Weiter geht die Abenteuer-Reihe der Hohen Republik mit Band 9. Dieser Band – wie auch Band 8 – gehört zur sogenannten „Hauptreihe“ der Abenteuer-Bände und setzt die Handlung rund um Lula und Zeen fort, die sich in Band 8 wiedergefunden haben. Weiterhin bleiben wir in der dritten Phase der Hohen Republik und sammeln erneut drei verschiedene Original-Arcs ein. Warum man das merkt und warum das Herz der Reihe vergeblich gesucht wird.
Ein bisschen Spaß muss sein …

Ich würde gerne sagen, dass die Handlung nahtlos da anschließt, wo Heft 5 beziehungsweise Band 8 geendet hat. Doch das ist aufgrund der so zerrupften Arcs eigentlich nicht möglich. Denn im ersten Handlungsbogen dieses Bands geht es mal ganz locker um eine Runde Ballsport.
Leider wird diese spaßige Freizeitbeschäftigung von der Realität auf Eriadu wüst gestört. Denn der Aufseher ist zurück, und zwar mit der Star Hopper. Jetzt nichts wie hoch und das Ding zurückerobern, aber da fliegt der Aufseher auch schon wieder weg. Also zurück zum spaßigen Ballspiel. Diese erste Ausgabe von insgesamt fünf dieses Bandes ist eigentlich ein perfektes Sinnbild, woran die Reihe leidet: an einem Mangel an Figurentiefe, Handlungsaufbau und einem roten Faden.
Uns werden Figuren präsentiert, die wir noch nie gehört haben, mit denen unsere Titelhelden aber schon beste Freunde sind. Und statt uns mehr über deren Vorgeschichte zu zeigen, spielen wir Ball. Anderes Beispiel gefällig? Wir verbringen eine ganze Ausgabe damit, ein paar nicht näher definierte Jünglinge von A nach B zu fliegen. In der nächsten stürzen wir dann eine ganze Ausgabe lang ab. Da das natürlich zu wenig ist, bekommt Krix noch eine Story auf der anderen Seite der Galaxis – die dann aber nicht zu Ende gebracht wird und bis zu einem der kommenden Bände wohl schwebt. Während des ganzen Abstürzens und halben Geschichten-Erzählens, mutieren Zeen und Lula dann noch zu hysterischen Hochzeitsplanerinnen, deren Hysterie zwar in der Spiegelung vor Qort und Farzala ganz lustig ist, aber eben nicht zu ihrem Charakter passt.
… doch die Qualität kommt nicht von allein
Diese Reihe hatte in der ersten Phase eine Vision: Toleranz und Akzeptanz durch die Metapher der Machtfähigkeit zeigen. Eine Botschaft wie geschaffen für die Zielgruppe und genau im richtigen Kontext mit den richtigen Figuren eingefasst. Qorts Selbstfindung und Farzalas Selbstbewusstsein haben diese Metapher von beiden Seiten gestützt und ansonsten Zeen und Lula in den Vordergrund gestellt. Da war auch ein Rumble Race durch die Starlight-Station vertretbar, denn es war ein Aufatmen von der eigentlichen Handlung.
Nun beschleicht mich das Gefühl, dass wir andauernd aufatmen sollen. Nichts hat mehr wirklich einen Einfluss. Viele Figuren werden in die Handlung geworfen, verdrängen teils sogar unsere Hauptfiguren von ihrer Rolle und wir sollen das alles so hinnehmen. Für eine Reihe, die als Fokus die junge Zielgruppe hat, ist das reichlich verwirrend. Keine Handlung wird zu Ende gebracht (Krix) oder konsequent aufgebaut (Eriadu). Alles passiert, weil es halt so ist. Das reicht mir aber nicht und das war auch nie der Anspruch in der ersten Phase.
Den Abenteuern von Sav und den Piraten konnte ich in der zweiten Phase noch etwas abgewinnen, solange sie losgelöst von der Galaxis waren. Hier sind das die Figuren jetzt auch – doch hier ist es eher ein Kritikpunkt. Denn die Reihe nimmt sich nur, was sie braucht, und ist damit weder komplett frei von der Haupthandlung noch mittendrin. Eriadu leidet unter den Nihil und braucht die Hilfe der Jedi – ein Plot, der in der ersten Phase gepasst hätte. Jetzt ist das Spielfeld mit Seuche und Okklusionszone noch viel größer geworden. Die Figuren agieren also, als hätten sie mit nichts zu tun, während die Galaxis um sie herum etwas anderes behauptet. Da treffen zwei Welten aufeinander, die nicht passen wollen.
Unsere ehemaligen Hauptfiguren sind zu Erfüllungsgehilfen mutiert, die nur dazu dienen, die Ideen von Older umzusetzen. Dabei passen diese Handlungen fast nie wirklich zu deren bisherige Geschichten. Die persönliche, emotionale Betroffenheit, das symbolische und die Bedeutung der Akzeptanz, die sich auf die echte Welt übertragen soll, sind weg. Stattdessen verbrennt Lula in einer symbolisch höchst schwierigen Weise ihre Nihil-Kleidung und dann Jedi-Roben. Oder Zeen und Lula denken nur an den perfekten Antrag statt ihrer vorher gestandenen Liebe.
Die Zeichnungen
Das Zeichner-Duo macht eine sehr gute Arbeit. Etwas inkonsistent wird es am Ende nur, wenn Tolibao den Stift abgibt und ihn an Toni Bruno abgibt. Denn der letzte Arc auf Eriadu ist dadurch eher in diesem einfachen 2D-Stil von Bruno gehalten, der jedoch sehr gut zur Reihe passt. Tolibao hingegen hat weiterhin Probleme mit Ebenen, die in Kampfsequenzen kaum zu erkennen sind. Dafür sind Panels, die die ganze Seite ausfüllen und zum Beispiel den Armreif-Tausch von Lula und Zeen zeigen, wirklich eines Posters würdig.


Fazit
Die Abenteuer-Reihe hat etwas verloren, was sie ausgezeichnet hat: ihr Herz. Es fehlt an persönlicher Verbindung zur Handlung und damit an der Einzigartigkeit. Alles ist sprunghaft, überladen mit Nebenfiguren, die sich ihren Platz im Rampenlicht unrechtmäßig nehmen und dadurch eine sowieso schon zerklüftete Handlung noch konfuser machen. Geht es jetzt um Lula und Zeen, um das Buddy-Movie zwischen Qort und Farzala oder doch eher um die Familien-Dynastie der Tarkins? Schwer zu sagen – am Ende geht es wohl nur darum, ein spaßiges Ballspiel zu haben. Etwas, das in Phase eins wie ein Aufatmen von der Haupthandlung funktioniert hätte, jetzt aber zum Symptom einer Reihe wird, die charakterliche und emotionale Tiefe scheut.
Wir danken Panini für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

Star Wars: Die Hohe Republik ist ein mehrjähriges Buch- und Comicprogramm, das hunderte Jahre vor den Skywalker-Filmen spielt und die Jedi in ihrer Blütezeit zeigt. Weitere Infos, News, Podcasts und Rezensionen gibt es in unserem Portal und in der Datenbank. Beachtet auch unsere Guides zur Lesereihenfolge von Phase I, Phase II und Phase III.