Marvel-Mittwoch: The High Republic #10

Etwas länger mussten wir warten, um den zweiten Teil der Handlung Shadow of the Nihil  der The High Republic-Reihe zu lesen zu bekommen. Nun ist es aber endlich soweit und unterhalb der Spoilerwarnung erfahrt ihr, wie Keeve ihren Konflikt bei den Nihil löst, welche Folgen dies hat und was die Handlung mit ihrer überraschenden Wendung für die Zukunft bedeuten könnte. Viel Spaß beim Lesen und diskutieren in den Kommentaren!

Achtung: Bitte bedenkt, dass unsere Marvel-Mittwoch-Rezensionen Spoiler enthalten, damit wir in den Kommentaren mit euch diskutieren können.

Zum Inhalt

Nachdem Keeve in der letzten Ausgabe „Jedi No More“ war, ist sie in Kapitel zwei des zweiteiligen Handlungsbogens „Shadow of the Nihil“ nun auch noch „Out of Balance, Out of Time”… und wir begeben uns weiterhin mit ihr in den Nihil-Kurzurlaub. Heft #9 hat uns, wie wir es mittlerweile von Cavan Scott gewohnt sind, mit einem Cliffhanger zurückgelassen und nun wird die Frage geklärt, ob Keeve von Myarga verraten werden könnte oder es über sich bringen kann, diese umzubringen.

In dieser Ausgabe befinden wir uns auf Nihil-Seite an einem ziemlich spannenden Handlungsort. Schon oft wurden die Warclouds erwähnt und auch gezeigt, giftige Dampfwolken, die die Nihil beim Angriff zum Desorientieren ihrer Opfer einsetzen. Die Handlung aus Heft #10 befindet sich nun in einer der Gasschmieden der Nihil auf Xais, wo genau dieses Gas hergestellt wird. Damit wird uns zumindest ansatzweise ein Blick hinter die Kulissen der Plünderer gewährt, der gerne etwas länger hätte sein können. Vielleicht erfahren wir ja beim nächsten Mal, welcher DJ für den Wreckpunk verantwortlich ist.

Doch zurück zur Handlung. Bereits auf der ersten Seite trifft Keeve eine folgenreiche Entscheidung. Nachdem sie anmerkt, dass weder sie, noch Avar wohl mit einer Konfrontation dieser Art gerechnet hatten (übrigens schön von Cavan Scott in Anlehnung an „It will be fun, they said“ formuliert), scheint es, als würde sie einen Kanister Nagnol zu Boden reißen, welcher kurz darauf explodiert und den Träger der Kartusche in Flammen aufgehen lässt. Schade, dass wir hier keinen Einblick in Keeves Gedanken bekommen, womit die Comicserie sonst immer stark punktet. Vielleicht wird sich dieser Konflikt aber auch erstmal für weitere Ausgaben aufbewahrt. Immerhin können nicht alle Probleme immer in einem Rutsch aufgegriffen und geklärt werden und so bleibt Spannung für Keeves weitere Entwicklung bestehen.

Konflikte gibt es auf der Ataraxia nämlich schon genug. Zunächst werden wir von Ceret daran erinnert, wie die Verbindung zu seinem*ihrem Zwilling Terec funktioniert. Nötig war diese Wiederholung nicht unbedingt, im Verlaufe des Comics ergibt sich aber auf jeden Fall, warum diese Bindung so wichtig ist und man verstehen sollte, was es damit auf sich hat. Außerdem ist es wirklich eine praktische Fähigkeit, dass Ceret Terec aufspüren kann. So können Avar und ihre Starlight-Squad in der nächsten Ausgabe hoffentlich zu Keeve und Terec (oder was noch von ihnen übrig ist) gelangen, ohne dass eine große Suche losgehen muss. Etwas fragwürdig finde ich Avars Überzeugung, dass die Macht den*die Jedi beschützen wird. Auch wenn das Vertrauen in die Macht für die Jedi im Mittelpunkt ihres Daseins steht, ist das wohl manchmal auch etwas zu naiv gedacht, wie sich kurz darauf zeigen wird. Jedi-Meister Sskeer kommt ebenfalls nicht ohne besorgniserregende Umstände davon. Seit beginn der Serie fragen wir uns schon, was es mit dessen Verlust der Verbindung zur Macht auf sich hat. So langsam könnten die Antworten darauf gerne kommen und sie werden uns nun definitiv versprochen, denn laut dem Doktor konnte endlich eine Ursache gefunden werden. Es scheint ganz so, als gäbe es eine körperliche Ursache, oder zumindest eine, die mit Tests feststellbar ist …  ob hier wohl die kürzlich erst in Trail of Shadows erwähnten Midi-Chlorianer gemeint sind? Wir werden es bald erfahren.

Bei den Nihil geht unterdessen Keeves Notfallplan nach hinten los. Myarga wurde in einen Nagnol-Tank gesteckt und plaudert entgegen Keeves Hoffnungen die Identität der Jedi aus. Hier sehen wir erneut, wie grauenvoll die Nihil sind, und vor allem Zeetar schreckt vor keiner Gräueltat zurück, als er Myarga mit Elektroschocks versetzt. Keeves und Terecs Undercoverspiel geht damit schneller zu Ende als ich erwartet hatte. Dieser Handlung hätte man gerne noch mehr Raum geben können, doch wie wir es vom schnellen Erzähltempo der The High Republic-Serie kennen, steht auch direkt schon die nächste Überraschung vor der Tür. Dieses Mal wortwörtlich, denn Lourna Dee findet den perfekten Moment, um sich zurück in die Haupthandlung zu begeben und crasht den Kampf, um selbst ein wenig mitzumischen. Und auch Doktor Uttersond hat es sicher aus den Schatten geschafft und unterstützt Lourna weiter. Auf ihrer Gefängnis-Rundreise hat diese aber vor allem eines nicht verloren: ihren absolut schwarzen Humor. Nachdem sie Myarga erschießt, merkt sie an, sich nun endlich wieder denken hören zu können, und obwohl sie hier eine grauenhafte Tat nach der anderen begeht und auch noch darüber scherzt, kommt man nicht darum herum, sich über ihren Auftritt zu freuen. Ebenfalls überrascht über Lournas Auftreten sind die Jedi auf der Ataraxia, die die vermeintliche Nihil-Anführerin (im Gegensatz zu uns) für tot geglaubt hatten. Auch hier wird sich der oder die eine oder andere bestimmt noch ärgern, wie ihnen ein solches Missgeschick passieren konnte.

Doch damit nicht genug, denn Cavan Scott hält sich mit Überraschungen nicht zurück und präsentiert uns direkt die nächste. Anders als bei Lourna vergeht hier aber schnell der Spaß, denn es ist schwer zu übersehen, dass was auch immer Lourna „testen“ möchte, eine Verbindung zum Leveler aus The Rising Storm hat. Ob es sich um ein Wesen der Nameless handelt? Keeve scheint zumindest auf einmal ungewohnt erschrocken und erneut geschieht irgendetwas mit der Macht. Hier wären Gedanken von Keeve sicherlich spannend gewesen. Bis auf schemenhafte klauenartige Schatten sehen wir die „Waffe“ aber erstmal nicht und dürfen weiter rätseln, was genau hier überhaupt vor sich geht. Die unheilvolle Stimmung kommt beim Lesen auf jeden Fall bei einem an.

Zurück auf der Ataraxia bahnt sich Schlimmes an – Ceret hat die Verbindung zu Terec verloren und ist nun alleine, spricht sogar im Singular über sich. Die eingangs erklärte besondere Fähigkeit der Zwillinge gewinnt hier also weiter an Bedeutung bedeutet für Ceret außerdem nichts Gutes, denn was Terec passiert, nimmt auch Einfluss auf Ceret, sodass auch diese*r dem seltsamen lilanen Schein der geheimnisvollen Waffe unterliegt und mit leuchtenden Augen und den Worten „There is only pain“ zu Staub zu zerfallen scheint. Dies haben wir gerade erst bei Loden Greatstorm im Comic Trail of Shadows gesehen, sodass sich für spätere Ausgaben noch Verknüpfungen zu der Miniserie erhoffen lassen. Von Cavans Comics sind wir mittlerweile nun ja Wendungen auf der letzten Seite gewohnt. Nicht alle davon bedeuteten immer direkt den Tod eines Charakters (beispielsweise in Heft #7, in dem es schien, als würden die Drengir Avar töten… zumindest wollen wir hoffen, dass dies eine nicht-wahrgewordene Vision bleibt, die Drengir schlummern schließlich immer noch friedlich auf Starlight), dennoch sieht es um die Kotabi-Zwillinge äußerst schlecht aus. Um Keeve mache ich mir weniger Sorgen, dennoch wird auch diese bestimmt nicht spurlos davonkommen. Hoffen wir, dass Lourna nur psychologische Kriegsführung betreibt und sie die Jedi nicht auslöschen, sondern lediglich verängstigen wollte. Cerets Worte stellen zumindest einen gruseligen Kontrast zum Jedi-Kodex dar und schlagen außerdem lyrisch den Bogen zum Handlungsstrang „There Is No Fear“ zurück.

Insgesamt stehen uns in den nächsten Heften also wieder eine ganze Menge Konflikte bevor. Was ist nun mit Sskeer? Was ist den Kotabi-Zwillingen und Keeve passiert? Wie wird Avar damit umgehen, dass Lourna Dee nie tot war und dass sie mit ihrer nicht sanktionierten Mission nun eventuell das Leben oder zumindest das Wohlergehen einiger ihrer Jedi auf dem Gewissen hat? Und vor allem: was genau sind diese mysteriösen Waffen und wie ist Lourna an eine davon gekommen? Fragen über Fragen, deren Antworten ich am liebsten direkt wissen würde, auf die es sich aber immer wieder zu warten lohnt!

Zu den Zeichnungen

Die Zeichnungen dieser Ausgabe stammen von Georges Jeanty. Während ich mich mittlerweile an dessen Zeichenstil gewöhnt habe und die Zeichnungen meiner Meinung nach auch an Qualität gewonnen haben, finde ich es schade, dass der Künstler mitten im Handlungsbogen, vor allem wenn dieser nur aus zwei Teilen besteht, gewechselt wird. Bei einzelnen monatlichen Ausgaben ist das bis auf kurze Irritation meinerseits weniger störend, jedoch stelle ich mir das Ganze später im Sammelband als unzufriedenstellend vor.

Nichtsdestotrotz möchte ich dennoch ein paar Aspekte zu den Zeichnungen an sich anmerken. Insgesamt wurde das Medium nämlich wieder eher so genutzt, wie ich es öfters bei Ario Anindito hervorgehoben habe. Die Doppelseite der Explosion und auch die in Flammen stehende Seite danach gefallen mir vom Layout und der farblichen Gestaltung super (die Farben stammen dieses mal von Carlos Lopez). Aufgefallen ist mir auch, dass die „Soundeffekte“ etwas grober beziehungsweise offensichtlicher im Vergleich zu anderen Ausgaben ausfallen. Ein paar coole kleine Details gibt es auch – so ist beispielsweise das Röntgenbild von Sskeer zu sehen, in dessen Arm es nur ein paar kleine Knochen gibt, und auch Doktor Uttersond kommt mit Anzug und Brille gewohnt gelassen daher. In guter alter Star Wars-Manier darf natürlich auch eine abgetrennte Hand nicht fehlen. Eindrucksvoll sind auch die Folterszenen der Huttin Myarga. Eine etwas detailreichere, klarere Umsetzung hätte ich mir bei Zeetars Bewegungen gewünscht, da mir bei seiner großen Rüstung nicht ganz greifbar war, wie und wohin er sich in der Kampfszene bewegt. Auch der Hintergrund hätte meiner Meinung nach etwas mehr Details vertragen können, denn in dieser Ausgabe wurde oft lediglich auf Dampf oder Gas als Hintergrundgestaltung zurückgegriffen, wobei die Kulisse der Schmiede sicherlich mehr zu bieten hätte. Hier wäre mehr drin gewesen!

Zeichnerisch mein größtes Highlight ist allerdings Lourna Dee, von der ich spätestens seit Tempest Runner Fan bin (sofern das bei ihren zwielichtigen Taten eben möglich ist). Abgesehen von Konzeptzeichnungen und dem Hörspiel-Cover ist dies das erste Mal, dass wir Lourna sehen. Mit ihrer violett-pinken Maske, dem Nasenpiercing und den gefeilten Zähnen ist ihr Charakter richtig gut getroffen worden und bekommt hoffentlich noch ein paar mehr Szenen!

Fazit

Mit The High Republic #10 nimmt Cavan Scott uns erneut auf eine Achterbahn der Gefühle mit und liefert viel Gesprächsstoff. Neben Lourna Dees Auftritt, welche zeichnerisch überzeugend von Jeanty umgesetzt wurde, schockiert auch das Schicksal der Zwillinge Ceret und Terec und es wird klar, dass keiner der beteiligten Jedi aus dieser Sache spurlos davonkommen wird. Der Comic, dessen Handlung sich auch gut über mehrere Ausgaben hätte erzählen lassen und bei dem ich mir teilweise etwas mehr von Keeves Gedanken gewünscht hätte, lässt auf Verbindungen zur Serie Trail of Shadows hoffen und liefert eine actiongeladene, intensive und mysteriöse Handlung, die ihr auf keinen Fall verpassen solltet!

Wir bedanken uns bei Marvel-Comics für die Bereitstellung des digitalen Vorabexemplars, ohne das unser Marvel-Mittwoch nicht möglich wäre.

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Star Wars: Die Hohe Republik ist ein mehrjähriges Buch- und Comicprogramm, das hunderte Jahre vor den Skywalker-Filmen spielt und die Jedi in ihrer Blütezeit zeigt. Weitere Infos, News, Podcasts und Rezensionen gibt es in unserem Portal und in der Datenbank. Beachtet auch unsere Guides zur Lesereihenfolge von Phase I, Phase II und Phase III.

2 Kommentare

  1. Ich finde es auch relativ schade, dass es immer wieder einen Zeichnerwechsel gibt. Mir gefallen die Zeichnungen von Jeanty zwar auch ganz gut, aber ich finde Ario Anindito leistet in dieser Reihe wirklich eine herausragend gute Arbeit!

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