Ein herzliches Hallo und Willkommen in der Steinzeit der Star Wars-Romane. Steinzeit bedeutet in diesem Fall 1984, denn in diesem Jahr erschien der Roman Lando Calrissian und die Geisterharfe von Sharu bei Goldmann, nachdem er in den USA als Lando Calrissian and the Mindharp of Sharu erschienen war. Er ist der erste Band einer Lando-Calrissian-Trilogie, welche in Deutschland den Titel Lando Calrissian – Rebell des Sonnensystems trägt und im Jahr 1995 einen Sammelband bei Goldmann erhielt. Autor von allen drei Büchern war L. Neil Smith, der ansonsten keinen weiteren Beitrag zum Star Wars-Universum geleistet hat; die Übersetzung wurde von Christoph Döhler angefertigt, der mir bislang ebenfalls nichts sagte, aber ich habe auch noch zig Romane der Goldmann- und Heyne-Ära vor mir.
Wir befinden uns im Jahr 3 vor der Schlacht von Yavin. Eine Partie Sabacc wurde grade gewonnen, Preisgelder wechseln den Besitzer. Aber ausnahmsweise alles alkoholfrei, denn der Asteroid Oseon 2795 ist der lokalen Sonne extrem nah, sodass alle Spieler lediglich Wasser trinken. Eine weitere Partie wird eingeleitet und mit ihr beginnt unsere Handlung. Unser Protagonist, der relativ lange lediglich als „Der Spieler“ bezeichnet wird, stellt sich als Lando Calrissian heraus, Captain des Millennium Falken (den er vor nicht allzu langer Zeit ebenfalls in einem Spiel gewonnen hat). Auch in diesem Spiel steigen die Summen langsam und so werden auch Sachwerte wieder als Zahlungsmittel akzeptiert. In diesem Fall gewinnt Lando einen Droiden, welchen er im Rafa-System, welches quasi nebenan liegt, abholen kann.
Lange Rede, kurzer Sinn: Den Droiden bekommt Lando, mit ihm aber zig Probleme, denn er soll für den Gouverneur des Systems und einen „Zauberer“ die Geisterharfe der Sharu beschaffen. Dabei stehen ihm sein neuer Droide Vuffi Raa und der Tokar Mohs mehr oder minder tatkräftig zur Seite. Die Sharu sind dabei ein hochtechnisiertes, ausgestorbenes Volk, stehen also auf einer Stufe mit den Rakata und den Gree, welche hier jedoch meines Wissens noch nicht konzeptioniert waren. Die Tokar waren die untergebenen der Sharu, die aber aufgrund ihres Schwachsinns überlebt haben und nun den Menschen dienen, welche das Rafa-System kolonialisiert haben.
Die Handlung selbst war teilweise spannend und teilweise recht merkwürdig. Manchmal dachte man einfach „Öhm, ok“ und manchmal kann man das Buch nicht weglegen. Dabei passiert so unglaublich viel auf den nur gut 180 Seiten, was für einen Erwachsenenroman extrem wenig ist, auch bei uns im Star Wars-Universum. An einigen Stellen verlief die Handlung wirklich schön linear, aber an anderen Stellen passieren einfach unvorhergesehene Dinge, die rein zufällig gut zur Handlung passen. Man merkt auf jeden Fall, dass Smith sich Gedanken gemacht hat, aber teilweise hat er echt übertrieben. Auch scheinen hier nicht alle Charaktere Hologramme oder ähnliches zu kennen, aber dafür waren die Sharu offenbar so weit entwickelt, dass sie dazu in der Lage waren Menschen, oder Dinge zu teleportieren. Wie genau wird allerdings nicht erklärt. Das finde ich etwas schade, da die Sharu im sonstigen Legends-Bereich meines Wissens nicht mehr vorkommen. Die Gree, welche mit ihren Sternentoren ebenfalls eine Art Teleportation ermöglichen konnten, kommen in deutlich mehr Werken vor.
Tatsächlich schaffte Smith es auch zweimal, mich zu überraschen. Einmal wahrscheinlich, weil er sich selber überlegen musste, wie er die Handlung schnell zu Ende bringt, und einmal durch eine Wendung, die ich ausnahmsweise nicht vorausgesehen habe. An der Stelle also sehr gut gearbeitet.
Die deutsche Übersetzung ist jedoch so gar nicht mein Fall. Dies fängt schon beim Titel an, der von der Geisterharfe von Sharu spricht, was so gar keinen Sinn macht, wenn man weiß, dass die Sharu ein Volk sind. Besser wäre also die Geisterharfe der Sharu gewesen. Zudem wird der Falke regelmäßig in der weiblichen Form angesprochen also die „Millennium Falke„. Da könnte ich mit leben, wenn es wenigstens immer „die Falcon“ gewesen wäre, aber „die Millennium“ geht so gar nicht klar. Die Fehlende Übersetzung des Schiffsnamens fällt ebenfalls negativ auf. Auch ist die Übersetzung komplett inkonsistent, was Droiden angeht. So werden die Bezeichnungen „Droid“ und „Droide“ jeweils für den Singular genutzt und bei mir im Kopf wurde aus allen Erwähnungen von „Droid“ nach dem ersten „Droide“ auch die deutsche Version anstatt der englischen Aussprache, aber das liegt an mir.
Die alte Rechtschreibung bewerte ich nicht negativ, da sie halt zu diesem Zeitpunkt einfach so war, das ist bei alten Büchern halt so.
Zusammenfassend haben wir hier einen Roman, der eine innovative Story hat, diese jedoch nicht richtig nutzt, und eine schlechte Übersetzung, also bestenfalls Durchschnitt. Daher gibt es von mir drei von fünf Holocrons. Für wahre Fans des Legends-Bereiches ein Muss, für alle anderen nicht zu empfehlen.
Schade, dass die Star Wars Romane heutzutage nicht mehr so schöne gezeichnete Cover haben wie damals.
Das kann man nicht generell sagen. Ich finde, die schwarz-weiß-roten Jugendbuchcover (Smugglers‘ Run, Moving Target, Weapon of a Jedi, Before the Awakening, Cobalt Squadron) gehören zu den schönsten SW-Covern überhaupt. Ich bin großer Fan dieser Cover!
Ja, bei den Jugendromanen gibt es wirklich noch einige wunderschön gezeichnete Cover. Bei den Erwachsenenromanen gibt es zwar auch noch gezeichnete Cover, aber die sehen oftmals weniger wie Gemälde als wie Collagen aus – die brasilianischen Cover von Two Dots mal ausgenommen.
Ich fand diese ganze Trilogie super. Mega abgefahren und mit dem heutigen Star Wars vielleicht nicht mehr ganz vereinbar, aber einer 80er-Jahre-Trilogie, die geschrieben wurde, als es nur zwei Filme und kaum einen Referenzrahmen für die „Grenzen“ der Star-Wars-Galaxie gab, kann ich das verzeihen. Unterhaltsam sind diese drei Büchlein allemal und ich fand mich durch sie und die entsprechende Han-Trilogie von Brian Daley wunderbar unterhalten. 🙂
Muss man gelesen haben!