Rezension: The Mandalorian 2×07: „Kapitel 15: Der Getreue“

Heute gibt es ein Wiedersehen mit einem ehemaligen imperialen Scharfschützen. Warum das Helmproblem zu exzessiv angesprochen wurde, warum uns besagter Scharfschütze mehr ans Herz gewachsen ist und worin in dieser Folge die Poesie zu finden ist, erfahrt ihr in dieser Rezension!

Die Rezensionen enthalten Spoiler zur aktuell rezensierten, als auch allen bisherigen Folgen. Wenn ihr die Folge also noch nicht gesehen habt, dann schaut gerne danach wieder bei unserer Rezension vorbei.

VeröffentlichungRegieAutor
11. Dezember 2020Rick FamuyiwaRick Famuyiwa

Nachdem sie Migs Mayfeld mit Caras Hilfe aus der republikanischen Gefangenschaft befreien konnten machen sich Din und seine Crew auf den Weg nach Morak, um dort Informationen zum Aufenthaltsort Gideons zu erhalten. Während einer Infiltrationsmission machen jedoch Piraten der Gruppe das Leben schwer und die imperiale Basis hält auch einige Herausforderungen für sie bereit.

Zum Inhalt

Nachdem Mayfeld recht schnell vom Schrottplatz abgeholt werden konnte, was uns durchaus gut gefallen hat und den Fokus auf wichtigeres eröffnet hat, erleben wir eine sehr gemischte Folge zwischen übertriebener Andeutung und emotionaler Charaktertiefe.

Fangen wir mit dem negativen Punkt an, der uns sehr stark von der eigentlich emotionalen Tat – sein Gesicht zu zeigen – abgelenkt hat. Die ständigen Hinweise Mayfelds, dass es ohne Helm doch viel luftiger sei und wie man das nur aushalten würde sind natürlich in gewisser Weise verständlich, da er dieses Konzept eben nicht vollends versteht (das tun wir selbst ja auch nicht und es ist ja auch nur von fanatischen Gruppen der Mandalorianer ein wirklich praktizierter Brauch). Aber und das wirkt kontraproduktiv auf den emotionalen Höhepunkt der Folge: Er platziert mit all diesen Fragen und Bemerkungen tausende kleiner Pfeile, die uns alle zu dem Moment lenken, an dem Din wirklich sein Gesicht zeigt. Durch diese ganze Vorgeschichte in dieser Folge entfaltete der Moment bei uns aber kaum emotionale Tiefe, da es sowieso klar war, dass er es tun wird nach all den Andeutungen.

Wie viel besser wäre eine solche Szene gewesen, wenn der Mando Mayfeld in der Sturmtruppenrüstung begleitet hätte (wo er ja noch einen Helm trägt), ohne das während der Fahrt daraus solch ein großes Ding gemacht wird. Die Entscheidung des Mandos in der imperialen Basis derjenige zu sein, der die Daten beschafft wäre somit nicht so unausweichlich gewesen und hätte uns damit mehr gepackt. Denn die Entscheidung an sich ist natürlich eine enorme. Was ist ihm wichtiger? Sein Kredo oder sein Kind? Er entscheidet sich hier eindeutig für Grogu und das ist eine Entscheidung – so witzig es auch klingt – die er bisher so nicht treffen musste. In Kapitel 3 halfen ihm die anderen Mandalorianer und auch in Kapitel 11 war es keine Frage des entweder oder. Hier nun entscheidet er sich für seinen Schützling und zeigt, dass er bereit ist alles zu tun, um dessen Leben zu retten. Das alles wird mit solch einer Geste verdeutlicht, die nur unter Kenntnis der Vorgeschichte wirklich emotional ist und das wäre sie auch oder sogar noch mehr ohne die permanente Herleitung in dieser Folge gewesen.

Der „Kurzzeitig Helmlose Nick“

Eine Sache an diesem ganzen Konzept der Konsole müssen wir leider kritisieren, da sich uns nicht erschließt, wie diese Konsole arbeitet. Wenn es eine Gesichtserkennung gibt, dann würde diese doch nur Zugriff für registriertes imperiales Personal ermöglichen, oder? Ferner wieso kann jeder noch so niedere Soldat in der Offiziersmesse an ein Terminal, dass die Koordinaten zu einem der wichtigsten Transporter der Galaxis enthält? Hier war die Notwendigkeit der Plotentwicklung einer logischen Erklärung klar im Weg und das hat uns ebenfalls leicht die Emotionalität aus dieser Szene genommen.

Zwischen diesem Dilemma aus emotionaler Entscheidung und zu vielen Andeutungen und Logiklöchern spannt die Folge aber ein weniger kontroverses und wesentlich packenderes Thema auf: Mayfeld. Ja ihr habt richtig gelesen. Lässt man all seine blöden Helmsprüche mal außer Acht erhalten wir mit diesem Ex-imperialen Scharfschützen in dieser Folge eine Figur mit toller Charakterzeichnung. Zu Beginn erleben wir ihn noch so, wie wir ihn in Kapitel 6 kritisiert haben, doch wie es oft bei Mobbern ist, verliert er ohne seine Clique den Biss und wird zu einer Figur, die über Herrschaft und Unterdrückung philosophiert, als auch in seiner Vorgeschichte eine Narbe hat, die ihn wohl dazu veranlasste dem imperialen Scharfschützen ein Ex voranzustellen.

Während Operation Cinder – die hier nicht mit Asche übersetzt wurde – starben knapp 10.000 imperiale Soldaten bei der Auslöschung von Burnin Konn, infolge des Befehls von Offiziers Valin Hess (ein ß an zu starker Anlehnung an die reale Welt vorbeigeschlittert). Dieser kennt Mayfeld nicht einmal mehr und wischt das Opfer all dieser Soldaten mit der Hoffnung auf Ordnung statt Freiheit hinfort. Mayfeld erschießt ihn daraufhin und riskiert damit nicht nur sein eigenes Leben, sondern auch den Vorteil Din auszuliefern und sich als Imperialen zu identifizieren. Er lässt also – spätestens mit dem Hochjagen der Rhydonium-Lieferung – seine Vergangenheit hinter sich und entsagt dem Imperium endgültig, weshalb wir am Ende die Entscheidung ihn gehen zu lassen nur begrüßen können. Wir wollen ihn zwar immer noch nicht als Teil der Rettungsmannschaft, aber zurück auf den Schrottplatz hätten wir ihn nach dieser Hilfe auch nicht schicken wollen.

Ich hab es ihnen schon mal gesagt, mein Name ist Valin nicht Rudolf!

Zuletzt möchten wir noch die Rolle besprechen, in die Mayfeld und Din schlüpfen, um Zugang zur imperialen Basis zu erhalten. Dazu müssen sie „Piraten“ davon abhalten die Lieferung mit hochexplosiven Rhydonium in die Luft zu jagen. Wir sind jetzt mal kleinlich und würden behaupten, dass das keine Piraten, sondern vielmehr Freiheitskämpfer waren (gerade nach der Fahrt durchs Dorf kurz zuvor). Wenn es Piraten wären würden sie die Lieferung vielmehr kapern und nicht hochjagen wollen. Nehmen wir nämlich an, dass es Rebellen waren, gibt das der Handlung einen weiteren favreau’schen Kniff, der diesmal aber nicht die Tusken zu Verbündeten, sondern Din und Co zu Antagonisten macht. Und all das auch wieder, um sein Kind zu retten. Im Umkehrschluss werden sie von Imperialen bejubelt und beglückwünscht, was alles in allem eine spannende und surreale Atmosphäre schafft. Dabei sei auch zu erwähnen, dass uns die verwirrten Blicke der Rebellen gefallen haben, die von einem imperialen Soldaten nicht wirklich Gegenwehr erwartet haben.

Anmerkungen

„It’s like poetry… it rhymes“ – Das haben sich Favreau und Co wohl gedacht, als sie die Ansprache Dins am Ende der Folge geplant haben. Er wiederholt damit eins zu eins den Wortlaut Gideons aus Kapitel 7 der Serie und verdeutlicht ihm damit, dass er genauso weit gehen wird wie Gideon einst, um Grogu zu retten. Das lässt uns gespannt auf die kommende Folge blicken und wir bleiben erwartungsvoll, ob der Mando und das Kind noch in dieser Staffel wieder zusammenfinden. Janina hofft ja, ich bleibe weiterhin skeptisch mit einer Tendenz zum Nein. Zumal man ja hier wieder den tollen Einfall hatte, sein Eintreffen vorher per Holo anzukündigen, wer braucht schon das Überraschungsmoment?

Darüber hinaus hat Boba anscheinend die Politur in seiner S(k)lave I ausgepackt und seine Rüstung wieder auf Hochglanz gebracht, weshalb er nun wieder ehrwürdiger aussieht als bei der behelfsmäßigen Anprobe in der vergangenen Folge. Des weiteren entpuppen sich Cara und Fennec als glaubwürdiges und gleichsam fähiges Duo an den Scharfschützengewehren. Wir freuen uns darauf mehr von dieser Kombo gut inszenierter Frauenfiguren im Staffelfinale zu sehen.

Design und VFX

Morak ist – entgegen der anfänglichen Aussagen Mandos, dass es dort nichts gäbe – schon interessanter gestaltet als Tython in der vorherigen Folge. Das Aussehen des ausgedehnten Waldgebietes erinnert an lateinamerikanische Heidewälder (wer möchte darf das jetzt gerne googlen) und neben einigen Dorfbewohnern sind dann ja auch noch die Piraten-Rebellen hier anzutreffen. Wir waren auf jeden Fall positiv überrascht, dass sich der Planet nicht so karg und öde herausgestellt hat, wie es der Hinweis auf eine Raffinerie der Imperialen suggerierte. 

Entschuldigung, sind Sie die Crew der Enterprise? Wir wollen sie überfallen.

Die schon angesprochenen Piraten erinnerten von ihrem Aussehen her irgendwie mehr an die Aliens aus Star Trek als aus Star Wars. Da uns außerdem jeglicher Kontext zu ihrem Überfall fehlte, war es schwierig der Truppe etwas abzugewinnen. Ihre Skiffs waren ganz nett, aber mehr auch nicht und spätestens nachdem die ersten beiden Gruppen von Din so leicht beseitigt wurden, fragt man sich warum sie nicht gleich alle ihre Thermaldetonatoren werfen.

Positiv hingegen ist uns die Liebe zum Detail in der S(k)lave I aufgefallen. Denn als die Gruppe Mayfeld abholt und abhebt sieht man aus dem Inneren wie sich die „Flügel“ des Schiffs drehen. Die Juggernauts sind eine sichtbare Weiterentwicklung bzw. Kreuzung des HAVw A6 Juggernauts aus Episode III und dem HCVw A9-Turbopanzer aus Rogue One. Allerdings stellt sich die Frage, warum man derartige Transportpanzer, gerade wenn man hochexplosive Stoffe befördert, nicht besser schützt? Dass das Rhydonium schon bei zu schneller Fahrt dazu neigt hochzugehen, war dann doch auch ein wenig unglaubwürdig.

Easter Eggs

1 Jedi = 2 Bomben > 2 Imperiale = 1 Bombe

Wir bewegen uns heute in den Easter Eggs vor allem in der Prequel- bzw Disney-Ära. Zunächst dürfen die Küstentruppen in der Raffinerie ihren Dienst verrichten, das Flüsschen daneben scheint wohl schon als „Küste“ zu reichen. Aber es ist auch mal schön, nicht nur die Standard Sturmtruppen zu sehen. Ein ganz anderer Namedrop ist dafür die Operation Cinder, die uns als Operation Asche vorrangig aus dem Spiel Battlefront II noch in Erinnerung geblieben ist und erstmals in Imperium in Trümmern erwähnt wurde. Dass nicht alle Imperialen mit dieser Kahlschlagmethode einverstanden waren, wird hier auch gut durch Mayfeld gezeigt und ist insofern wichtig, als dass es Iden Versio und Del Meeko die Sonderposition der (Ex)-Imperialen mit Gewissen nimmt. Zu guter Letzt darf auch noch die S(k)lave I in Aktion treten und auch wenn es eigentlich schon vorherzusehen war, als die TIE Fighter auftauchten, so haben wir uns doch richtig gefreut den Klang der Seismischen Bombe nach Episode II erneut zu hören.

Fazit

Wie der bedachte Fahrer des Juggernauts gehen wir heute leicht vom Gas, um dann in der kommenden Woche voll im Staffelfinale durchzustarten. Die Serie bringt uns Mayfeld näher, lässt ihn am Ende aber wieder aus dem Kreis der Crew verschwinden. Manche mögen darin wieder wenig Relevanz vermuten, wir haben uns jedoch über die Charakterzeichnung sehr gefreut. Ferner markiert diese Folge die eindeutige Entscheidung Dins dem Kind mehr Wichtigkeit zuzuschreiben, als seinem Kredo was leider durch einige Logiklücken und zu stark angedeuteten Handlungen weniger emotionale Tragweite entfaltet, als wir es uns erhofft haben und als möglich gewesen wäre. Schlussendlich macht die Folge trotzdem oder gerade wegen ihrer weniger finaltauglichen Handlung gespannt auf all die Dinge, die wir kommende Woche sehen werden.

Da Grogu heute mit Abwesenheit glänzt, hier seine Greatest Hits.
Bewertung: 4 von 5 Holocrons
Bewertung: 4 von 5 Holocrons

2 Kommentare

  1. An dieser Folge habe ich schlicht keine Kritikpunkte.
    Während man an der letzten Folge an manchen Stellen Lieblosigkeit oder Unperfektion der Handlung gemerkt hat (aber auch nur auf einem unglaublich hohem Level der Kritik), ist mir hier nichts dergleichen aufgefallen.
    Der Schrottplanet der neuen Republik ist eine coole, wenn auch schon oft dagewesene, Idee, nur, dass der Planet hier von der Neuen Republik stammt, und somit auch die Neue-Republikanische Version der K2-S0 dabei ist. Ich muss einfach mehr von der Neuen Republik sehen.
    Der Main-Planet ist bildschön, die Situation mit gefährlichem Sprengstofftransport kennt man auch schon aus anderen Filmen, ist hier aber wunderbar militärisch gelöst.
    Diese imperiale Basis ist auch eine fantastische Idee, überall in der Galaxis gibt es kleine Basen und Labore, mit ein paar Ties und Truppen, die natürlich nur darauf warten von unseren Protagonisten überfallen zu werden. Hab ich nichts dagegen.
    Das Gespräch von Mayfeld und dem schön ekelhaften Offizier wurde wunderbar inszeniert, großartige Schauspielerei.
    Die Flucht am Ende war wohl die cleanste die wir in Star Wars je hatten, und die Slave I von innen ein riesiges Highlight.
    Dins Nachricht an Gideon und sein Gesichtsausdruck als er diese sieht waren sehr amüsant und ein guter Abschluss für eine fantastische Folge.

  2. Ich empfand die Sticheleien bzgl. des Helms sehr passend. Einerseits als Reaktion/Kommentar darauf, dass der Mando den Helm wechselt, was zuvor keiner geglaubt hätte. Andererseits als Hinleitung zum Absetzen des Helms von Mayfield, damit der Zuschauer die beiden besser auseinanderhalten kann.
    Ansonsten sehe ich auch so einige Handlungslücken, die mir aber bei der wohlwollenden Erstsichtung nicht auffielen bzw. durchaus Actionfilm-typisch sind (warum greifen nicht alle gleichzeitig mit ihren Detonatoren an)

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