Rezension: Star Wars #118: Ahsoka, Teil 2 & Darth Vader: Phantome, Teil 1

Vielleicht ist es an der Zeit, euer Training wieder aufzunehmen.

Professor Huyang

Wer es nicht bereits im Briefkasten hatte oder im örtlichen Comicladen stehen sah, findet spätestens mit dem heutigen Erscheinungstermin am Kiosk oder im Zeitschriftenhandel Star Wars #118 von Panini. Darin geht die Adaption zur Serie Ahsoka in die zweite Runde, während Luke Skywalker im 48. Darth Vader-Kapitel im Mittelpunkt steht. Entsprechend Jedi-lastig fallen auch die beiden verfügbaren Cover aus; Taurin Clarke fängt auf dem Kioskcover einen actionreichen Moment direkt aus der Folge ein, während das Comicshop-Cover eine Collage von Leinil Francis Yu präsentiert. Die deutsche Übersetzung stammt wie üblich von Matthias Wieland.

Die zweite Episode der Comic-Adaption der populären Disney+-Serie um die einstige Schülerin Anakin Skywalkers: Ahsoka Tano.
Außerdem setzen wir die Vader-Comicreihe fort: Es heißt, es könne nur zwei Sith geben, den Imperator und Darth Vader.

Auch als exklusive Comicshopausgabe erhältlich!

„Zeiten des Aufruhrs“ heißt die zweite Folge von Ahsoka, die von Dave Filoni geschrieben und nun von Rodney Barnes als Comic adaptiert wurde. Barnes nutzt die eher ruhige und dialoglastige Folge, um den langen Gesprächen den benötigten Raum zu geben. Auf diese Weise versteht man die Figuren, ihre Motivationen und ihre Beziehung untereinander glücklicherweise selbst dann, wenn man die Serie nicht gesehen haben sollte. Die Panels füllen sich in richtigem Maß mit Dialogzeilen und Sprechblasen, werden aber gleichzeitig nicht überfrachtet. Man kann der Handlung, die in dem frühen Stadium der Serie noch viel Exposition betreibt, und den verhandelten Konflikten so gut folgen, dass man stellenweise vergisst, dass man sich in einer Adaption befindet und nicht in einem Originalcomic. Barnes gelingt der Lesefluss und er schafft es, die Aufmerksamkeit der Leserschaft trotz bekannter Handlung zu gewinnen.

Einzig die Haupt- und Titelfigur Ahsoka Tano wirkt vollkommen unsympathisch und unantastbar. Zwar entspricht auch das ihrer Darstellung in der Serie, in der sie ähnlich unnahbar war, die hölzerne Gesichtsmimik, die ihr Zeichner Georges Jeanty mit seinem, sagen wir mal, unverwechselbaren Stil zusteht, verstärkt diesen Effekt noch um einiges. Wenn es am Ende der Folge und des Hefts zur finalen Action auf Corellia kommt, schien einerseits Barnes der Platz auszugehen, andererseits Jeanty die Lust am Zeichnen völlig zu verlieren. Anders lässt es sich nicht erklären, dass die Lichtschwertkampf- und Raumschiffaction abgehackt, kurz und wirkungslos verpufft und die mit ausführlichen Dialogen aufgebaute Spannungsentladung ausbleibt.

Demgegenüber darf sich Darth Vader mit seinem vorvorletzten Auftritt vor Episode VI wieder in die übelste Form von Trash einreihen. Vaders Sohn ist dabei aber nicht einmal von der guten Sorte Trash, bei der es morbiden Spaß macht, zuzusehen. Stattdessen bekommen wir von Greg Pak weit hergeholte Ereignisse und Entscheidungen um Superwaffen, einen erstaunlich kohärent völlig lächerlich agierenden Karikatur-Pryde und keinen Sinn ergebende Interaktionen von Luke und Sabé. Was bitte passiert hier? Ich würde es zu gern zusammenfassen oder wiedergeben, aber in mir sträubt sich zu viel dagegen.

Viel besser kann man doch stattdessen die Zeichnungen, die Adam Gorham abliefert, als „Gorham-Massaker“ betiteln. Luke Skywalker in Bewegung gehört zum mit Schlimmsten, was man zeichnerisch je zu der Figur gesehen hat. Weit weg von der Dynamik des baldigen Jedi-Ritters, sehen wir eine springende Holzpuppen-mäßige groteske Figur, die mit menschlicher Bewegung oder auch nur Anatomie nicht mehr viel gemein hat. Wenn es aber um Nahaufnahmen des Gesichts und Dialogszenen geht, wirkt er plötzlich wie eine übertrieben attraktive Manga-Version seiner selbst. Den absoluten Vogel schießt aber der Plotpunkt ab, dass Vader zu Luke gelockt werden soll und wir allen Ernstes fingernägelzerlegende Spannung daraus empfinden sollen. Wir werden also für dumm verkauft, was sich spätestens ein paar Seiten weiter bestätigt, wenn es fast sofort auch schon wieder negiert wird. Pak hat in dieser Reihe einfach kein Händchen für Storyaufbau, Dialoge oder irgendetwas anderes, was das Skript eines guten oder auch nur mittelmäßigen Comics ausmacht.

Fazit

Wo Ahsoka gewinnt, bis zum enttäuschenden Finale der redaktionell vorhandene Platz und die Luft ausgeht, liefert Autor Greg Pak mal wieder alles ab, was die Darth Vader-Reihe in ihren schlimmsten Momenten so grausig machte und macht. Luke Skywalker, im letzten Heft noch spannend aufgebaut und eingeführt, wird nicht zuletzt durch die miesen Zeichnungen genauso ins Lächerliche gezogen, wie es auch Filmfiguren wie Pryde und noch viel länger Ochi von Bestoon über sich ergehen lassen müssen. Mit Blick auf den Erscheinungskalender der nächsten Monate, bleibt einzig die hoffnungsvolle Aussicht, dass es ja nur noch zwei Hefte in der Reihe sind, bevor man davon erlöst wird.

Wir danken Panini für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!


Weiter geht es mit Ausgabe #119 am 17. Juni. Der letzte Darth Vader-Sammelband wird im November diesen Jahres erscheinen, wobei er im Softcover-Format bei Amazon¹ und Thalia¹ bereits vorbestellt werden kann.

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