Marvel: Vorschau auf Han Solo mit Zeichner-Interview

Marvel liefert ein Interview mit Mark Brooks, dem Zeichner vieler beliebter Cover für Kanan, Vader Down und Darth Vader, über dessen neue Star Wars-Miniserie Han Solo von Autorin Marjorie M. Liu. Begleitet wird das Interview von fünf nicht kolorierten Vorschauseiten aus der ersten Ausgabe der Serie.

Han Solo #1 (Cover von Lee Bermejo)
Han Solo #1 (Juni 2016)

Mark, deine Panels sind so detailliert! Worauf konzentrierst du dich am meisten beim Zeichnen – die Hauptfiguren, die Hintergründe oder die Texturen?
Zuerst kommen immer die Charaktere, aber die Schauplätze und Hintergründe sind nicht weit dahinter. Hintergründe können einen Comic glänzen lassen oder ihn kaputt machen, weshalb sie einzigartig und überzeugend sein müssen, besonders bei einem Star Wars-Comic, wo die Hintergründe und Schiffe eigene Charaktere bekommen können. Bei meinen Charakteren konzentriere ich mich besonders auf die Gestik, um zu versuchen, die Figuren natürlich aussehen zu lassen.

Eines der wichtigsten Dinge bei der Arbeit an einem Star Wars-Comic ist das Schlagwort „Modelltreue“. Das heißt, meine Aufgabe ist, dafür zu sorgen, dass alle Dinge, von Schiffen, Schauplätzen, Hintergründen bis hin zu kleinen Dingen wie das Zeug an Hans Gürtel oder die Narbe an seinem Kinn, korrekt so gezeichnet werden, wie sie in den Filmen auftauchen. Es gibt kleine Dinge, die ich tun kann, um mir die Charaktere auf unverkennbare Weise anzueignen, doch die Leser kennen die meisten dieser Figuren oder zumindest das Universum wie ihre Westentasche. Ihnen wird vielleicht nicht auffallen, bei wie vielen Details ich mich abgemüht habe, um sie korrekt zu zeichnen, aber sobald ich mir ein Patzer passiert und ich etwas auslasse oder es nicht modellgetreu zeichne, werden sie das bemerken.

Wie viele Fotos benutzt du bei Han als Referenzmaterial? Wie wichtig ist es dir, Harrison Fords Konterfei zu treffen?
Hans Gesicht richtig hinzubekommen ist extrem wichtig, aber nicht so wichtig, dass es akkurat wie ein Foto sein muss. Ab und an benutze ich Fotos, aber hauptsächlich für Nahaufnahmen und nur als Referenz. Ich strebe ein Gefühl für die Figur an, das letztendlich aus 70% Konterfei besteht. Das lässt mir etwas Freiraum. Harrison Fords Konterfei ist schwer zu treffen, aber ich habe erkannt – nachdem ich ihn bisher über 60 Mal gezeichnet habe – dass es ein paar entscheidende Züge in seinem Gesicht gibt, denen man nahe kommen muss, und der Rest ist einfach nur routiniertes Zeichnen des Gesichts eines durchschnittlichen Mannes. Dinge wie die Form und Dicke seiner Augenbrauen. Die Form seiner Nasenlöcher und der leicht schiefe Mund geben mir letztendlich ein Konterfei, das überzeugend genug ist, damit ein Star Wars-Fan sagt: „Ja, das ist Han, passt.“

Zu guter Letzt muss man seine Arroganz treffen. Han steht und geht mit dem Selbstvertrauen eines Revolverhelden, also versuche ich, ihm so viel wie möglich davon zu geben. Manchmal fällt mir das schwerer als das Konterfei!

Hast du an deinen Layouts für diesen Comic irgendetwas geändert? Benötigt ein Comic wie Han Solo eine andere Vorgehensweise oder gelten dieselben „Grundregeln“?
Wie bei jeder sequenziellen Geschichte gelten immer die Grundregeln, um eine zusammenhängende Geschichte zu erzählen, aber es gibt ein paar Dinge, die ich anders tue. Dies ist eine Weltraumoper, also gibt es Setstücke, die überlebensgroß aussehen müssen, ganz zu schweigen davon, dass tonnenweise Schiffe umherschwirren. Ich benutze viele Bewegungslinie und Panelbrüche, um ein Gefühl von Größe und Bewegung zu vermitteln, das mir ansonsten nur schwer gelingen würde. Jeder kann sich vorstellen, wie der Millennium Falke Laserfeuer ausweicht, während er durch ein Asteroidenfeld fliegt, aber das stellt man sich für gewöhnlich als bewegtes Bild vor. Das als Standbild zu zeichnen, das dennoch dasselbe Gefühl von Geschwindigkeit und Gefahr vermittelt, erfordert eine andere Vorgehensweise, die letztendlich filmischer aussieht.

Hat es Momente gegeben, in denen du Marjories Manuskript als Ausgangspunkt genommen hast, doch aber in eine andere Richtung gegangen bist, wenn die Szene es deiner Meinung nach erforderte?
Marjorie hat wunderbare Arbeit dabei geleistet, die Geschichte und deren Tempo vorzugeben. Ich musste nur ein paar Dinge ändern und das war meistens um der Geschichte zu helfen oder die Dramatik zu verstärken. Marjorie ist sehr kooperativ und scheint mir zu vertrauen, an den richtigen Stellen die richtigen Entscheidungen zu treffen. Natürlich kann ich nie etwas tun, das ihre Dialoge beeinträchtigt, also müssen all meine Änderungen immer noch mit den Dialogen funktionieren, die Marjorie geschrieben hat.

Eine von Marjories vielen Stärken ist ihre tolle Vorstellungskraft für Choreographie. Sie hat ganze Kurvenkampfszenen geschrieben, die komplett Sinn ergeben und die man sich leicht vorstellen und zeichnen kann. Manche Dinge muss man leicht abändern oder verfeinern, denn wie gesagt handelt es sich um ein bewegtes Bild in Form eines Standbildes, aber es ist augenfällig, dass sie beim Schreiben visuell denkt. Das fällt beim Lesen jedem Künstler sofort auf, der sein Geld wert ist.

Was gefällt dir am meisten, wenn du Star Wars-Aliens erfindest und zeichnest, wie beispielsweise diesen Echsentypen auf diesen Vorschauseiten?
Die Aliens zeichne ich am liebsten. Als Kind habe ich natürlich die Hauptfiguren gezeichnet, aber die Aliens haben mich am meisten fasziniert. Ich wollte alle Kreaturen aus Jabbas Palast!

Ich denke, beim Zeichnen ist es die Vielfalt, die dabei so viel Spaß macht. Es gibt Hunderte von Alienrassen in Star Wars und ich bekomme die Gelegenheit, die meisten von ihnen zu zeichnen, für gewöhnlich in Massenszenen. In einem gewöhnlichen Superhelden-Comic stehen meistens nur ein Haufen Menschen im Hintergrund rum, aber bei Star Wars darf ich ihn mit Dugs, Twi’leks, Hutts und Gamorreanern spicken. Ab und an streue ich sogar mal einen Gungan ein. Das macht manche der Panels gleich interessanter und lässt die Leser hoffentlich den Hintergrund nach ihren Lieblingsaliens aus Star Wars absuchen.

Die fünfteilige Han Solo-Miniserie spielt kurz nach Eine neue Hoffnung und handelt davon, dass Leia Han und Chewie auf eine verdeckte Mission schickt, um einen Verräter in den Reihen der Rebellion aufzuspüren – und dabei führt sie das Abenteuer in ein Weltraumrennen, das Han schon immer mal bestreiten wollte. Han wird dann zwischen Mission und Rennfieber hin und her gerissen sein…

Mark Brooks Illustrationen werden von Sonia Oback koloriert werden.

Freut ihr euch schon auf die Serie?

Ein Kommentar

Schreibe einen Kommentar