Rezension: The Mandalorian 3×06: „Kapitel 22: Die Söldner“

Diese Woche präsentiert uns The Mandalorian eine Episode, die ich selbst jetzt noch nicht so wirklich einordnen kann und die mich stellenweise an die spaßigsten Folgen von The Clone Wars und an anderen Stellen an verschenkte Sendezeit erinnert hat. Wie ich aus diesen beiden konträren Empfindungen ein Urteil zu fällen versuche, könnt ihr in dieser Rezension beiwohnen.

Wie immer werden wir die Folgen in dieser Rezensionsreihe mit Spoilern besprechen. Das schließt sowohl die aktuelle Folge als auch alle bisher erschienen Folgen der Serie mit ein.

VeröffentlichungRegieAutor
05.04.2023Bryce Dallas HowardJon Favreau

Nachdem Bo-Katan und Din Djarin zu ihrer Mission der Wiedervereinigung der Mandalorianer aufgebrochen sind, werden sie auf Plazier-15 in die Gefahr einer Droidenrevolution verwickelt. Um Zugang zu den Mandalorianern zu bekommen, müssen sie herausfinden, warum einige Droiden plötzlich in alte Muster zurückfallen.

Liebesgrüße von Mon Cala

Die Folge trägt direkt zu Beginn einiges zum Empfinden der spaßigsten Folgen von The Clone Wars bei, wenn sie eine tragische Liebschaft zwischen einem Mon-Calamari-Prinzen und einer Quarren-Kapitänin in Romeo und Julia-Manier präsentiert und dafür sogar einiges an Sendezeit nutzt. Die Szene macht Spaß, aber ich war kurz verwundert, ob ich die richtige Serie eingeschaltet habe. Als dann jedoch die Mandalorianer im erbeuteten Kreuzer Gideons dazustoßen, wusste ich, dass ich auf der richtigen Spur bin.

Wie die Serie in diesem Moment an Worldbuilding, Respekt für die etablierte Galaxis und gleichzeitig Humor kombiniert, war für mich mehr als gelungen. Genau diese Arten von Geschichten sind es, die die Galaxis greifbar und kohärent erscheinen lassen. So wird der traditionelle Konflikt dieser beiden Völker aufgegriffen aber nicht in einem großen Krieg dargestellt, sondern auf der kleinstmöglichen Ebene: der Liebe.

Mit der Kussszene und den Soap-artigen Abschiedsbekundungen wird dann erneut das Gefühl der eher humoristischen Konzeption dieser Folge untermauert und bis auf die letzten zehn Minuten ist dieses Gefühl auch nicht unbegründet. Spannend ist jedoch der Verbleib der Mandalorianer rund um Axe Woves, der sich den Kreuzer von Gideon geschnappt hat und mit den anderen Mandalorianern durch die Galaxis fliegt, um sich als Söldner zu verdingen. Die erwartete Auseinandersetzung damit und das schnelle Aufeinandertreffen zwischen Bo-Katan und Din Djarin ist uns jedoch erst einmal nicht vergönnt und so beginnt die Gratwanderung zwischen Absurdität und Charme.

Absurdistan

Auf Plazir-15 angekommen, entbrennt die ganze Schlagkraft an Absurditäten, die uns diese Folge präsentieren will. Der Planet wird als einziger direktdemokratischer im Outer Rim bezeichnet und nutzt umprogrammierte Droiden, um die Arbeit erledigen zu lassen. Währenddessen lebt die Bevölkerung in Saus und Braus und fürchtet damit die sich andeutende Fehlfunktion ihrer mechanischen Dienerschaft. Zu allem Überfluss lebt diese Welt nicht nur im Überfluss, sondern Jack Black und Lizzo spielen die beiden Regenten des Planeten, die Bo und Din auch sogleich für einen Job anwerben.

Willkommen im Hauptquartier der Absurdität

Die Begründung dafür ist bei mir leider einer der ersten Punkte, wo gewollte Storyentwicklung einer logischen Erklärung zuwider steht. So können das die lokalen – in Rüstungsteilen von Sturmtruppen/Klonen gekleideten – Sicherheitskräfte nicht erledigen, da intern keine Waffen erlaubt sind. Erstens fragt man sich, was sie aber von unbewaffneter Recherchearbeit abhält, etwas, das Bo und Din bis auf die Fluchtsequenz von den Docks später ja auch machen werden. Noch absurder ist aber, dass sie die Mandalorianer draußen angeheuert haben, um sie zu beschützen, im Inneren der Stadt Waffen aber verboten sind. Der Schlupfweg ist nun, dass Waffen ja die Religion von Din und Bo sind und deshalb diese beiden in der Stadt bewaffnet sein dürfen. Das Problem dabei: Die anderen Mandalorianer draußen haben Waffen auch als ihre Religion. Wieso kann man da also nicht zwei in die Stadt holen, sondern muss auf diese beiden warten?

Nachdem Grogu in Lizzos Armen verstaut und die fadenscheinige Begründung abgehakt wurde, geht es dann auch endlich los mit der Nachforschung. Den Anfang macht ein Besuch bei Commissioner Helgait, der ihnen Aufzeichnungen der Überwachungskameras zeigt, die sich ebenfalls wieder in ihrer Absurdität steigern. Lachen musste ich da bei der ein oder anderen Szene schon, aber auch hier kam ich nicht umhin, mehr und mehr daran zu denken, dass diese Folge am Ende ein Achtel der ganzen Staffel darstellen wird und wir jetzt mit einem sehr klar erkennbaren Nebenplot beschäftigt sind, dessen Rechtfertigung zudem auf extrem wackeligen Beinen steht.

Das Erbe der Separatisten

Bei ihrem Besuch bei den Ugnaughts stellt sich dann heraus, dass alle scheinbar Kuill kennen (das ist wie bei alten Leuten, die kennen sich auch alle) und alle irgendwann schon mal gesprochen haben. Sodann wird dem Ermittlerduo noch bestätigt, dass alles in bester Ordnung sei, bis sie doch mit dem Ort der vermuteten nächsten Fehlfunktion herausrücken. Wie genau sie das nun ermittelt haben, bleibt ebenfalls offen, aber an diesem Punkt macht das auch keinen so wirklichen Unterschied mehr, wenn es um die Logik der Folge geht.

I’m still Roger-ing

Am Verladedock angekommen, hat es dann wiederum schon Spaß gemacht, die alten Kampfdroiden aus der Klonkriegs-Ära wiederzusehen und vor allem den B-1 auch sprechen zu hören. Bei der darauffolgenden Konfrontation der Droiden durch Din und der anschließenden Flucht des B-2s habe ich die The Clone Wars-Vibes am stärksten verspürt, da in der Serie Verfolgungen auf Coruscant oder auch Mandalore (Kenobi in Staffel 2) zum Standardrepertoire gehörten und allein die Inszenierung stark daran erinnerte. Am Körper des gestellten B-2 finden sie dann einen Hinweis, der sie zum nächsten Ort auf der Suche führt, und zwar eine Droidenbar!

Dort stellt sich heraus, dass die Droiden sehr daran interessiert sind, den Fall aufzulösen, da sie keinesfalls abgeschaltet und verschrotten werden möchten. Der Barkeeper erklärt ihnen dann, dass sich in dem dort ausgeschenkten Nepenthé programmierende Subpartikel befinden, die neue Programme und Updates auf die Droiden laden. Einerseits gefällt mir daran das Worldbuilding andererseits weiß ich nicht, ob das wirklich nochmal Relevanz haben wird, da die ganze Folge sich in großen Teilen – sowohl bei der Visualisierung dieser Stadt als auch den Konflikten – wie ein vorüberziehender Fiebertraum anfühlt.

Im Leichenschauhaus (ja sowas gibt es auch für Droiden, siehe Frage bezüglich des Worldbuildings aus dem oberen Abschnitt) stellt sich – nach kurzer Infizierung des Analysedroiden – heraus, dass die Nanodroiden, die die Droiden zum Durchdrehen bringen, ursprünglich von der Techno Union stammen und nun vom Commissioner wieder angefordert und eingeführt wurden: Der Schuldige ist gefunden! Am Ende eine etwas enttäuschende Auflösung des Konfliktes, gerade, da die beiden Mandalorianer so viel daran gar nicht beteiligt waren. Jedenfalls wird der Commissioner – der übrigens von dem weiteren Stargast Christopher Llyod gespielt wird – mit den Fakten konfrontiert und droht dann damit, alle Droiden wieder in Werkszustand zurückzusetzen. Wie er das anstellen will, wo doch alle einzeln neuprogrammiert wurden und er Nanodroiden brauchte, um sie durchdrehen zu lassen, wird dabei nicht so wirklich klar, ist aber – wie schon so oft in dieser Folge – auch nicht wirklich relevant. Man muss ihm einfach glauben!

Die Ehrenmitgliedschaft

Aus Dank für ihre Arbeit erhalten Bo und Din dann noch den Schlüssel zu Plazir als Zeichen, dass sie immer willkommen sein werden, und Grogu die Ritterwürde. So lustig diese Szene auch war, so setzte sie der Absurdität am Ende nochmal die Krone auf. Wieso sollte die Regentin des Planeten einem Kind die Ritterwürde verleihen? Weil er ihr beim Betrügen geholfen hat? Diese ganze Story rund um den Planeten und die Aufgabe, die Droidenkrise zu lösen, verkommt am Ende wirklich zu einem Fiebertraum, der gerade deshalb so eklatant anmutet, weil die eigentliche Handlung im Kontrast dazu am Ende fast schon gehetzt und uninspiriert abgehakt wird

Mand’alor

Denn im mandalorianischen Camp – zu dem Bo-Katan und Din dann endlich gelassen werden – wartet keine begeisterte Meute auf sie, sondern ein konfrontativer Axe Woves, der dann erst von Bo-Katan im rituellen Zweikampf davon überzeugt werden muss, zuzuhören. Zugegeben hier merkt man noch am ehesten, dass diese Folge von Bryce-Dallas Howard inszeniert wurde, denn visuell war der Kampf schon dem Volk der Mandalorianer angemessen umgesetzt.

Die Krone war dann nur das Nachspiel und die Übergabe des Dunkelschwerts an Bo-Katan durch Din Djarin. Etwas, das er schon am Ende von Staffel 2 versucht hat und dann von Gideon erklärt bekam, dass die Geschichte dahinter das Wichtige ist und es im Kampf gewonnen werden muss. Jetzt reicht jedoch die Geschichte, dass er von Bo-Katan auf Mandalore vor dem Wesen in den Minen gerettet wurde, und es damit ihr gehört. Das ist faktisch und gemäß dem sinnlosen Ritus rund um das Schwert zwar korrekt – wie Woves auch anerkennen muss – aber wieso sollte ihm das jemand glauben? Keiner war dabei und keiner kann es bezeugen! Die Mandalorianer – allen voran Axe – sind nicht erpicht darauf, Bo wieder Verantwortung zu geben, aber die reine Behauptung reicht ihnen, dass sie einlenken? Zudem war dieser Moment so unzeremoniell inszeniert. Natürlich kann das symbolisieren, dass dieser Ritus Schwachsinn ist und man es deshalb einfach so auf offener Wiese übergibt, aber so wie sich die Serie gerade entwickelt, glaube ich kaum, dass das Dunkelschwert am Ende als unwichtig zählen wird.

Wir sind nun eine Glaubensgemeinschaft

So macht das Ende leider wenig Sinn. Wie episch wäre eine Enthüllung der Mythosaurier-Sichtung gewesen und das Schwert am Ende als große Rückgewinnung bei einer weiteren Befreiungsaktion, dieses Mal nur mit Zeugen. Die Serie hätte einfach in dieser Folge mehr dahingehend erklären müssen. Zudem spart sie gerade spannende Themen aus, die aus der letzten Folge bleiben. Din muss über eine Staffel und The Book of Boba Fett hinweg Absolution suchen, weil er seinen Helm abnahm und Bo ist nun die Vereinigerin der Welten und darf das einfach so? Wieso wird das nicht im Schiff nach Plazir-15 mal angesprochen? Vielleicht, weil dann zu viel Zeit dafür gebraucht worden wäre, die man aber leider für Jack-Black-, Lizzo- und Christopher-Lloyd-Cameos brauchte.

Fazit

Diese Woche bin ich wirklich froh, dass ich keine Holocrons mehr vergebe, sondern meine konträren Positionen im Fazit besser darlegen kann. Zum einen hatte ich wirklich Spaß beim Zuschauen und wirkliche Gefühle von The Clone Wars, die ich lange nicht mehr hatte, wenn es um Star Wars-Produktionen geht. Außerdem fühlte es sich genauso goofy an, wie Star Wars ursprünglich anmutete. Andererseits fehlte mir noch der letzte Schritt, den The Clone Wars-Folgen meist noch gingen. Der Großteil der Folge wirkt wie ein Fremdkörper in der Serie und beim erneuten Schauen merkt man umso mehr, wie wenig sie eigentlich dazu beiträgt. Ja, man kann nun bestimmt wieder Symboliken finden, aber für mich war die Story auf Plazir-15 so drüber, dass ich da keine Parallelen zur Reise von Bo und Din ziehen kann und will. So bleibt am Ende ein spaßiges Serienereignis, aber in Anbetracht der zu kondensierten und uninspirierten Fortsetzung der Haupthandlung am Ende entsteht ein zu großer Kontrast, der mich eher unterwältigt im Gesamtblick der Serie zurückgelassen hat.

Teils zum Haare raufen das war, doch auch Spaß ich hatte. Komisch sich das anfühlt!

Hinweis: Auch in der kommenden Woche kann sich die The Mandalorian-Rezension verschieben, da ich die Star Wars Celebration in London besuche. Aus diesem Grund bin ich bereits ab dem heutigen Mittwoch unterwegs und komme erst am 14. April zurück. Der Plan ist trotzdem, Folge sieben noch vor dem Staffelfinale am 19. April zu rezensieren!

Ein Kommentar

  1. Ich denke die Kritik an der Folge ist gerechtfertigt. Auch wenn ich die Cameos mochte und auch denke, dass gerade nochmal die Beleuchtung vom Umgang mit Droiden in Star Wars generell als auch aus der Persepektive von Din ein Aspekt ist der es definitiv verdient hat genauer beleuchtet zu werden. Kann ich mir nicht vorstellen, dass dies für den großen Kontext der Serie allzu Relevant sein kann. Und mit der Übergabe des Dunkelschwertes an Bo Katan haben wir auch den letzten Kniff den das Ende der letzten Staffel ausgemacht hat nun doch wieder „verändert“. Grogu ist nicht mehr bei Luke und macht keine Anstalten wirklich ein Jedi sein zu wollen.. Moff Gideon ist nicht gefangen. Mando setzt den Helm scheinbar doch wieder nicht ab und das Dunkelschwert hat er auch verloren. Dazu kommt noch, dass ich dir zustimme, dass niemand bezeugen kann das Mando das Schwert wirklich rechtmäßig an Sie verloren hat. Beim baden im Wasser hat es die Schmiedin wenigstens noch mit der Wasserprobe nachweisen können. Hier ist das allerdings nicht so. Ich bin mal gespannt wie ich die Folge in Zukunft sehen werde aber bisher würde ich Sie sagen ist es für mich ein wenig wie die aktuellen Marvel Produktionen. Es unterhält mich zwar für die 40 Minuten die es läuft. Danach kann ich aber nicht wirklich erkennen was mir das jetzt im Gesamtkontext gebracht haben soll.

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