Rezension: Obi-Wan Kenobi Teil II

Zeit für Folge zwei am Premieren-Tag der neuen Serie Obi-Wan Kenobi auf Disney+! Dieses Mal begibt sich Kenobi auf die Suche und findet seine Vergangenheit. Wir freuen uns auf eure Meinung zu dieser Folge in den Kommentaren und wünschen viel Vergnügen mit der Rezension!

Die Rezensionen zu den jeweiligen Folgen enthalten immer Spoiler zu der aktuellen Folge als auch zu allen vorher erschienenen Folgen.

VeröffentlichungRegieDrehbuch
27. Mai 2022Deborah ChowJoby Harold

Auf seiner Mission, um Leia Organa zu finden, gelangt Obi-Wan Kenobi nach Daiyu und muss sich dort nicht nur mit einem Pseudo-Jedi und einer eigenwilligen Prinzessin rumschlagen, sondern auch mit Kopfgeldjägern und der Inquisition, sowie einer Enthüllung, die seine Gefühle ins Chaos zu stürzen drohen.

Zum Inhalt

Nach seinem Abflug am Ende der letzten Folge kommt Kenobi heute auf Daiyu an und begibt sich direkt auf die Suche nach Leia. Dabei trifft er auf einen obdachlosen Klon, welcher um Spenden bittet und direkt muss ich wieder die Leistung Ewan McGregors loben, der mit seinem Blick so viele Emotionen auf einmal transportieren kann. Es ist unbekannt, wie viel er weiß, was den Verrat der Klone und deren Inhibitor-Chips betrifft, aber diesen dann nach 10 Jahren gegenüberzustehen und nicht direkt in einen Verteidigungsreflex zu kommen, hat ihm augenscheinlich viel abverlangt. Nachdem seine weitere Suche dann von ein paar Misserfolgen gezeichnet ist, bietet ihm ein Junge an, ihn zu einem Jedi zu führen, der helfen könnte. Dieser „Jedi“ entpuppt sich als die Figur von Kumail Nanjiani namens Haja Estree. Nachdem Obi-Wan erkennt, dass die Kosten für das unerbittlich scheinende Licht leicht über seinen Möglichkeiten liegen, spielt er das Spiel nicht länger mit und verlangt Antworten von diesem Scharlatan. Das Gespräch zwischen den beiden als auch das Schauspiel vor Obi-Wans Besuch gegenüber der Mutter und ihrem Kind haben mir sehr gut gefallen und es ist schön zu wissen, wie man sich Jedi im Star Wars-Universum vorstellt.

Mit Infos von seinem „Jedi“-Kollegen begibt sich Kenobi dann zu einem Club, in welchem das Mädchen gefangen gehalten werden soll. Woher genau Haja weiß, dass sie dort ist, bleibt etwas offen, aber als Unterweltkontakt glaube ich ihm, dass er von der Entführung gehört hat. Über ein Drogenlabor (oder Chemie-Unterricht, je nachdem wen man fragt) gelangt er schließlich in den Zellenblock und findet zunächst nur eine Falle vor. Das Trio aus Kopfgeldjägern erwartet ihn bereits und schafft es zumindest kurz, ihren Sieg zu feiern, bis es Kenobi gelingt zu entkommen und die richtige Zelle mit einer sehr aufgebrachten Prinzessin Leia zu finden. Diese vertraut ihm zunächst natürlich nicht, stellt sehr viele Fragen und hält auch die ein oder anderen Spitzen gegenüber Obi-Wan bereit.

Opa und Enkelin beim Einkaufen.

Deshalb folgt nun auch mein Lieblingsteil der Folge. Kenobi und die junge Leia funktionieren hervorragend zusammen und ich musste mehrmals herzhaft lachen, wenn sie Obi-Wan als „alt und ramponiert“ bezeichnet oder auf den Plan, dass sie sich als Vater und Tochter ausgeben sollen, damit reagiert, dass sie doch maximal seine Enkelin sein könnte. Ich kann mein Lob für Vivien Lyra Blairs Darstellung der jungen Leia an dieser Stelle nur noch einmal wiederholen und bin sehr froh, dass sie wohl noch länger eine Rolle in der Serie spielen wird. Während die beiden also fliehen und nebenbei Handschuhe und Mäntel kaufen, erreicht auch Reva das Geschehen und muss schockiert feststellen, dass ihre Falle nicht zugeschnappt ist.

Stattdessen tritt der Großinquisitor auf den Plan und stellt sie für die Entführung eines Senatorenkindes zur Rede. Diese Szene macht zum einen Sinn, da natürlich Bail trotz allem noch ein Mitglied des Imperialen Senats ist und damit in der Hierarchie formal weit oben steht, nützt dem Inquisitor aber auch, um seine Verabscheuung für Reva auszudrücken. Wir erfahren nämlich endlich etwas mehr über ihren Hintergrund, laut dem sie aus der Gosse kam und dadurch niemals an die Größe der anderen Inquisitoren heranreichen würde. Wenn ich meine Theorie aus der ersten Rezension fortspinnen möchte, dann kann es sein, dass sie aus dem Tempel floh, sich in Coruscants Unterstadt versteckte und erst später zu den Inquisitoren stieß. Jedenfalls weißt der Großinquisitor sie an, von nun an zurückzustehen und die anderen das Problem lösen zu lassen.

Obi-Wan und Leia werden währenddessen von einem neuen Problem geplagt: Reva hat alle Kopfgeldjäger des Planeten auf Obi-Wan hetzen lassen und versucht ihn so herauszutreiben. Als Leia mitbekommt, dass die Kopfgeldjäger eigentlich ihn jagen, bekommt sie Zweifel daran ob Kenobi ihr wirklich helfen will und flieht vor ihm. Diese Entscheidung war für mich zunächst nicht nachvollziehbar, gerade da Leia ja bisher sehr überlegt aufgetreten ist. Andererseits war Obi-Wan nicht gerade gesprächig und hat nicht viel dafür getan, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen, weshalb ihre Zweifel verständlich sind. Es entbrennt also eine Verfolgungsjagd, in der immer mehr Kopfgeldjäger auf Obi-Wan aufmerksam werden, während er versucht, Leia zu beruhigen. All das kulminiert in einer Szene auf dem Dach, in der er zunächst Kopfgeldjäger aufhalten muss und dann einen alten Verbündeten braucht, den er seit 10 Jahren weggesperrt hatte: Die Macht.

Schwerelos auf Daiyu

Als Leia nämlich versucht, auf ein anderes Hausdach zu springen, fällt diese und Obi-Wan gelingt es gerade so, rechtzeitig wieder seine Verbindung zur Macht herzustellen, um sie vor dem Sturz zu bewahren. Auf ihrer danach folgenden weiteren Flucht – nachdem Leia ihm nun glaubt, ein Jedi zu sein – treffen sie erneut auf Haja, der ihnen nun helfen will, vom Planeten zu verschwinden und sich kurz darauf noch Reva in den Weg stellt. Hier fand ich es einzig etwas unglaubwürdig, dass Reva ihm sein Gehirn ausliest und ihn dann einfach in der Gasse stehen lässt. Für die Anmaßung, sich ihr entgegenzustellen und als Jedi auszugeben, hätte ich schon eine Strafe erwartet. Währenddessen fliehen Leia und Obi-Wan zum Frachthafen, der vollautomatisiert und damit nicht abgeriegelt ist, und die beiden kommen ins Gespräch über Vertrauen gegenüber anderen. Obi-Wan stellt dabei fest, dass sie ihn an jemand erinnere, der keine Jedi war, sondern eine Anführerin. Eine schöne subtile Anspielung an Leias leibliche Mutter Padmé.

Die Erinnerungen bleiben jedoch nicht so positiv, denn kurz darauf erreicht auch Reva den Ort, da sie ihn ja aus Haja herauslesen konnte. Wie es bei Machtnutzern der Dunklen Seite üblich ist, beginnt sie einen Monolog und schwenkt dabei mit der Zeit zum Thema Anakin Skywalker und Darth Vader, wodurch Obi-Wan erstmals erfährt, dass dieser noch am Leben ist. Interessant finde ich, dass Reva von Anakin weiß und ich frage mich, ob sie vielleicht insgeheim direkt von Vader auf ihn angesetzt wurde oder einfach nur durch ihre Fixierung auf Kenobi alle losen Enden verbinden konnte. Denn Vaders wahre Identität ist nichts, womit er normalerweise hausieren geht. Obi-Wans Blick infolge der Enthüllung ist schmerzhaft anzusehen, doch bevor es zu einem Kampf kommt, stellt sich der Großinquisitor Reva in den Weg und verlangt, dass sie aufhören soll – ja was eigentlich? Effektiv zu sein? Wollen sie Kenobi nicht fangen oder geht es wirklich nur um seinen Prestige dabei? Diese Unterbrechung hat mich dann wirklich etwas herausgerissen. Eine Rüge während der Suche nach Kenobi kann ich ja verstehen und macht auch Sinn, aber wenn er drei Meter entfernt steht solche Diskussionen zu beginnen, wirkt dann doch etwas sehr aufgesetzt. Aber Reva hat auch keine Lust mehr darauf und durchbohrt den Großinquisitor mit ihrem Lichtschwert, was aber auch nichts daran ändert, dass Leia und Kenobi vorerst entkommen können.

Anmerkungen

Reva durchbohrt den Großinquisitor und wir sehen ihn leblos am Boden liegen. Im Vorfeld der Serie gab es bereits einige Beschwerden darüber, dass Rupert Friend nicht wirklich visuell dem Vorbild aus Star Wars Rebels entspräche. Nun kann ich mir nicht vorstellen, dass das noch die größte Sorge der Rebels-Fans sein wird. Sollte es sich bewahrheiten, dass er wirklich von Reva in diesem Moment getötet wurde (und nicht in der nächsten Folge medizinisch versorgt werden und weiter leben), dann hätten wir hier nicht „nur“ die Neuschreibung eines Comics (wie bei The Bad Batch und den Kanan-Comics), sondern eine alternative Realität zu Star Wars Rebels. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass das so abgesegnet worden wäre, weshalb ich fest davon ausgehe, dass es einen Plan gibt, den Großinquisitor wieder zurückzubringen und ihn so nur temporär ruhigzustellen. In allen anderen Fällen müsste ich die Entscheidung, ihn in dieser Serie zu töten, sehr stark kritisieren, denn wenn schon Star Wars Rebels überschrieben werden kann, was ist dann überhaupt noch sicher? Zumal der Tod nicht mal wirklich nötig gewesen wäre, damit Reva ihre Ambitionen unterstreicht. Und auch wenn er nicht wirklich gestorben sein sollte, hätte man auf diese unnötige Andeutung verzichten können.

Reva kümmert sich um Star Wars Rebels-Fans

Außerdem möchte ich kurz darauf eingehen, dass Leia nun durch diese Serie Obi-Wan schon (länger) kennt und man damit durchaus ihre Botschaft in Episode IV an ihn etwas komisch wirken könnte, wenn sie doch nur auf ihren Vater Bezug nimmt und so tut, als würde sie ihn nicht kennen. Hier würde ich jedoch noch nicht zu stark ins Gericht gehen und im Zweifel annehmen, dass man bei einem hastigen Hilferuf nicht die komplette gemeinsame Geschichte rezitiert. Außerdem finde ich die Dynamik der beiden bisher zu gut, als dass ich diese wegen einigen Zeilen in Episode IV kritisieren könnte, ich erinnere nur an das Kompliment, dass Leia nicht wie eine Zehnjährige klänge.

Design und VFX

Der Planet Daiyu spult das bekannte Repertoire an Unterwelt- und Gangsterkulisse ab und fügt tatsächlich nicht viel neues oder spannendes hinzu. Der Planet hat keinen wirklichen Wiedererkennungswert, was aber natürlich nicht jeder Planet haben muss. Nur hätte Nar Shaddaa oder ein ähnliches Schmugglerloch auch die gleiche Rolle ausfüllen können. Ansonsten fügen sich die vielen verschiedenen Spezies und Moden sehr gut in das Gesamtbild der Folge ein und auch der gealterte Klon – sehr schöner Cameo von Temuera Morrison! – war sehr nah an den Vorbildern aus The Clone Wars und Rebels dran.

Fazit

Die zweite Folge hinterlässt insgesamt ein positives Bild bei mir. Während ich für die Kombi aus Obi-Wan und Leia nicht dankbarer sein und nicht genug kriegen könnte, erscheint die Gegenseite zunehmend unplausibel inkompetent. Zudem würde die Entscheidung den Großinquisitor (vermeintlich?) sterben zu lassen einen für mich nicht nachvollziehbaren Kontinuitätsbruch mit Star Wars Rebels darstellen, weshalb ich mir das wie oben beschrieben nicht wirklich vorstellen kann. Die Enthüllung am Ende birgt jedoch Potenzial für weitere innere und äußere Konflikte Obi-Wans und deshalb bin ich gespannt, wie es kommenden Mittwoch weitergehen wird!

I’ll be back

Was haltet ihr von der Entscheidung am Ende der zweiten Folge? Wie glaubt ihr wird es weitergehen? Wir freuen uns auf eure Kommentare!

9 Kommentare

  1. ich finde die Story gut konstruiert und die Kulissen herausragend. Ich bin sehr zufrieden mit der Serie bislang. Der Zwischenfall mit Reva könnte dem Großinquisitor etwas auf den Magen geschlagen sein, vielleicht erklärt dies seine Gewichtsabnahme und etwas größere Schweigsamkeit in den späteren Rebelsfolgen. An sein vorzeitiges Ende mag ich aus ähnlichen Gründen wie du nicht glauben.

  2. Ich finde beide Episoden sehr stark und stimme beiden Rezensionen weitestgehend zu.

    Die Szene mit der Order 66 sieht für mich aus wie die in BOBF als Grogu seinen Flashback hat. Ich hab die ganze Zeit nach ihm Ausschau gehalten.

    Ich denke das Großinquisitor aus Kenobi und Rebels sind nicht die gleichen Personen. Warten wir mal ab ob uns noch ein Pau’aner über den Weg läuft. Aber egal wie: sterben darf er in dieser Serie nicht!

  3. Erstmal danke für die ausführliche Review. Zum Thema Großinquisitor, den werden sie wieder auf die Beine bekommen, es gab schon schlimmer verletzte Leute in Star Wars. Was ich aber gerade hier auf einer Literaturseite in Sachen Retcons erwähnen muss, ist dass man leider nach Kanan in TBB schon wieder eine Comicreihe einfach weggefegt hat, nämlich die „Journals of Old Ben Kenobi“ Reihe. Selbst in the Book of Boba Fett hat man diese noch respektiert. Sehr schade.

    1. Habe diese Comics bisher noch nicht lesen können. Wann spielen die denn im Vergleich zur Serie und was wurde dabei nicht bedacht?

    2. Also die Comics spielen 11-10VSY, also ca. 1 Jahr vor der Serie. Es geht um Einträge aus Obi-Wans Tagebuch, welches Luke am Anfang der Marvel Star Wars 2015er Reihe in seiner Hütte findet. Obi-Wan wacht natürlich aus der Ferne über Luke und legt sich auch mit Jabbas Gefolgsleuten an, streitet mit Owen und kämpft mit Kopfgeldjägern. Widersprüche zur Serie sind z.b. , dass Obi Wan schon in seiner Hütte wohnt und sich bereits entschließt nicht mehr wegzusehen sondern gegen Unrecht auf Tatooine vorzugehen. Sein Lichtschwert hat er auch schon wieder in Benutzung. Dass natürlich die meisten Leute, die die Serie schauen ,den Comic nicht kennen, tut für mich nichts zur Sache, denn mal wieder zeigt sich, dass Literatur eben doch unter TV steht und das bei Lucasfilm auch allen egal ist. Kann ich jetzt erwarten, dass jedes Buch und jeder Comic, den ich teuer kaufe eh von einer der zigtausend kommenden Serien geretconned wird ? Finde das einfach sehr schade und auch etwas frustrierend.

    3. Das kann ich gut nachvollziehen war ja schon bei Ep9 und Bad Batch das Problem leider setzt sich die Story Group da nicht genug durch wie ich finde. Die Comics etc. lese ich auch gerade bin allerdings noch nicht in allen Bereichen Up to Date.

    4. Ich als Kanonliebhaber muss das auch kritiseren. Ich meine es gibt extra eingestellte Personen, die aufpassen, dass im Kanon nichts überschrieben wird. Wenn das denn Writern der Serie aber egal ist, dann ist das für zukünftige Projekte ein schlechtes Zeichen. Dem normalen Zuschauer der nur Serien und Filme schaut wird das egal sein. Für Menschen die aber den ganzen Kanon konsumieren istd as ein Schlag ins Gesicht.

  4. Also ich find ja die beiden Folgen insgesamt auch recht gut, aber die kindliche Leia geht mir doch immer mehr auf die Nerven. Kann ich kaum nachvollziehen, dass ihre Darstellung von manchen so gelobt wird. Das Drehbuch und die Dialoge helfen auch nicht unbedingt. Ich hoffe einfach er liefert sie jetzt ab und gut ist, sonst wird das für mich zu einem reinen Cringefest…

    1. Bin normalerweise auch kein großer Fan von Kindern in Serien und Co, aber es passt in meinen Augen einfach zur Figur, dass sie „nervig“ oder neunmalklug wirkt. Sie hinterfragt und ist gerade heraus, so wie Leia später auch in der OT.
      Von daher ist es für mich fast ein gutes Zeichen, wenn man sie etwas nervig findet. Aber glaube auch, dass sie nicht die ganze Serie an seiner Seite sein wird.

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