbrannter Haut durch die Wüste irren zu müssen.

Alle Bilder von StarWars.com

Erst Ming-Na Wens Fennec Shand erweckt den potentiellen Verbrecherlord aus seinem verdienten Bactaschlaf. Der zweite und stärkste thematische Abschnitt der Folge kommt zum Tragen. Um einen fließenden Übergang monetärer Interessen gewährleisten zu können, werden Boten angehört, Verträge erneuert, Cantinas besucht und Drohungen ausgesprochenen. Shand dient dabei als tödliche Consigliere, während Fett eine gute Figur auf seinem neuen Thron macht. Der vermeintlich saubere Übergang wird recht zügig vom einem Angriff unbekannter Aggressoren unterbrochen. Die Actionszene würde von etwas mehr Dynamik profitieren; da Boba allerdings nicht mehr auf dem Zenit seiner körperlichen Verfassung steht, ist ein langsamer, realistischerer Ansatz keine uninteressante Idee (Warum wir aber die Existenz seines Jetpacks ignorieren, bleibt unbekannt).

Im dritten und letzten Teil des Staffelauftaktes befinden wir uns erneut in einer Rückblende. Wir sehen, dass Boba sich den Respekt der Tusken verdient und langsam damit beginnt, der Wüste und all seinen Ungeheuern die Stirn zu bieten. Roll credits.

Vorweg: The Book of Boba Fett sieht gut aus und klingt vielleicht noch besser. Schon die erste Folge zeigt jede menge neue Kostüme, darunter viele Twi’leks und andere Aliens, neue Schauplätze und Props. Vor allem Morrison scheint nach seinem Staffel 2 Auftritt weiter in die Rolle gewachsen zu sein. Sein bulligerer Körper wirkt bedrohlich, seine Narben übel und die Updates seiner Rüstung fügen sich gut in die Ästhetik der Welt und Figur ein. Die Szene, in der ihm Droiden seinen Harnisch anlegen, war ein gekonnter Verweis darauf, warum die Figur überhaupt so beliebt wurde. ILMs (Kreaturen)Effekte sehen in fast allen Szenen überzeugend aus und untermauen die Erzählung gekonnt.

Boba und Fennec sind auf alles gefasst.

Komponist Ludwig Göransson hat es sich erneut zur Aufgabe gemacht, der Serie ein einzigartiges Thema zu verleihen, und das gelingt ihm auf ganzer Linie. Die illustren Einflüsse dürften hier allerdings die Geister scheiden. Schon seine Arbeit an den beiden Staffeln The Mandalorian zeigte, was möglich ist, wenn man sich von alten Formeln löst und versucht, neue Wege zu gehen. Es sollte niemanden verwundern, wenn Göranssons Talent in Zukunft vielleicht auch in neuen Filmen zu hören sein wird.

Das Visuelle, bzw. Auditive, kann aber leider nicht über die Probleme der Folge hinwegtrösten. Denn der einzig wirklich neue oder interessante Part ist Bobas Zeit als angehender Verbrecherlord. Wie werden sich die anderen Parteien mit dem Machtwechsel arrangieren? Welche Emporkömmlinge werden ihm den Thron streitig machen? Wie lauten seine persönlichen Langzeitziele? Immerhin ist er nicht mehr der Jüngste oder Gesündeste. All diese Fragen machen Lust auf mehr; Folge eins gibt nur leider keinerlei Implikation für eine generelle Richtung der Serie vor. Sie mäandriert viel lieber in der Vergangenheit umher und zeigt uns Dinge, die wir entweder schon wissen oder aber clever genug sind, uns selber zu denken. Der Drang, alles zeigen zu müssen, frisst wertvolle Laufzeit, fügt dem Mythos Boba Fett aber nichts Neues hinzu oder treibt die Handlung voran. Bei dieser Strategie wäre es ratsamer gewesen, direkt zwei Folgen zu veröffentlichen, um den Zuschauern eventuell eine genauere Vorstellung der Geschichte und den Motivationen seiner Figur zu geben.

Die Stärken der Folge sind aber Ming Na Wen, die Shand gekonnt und mit kühler Präzision spielt, sowie Morrisons kontrollierte aber imposante Performance. Die beiden Figuren vereint eine überzeugende Chemie, die sich mit Sicherheit als tragend erweisen wird. Ihre verschiedenen Herangehensweisen deuten Konflikt an, bisher geben sie aber ein fulminantes Team ab.

Insgesamt ist Folge 1.01 ein solider Start für dieses neue Kapitel des Kopfgeldjäger – nur eben kein überraschender. Mehr Orientierung am selbstgewählten Titel Stranger in a Strange Land, eine Anspielung an Robert A. Heinleins Sci-Fi Klassiker, wird der Serie gut tun. Mehr unerforschtes Terrain voller Verbrechen und ohne Jedi, weniger Erinnerungskultur und narratives Vorkauen.

Der Rezensent vergibt 3 von 5 Holocrons!
Der Rezensent vergibt 3 von 5 Holocrons!

9 Kommentare

  1. Ich war auch extrem enttäuscht. Musik schlecht, Effekte schlecht, Kampfszenen schlecht, Story schlecht. Boba Fett wie ich ihn mir NICHT wünsche.

    Mein größeres Problem ist, dass ich mit Morrison als Boba nicht warm werde. Er hat einfach nicht den passenden Körperbau, wenn man Boba in Ep. 6 sieht. Auch hat er den Helm viel zu oft nicht auf. Das ist sicherlich dem geschuldet, dass man sich hier von der Mando Serie abheben will, passt aber nicht zum Charakter. Auch seine Ambitionen Verbrecherlord zu werden sind mir noch schleierhaft. Und die Szenen in der Vergangenheit… wie in der Rezension schon erwähnt: unnötig. Konnten wir uns genau so denken.

    Hoffentlich wird das noch besser, aber die Richtung ist schon vorgegeben und sie gefällt mir nicht

    1. aua…wenn du die Kampfszenen schlecht findest, hast du wohl nicht mal den Hauch einer Ahnung wie realisitisch die (endlich!) mal waren. Wer sich eben nur von Hollywood-Action blenden lässt, braucht die auch in stilvollen und atmosphärischen Geschichten aus einer weit, weit entfernten Galaxis.

      Die Effekte sehen wirklich gut aus, vermutlich bist du aber einfach einer dieser Menschen, die behaupten, sogar den Unterschied zwischen 240 und 360 fps zu sehen, also go for it.

      Wie gut, dass die Serie trotz solcher komischen Kritiken wie deiner weiterlaufen wird, als Pilot war die Folge nämlich auf ganzer Länge klasse. Keine Überraschungen, aber auch keine Enttäuschungen, sondern ein seichter Auftakt zu einem Mafiasetting im Wilden Westen.

    2. Äh… Nein.
      Es geht nicht um Ahnung oder was für ein Mensch ich bin. Oder das ich jetzt erwarte dass die Serie wegen mir eingestellt wird.
      Es ist schlicht meine Meinung. Was soll das Fanboy Gerede?

      Und wenn die Gegner nun mal in Zeitlupe auf Fennec einstechen und warten bis sie überwältigt werden hat das für mich nix mit Realismus zu tun sondern ist einfach nur schlecht gemacht. Und wenn Boba 6-7 Stromstöße bekommt und einfach weiter macht ist das auch nicht realistisch.
      Brauch ich auch nicht. Dafür es auch ein Weltraummärchen.

      Und trotz meiner Kritik fiebere ich der nächsten Folge entgegen, in der Hoffnung, dass die Serie mich dann abholt

    3. @TheGameTraveller: Der Ton muss echt nicht sein und sollten weitere solche Ad-Hominem-Austausche hier stattfinden, regeln wir das mit den Moderationsfunktionen. 🙂

      Für alle: Diskussionen und der Austausch divergenter Meinungen sind willkommen, aber bitte auf einer sachlichen Ebene bleiben und das Gegenüber respektieren.

    1. Dem kann ich zustimmen, wobei die Serie noch sehr viel Exposition braucht und uns noch einiges erklären muss, zb was Boba in den 5 Jahren zwischen Return of the Jedi und seiner wieder einführung gemacht hat und was es mit seiner Charakterentwicklung auf sich hat. Vlt wäre es auch besser gewesen die Folge als kompletten Rückblick zu zeigen, da diese kurze Sequenz in der Gegenwart einen ziemlich aus der „Hauptstory“ rausnimmt. Ich hoffe das sich das in den nächsten Folgen alles deutlich verbessert.

      Was Boba angeht, so glaube ich das der Sarlacc und alles was danach kam große Narben bei ihm hinterlassen haben und er deswegen nicht mehr so gut kämpfen kann. Das würde auch seine viele Zeit im Bacta Tank erklären.

  2. Ich persönlich sehe das völlig anders. Mir hat die Folge sehr, sehr gut gefallen, da sie viele meiner Wünsche umgesetzt hat. Im Vergleich zu Mandalorian hatte ich mir vor allem eine erzählerische Steigerung gewünscht, und nicht mehr nur das sehr einfache Quest-der-Woche-Prinzip. Schon allein durch die beiden Zeitebenen hat die erste Folge genau das gezeigt. Gleichzeitig bestand die große Spannung an der Figur nach ihrem Auftritt in Mandalorian für mich vor allem darin, zu erfahren, wie sie überlebt hat und warum sie sich offenbar charakterlich so verändert hat. Ich persönlich finde nicht, dass man sich einfach so denken konnte, dass er sich mit dem Feuer aus dem Sarlacc befreit oder dann Gefangener bei den Tusken war. Obwohl ich The Mandalorian mochte, fand ich die Kampfszenen dort extrem schlecht. Die Gegner wurden jedes Mal als hilflose Dummies dargestellt, die keinen Schuss ins Ziel bringen, während die (nicht machsensitiven!) Helden keinen Schuss verfehlen konnten. Daher habe ich es sehr gemocht, dass es den Helden in der Mos-Espa-Szene schwerer gemacht wurde, dass hier tatsächlich ein „Kampf“ zu sehen war. Und besonders gut fand ich, dass Boba hier als immer noch verletzlich dargestellt wird – das verspricht Spannung für die kommenden Folgen und mehr charakterliche Tiefe, als sie der Boba aus der OT hatte.

Schreibe einen Kommentar