Rezension: Andor S02E01-03: Vier VSY

Andor Staffel 2 ist gestartet und setzt in den ersten drei Folgen vor allem eines: den Ton. Tony Gilroy und Co lassen keine Sekunde ungenutzt, um die Handlung aufzubauen, den Griff des Imperiums enger werden zu lassen und selbst wenn manche Schauplätze zunächst wie Ablenkungen und Zeitvertreib wirken mögen, beweisen sie doch, wie wichtig sie genau deshalb sind.

Wir wussten ja nicht, was wir verpassen!

Dedra Meero
Wie immer enthalten unsere Rezensionen Spoiler zu den besprochenen sowie allen vorherigen Folgen.

Es braucht eine Allianz

Den Anfang der Folge macht ein Coup, der genau dem Motto folgt, das Cassian bereits in der ersten Staffel etabliert hat: Geh rein, als würdest du dazu gehören. Genau so hat er sich Zutritt zum Sienar-Testzentrum verschafft, um einen TIE-Prototyp zu stehlen. Der kurze Dialog, den er mit der Kollaborateurin vor Ort hat, zeigt direkt wieder, wo die Magie von Andor liegt. Cassian hält die Ansprache nicht an sie, sondern mehr an sich selbst. Er muss sich immer wieder davon überzeugen, dass das am Ende alles einem Zweck dient. Anders kann eine Rebellion schließlich nicht bestehen.

Cassian Andor (Diego Luna) in Lucasfilm’s ANDOR Season 2, exclusively on Disney+. Photo courtesy of Lucasfilm. ©2025 Lucasfilm Ltd. & TM. All Rights Reserved.

Die Flucht mit dem TIE-Prototyp wurde auch schon im Trailer gezeigt und verläuft nicht wie geplant. Trotzdem schafft es Cassian, zu entkommen und am vereinbarten Treffpunkt zu landen – wie sich später herausstellen wird, ist dieser Treffpunkt auf Yavin IV. Als Monster, die dort die Wälder unsicher machen, kommen dabei natürlich die Massassi in Frage – sehen können wir diese jedoch nicht. Nur eine andere, nicht bekannte Spezies, die die Raider verspeist. Eine sehr schöne Idee, diese Enthüllung quasi nur im Vorbeiflug zu zeigen. Immerhin ist Yavin IV bis auf den markanten Gasriesen am Himmel und die Tempel einfach nur ein Wald-/Dschungel-Mond.

Noch spannender ist aber der Konflikt, der sich entfaltet. Die gestrandeten Mitglieder einer anderen Rebellenzelle haben sich beim Treffpunkt verschanzt und Cassians ursprünglichen Kontakt ausgeschaltet. Im Laufe der Folgen entbrennt ein Kampf zwischen den eigentlich geeinten Rebellen und ein ständiges Misstrauen gegenüber Cassian schwebt in der Luft. Zunächst dachte ich, dass das ziemliche Zeitverschwendung sei und die Handlung nicht wirklich voranbringe. Doch genau das ist der Sinn dieser Szenen und deshalb so wichtig. Spätestens, wenn sich Gilroy selbst über die Streitigkeiten lustig macht, indem er die zerstrittenen Rebellen eine Star-Wars-Version von Schere, Stein, Papier spielen lässt, merken wir, dass es sein Plädoyer für eine geeinte Rebellenallianz ist.

(L-R) Bardi (Benjamin Norris), Gerdis (Sam Gilroy) and Flek (Gloria Obianyo) in Lucasfilm’s ANDOR Season 2, exclusively on Disney+. Photo courtesy of Lucasfilm. ©2025 Lucasfilm Ltd. & TM. All Rights Reserved.

Denn dass das alles auf Yavin IV spielt, ist rückblickend kein Zufall. Dort, wo sich jetzt noch im Klein-Klein und mit unendlicher Dummheit über Vorräte und Loyalitäten gestritten wird, wird später eine Rebellenallianz gegen die Mordmaschine des Imperiums ihren Triumph feiern. Die Dauer der Streitigkeiten und die Pattsituation lassen nicht nur Cassian ungeduldig werden, sondern auch uns. Endlich soll etwas passieren, sollen sie erkennen, dass die zusammen stark sein können. Doch dazu braucht es eine Galionsfigur. Eine, die wir noch im Laufe der Serie erhalten werden: Mon Mothma.

Hochzeitsfreuden

Sie selbst sieht sich noch nicht als diese Person. Aber Luthen tut es und ist deshalb bereit, alles aus Mothmas Weg zu räumen, was sie gefährden könnte. Er ist auf Chandrila angereist, um eine Statue zur Hochzeit von Mons Tochter Leida zu liefern. Wir erinnern uns: Mon hat einer Hochzeit zwischen Leida und Stekan Sculden zugestimmt, damit dessen Vater Davo mit einem Kredit aushilft und in ihre Stiftung investiert. Die Stiftung hat indessen ihre Dienste getan und Tay Kolma Mothmas Konten unter Kontrolle gebracht. Leider haben die Geschäfte von Mons Jugendfreund Tay selbst darunter gelitten. Er hat in Projekte investiert, die durch die Rebellion zum Erliegen kamen, und dadurch ist sein eigenes Vermögen geschrumpft. Jetzt läuft er betrunken über die Hochzeit und hat eine zu lockere Zunge – doch Luthen hat Cinta schon darauf angesetzt.

(L-R) Mon Mothma (Genevieve O’Reilly) and Tay Kolma (Ben Miles) in Lucasfilm’s ANDOR Season 2, exclusively on Disney+. Photo courtesy of Lucasfilm. ©2025 Lucasfilm Ltd. & TM. All Rights Reserved.

Die kompletten Hochzeitsfeierlichkeiten, die sich auch auf alle drei Folgen erstrecken, waren das Highlight dieses Staffelauftakts. Zunächst ist die Darstellung der chandrilanischen Kultur mit all ihren Bräuchen so albern, dass wir verstehen, warum Vel und auch Mon dieser nicht viel abgewinnen können. Alles dreht sich um Prunk und Protokoll. Wer ist reicher, wer hat die schöneren Geschenke und wie läuft alles glatt über die Bühne? Doch obwohl das alles albern und fast antiquiert wirkt, tut das der Kinematografie keinen Abbruch. Egal ob die Hochzeitszeremonie oder der immer ekstatischer Tanz gegen Ende des Dreiteilers: Ich wäre auch gerne auf der Hochzeit gewesen – vielleicht nicht als Tay Kolma.

Zwischen all dem Protokoll und der Tradition sind es aber die menschlichen Momente, die besonders hervorstechen. Sei es Perrins Anschuldigung an Mon, dass sie mit Tay eine Affäre habe, weil sie so viel Zeit mit ihm verbringt. Die Rebellion und Mons Kampf dafür wirkt eben bis in die Familie hinein. Noch deutlicher wird das, als Leida und Stekan sich noch vor der Hochzeit streiten. Er sei nicht durchsetzungsfähig genug, ließe sich zu leicht formen – etwas, das selbst Davo seinem Sohn attestiert.

Mon indes will ihre Tochter nicht in diesem Alter verheiraten, denn so ging es ihr damals und genau das wollte sie vermeiden. Aber es war notwendig – für die Rebellion. Diese Zweifel kommen ihr erneut, kurz bevor sie Leida zum Hochzeitskreis führt. Sie breitet ihrer Tochter das Herz aus, erzählt, warum ihre Mutter damals betrunken war, als Mon heiraten musste, und bietet ihr an, einfach alles abzublasen. Doch ihre Tochter ist es, die ihr in diesem Moment das Herz noch weiter bricht. Sie wünscht sich, dass Mon betrunken wäre, statt so einen Vorschlag zu machen, und schreitet dann zur Hochzeit.

(L-R) Leida Mothma (Bronte Carmichael) and Mon Mothma (Genevieve O’Reilly) in Lucasfilm’s ANDOR Season 2, exclusively on Disney+. Photo courtesy of Lucasfilm. ©2025 Lucasfilm Ltd. & TM. All Rights Reserved.

Mon kommt dem Wunsch daraufhin nach und tanzt und trinkt sich am Ende des ersten Arcs in Ekstase – sie hat ihre Tochter in ein Leben verbannt, das sie selbst gezeichnet hat. Hat ihren ehemaligen Jugendfreund ausgenutzt und lässt nun zu, dass er von Luthen ruhiggestellt wird, damit er ihre Sache nicht gefährdet und sie weiß noch immer nicht, wohin das alles führen wird. Aus all dem sticht noch ein Moment hervor: Die Zuneigung in Mons Augen, als Perrin seine Rede hält und das junge Paar auf eine turbulente Zeit einstellt, die sie unweigerlich durchleben werden. Doch sie werden es schaffen und jede Herausforderung meistern. Mons Blick zeigt, wie viel Liebe sich in den Jahren entwickelt hat, und greift dabei auch sehr gut die Darstellung ihrer Beziehung in The Mask of Fear wieder auf. Ja, die Liebe ist abgekühlt, doch im innersten ist Perrin ihr treuer Begleiter und in manchen Momenten weiß Mon wieder, warum sie ihn doch irgendwie liebt. Das alles macht es nur tragischer, wenn sie in absehbarer Zeit getrennte Wege gehen werden und er vielleicht die Konsequenzen von Mons Schritt (mit)tragen muss. All das für eine Rebellion, die noch kein Ziel kennt, nur die Hoffnung.

Felder des Krieges

Während sich Cassian mit einer nicht geeinten Rebellion auseinandersetzen muss, verbringen Bix, Brasso und Wil ihre Zeit auf Mina-Rau im Cluster 436. Der Farmplanet im Outer Rim zeichnet sich dadurch aus, dass das Imperium nur selten vorbeischaut und selbst nicht gemeldete Arbeiter für die Produktion in der Kornkammer des Imperiums toleriert werden. Eigentlich. Denn kaum, dass sie sich eingelebt haben und auf Cassians Rückkehr warten, beginnt das Imperium mit Kontrollen von zufällig ausgewählten Clustern. Hier zeigt sich erneut die Botschaft, die Cassian schon in Folge sieben der ersten Staffel lernen musste: Egal wie weit man sich dem Imperium entzieht und versteckt hält, es holt einen trotzdem früher oder später ein.

Bix Caleen (Adria Arjona) in Lucasfilm’s ANDOR Season 2, exclusively on Disney+. ©2025 Lucasfilm Ltd. & TM. All Rights Reserved.

Die Katastrophe bahnt sich dabei nach und nach an. Die Gemeinschaft auf dem Farmplaneten ist toll beschrieben und gezeigt. Es gibt noch wahre Loyalität und Menschen helfen sich – so sehr, dass Brasso am Ende sogar das Gegenteil behaupten muss, damit das Imperium nicht tiefer gräbt. Den Anfang nimmt alles mit einer Durchfahrt einer Patrouille, bei der der Lieutnant ein Auge auf Bix wirft und ihr Avancen macht, fragt, wo ihr Freund sei und ob sie nicht mal schön essen gehen könnten. Sie hingegen hat jetzt noch Albträume von ihrer Folter auf Ferrix und zudem natürlich kein Interesse an imperialen Schmierlappen.

Das führt dazu, dass die zufälligen Kontrollen ganz zufällig als nächstes ihr Cluster anvisieren, wo er erneut versucht, sich an sie ranzumachen. Dieses Mal jedoch mit der Eskalation, dass er sie vergewaltigen möchte. Es ist gut, dass sich Andor traut, auch dieses Thema darzustellen, und umso besser ist es, dass die Serie Bix selbst Herrin dieser Situation werden lässt, indem sie den Kommandanten mit Werkzeug zu Tode schlägt. Das einzige Problem: Die restlichen Imperialen bekommen das mit und nun heißt es vom Planeten zu fliehen.

Brasso (Joplin Sibtain) in Lucasfilm’s ANDOR Season 2, exclusively on Disney+. Photo courtesy of Lucasfilm. ©2025 Lucasfilm Ltd. & TM. All Rights Reserved.

Währenddessen kehrt Cassian mit dem Prototypen zurück, weil er von Luthens Assistentin Kleya Marki erfährt, dass auf Mina-Rau nicht alles wie üblich läuft. In der Konsequenz besiegt er mit dem hochmodernen Prototyp zwar die Imperialen, aber Brasso verliert auf der Flucht vor ihnen zuvor sein Leben. Erst Maarva, jetzt Brasso – es gibt für Cassian und auch den Rest kein Zurück mehr in ein „normales“ Leben unter dem Joch des Imperiums. Zusammen reisen sie also von dieser vermeintlich sicheren Welt ab und lassen auch B2EMO zurück bei Brassos Lebensgefährtin. Es ist diese Schnelligkeit, mit der alles gehen muss – das Liegenlassen von Brassos Leichnam im Kornfeld -, die verdeutlicht, wie schwer es ist, dem Imperium dauerhaft zu entkommen, und wie allgegenwärtig die Bedrohung ist. Die Zeit, in der Bix und Wil in vermeintlichem Frieden leben können, während Cassian seinen Kampf an Luthens Seite ausfechtet, sind vorbei. Nun werden die beiden dem aktiven Kampf wohl auch beitreten und damit die Lehre ziehen, die schon Cassian in der ersten Staffel gezogen hat.

Das Power-Couple

Auf Coruscant offenbart sich währenddessen ein Duo, welches bei der Enthüllung ein freudiges Lachen entlockt hat: Dedra und Syril sind nun ein Paar und leben zusammen in den Höhen von Coruscant. Syrils Blick nach oben, die Sehnsucht nach mehr Bedeutung in seinem Leben, hat sich also auch auf bildlicher Ebene erfüllt. Zudem ist er inzwischen Abteilungsleiter in der Behörde für Standardisierung und darf neue Auszubildende mit seinen flammenden Reden von Loyalität und Strebsamkeit anheizen. Wer bewirbt sich hier bei wem, ist da die Frage!

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Dedra und Lio Partagaz kehren von ihrem geheimen Treffen im Matheen Devide zurück. Partagaz kritisiert dabei ihre fehlenden Ergebnisse in Bezug auf Axis. Seit zwei Jahren forsche sie jetzt schon nach ihm und mehr als eine Legende habe sie nicht geschaffen. Das nächste Mal seien erst Ergebnisse und dann eine geschaffene Berühmtheit vorzuziehen. Diese kurze Szene zeigt uns, wie gut es Luthen weiterhin gelingt, sich selbst einer so eifrigen ISB-Agentin zu entziehen. Doch ihre neue Aufgabe wird es ihr wohl ermöglichen, beide Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Doch dazu später mehr.

Denn zurück auf Coruscant kündigt sich hoher Besuch für Dedra und Syril an. Aus den Untiefen der Coruscant-Wohnblocks stolziert Eady Karn – Syrils Mutter – nach oben und beginnt ihre altbekannten toxischen Ansprachen zu halten. Syril sei nicht gut genug, Onkel Harlow hätte er alles zu verdanken und Dedra sei ja nun gar nicht das, was sie sich vorgestellt habe. Doch während Syril seiner Mutter weiterhin nichts entgegenstellen kann, ist Dedra da weniger kontaktscheu.

(L-R) Eedy Karn (Kathryn Hunter) and Syril Karn (Kyle Soller) in Lucasfilm’s ANDOR Season 2, exclusively on Disney+. Photo courtesy of Lucasfilm. ©2025 Lucasfilm Ltd. & TM. All Rights Reserved.

Das führt zur Szene, bei der ich jubelnd vor dem Fernseher gesessen habe: Dedra erklärt zunächst, dass sie im imperialen Heim aufgewachsen ist, da ihre Eltern als Kriminelle bereits verhaftet wurden, als sie nur drei Jahre alt war. Lady Toxic erwidert darauf, dass ihr dadurch ja die Liebe einer Mutter fehle. Dedra antwortet ganz trocken, dass sie ja nicht wusste, was ihr entgeht. Doch dabei bleibt es nicht – kaum hat sich Syril zum Schmollen zurückgezogen, holt Dedra ihre ISB-Rolle heraus und verweist Eady auf ihren Platz. Ein Sieg, der so klein wirkt und trotzdem in dem Moment so befriedigend ist, weil diese Mutter bereits seit der ersten Staffel als schreckliche Person etabliert wurde und Dedras Talente nun für etwas „Gutes“ eingesetzt werden. Warum uns Gilroy Sympathie für Dedra und auch Syril fühlen lässt und dafür die Mutter nutzt, sollte klar sein. Bei dem, was sie und er auf Ghorman tun werden, wird unsere jetzige Sympathie nur noch zu größerer Abscheu führen oder manche auch ins Dilemma bringen, wem wir eigentlich die Daumen drücken.

Die Ghorman-Konstante

Wie Tony Gilroy bereits im Vorfeld der Staffel verdeutlicht hat, ist das Ghorman-Massaker, das in Star Wars Rebels als Grundlage für Mons öffentliche Diffamierung des Imperators dient und zum Startschuss der Rebellenallianz wird, Dreh- und Angelpunkt der Staffel. Deshalb kommt es bereits in der ersten Folge zu einem Treffen ranghoher Imperialer im Matheen Devide unter Führung von Orson Krennic. Ich habe diesen Teil der Folge mit jeder Ader aufgesogen, weil die dargestellte „Problematik“ und die Kühlheit der Besprechung des „Ghorman-Problems“ so realistisch und damit beängstigend war. Ranghohe Vertreter eines faschistischen Regimes treffen sich an einem abgelegenen Ort, vereinbaren Stillschweigen, machen keine Aufzeichnungen und planen die Umsiedlung oder notfalls Auslöschung eines ganzen Volkes. Gerade uns sollte da eine gewisse Wannseekonferenz zu Zeiten der Nazi-Diktatur in den Sinn kommen.

Director Orson Krennic (Ben Mendelsohn) in Lucasfilm’s ANDOR Season 2, exclusively on Disney+. Photo courtesy of Lucasfilm. ©2025 Lucasfilm Ltd. & TM. All Rights Reserved.

Die Szene beginnt mit einem Werbefilm über Ghorman, was vor allem uns Zuschauern hilft. Denn Ghorman war bisher eher ein geflügeltes Wort als eine etablierte Kultur. Durch den Film erfahren wir von den Besonderheiten des Planeten. Doch das ist den Imperialen eigentlich egal. Sie wollen weder die Fäden der Spinnen aus denen die besten Stoffe der Galaxis gewebt werden, noch die Menschen auf dem Planeten. Sie wollen Rohstoffe.

Krennic verkauft das diesem Raum als Weg zu verlässlicher, unbegrenzter Energie, um das Imperium mit ebendieser auf lange Jahre zu versorgen. Insgeheim geht es natürlich darum, dass der Todesstern eine Energiequelle braucht und der Reaktor auf die Abschirmung durch das Kalkit angewiesen ist. Dieses „Tiefensubstrat-Foliat-Kalkit“ gibt es nur auf Ghorman und der Abbau dieses Minerals könnte den Planeten so destabilisieren, dass er kollabiert und unbewohnbar wird. Deshalb müssen die „Ghors“ weg.

Ideen kursieren im Raum, die Vertreter vom Ministerium für Aufklärung (*hust* Propagandaminsterium *hust*) sprechen von einem Narrativ, das die Ghor als unsympathisch und überheblich deklarieren könnte, was die galaktische Sympathie für sie senken wird. Schließlich seien ja Spinnen als Aushängeschild schon widerlich. Auch hier sind die Parallelen zu realweltlichen Diffamierungskampagnen im Dritten Reich so nah und dadurch beängstigend. Umsiedlung wäre möglich, aber das wollen die undankbaren Ghor sicherlich nicht.

(L-R) Director Orson Krennic (Ben Mendelsohn) and Supervisor Deedra Meero (Denise Gough) in Lucasfilm’s ANDOR Season 2, exclusively on Disney+. Photo courtesy of Lucasfilm. ©2025 Lucasfilm Ltd. & TM. All Rights Reserved.

Am Ende verfängt ein Vorschlag bei Orson Krennic. Dedra Meero regt an, auf Ghorman eine Rebellion zu provozieren, um dann mit der Begründung der Bekämpfung dieser Rebellion die Interessen des Imperiums durchsetzen zu können. Das wiederum klingt nach der Geschichte einer gewissen USA, die mit dieser Strategie im Nahen Osten über Jahre Rebellen bewaffnet hat, um dann als Retter auftreten zu können – doch eigentlich nur die Rohstoffe wollte. Star Wars ist eben genau dann am stärksten, wenn es die verkorkste Realität einfach nur spiegelt. Ob alle Zuschauenden, diese Parallelen auch so aufnehmen oder sie für zu absurd, um wahr zu sein, halten, ist dann eine ganz andere Frage.

Das Imperium bekommt seinen Aufstand und damit die „Legitimation“ für ein Eingreifen. Doch auch Luthen bekommt seine stärker geschlossene Faust des Imperiums, die er in der ersten Staffel gegenüber Mon Mothma als einzigen Weg für einen breiten Widerstand bezeichnete. Dedras Plan könnte am Ende also die Fertigstellung der Waffe des Imperators garantieren und dabei unbeabsichtigt genau die Waffe schmieden, die in Form einer geeinten Rebellenallianz das Imperium bezwingen wird.

Luthen: „Es wird kein Zurück mehr geben. Du wusstest, wohin das führt. Das wusstest du immer. Wurde je eine Waffe geschaffen, die nicht benutzt wurde? Das Netzwerk wurde aufgebaut. Es steht. Es wächst oder stirbt. Wir haben lang genug gewartet!“

Mon: „Ist dir klar, was du da losgetreten hast? Palpatine wird nicht mehr zögern.“

Luthen: „Ganz genau! Wir brauchen das. Wir brauchen die Angst. Sie müssen überreagieren. Das Imperium hat uns so langsam erdrosselt, dass wir es kaum noch gemerkt haben. Jetzt zwingen wir sie zum Handeln.

Mon: „Viele Völker werden leiden!

Luthen: „Das ist der Plan. Du ärgerst dich nicht über mich. Ich spreche nur aus, was du bereits weißt. Ab heute gibt es keine Regeln mehr. Wenn du dein Gewissen nicht riskieren willst, dann gib auf und Schluss.“

Luthen und Mons Dialog in Staffel 1, Episode 7: Die Bekanntgabe

Ghorman wird uns also für den Rest der Staffel als Konstante begleiten. Daher ist es gut, dass bereits in diesem Auftakt-Arc Platz für die Konferenz war. Ben Mendelson verkörpert die Rolle des Orson Krennic genauso gut, wie einst in Rogue One, auch wenn man ihm die neun Jahre seit dem Film doch leicht ansieht. Auch ansonsten verdeutlicht die Mischung an Vertretern und die kühle Szenerie dieser Konferenz, wie durchdrungen jeder Winkel der imperialen Gesellschaft mittlerweile von faschistischen Organisationen ist. Egal ob Wissenschaftler, Propaganda-Experten, ISB-Agenten oder militärischen Anführern. Auch passend war Orsens Hinweis, dass Yularen und Tarkin selbst hiervon nichts erfahren müssen. Naheliegend, wenn man ihre Geschichte bedenkt.

Fazit

Andor Staffel 2 beginnt mit sehr viel weniger Cassian als vielleicht vermutet. Die erste Staffel begann mit einem starken Charakterfokus auf ihn. So stark, dass Mon Mothma im ersten Dreiteiler gar nicht auftrat. Das ist nun anders, fast umgekehrt. Während Cassian sich mit dem Problem einer ungeeinten Rebellion herumschlagen muss, opfert Mon Mothma nun endgültig sowohl ihre Familie als auch ihre Jugendfreunde, um ihren Traum von einer demokratischen Galaxis weiterzutragen. Währenddessen wirkt Luthen fast passiv, zeigt uns aber spätestens mit Cintas Auftritt am Ende, dass er alle Zügel weiterhin fest in der Hand hält. Dedra wechselt zwischen Planung eines Massenmords oder immerhin Massendeportation und Schwiegermutterschreck und zeigt, wie pervers ihre Rolle in dem Spiel des Imperiums eigentlich ist. Währenddessen holt Bix, Wil und Brasso auf Mina-Rau das Imperium ein und es wird auch ihnen deutlich, dass es nur Kampf oder Unterwerfung gibt. Währenddessen wecken sie aber immerhin schon Widerstand in einigen Bewohnern des Planeten, die einfach nur in Ruhe gelassen werden wollen und nicht verstehen, warum das Imperium nach zehn Jahren seine Faust auch um sie schließen muss. Genau diese Faust wird dank Dedras Plan im Rest der Staffel brutal auf Ghorman niedergehen und dadurch zunächst Triumph, doch auf lange Sicht Untergang des Imperiums im Lichte einer geeinten Rebellenallianz bedeuten.

2 Kommentare

  1. Gerade die ersten drei Folgen von Andor, Staffel 2 geschaut – und ich bin absolut begeistert.

    Die Stimmung ist so bedrückend und beklemmend, dass man kaum ruhig auf dem Sofa sitzen kann. Wie du in deiner Rezension schon schreibst: Man hat sich hier fast ausschließlich an Vorbildern aus der realen Welt orientiert – und das merkt man in jeder Szene. Gänsehaut! Not all men, but always men.

    Selten habe ich bei einer Serie so mitgefiebert – und selten so eine echte Erleichterung gespürt, als die dritte Folge vorbei war.

    Jetzt bin ich mehr als gespannt, wie es nächste Woche weitergeht!

    Und den Soundtrack zur Staffel feier ich jetzt schon!

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