Am 1. September erschien in den USA bei Del Rey der Roman Phasma von Delilah S. Dawson, der zugleich Del Reys erster Beitrag zur Journey to Star Wars: The Last Jedi war. Darin erfahren wir, woher Captain Phasma stammt, wie sie zur Ersten Ordnung kam und was ihre oberste Priorität im Leben ist. Die Kollegin Ines hat Phasma bereits für euch rezensiert und dabei 4 von 5 Holocrons vergeben. Ich möchte euch heute meine Sichtweise auf dieses Buch präsentieren und dabei erklären, warum ich „nur“ 3 von 5 vergebe und zugleich möchte, dass man Delilah S. Dawson noch weitere Star Wars-Romane schreiben lässt.
Die Rahmenhandlung: Biographieromane hatten wir in den letzten Monaten ja bereits genug. Catalyst, Rebel Rising, Thrawn – sie alle eint ein Erzählstil, der sich durch Zeitsprünge durch das Leben einer Figur charakterisiert, der man dabei von Punkt A bis zu Punkt B folgt, wobei Punkt B meist deren erster Auftritt in einem Film oder einer Serie ist. Als Phasma angekündigt wurde, rechnete ich mit einem weiteren Buch nach Schema F, weshalb ich mich gefreut habe, als ich eines Besseren belehrt wurde. Phasma hat eine Rahmenhandlung, in der die Widerstandsspionin Vi Moradi von einem rot gekleideten Offizier der Ersten Ordnung namens Captain Cardinal verhört wird. Vi hat für den Widerstand die Vergangenheit von Cardinals Rivalin Phasma ergründet und Cardinal möchte nun Geheimnisse aus ihr herauspressen, die er nutzen kann, um Phasma bei ihren gemeinsamen Vorgesetzten zu diskreditieren.
Die Rückblenden: In Vis Erzählungen sehen wir Phasma aus der Sicht einer jungen Frau namens Siv, die demselben Stamm angehörte wie Phasma. Beide wuchsen auf der postapokalyptischen Welt Parnassos auf, wo eine hochtechnisierte Gesellschaft wieder primitiven Verhältnissen verfallen ist. Als General Brendol Hux von der Ersten Ordnung, u.a. bekannt aus Diener des Imperiums und der Nachspiel-Trilogie, auf dem Planeten bruchlandet, begeben Phasma, Siv und einige andere Mitglieder ihres Clans sich mit ihm auf eine Suche nach dessen Schiff, mit dem sie von dem sterbenden Planeten entkommen wollen. Dabei handelt Phasma den Wünschen ihres Bruders entgegen, mit dem sie sich die Führung über den Stamm teilt.
Zwischen zäh und faszinierend: Die Rückblenden sind schamlos gestreckt. Dies wird im Buch damit erklärt, dass Vi auf Zeit spielt, während sie sich einen Ausweg aus ihrer Zwangslage sucht, und Cardinal somit mit Belanglosigkeiten hinhält. Leider überträgt sich das auch auf den Leser, wenn Siv, Phasma, Brendol und Co. über die Einöden von Parnassos wandern und sich immer wieder mit mutierten Monstern, verrückten Droiden und ebenso verrückten Einheimischen anlegen müssen. („Arratu“ ist ein Wort aus dem Buch, das ich nie wieder irgendwo lesen möchte.) Spannend wiederum wird es durch die Anwesenheit von Brendol und dessen Andeutungen zur Ersten Ordnung (und seinem Sohn Armitage, den wir ja aus der Sequel-Trilogie kennen) sowie durch die Anspielungen auf Parnassos‘ Vergangenheit. Die Gruppe entdeckt in guter Lost-Manier immer wieder Stationen der Con Star Mining Corporation, wo ihnen Orientierungsvideos gezeigt werden, die den Nutzen der Station erklären und Puzzlestücke für die Zerstörung der Zivilisation auf dem Planeten liefern.
Cardinal: Neben den faszinierenden Worldbuilding-Elementen zu Parnassos hat dieses Buch einen eindeutigen Star, und er ist nicht Phasma: Captain Cardinal. Rechnete ich anfangs noch mit einem flach gezeichneten, gemeinen Loyalisten der Ersten Ordnung, bekam ich stattdessen einen komplexen Charakter mit einer wohldurchdachten Vergangenheit, einer gewissen Verletzlichkeit und einer klaren Motivation, die auch seinen Loyalismus gut erklärt. Nach den stark gedehnten Rückblenden in der Buchmitte (Arratu!) war ich dankbar, als der Roman endlich auf die Konfrontation zwischen Phasma und Cardinal zusteuerte. Die Gegenwartshandlung liefert Drama, Spannung und überraschende Wendungen sowie einen tollen Gastauftritt eines „schleimigen, rothaarigen Wiesels“, um Vi Moradi zu zitieren. Auch Vi gewann ich im Laufe des Buches lieb, nachdem sie in den Anfangskapiteln noch etwas hastig charakterisiert wurde, doch Cardinal bleibt der wahre Grund, warum ich jedem Phasma ans Herz legen würde.
Phasma: Kommen wir nun zur Hauptakteurin. In diesem Buch gibt es nur ein Kapitel, das tatsächlich aus ihrer Sicht erzählt wird, nämlich das letzte. Daher bleibt sie – trotz leuchtendem Chrom – eine recht blasse Figur. Sie wird als Opportunistin charakterisiert, die tut, was sie tun muss, um zu überleben, und dabei keinerlei Loyalität kennt. Mehr erfahren wir nicht über ihre Gedanken, da wir sie nur durch Sivs und Cardinals Augen betrachten, mit gelegentlichen Kommentaren von Vi.
Das Ende: Ich bin zwar ein Fan von offenen Enden, die eine sinnvolle Fortsetzung zulassen, doch dies ist Dawson hier leider nicht gelungen. Am Ende zeigt sie uns in einer weiteren Rückblende, wie Phasma ihre Chromrüstung bekam, anstatt sie in der Gegenwart nach Parnassos zurückkehren zu lassen, um sich dort einer unerledigten Sache anzunehmen. Dies hat mich beim Lesen etwas frustriert. Der Ausgang der Gegenwartshandlung hat mich indes positiv überrascht.
Der Stil: Dawson ist eine meisterhafte Erzählerin mit einem wirklich schönen Englisch – traut hier dem Urteil eines Englischlehrers. 😉 Sie schafft es zudem, ihre eigenen Charaktere glaubwürdig und vielschichtig wirken zu lassen, mit der Ausnahme von Phasma, bei der viel zu sehr auf ihre „ureigene Coolness“ gesetzt wird, auf die Lucasfilm schon beim Marketing von Das Erwachen der Macht baute. Leider gründet diese sich alleine im Design ihrer Rüstung, ähnlich wie bei Boba Fett, sodass das einfach nicht zieht. Dawson hat bereits die Novelle The Perfect Weapon über Bazine Netal sowie die Kurzgeschichte Scorched über Greer Sonnel aus Claudia Grays Blutlinie verfasst. Ich mochte beide Geschichten, doch erst mit Phasma konnte mich Dawson wirklich von ihrem Schreibtalent überzeugen, sodass ich hoffe, dass man ihr gestattet, einen Roman über eine spannendere Hauptfigur (gerne auch Cardinal oder Vi auf einem anderen Abenteuer) zu schreiben.
Fazit: Phasma hat Höhen und Tiefen. Unter den Highlights sind Captain Cardinal, die Welt Parnassos und Delilah S. Dawsons unglaublich toller Stil. Abstriche müssen leider bei der Spannungskurve sowie bei der uninteressanten Titelfigur gemacht werden. Somit komme ich insgesamt auf solide 3 von 5 Holocrons.
Wie lautet inzwischen denn euer Urteil zu diesem Buch?
Verlosung [BEENDET]
Mit freundlicher Unterstützung von Del Rey dürfen wir heute 1x ein Hardcover-Exemplar von Phasma verlosen. Dafür müsst ihr nur die nachfolgende Frage beantworten und das Formular darunter ausfüllen!
Über Captain Phasma erscheint im Rahmen der Journey to The Last Jedi auch eine Comic-Reihe. Von wem wird sie geschrieben?
Die Verlosung ist beendet!
Teilnahmebedingungen
- Der Preis unter allen Einsendungen mit der richtigen Antwort verlost.
- Nur eine Einsendung pro Person/Familie/Haushalt!
- Einsendeschluss ist Donnerstag, der 21. September, um 23:59
- Die Preise werden nur innerhalb der Bundesrepublik Deutschland, Österreich und der Schweiz versendet!
- Sämtliche gesammelten Daten dienen nur dem Zweck des Preisversands und werden nach dem Ende des Gewinnspiels und dem Versand der Preise wieder gelöscht.
- Alle Angaben ohne Gewähr! Eine Barauszahlung der Gewinne ist ausgeschlossen.
In diesem Sinne: Möge die Macht mit euch sein!
Update 22.09.2017 12:15 Der Gewinner
Kelly Thompson schreibt die im Rahmen der Journey to The Last Jedi erscheinende Comicreihe Captain Phasma.
Aus den sehr zahlreichen Einsendungen haben wir folgenden Gewinner gezogen:
- David L. aus Dortmund
Herzlichen Glückwunsch und viel Spaß beim Lesen!
Hey Florian,
konnte mir mittlerweile auch ein Bild von Phasma machen – kann mich dir nur anschließen. Das einzige mMn Interessante am Buch war, dass man erfährt, was zwischen Aftermath und das Erwachen der Macht mit Brendol Hux passiert…Rest solala – mehr als 3/5 ist echt nicht drin, wobei es Bücher im Kanon gab, die mich mehr gelangweilt haben (z.Bsp. Cobalt Squadron)…VG