Rezension: The Mandalorian 3×07: „Kapitel 23: Die Spione“

Etwas später als gewohnt (durch die Star Wars Celebration und ein paar zusätzliche Tage in London) und dennoch noch vor dem großen Finale am kommenden Mittwoch rezensiere ich heute Kapitel 23 von The Mandalorian für euch! Nach der eher überschaubaren Folge auf Plazir-15 wartet diese Episode wieder mit mehr Storyfortschritt und Enthüllungen auf, weshalb auch die Frage im Raum schwebt, wieso man so viel in die letzten Folgen der Serie presst, während man vorher teilweise gefühlt planlos umhermäanderte.

Wie immer werden wir die Folgen in dieser Rezensionsreihe mit Spoilern besprechen. Das schließt sowohl die aktuelle Folge als auch alle bisher erschienen Folgen der Serie mit ein.

VeröffentlichungRegieAutor
12.04.2023Rick FamuyiwaJon Favreau &
Dave Filoni

Nachdem das Dunkelschwert wieder in Bo-Katans Hände gelangt ist und eine Droidenrevolution vereitelt wurde, steht die Wiedereroberung Mandalores an. Doch die Gruppe rund um Bo-Katan ahnt nicht, dass sich auf ihrem ehemaligen Heimatplaneten noch mehr Gefahren tummeln als Monster und Krater.

Shadow of the Empire

Nachdem mich die letzte Folge zu sehr verwundert und fast schon überfordert dahingehend zurückgelassen hat, mir eine Meinung zu bilden, macht es mir der Auftakt dieser Folge direkt leichter. Elia Kane streicht durch die Cyberpunk-/Blade Runner-esquen Straßen Coruscants und versucht, Kontakt zu ihrem Vorgesetzten aufzunehmen. Die Vermutungen zu Folge drei waren also korrekt und sie versuchte tatsächlich, die Gedanken Pershings auszulöschen. Wie wir später erfahren wohl auch, damit Gideon seinen taktischen Vorteil gegenüber den anderen Mitgliedern des Schattenrates behalten kann.

Doch sprechen wir über den Elefanten im Raum: genau, den Probe Droid. Ist es nicht etwas sehr auffällig, dass man sich mit einem imperialen Relikt trifft, das wohl jeder in der Galaxis kennen sollte? Ich meine, in Videospielen, Comics und Romanen waren diese ja omnipräsent, um die öffentliche Ordnung zu überwachen und hier trifft sich Kane, die ja immer noch ein Teil des Amnestieprogramms ist, mit einer solchen Maschine? Ein weniger auffälliger Bote hätte es da wohl auch getan. Aber zurück zum eigentlichen Elefanten: Gideon! Er ist – wie zu erwarten war – zurück und die Mandalorianer, die ihn angeblich befreit haben, waren – wie ich es vermutet hatte – seine eigenen Truppen.

Der zurückgekehrte Gideon trifft sich dann sogleich mit dem Schattenrat, nachdem er erfahren musste, dass die Mandalorianer dabei sind, sich wieder zu vereinen. In diesem Schattenrat sehen wir dann neben einigen unbenannten Warlords vor allem zwei Prominente: Gilad Pellaeon und Brendol Hux (der passenderweise von Domhnall Gleesons Bruder Brian gespielt wird). Beide arbeiten am Wiedererstarken des Imperiums. Während Pellaeon die Relevanz von Thrawn betont und uns damit auf die im August startende Ahsoka-Serie einstimmt, verweist Hux auf das Projekt Nekromant, was wohl nichts geringeres als die Erklärung liefern wird, wie Palpatine in Episode IX zurückkehren konnte.

I talked through the shadow

Generell weiß ich nicht, ob ich die dienende Funktion neuer Produktionen hinsichtlich der Sequels gutheißen möchte, andererseits fängt man so den Kanon effektiver ein und rettet ihn gewissermaßen. Denn ohne diese Art der Erklärungsversuche würden die Sequels weiterhin im unzulänglich erklärten luftleeren Raum hängen bleiben. Aus diesen Rettungsversuchen jetzt aber gleich Bewunderungen für die Sequels seitens der Serienschaffenden abzuleiten, finde ich etwas überspitzt. Natürlich können sie die Filme gut finden, aber wenn es ursprünglich keinen Masterplan gab, um diese Filme einzuweben, dann kann man mir die nachträgliche Einbettung in den Kanon seitens anderer Werke wie Romane, Comics oder nun auch Serien nicht als langfristigen Plan unterjubeln. Je nachdem was die Serien nun aber daraus machen bin ich durchaus interessiert, obwohl ich weiterhin die Sequels dafür kritisieren werde, dass sie von sich alleine aus keinen Sinn ergaben und das auch nie konnten, weil zu viele Köche den Brei verdorben haben.

Nein, Nein, Nein

Nach einer Treuebekundung zum Imperium geht es dann auf Nevarro weiter und die dortigen Bewohner sind fleißig dabei, ihren Ruf als schnellste Aufbaukolonie der Galaxis zu verteidigen. Immerhin haben sie Nevarro in knapp einem Jahr zu dem gemacht, was es vor dem Piratenangriff war. Während also fleißig wiederaufgebaut wird, kommen auch die neuen Mandalorianer samt Flotte an und die Serie benutzt wieder ihr liebstes Mittel: Exposition-Dumping! Dieses Mal muss der Droide herhalten, der glaubt, das Imperium greife sie an. Doch Karga erklärt ihm – und damit eigentlich dem denkbar unaufmerksamsten Zuschauer – dass dies mandalorianische Schiffe seien, weil siehe da, der Drachenschädel am Rumpf thront. Ich hätte zur Sicherheit zwar trotzdem mal Kontakt aufgenommen, denn ansonsten wüsste ich schon die perfekte Strategie für eine imperiale Invasion: einfach einen Krayt-Drachen aufmalen.

Zurück am Boden starren sich die beiden Fraktionen von Mandalorianern erst einmal nieder, bis wieder die einzige, die zumindest halbwegs an diesem Bündnis interessiert scheint, vortritt und den Standoff abbricht. Die Schmiedin wird ja von vielen als die weitere Spionin (der Titel der Folge ist ja im Plural) gehandelt. Ich möchte mich zwei Tage vor dem Finale gar nicht zu sehr in diese Diskussion stürzen, aber ich halte es für unwahrscheinlich. Kurz darauf kommt auch Karga im Lager der Mandalorianer an, schenkt Din einen teuren Tropfen von Coruscant und lädt ihn dann zu sich in sein Büro ein.

Und ja, leider waren die Gerüchte war: IG-11 ist jetzt IG-12 und ein seelenloses Gefährt für Grogu. Denken wir einmal genauer darüber nach bedeutet das, dass man einen geschätzten Beschützer aus der ersten Staffel erst ausgestellt hat, dann aktivierte, um festzustellen, dass er wieder auf die Basisfunktion zurückgesetzt wurde und anstatt ihn dann endlich ruhen zu lassen, reißt man ihm den Rest seiner Persönlichkeit heraus und baut ihn zu einem willenlosen Gefährt um, mit dem Grogu nun übers Schlachtfeld marschiert. Ich will die Parallele gar nicht so sehr ziehen, was das für einen menschlichen Konterpart bedeuten würde, aber ich finde es respektlos gegenüber IGs und auch Kuiils Opfer. Ja, diese seelenlose Maschine schützt Grogu – wobei ich da auch meine Zweifel habe, denn in der verschließbaren und zum Fliegen befähigten Schwebekapsel war er tausend Mal sicherer – aber hätte es eine Neukonstruktion da nicht auch getan? Welchen Sinn außer The Mandalorian-interne Nostalgie hatte das alles? IG-12 hat keinerlei Bewaffnung, kann nicht fliegen (wie alle anderen Mandos) und schützt Grogu nicht mal (durch eine Cockpit-Scheibe oder ähnliches). Lustig fand ich dabei noch einen Filmfehler, denn das dauerhafte Ja beim Spazieren über den Marktplatz wird nicht durch eine Betätigung des Knopfes seitens Grogu begleitet, was bedeutet, dass dieses humoristische Element erst im Schnitt hinzugedacht wurde.

Komisch es sich anfühlt, im Körper eines toten Freundes zu stecken.

Darüber hinaus stört mich aber noch viel mehr, dass Grogu nun eigentlich keinen Sinn mehr in der Serie hat. Und diesen Kritikpunkt hätte man ja hervorragend umgehen können. Es war ja schon ein starkes Stück, dass uns die emotionale Tragweite des Finales der zweiten Staffel einfach in The Book of Boba Fett genommen wurde, aber über den Verlauf der dritten Staffel wurde ja das gesamte Finale der zweiten Staffel noch zusätzlich revidiert. Gideon ist wieder da und hat auch weiterhin alle Machtressourcen, Bo-Katan hat jetzt trotzdem das Dunkelschwert, auch wenn es am Ende der zweiten Staffel noch so unmöglich wirkte und Grogu begleitet Din bereits die gesamte Staffel, ohne auch nur einen Hauch von Charakterentwicklung zu zeigen. Und jetzt kommt mir nicht damit, dass er ein Schild auf die Brust geklatscht bekam, wir seine Flucht aus dem Jedi-Tempel gesehen haben und er ein Ritter von Plazir-15 geworden ist. Mindestens zwei Dinge davon verbuche ich eher in der humoristischen Kategorie.

Es stört mich eben vor allem deshalb, weil es einfach gewesen wäre, die emotionale Trennung zu einer Auflösung zu bringen. Was spricht dagegen, dass Grogu bei Luke lernt und sie beide dann im Finale der dritten Staffel zur Rettung Dins eilen, der ja am Ende dieser Folge von Gideon gefangen genommen wird? Man hätte den Kleinen die ganze Staffel lang vermisst und am Ende ein noch größeres Payoff gehabt. Stattdessen kommt er in einer anderen Serie zur Hauptfigur zurück, damit man die ganze Staffel über wieder die Niedlichkeitskarte spielen kann, ohne so recht zu wissen, was man mit dieser Figur über sein Aussehen hinaus nun noch anfangen soll.

Wir haben wieder Monster

Kurz darauf sammelt Bo eine Streitmacht, um Mandalore zu erkunden und für die restlichen Mandalorianer zu sichern, woraufhin sich zuerst Din und dann immer mehr Mitglieder aus beiden Lagern freiwillig melden. Nach einem toll inszenierten Aufbruch der Flotte und der Ankunft über Mandalore gelingt es dem Team dann recht schnell, die Landezone zu sichern und Bekanntschaft mit weiteren Mandalorianern zu schließen, die in einer Art Skiff über die Oberfläche ziehen und den Planeten nie verlassen haben. Dabei musste ich zuerst an Rex und seine Crew aus Star Wars Rebels denken, die in einem alten AT-TE umhergestreift sind und ihren Lebensabend damit verbringen wollten.

Es folgt das Geständnis und etwas mehr Kontext zur Säuberung von Mandalore. Demnach hat sich Bo-Katan Gideon in dem Versprechen ergeben, dass die noch lebenden Mandalorianer davonziehen dürften. Doch Gideon hat sie – Überraschung – betrogen und so verlor sie an diesem Tag nicht nur ihren Herrschaftsanspruch, sondern auch ihr Volk und ihren Planeten. Kurz darauf bekennt sie noch, dass die Uneinigkeit der Mandalorianer ihre größte Schwäche sei und sie es dieses Mal anders machen müssen. Außerdem haben die Kinder der Watch dadurch überlebt, dass sie sich auf Concordia versteckten. Auf die Death Watch angesprochen weicht die Schmiedin zwar aus, aber wenn man sich selbst Kinder der Watch nennt, sollte man nicht versuchen, ein Mysterium daraus zu machen.

Zu den Minen bitte an Random_Monster_final.aep vorbei

Nach den notwendigen Querelen zwischen den beiden Lagern und Grogus Schlichterfähigkeit kommt es dann zur ultimativen Geheimwaffe von Filoni und Favreau: Monstern. Klar gehören überdimensionierte Monster zu Star Wars dazu, aber wie sie zunehmend genutzt werden, um zufällige und auch in Teilen unnötige Action zu inszenieren, stört mich einfach. Zudem das Wesen ja die Güte hatte, sie genau vor dem Eingang zur Großen Schmiede abzufangen. Also wieso hat man das überhaupt gebraucht? Damit ihr potenzielles Fluchtvehikel in der achten Folge nicht mehr existiert? Sie hätten ja auch so dort parken und reingehen können, denn die obligatorische Action findet kurz darauf ja sowieso statt.

It’s like poetry

In der Schmiede angekommen – hier war ich auch kurz bei der Überlegung, dass die Schmiedin eine Verräterin sein muss, denn wieso würde gerade sie die Verwundeten zurückbringen, wenn sie die Möglichkeit hat, die Große Schmiede zu sehen? – stoßen dann auch gleich imperiale Beskartruppen hinzu. Diese haben wir bereits zu Beginn der Folge gesehen und mir hat besonders gefallen, dass sie visuell sehr stark an die imperialen Mandalorianer aus Star Wars Rebels rund um Gar Saxon angelehnt waren. Dort waren es ja noch Mandalorianer, die unter imperialer Flagge kämpften. Hier gehe ich eher davon aus, dass es Imperiale sind, die es geschafft haben, zumindest rudimentär Beskar zu schmieden. Immerhin haben sie ihr Lager ja auch in der Großen Schmiede aufgeschlagen.

Nachdem Axe Woves fliehen konnte, um Verstärkung zu holen – hier könnte Ihre Spekulation zum Verräter-Status stehen – werden die restlichen Mandalorianer immer tiefer in die Anlage gedrängt und dann in einen Hinterhalt gelockt, bei dem alle Mandalorianer außer Din und drei andere wie geprobt am Türrahmen stehen bleiben. Gerade da uns der Schwenker zu den gegenüberliegenden Hangars gezeigt wurde, wäre es eigentlich naheliegender, dass auch Bo und Co. einen Schritt weiter vor machen, um all das besser sehen zu können. Doch wir müssen die Gruppe trennen, damit Din gefangen genommen werden und Gideon seinen Auftritt haben kann. Hier liegt zumindest in Teilen die Spiegelung zur zweiten Staffel, in der Grogu ja von Gideon geschnappt wurde und nun Din derjenige ist, der in imperiale Gefangenschaft gerät. Nun muss also Grogu die Rettung anführen und eine drohende Videobotschaft an Gideon senden, die folgende Worte enthalten wird: Nein, Nein, Nein!

He’s about to pazz away

Während Gideon daraufhin den gleichen Trick noch einmal versucht und Bo-Katan zur Aufgabe bringen will, fällt sie darauf natürlich nicht nochmal herein und sichert mit dem Dunkelschwert den Rückzug der Gruppe. Gideon flieht, bevor sich der Kampf jenseits der Türen erstreckt und Paz Vizsla bleibt zurück, um die ankommenden Truppen aufzuhalten. Mir hat die Inszenierung dabei natürlich gefallen, auch wenn das tragische Zurückbleiben, obwohl man in der Zeit, die man fürs Reden verschwendet, hätte fliehen können, mittlerweile ein ziemlich ausgetretenes Film-Trope ist. Hierbei kommt es auch zum Auftritt der am Anfang der Folge erwähnten Prätorianer-Wachen, die eine Weiterentwicklung der Imperial Guards darstellen und natürlich eine frühe Version der Wachen Snokes in Episode VIII sind. Lustigerweise finde ich ihr Design hier noch wesentlich gelungener als in Die letzten Jedi, da ihre Helme bedrohlicher wirken. Auch hier bin ich froh, dass die Sequels eingewoben werden und ihre raubtierhafte Überwältigung Paz Vizslas passt zur Idee einer Elitewache, die auch Kylo Ren und Rey Probleme bereiten können.

Fazit

The Mandalorian findet eine Folge vor dem Finale seine Hauptstory wieder und folgt ihr unbeirrt. Dabei wirkt die Handlung sehr überzeugend, auch wenn einige Details zu konstruiert wirken. Wieso müssen die Mandalorianer die Welt zurückerobern, wo sie doch gar nichts von der imperialen Präsenz wissen? Warum denkt man, ein steuerbarer IG-12, der nicht fliegen kann und keine Waffen hat, sei die beste Lösung für das Schlachtfeld? Wieso verschreibt man sich erst gen Staffelfinale wieder der eigentlichen Handlung und verschwendet die Sendezeit vorher mit Ausflügen nach Plazir-15, die eher für ein weiteres Build-up von Bos Geständnis und ihre Wiedererlangung des Dunkelschwertes genutzt werden könnte? So macht mir die Serie und diese Folge am Ende zwar immer noch jede Woche Spaß, aber die Schwankungen in der Erzählung lassen mich doch auch mit mehr Fragen zum Aufbau zurück, als nötig wären. Denn genug Inhalt, mit dem sich die Figuren jenseits der Action auseinandersetzen könnten, wäre definitiv vorhanden und wurde bisher nur so wirklich in Folge 3 ausgespielt.

Ein Ritter von Plazir-15 ich bin, retten meinen Vater ich werde!

Nun seid ihr dran! Wie hat euch die vorletzte Folge der Staffel gefallen? Seid auch ihr der Ansicht, dass sich die Staffel bisher zu unrund anfühlt oder haben euch die Entschleunigungen in manch vorherigen Folgen gefallen? Wie wird es ausgehen und werden wir noch eine bekannte Figur in der letzten Folge sehen?

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