Rezension: The Clone Wars 5×11: „Ein sonniger Tag im Nichts“

Nachdem die Droiden in der letzten Folge erfolgreich waren, werden sie nun auf dem Weg zurück zur Republik ins pure Nichts katapultiert. Die im Original A Sunny Day in the Void benannte Folge Ein sonniger Tag im Nichts wurde von Brent Friedman geschrieben und von Danny Keller inszeniert. Premiere in den USA war am 8. Dezember 2012, in Deutschland folgte die Veröffentlichung dann am 11. Mai 2013.

„Wenn alles hoffnungslos erscheint, ist ein wahrer Held die einzige Hoffnung.“

Offizielle Folgenbeschreibung: „Das D-Team der Republik ist auf dem Heimweg nach Coruscant, als ein Kometenschauer die Droiden zur Notlandung auf dem trostlosen Planeten Abafar zwingt. Um zu überleben, müssen sie eine Wüste durchqueren, die als das Nichts bekannt ist – und das ohne Orientierung, Wasser und Energie. Die Droiden kommen voran, doch Colonel Gascon verliert fast den Verstand.“

Star Wars: The Clone Wars Episodenguide
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zum Inhalt: Was soll man über eine Folge schreiben, die sich selbst den Titel Ein sonniger Tag im Nichts gibt? Selten ist mir der Anfang einer Rezension so schwer gefallen wie bei dieser. Die Droiden stranden auf dem Planeten Abafar, der zum größten Teil aus Nichts besteht. Bereits dieser Absturz ist zwar hervorragend inszeniert, da der Kometenschauer wunderbar umgesetzt ist, macht für mich aber keinen Sinn. Die Droiden wurden in der letzten Folge nicht verfolgt, als sie das feindliche Schiff verließen. Wieso sollten sie also ohne ausreichende Berechnung in den Hyperraum springen und damit eine solche Kollision riskieren? Außerdem sind sie anscheinend auf sicherem Wege dorthin gekommen und da die separatistische Flotte stationär dort war, müsste der gleiche Korridor doch auch wieder zurück funktionieren. Bereits hier merkt man, dass viel Logik dem Ziel geopfert wurde, „Kultur zu schaffen“.

Denn man hat gezielt eine solche Szenerie gewählt, um den Künstler Mœbius beziehungsweise Jean Giraud zu ehren. Dessen Comic-Stil soll sich in dieser Folge widerspiegeln. Da ich nur für diese Rezension kein Fachbuch kaufen wollte und es tatsächlich auch nicht in meiner Universitätsbibliothek vorrätig war, erfolgt nun eine kurze Beschreibung vom Stil Girauds von Wikipedia, welche das Fachbuch als Quelle angibt:

„In den ersten Folgen ist der Seitenaufbau schematisch mit gleichmäßig angeordneten Panels. Die mit dem Tuschepinsel ausgeführten Zeichnungen bieten wenige Details. Die Farbgebung dient vor allem dem Zweck, die einzelnen Objekte und Personen voneinander unterscheiden zu können, sie wird nicht als künstlerisches Mittel eingesetzt. Nach und nach setzte Giraud Schwerpunkte auf detaillierte Hintergründe und Naturdarstellungen. Die Landschaft erhält einen unverrückbaren Stellenwert, indem sie die Protagonisten in bestimmte Richtungen zwingt, ihnen Hindernis und Unterschlupf zugleich ist und damit ihre Handlungen bestimmt. Er räumt großen Panoramen entsprechenden Platz auf einer Seite ein, trennt einzelne Panels durch schmale Nahaufnahmen und durchbricht so den klassischen Aufbau einer Comicseite. […] Plakative Farbigkeit wird von sanften Farbnuancen abgelöst, manche Seiten sind ausschließlich in Brauntönen gehalten, wodurch die zuweilen nur 1 bis 2 cm großen Akteure in die Landschaft eingebunden werden, mit ihr verschmelzen.

Armin Schreiber: Kunst Comics 1989 (zitiert nach Wikipedias Zusammenfassung auf der Seite von Jean Giraud)
Der Schmelzprozess läuft!

Man erkennt also deutlich, dass sich die Autoren stark an den Werken dieser Comic-Legende orientiert haben und die Folge, so die eigenen Aussagen, auch George Lucas‘ Wunsch entsprach, eine „Folge über Nichts“ zu machen. Jetzt stellt sich die Frage, wie man das angemessen bewerten soll. Einerseits gefällt mir der Ansatz, die übliche Formel zu durchbrechen, andererseits wirkt es massiv so, als habe der Wunsch über den Erfordernissen der eigentlich zu erzählenden Geschichte gestanden. Denn wie ich bereits in der vorherigen Rezension angemerkt habe, ist die Geschichte eigentlich mit der Flucht vom feindlichen Schiff abgeschlossen und nun wird dieses Kapitel hinzuaddiert, um „Kunst zu machen“.

Mich persönlich hat zum Beispiel der zunehmende Wahnsinn von Colonel Gascon und die nur oberflächlich angerissene Thematisierung von Training, Programmierung und Instinkt etwas geärgert. Wenn ich schon eine Folge machen möchte, die sich mit dem geographischen Nichts beschäftigt, dann sollte man zumindest versuchen, inhaltlich ein wenig Tiefe zu transportieren. Außerdem war mir nie klar, was die Folge mir eigentlich sagen will. Möchte sie die Verzweiflung darstellen oder nur den Stil von Mœbius abbilden? Das kann dann ja schon fast als Pluspunkt der Folge gewertet werden, wenn man davon ausgeht, dass sie mir eben nichts sagen will und nur „da“ ist. Denn so viel ich von Girauds Arbeiten verstanden habe, hat sein Stil nichts mit der Verzweiflung zu tun, sondern mit dem verschobenen Fokus und unorthodoxen Arten der Anordnung seiner Panels. Durch die Beteiligung von R2 konnte ich die Verzweiflung nie so richtig ernst nehmen und deshalb scheint der Fokus mehr auf letzterem (dem reinen Stil) gelegen zu haben. Das ist dann aber leider in meinen Augen zu wenig für eine Story, die mich – im besten Fall – 20 Minuten unterhalten soll…

“I have been impressed and affected by Moebius’s keen and unusual sense of design and the distinctive way in which he depicts the fantastic.” – George Lucas

Paul Gravett: Graphic Novels. Stories to change your life. Collins Design, New York 2005, S. 90
Ein markantes Skelett.

Anmerkungen: Auch einige Anspielungen auf das Star Wars-Universum sind in dieser Folge zu finden, zum einen die zu Beginn intendierte Reminiszenz an die Szene aus Episode I, in welcher R2-D2 das Schiff bei der Flucht von Naboo repariert. In diesem Fall jedoch helfen sich die Droiden gegenseitig, weshalb keiner von ihnen ins All geschleudert wird.

Eine weitere Anspielung ist das Skelett, welches die Droiden im Nichts finden und das an Jaxxon erinnert, welcher ein großer grüner Hase aus den alten Marvel Star Wars-Comics war und der auch im Kanon wieder seinen Platz gefunden hat. Erkennbar ist diese Anspielung unter anderem an seinem Outfit, aber vor allem an den beiden spitzen Schneidezähnen in der Mitte.

Der Droide N5-BZ (grün) hat nach seinem Reboot plötzlich wieder eine eigene Persönlichkeit? In der letzten Folge wurde vom Doktor noch angemerkt, dass er nun willenlos sei, da sein Speicher entfernt werden würde, der erst nach der Mission wieder eingesetzt wird. Meiner Meinung nach war er seither nur als steuerbarer Roboter zu gebrauchen, damit Colonel Gascon die Mission observieren kann. Dass sich dies anscheinend nun in irgendeiner Weise erledigt hat, lässt mich etwas verwirrt zurück.

Animation: Soweit ich das bewerten kann (als Laie in Kunst und vor allem als Laie in dem Thema Comics), hat man zumindest die Würdigung des Stils von Giraud sehr gut hinbekommen. Auch der Kometenschauer zu Beginn der Folge ist – wenn auch inhaltlich etwas fragwürdig – schön anzuschauen. Über die trostlose Wüste ist es schwer, lobende Worte zu finden, außer dass sie es geschafft hat, trostlos zu sein! Die sogenannten Nichtsläufer als Spezies sehen ebenfalls toll aus, auch wenn es ihnen ein wenig an Finesse in puncto Animation fehlt, wie ich finde.

Der durchschnittliche Zuschauer nach dieser Folge.

Fazit:Star Wars: The Clone Wars kann Kunst!“ Das wollten uns die Autoren sicherlich mit dieser Folge beweisen. Leider geschieht dies auf dem Rücken einer bisher spannenden und kurzweiligen Geschichte, logischen Abläufen und spannenden Charakterentwicklungen (beispielsweise ist Gascon plötzlich wieder auffallend kritisch gegenüber Droiden). Das Problem, das ich mit dieser Folge verbinde, ist, dass sich die Geschichte nun noch länger hinauszögern wird, da man diese Folge komplett dem „Nichts“ widmen wollte. Aber angesichts George Lucas‘ Bewunderung hätte es früher oder später dazu kommen müssen, doch wieso dann nicht als eine eigenständige, unkonventionelle Folge?

Vorherige Episode: Droiden bevorzugt (Staffel 5, Folge 10)
Nachfolgende Episode: Einer für alle (Staffel 5, Folge 12)

Ein Kommentar

  1. Ich finde die Folge ganz okay!

    Zum einen finde ich die Idee mit dem Kometenhagel ziemlich cool und etwas ganz neues. Zum anderen finde ich den Absturz wirklich gut gemacht und cool. Die Suche nach der Stadt finde ich zwar etwas zäh aber nicht ganz so schlimm wie viele andere. Auch das Design des Planeten finde ich gut eingesetzt da es dadurch das es so steril ist die verzweiflung unserer Protagonisten glaubwürdig macht.

    Letztendlich muss ich sagen das diese Folge diesen ganz soliden Handlungsbogen sehr solide weiterführt und mal etwas ruhiger ist (was ja in The Clone Wars selten der Fall ist) und auch neue coole Ideen einbringt wie die mit dem Kometenhagel. Daher würde ich der Folge 3 von 5 Holocrons geben!

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