Mit dieser Folge kehrt die Serie für eine Folge wieder zu den Anfängen der Geschichte aus Folge 3 zurück, füllt mit weiteren Blickwinkeln einige Lücken, zeigt, was wirklich geschah, und erklärt damit, warum jeder der vier Jedi und die beiden Schwestern von den Geschehnissen gezeichnet sind.
Achtung: Diese Rezension enthält Spoiler! Lesen auf eigene Gefahr!
Die Jedi-Gruppe um Jedi-Meisterin Indara untersucht 16 Jahre vor der Hauptgeschichte den Planeten Brendok und zeigt sich von der reichhaltigen Fauna und Flora dort überrascht, galt der Planet doch seit der von den Nihil verursachten Hyperraum-Katastrophe 100 Jahre zuvor als unbelebt. Ihre Erklärung hierfür ist, dass es auf diesem Planeten zu einer Vergenz der Macht kommt, die hier binnen kürzester Zeit neues Leben hervorgebracht hat. Um so aufgeregter sind sie, als sie weiter im Norden dann auch noch in einer alten Mine auf die Angehörigen eines Machtkultes treffen, zu denen auch zwei Kinder gehören, die scheinbar über eine Machtbegabung verfügen. So weit, so gut. Aber hier beginnt sich nun die Erzählung aus der Folge 3 deutlich zu verändern, weil immer mehr Versatzstücke, aus denen sich die Geschehnisse zusammensetzen, hinzukommen und Lücken schließen oder aber die zuvor gezeigten Dinge plötzlich in einem anderen Licht erscheinen lassen.
Autorin Leslye Headland spielt hier sehr geschickt mit der vermeintlichen Realität, die sie durch eine selektive Wiedergabe der Geschehnisse in Folge 3 bewusst trügerisch angelegt hatte und zu der sie jetzt zurückkommt, um durch die Komplettierung die wahren Ereignisse hervortreten zu lassen. So stellt sich heraus, dass Mae gar nicht die Böse ist, die ihre Schwester töten wollte, und es wird enthüllt, wie die Ordensangehörigen tatsächlich starben, aber eben auch wie die Jedi – trotz entgegenstehender, ausdrücklicher Anweisung des Jedi-Rates (die Oberste Direktive lässt grüßen) – die Kette an Ereignissen in Gang setzten, an deren Ende die Ursünde steht, unter der alle vier Jedi fortan leiden: Die Lüge darüber, was wirklich geschehen ist. So interessant solche Konstellationen auch immer sind, so wenig hilfreich und glaubhaft fand ich sie hier.
Die Verführung des Padawan Torbin, der von der Mission gelangweilt ist, nur nach Hause zurück will und sich so der Macht von Mutter Aniseya ergibt und damit zu ihrer Geisel gegen die Jedi zu werden, mag ich noch akzeptieren, auch wenn ich die schauspielerische Umsetzung durch Dean-Charles Chapman nicht so gelungen und etwas steif empfand. Dass Mutter Koril dann aber dieselbe Vorgehensweise bei Meister Kelnacca anwendet, mag ihren doch begrenzten Magiemitteln geschuldet sein, aber trotzdem fällt dies dann doch eher unter „It was so nice, we did it twice“. Ja, den bislang wenig relevanten und farblosen Kelnacca als Waffe gegen die anderen Jedi einzusetzen, war geschickt gedacht, aber leider bei all den plötzlichen Wendungen, mit denen die Geschichte überfrachtet wurde, auch sehr vorhersehbar, was mir die Freunde an dem folgenden Lichtschwertkampf ein wenig nahm. Zumal der Kampf deutlich zu durchchoreografiert aussah. Auch hier wollte man wieder zu viel.
Und so bleibt er zentrale Plot-Twist rund um Meister Sol und die beiden Mädchen und der Umstand, dass Meisterin Indara bereit war, über all dies den Schleier einer Lüge zu legen. Wie aus der gemeinsamen Suche nach der Vergenz plötzlich eine innere Rivalität zwischen Meisterin Indara und Meister Sol werden konnte, die die Vergenz völlig in den Hintergrund treten lässt, habe ich nicht ganz verstanden. Als Motivation für Sols Handeln, der glaubt, in Osha seine zukünftige Padawan gefunden zu haben, funktioniert dies aber gut und klar. Was unklar bleibt, warum Sol plötzlich diese Sehnsucht nach einem eigenen Padawan überkommt, sieht er doch an Torbin, dass dies nicht immer ein Zuckerschlecken ist. Dieses Verhalten gipfelt, trotz der Warnung von Indara, dass er Oshas Wünsche nicht mit den seinen Verwechseln soll, in jener völlig aus dem Ruder laufenden Rettungsmission, die eigentlich keine war. Hinter dieser Motivation von Sol muss also noch mehr stecken. Vielleicht erfahren wir dies noch in der letzten Folge. Genauso, wie Osha und Mae denn nun geboren wurden und ob die Vergenz hier eine Rolle gespielt hat. Bislang wissen wir ja nur, dass Osha über eine ungewöhnlich hohe Zahl an Midi-Chlorianern verfügt, die hier als Symbionten bezeichnet werden, was bestimmt einige alte Diskussionen aus Episode I Zeiten wiederbeleben dürfte.
An Kameraführung, Szenenschnitt, Beleuchtung und der akustischen Untermalung habe ich nicht viel auszusetzen. Das künstlerische Team liefert hier ein rundum unaufdringliches, aber sehr stimmiges Bild ab. Die Geschichte steht klar im Vordergrund, alles Weitere unterstützt diese, was man besonders bei der stimmungsleitenden Musik merkt, die aus diesem Grunde auf markante Motive verzichtet, auch wenn es gelegentlich Anklänge von bekannten Motiven gibt. Die Bewandtnis des Songs „The Power of Two“ von Michael Ables und Victoria Monét im Abspann muss sich erst noch erweisen.
Fazit
Die Serie bleibt für meinen Geschmack weiterhin etwas übermotiviert und stört so durch inflationäre Wendungen die an und für sich sonst interessante Geschichte. Etwas weniger wäre mehr gewesen, auch in der Intensität der schauspielerischen Umsetzung hier und dort. Ich bin aber sehr gespannt, wie man in der noch verbleibenden letzten Folge die Kurve kriegt, all dies noch zu einer runden Sache zu bringen.
Hoffe auf das Beste, aber sei aufs Schlimmste vorbereitet!
Wie ich fand eine sehr schön gemachte Folge, die endlich Erleuchtung an manche finstere Orte gebracht hat. Allerdings finde ich, dass eine Flashback-Folge genügt hätte, und man Folge 3 lieber für die Vertiefung der Gegenwartscharaktere hätte verwenden sollen. Stattdessen hätte man mehr Andeutungen über Brendok und die dortigen Ereignisse in Dialogen der Folgen 1-6 streuen können. Trotzdem: seit Folge 5 werde ich eigentlich wunderbar unterhalten als Star-Wars-Fan und habe wenig zu meckern an der Serie. Davor gab es ein paar Unebenheiten, aber inzwischen hat The Acolyte meines Erachtens seinen Ton und sein Tempo gefunden – schade nur, dass es so lange gedauert hat. Ich schaue optimistisch, aber gerade in puncto Vernestra und Sol auch sehr besorgt dem Finale entgegen.
(Staffel 2, bitte!)
Vollkommene Zustimmung. Auch wenn ich die Serie schon ab Folge 1 gut fand.
Ich möchte aber auch sagen dass ich es cool fand eine Folge mal aus 2 Perspektiven zu sehen. (Ich meine das gab es bei Star Wars On Screen noch nicht, oder?)
Und ich möchte anmerken dass viele der negativen Rezensionen zur Serie oft irgendwelche Theorien aufgestellt haben was passiert ist und das sie deswegen die Serie unter anderem nicht mögen würde. Überraschung: Es ist nichts schlimmes passiert und man hat sich mal wieder unnötig aufgeregt. Egal.
Die Serie bzw. die Autoren stellen leider ihren Plot an die erste Stelle, die Figuren sind ihnen relativ egal, nur Mittel zum nächsten Twist, egal wie unlogisch es ist. Das wird halt dann zum Problem, wenn der Plot nichts taugt und nicht viel hergibt und durch Strecken, Zurückhalten von Infos und Rückblicke künstlich aufgeblasen wird. Nein, das ist nicht clever, das ist einfach nur nervig und ermüdend.
Zwei ganze Flashbackfolgen sind eigentlich zwei zu viel. Zumindest aber eine. Folge 3 hätte man komplett weglassen können, den Plot haben sich die Figuren in Folge 1/2 ja schon gegenseitig vorgetragen. Dies ist sicher die bessere Version (weniger von den schlechten Kinderdarsteller und vom Wicca-Singsang), aber gut ist das alles leider trotzdem nicht. Besser wären kurze immer wieder eingestreute Flashbackvisionen oder -träume gewesen, die hatte man für Osha doch eh schon etabliert.
Das sollen Jedi der Hohen Republik, also während ihrer Blüte, sein? Nein, einfach nein. Völlig unachvollziehbares Handeln aller beteiligten. Stalking, Manipulation, Hausfriedensbruch, Kindesentführung, Mord, Genozid(?), Verschwörung, Täuschung und Lüge. Wie schon bei den The Last Jedi Flashbacks, glaube ich diese Entwicklung/Herleitung des Ganzen nicht, es ist nicht überzeugend erzählt.
Auch die Mission ist irgendwie dumm. Können das nicht Droiden oder Schiffsscanner effektiver erledigen, als Jedi da zu Fuß mim Metalldetektor loszuschicken? Klar, dass Torben da kein Bock hat. Aber das als Motivation durchzudrehn? Nee. Das mit der Vergenz wird auch wieder nicht vernünftig erklärt. Vermutlich kommt da auch nix mehr müssen wir jetzt halt wieder mal so schlucken wie so vieles. Und sterben da ernsthaft alle Hexen am Ende, bloß weil Indira sie aus Kenakas Geist verscheucht? Mkay^^ Sie verzieht jedenfalls keine Mine. Immerhin war der Kampf ganz gut gemacht, um mal was Positives zu sagen.
Sol geht vermutlich drauf nächste Woche, hat er sich ja jetzt auch irgendwie verdient so wie er sich da benommen hat. Aber mit wem sollen wir dann eigentlich noch mitfiebern? Er war für mich noch am ehesten so ne Figur. Die Schwestern mit ihren ständigen sprunghaften „Entwicklungen“ eher nicht. Die stoische Statistin Vern? Wohl kaum. Quimir vielleicht, der ist seit seiner Offenbarung eigentlich der einzige interessante und glaubwürdige Charakter der Serie. Aber was will uns das alles sagen? Hat es sich gelohnt für diese hanebüchene Geschichte?
Die Folge hat mir sehr viel Spaß bereitet. Bin gespannt, wie Osha dann in der nächsten Folge darauf reagiert, wenn sie erfährt, was damals wirklich abgelaufen ist. Folge 3 ist ja ihre Perspektive auf die Ereignisse gewesen. Wie Obi-Wan bereits in Episode 4 sagte (und auch Julien Bam sehr prominent zeigte) es kommt nur auf die Perspektive an.
Die Verbindung zum Großen Desaster fand ich auch sehr schön eingebaut. Wenn mans weiß, freut man sich, wenn nicht, dann war da halt mal irgendwas.
Wieso soll Osha auf irgendwas reagieren? Mae ist ja grade bei Sol nicht sie und die weiß ja das meiste eh schon, was wir jetzt in der Folge neu gesehen haben. Osha hat immer noch keinen Schimmer…
Ich gehe davon aus, dass es in der letzten Folge ein Aufeinandertreffen zwischen Osha, Sol, Mae und dem Fremden geben wird. Also könnten Sol und Mae es Osha da sagen. Und der Fremde, der es, nehme ich an, von Mae weiß, kann es ihr ja auch erzählen.
Joa, überraschungsarm, aber doch war ich einigermaßen zufrieden mit den Antworten. Nichtsdestotrotz merkt man auch dieser Folge an, dass etwas mehr Invest in Figuren und ihre Motivationen keinesfalls geschadet hätte. Und so manch einer wird klar zu dem Schluss kommen, dass es nicht genug war. Für mich passt es aber soweit.
Der talking point dieser Folge ist für mich auf jeden Fall die ganze Vergenz Sache, die hier interessant ausgeführt wird. Auch die kleine Verknüpfung zur Legacy Run Katastrophe nahm ich sehr zufrieden zur Kenntnis.
Das Sol Antrieb und Unvernunft gleichermaßen war, während Indeera die Stimme der Vernunft der Jedi repräsentiert fand ich sehr passend. So schafft es die Folge die Jedi dem Wesen der Jedi nicht zu widersprechen und doch klar ein gewisses Maß an Schuld aufzubauen, die sich dann im Verlauf der Folge auch einigermaßen auf alle Schultern des Jediteams verteilt. Hat für mich durchweg funktioniert. Thematisch sticht man auch in ein für mich sehr interessantes Feld vor, nämlich inwieweit die Jedi überhaupt die Möglichkeit bekommen sich auch mal mit ihren Emotionen auseinander zu setzen, anstatt sie immer tief in sich zu verbergen.
Zu Qimir gab es keine neuen Erkenntnisse. Ich erwarte in dieser Staffel auch keine mehr, auch weil Headland eigentlich vorgehabt hat seine Identität in dieser Staffel gar nicht zu enthüllen. Allerdings wäre ich schon dafür, dass wir noch sehen, wie Mae und er zueinander finden. Da gibt es eine Lücke, die gerne noch geklärt hätte.
Ich bin komplett deiner Meinung, wobei ich noch anmerken muss, dass ich echt froh bin ein bisschen Wookiee Jedi Action gesehen zu haben.
Bin gespannt aufs Finale und hoffe auf eine zweite Staffel.
Über die Jedi, die mit dem Metalldetektor und dem Pflanzen-Analysator über die Planetenoberfläche stapfen, um den Planeten zu untersuchen, musste ich auch lachen. „Star Wars“-Technik ist manchmal schon was Tolles. Bei „Star Trek“ hätte eine Runde im Orbit gereicht, um alles Relevante über den Planeten (inklusive des Hexen-Clans) herauszufinden. 😉
Ansonsten hat mir gefallen, dass die 2. Perspektive einige ???-Momente von zuvor erhellt hat. Allerdings finde ich auch, dass die Serie – mit 2 Flashbacks und auch sonst – mal wieder zu viel Wasser getreten hat. Am Ende von 8 Episoden haben wir etwa so viel echte Handlung, wie früher in einer Doppelfolge passiert wäre, vielleicht sogar in einer Einzel-Episode: ein Mord an Jedi führt Jedi-Ermittler zu Zwillingen, die jahrelang mit Lügen leben mussten und jetzt (vielleicht in Ep. 8 dann) ihren Frieden (miteinander und frei von heller bzw. dunkler Bevormundung?) finden. Dieses Schuld-und-Sühne-Ding im Zeichen der Dualität der Macht ist okay, unterstreicht aber die Tendenz der SW-Streaming-Serien zu kleinen, privaten Geschichten ohne großen Bewegungen innerhalb der Galaxis. (Was ich schade finde; es dürfte von mir aus gern auch mal episch werden. Das geht auch im TV, wie zahlreiche anderen SF-Serien bewiesen haben.)
Wie der Sith da mit reinspielt, bleibt bis jetzt leider völlig offen. Er war für eine Action-Sequenz gut, mehr aber auch nicht. Wie/warum er Mae fand und ausgebildet hat, wäre fast die nächste Flashback-Episode. Zu der es ja nicht mehr kommen wird.