Rezension: The Bad Batch 2×09: „Der Übergang“ & 2×10: „Die Rückholaktion“

In einem weiteren von Cids Aufträgen verschlägt es die Bad Batch nach Ipsidon, wo die zwielichtige Trandoshanerin eine Mine zum Abbau eines stark instabilen Elements namens Ipsium erstanden hat. Die Personalkosten für ausgebildete Minenarbeiter konnte sie sich glücklicherweise sparen und entsendet stattdessen Omega, Tech, Hunter und Wrecker. Was sich wie der perfekte Aufhänger für einen weiteren Filler anhört, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als unterhaltsamer Doppelfolgen-Arc mit Charakterarbeit (quasi als metaphorischer Ipsium-Kristall in der bisher durchwachsenen Felswand).

How did this happen? We’re smarter than this.

Tatsächlich startet die erste Folge jedoch wenig vielversprechend: Direkt nach ihrer Ankunft verlieren die Klone ihr Schiff an einen Dieb – und das auf die denkbar dümmste Art und Weise (Wer parkt sein einziges Transportmittel hinter einer riesigen Felswand und stellt die einsame Wache dann hinter diese Mauer aus massivem Fels, wo sie weder etwas hören noch im Notfall eingreifen könnte?). Das rettet auch nicht der Fakt, dass der Übeltäter in seiner Maskerade optisch an Hondo Ohnaka angelehnt ist, was ich als nettes Easter Egg werte. Schlussendlich bleibt den Helden ob ihrer Schusseligkeit nur der Fußmarsch zur nächsten Siedlung, welcher durch zwei herannahende Stürme jäh unterbrochen wird: der eine ist ein echtes Wetterphänomen, der zweite eine Stampede Gnu-ähnlicher Wesen (König der Löwen lässt grüßen). Die Batch wird so in eine verlassene Mine gedrängt und muss nach einem Steinsturz einen Ausweg finden. So weit, so Filler. Diese erste Hälfte der neunten Folge bietet etwas Witz, etwas belanglose Action und das war es. Auch visuell reiht sich die trostlose Umgebung in die trostlose Inhaltlosigkeit ein. Ab hier geht es glücklicherweise bergauf.

Familienangelegenheiten

Subtile Andeutungen im ersten Teil von Der Übergang zeigen bereits Omegas Unzufriedenheit. Die kleine große Schwester der anderen leidet unter der Trennung von Echo, welcher sich zuvor auf seine eigene Mission begab. Als Tech dann auch noch unbedachte Bemerkungen darüber macht, dass man Fakten akzeptieren müsse und weiter machen solle, entfernt sich Omega von den anderen. Visuell wird dies von der Dunkelheit verdeutlicht, die sich tiefer in der Mine ausbreitet.

Let’s humanize him…

Erst als Tech zu ihr stößt und die beiden gemeinsam nach einem Ausweg suchen, lichtet sich die durchdringende Finsternis. Hier nutzt das Gestaltungsteam eine steigende Anzahl leuchtender Ipsium-Adern. Diese münden in einer illuminierten Quelle, was zugleich auch die Mündung des angespannten Verhältnisses zwischen dem empathisch unbeholfenen Tech und der von Verlustängsten geplagten Omega symbolisiert. Sie sprechen sich aus und erkennen, dass beide eine tiefe Verbindung zu ihrer Chaos-Familie haben und mit deren Veränderung umgehen müssen, obwohl sie dies auf verschiedene Arten ausdrücken. Der Moment etabliert eine enge Verbindung zwischen den beiden Klonen, was für den weiteren Verlauf der Staffel fundamental bedeutsam wird.

Der Abschluss von Der Übergang wiederum verdeutlicht die Kritik, die in der Rezension zur vierten Folge bereits geäußert wurde. Als das Team unter größten Anstrengungen Cid kontaktieren kann, erklärt diese sich nur nach Aufzählung aller für sie erledigten Angelegenheiten bereit, eine Rettungsmission zu organisieren. Undank bleibt hier definitiv der Welt Lohn, während der Einsatz unserer Helden für die Trandoshanerin erneut unbelohnt bleibt.

Die Nachwehen des Krieges

Als die Klonkriege abrupt endeten und das Imperium krampfhaft versuchte, das entstandene Machtvakuum zu füllen, blieben viele Bewohner einer weit weit entfernten Galaxis auf der Strecke. Das zeigte uns bereits die erste Folge der zweiten Staffel. In Die Rückholaktion verdeutlicht sich dieser Umstand erneut für die Batch, als sie ihr verlorenes Schiff in dem Minenort Mokkotown orten können. Der titelgebende Minenboss und Sklaventreiber Mokko hat die Ipsium-Quelle nach dem Ende der Techno-Union weiterbetrieben. Er (be)nutzt Jugendliche und junge Erwachsene für die Arbeit unter Tage oder anderen illegaleren Formen der Materialbeschaffung. Im Gegenzug verteilt Mokko die scheinbar knappen Rationen an Lebensmitteln und Wasser. Einer der bei ihm arbeitenden Menschen ist Benni, der auch die Marauder vom Batch stahl, in der Hoffnung diesen Monat der sogenannte „Top-Verdiener“ zu werden. Dieser Titel geht mit einem Plus an Nahrungsrationen einher. Die Dynamik zwischen dem Verbrecherboss und seinen Untergebenen erinnert stark an die Corellianischen Weißwürmer und deren Grindalid-Anführerin Lady Proxima. Doch dazu später mehr.

„Wir müssen da hin, wo es so schön klingt!“

Eigene Bereicherung

Nachdem die Klone in Mokkotown eintreffen, „überzeugen“ sie Benni die Rückholaktion ihres Schiffes zu unterstützen und alle zusammen begeben sich in die Mine. Die gesamte Folge ist wie die vorangegangene düster gehalten, um den Aspekt der Heimlichkeit zu verdeutlichen. Visuell und soundtechnisch sticht für mich der Ausstoßschlot der Mine hervor, durch welchen die Helden den Abstieg wagen müssen. Der Sound nutzt hier ordentlich Bass und nähert sich auf meiner persönlichen Favoritenliste Jango Fetts Seismischer Bombe.

Der weitere Verlauf des Abenteuers bleibt vorhersehbar (zum Glück stehen Action und Abenteuer nicht im Vordergrund) und nur wenige dürften ernsthaft überrascht sein, dass Mokko das Schiff bereits halb auseinander genommen hat. Zeit für Omega und Benni sich in den Hauptkontrollturm einzuschleichen, wo das eigentlich interessante Geschehen der Folge stattfindet. Der weibliche Klon wird Zeugin, wie der Minenchef die Jugendlichen um eine Schale Suppe kämpfen lässt und befragt Benni näher, warum er trotz allem auf Ipsidon bleibe. Als der Junge daraufhin antwortet, es sei sein Zuhause und Mokko tue sein Bestes trotz sinkender Qualität des Ipsiums alles zu unterhalten, wird dem Zuschauer die ganze Tragik des Ortes klar: Wie auf Corellia nutzt ein gieriger Anführer Lüge und Erpressung um sich an der Macht zu erhalten, Verzweifelte auszunutzen und sich selbst zu bereichern. Das so aufgebaute Machtgefälle im Kampf um angeblich knappe Vorräte wiegelt die Jugendlichen gegeneinander auf und macht sie gefügig.

Let it go, let it go
Can’t hold you anymore

Ein perfides Spiel, was später zum ultimativen Untergang des Bösewichts führen wird. Omega deckt nicht nur Daten auf, die das Gegenteil von Mokkos Behauptung der sinkenden Einnahmen belegen, sondern teilt auch noch aus Herzensgüte ihr Essen mit Benni. Den Wunsch ein eigenes Zuhause haben zu können, kann sie aufgrund der bisherigen Ereignisse der Serie gut nachvollziehen. Es schließt sich noch einmal eine (dieses Mal ansprechendere) Action-Sequenz an, in der Mokko seinen cineastischen Sturz erlebt. Der Abschluss dieser Folge hat mich emotional stark beeindruckt und mir sehr gefallen. Die Parallelen zu anderen Star-Wars-Medien, die sich mit den Themen Sklaverei und Bereicherung beschäftigen, sind unverkennbar. Insofern erfindet The Bad Batch das Rad hier nicht neu, doch nutzt bestehende Assets gekonnt und erschafft eine wirklich ansprechende Folge.

Fazit

Die neunte und zehnte Folge der zweiten The Bad Batch-Staffel sind beide auf ihre eigene Art wichtig. Während Der Übergang eine entscheidende emotionale Bindung aufbaut, zeigt uns Die Rückholaktion ein in sich selbst wichtiges Thema und geht damit sehr erwachsen um. Die Botschaften hinter der Handlung stechen in diesen beiden Folgen deutlich gegenüber der Action und der aufgrund von Düsternis und Einöde eintönigen visuellen Gestaltung hervor.

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