Marvel-Mittwoch: Darth Vader #12 und Doctor Aphra #10

Diese Woche geht Marvel in die Vollen und führt die beiden verbliebenen regulären Reihen an das große War of the Bounty Hunters Crossover heran. Darth Vader blättert dabei in seinem Fotoalbum, während Doctor Aphra eine Einladung erhält.

Achtung: Damit wir mit euch frei über den Inhalt und unsere Meinung zur Handlung diskutieren können, enthält der Marvel-Mittwoch Spoiler.

Darth Vader #12 – rezensiert von Tobias

Auch der Dunkle Lord begibt sich in dieser Ausgabe in den War of the Bounty Hunters mit der Story Into the Trap. Doch das tut er weder überzeugend, stilsicher noch innovativ. Also alles so wie bisher in der Vader-Reihe (zumindest seit dem zweiten Handlungsbogen).

Zum Inhalt

Darth Vader #12 (26.05.2021)
Darth Vader #12 (26.05.2021)

Angst führt zur dunklen Seite und genau davor fürchte ich mich jetzt, denn ich hatte Angst vor War of the Bounty Hunters, und was soll ich sagen: Alle Zeichen stehen auf Konstruktion um jeden Preis. Jede Reihe muss da jetzt unbedingt hin und das resultiert dann eben in einem Heft, wie Darth Vader #12.

Zurück auf Coruscant wird Vader zunächst einmal wieder zusammengeschraubt und repariert, um wieder in den Dienst seines Meisters treten zu können. Dabei hat er wie immer die obligatorischen Visionen und sieht seinen Sohn, die Schlacht von Yavin und dann auch Han Solo und dessen Rettung des jungen Skywalkers. Dann beginnt die Absurditätsachterbahn aber erst richtig! Vader verfolgt in einem Rückblick nachvollziehbarerweise den Piloten, der ihn über dem Todesstern ausgeschaltet hat. Soweit so gut. Doch die Umsetzung ist die reinste Farce. Vader folgt seinem Ziel zunächst nach Corellia, wo Reparaturen am Falken durchgeführt werden. Dort findet er auch einen YT-Frachter, und da läuft ja glücklicherweise sogar ein Schmuggler von der Rampe, der bis auf das Kopfteil die gleichen LEGO-Körperteile hart, wie die Han Solo-Minifigur. Doch als das nicht Han ist, stellt dieser vom anderen YT-Frachter daneben aus fest, dass das ja glücklicherweise der falsche Frachter war und beschließt nun schnell mit Chewie zu fliehen.

Aber Moment mal! Billigeres Storytelling kann es kaum geben. Die Verwechslung von zufälligerweise zwei gleichzeitig nebeneinander parkenden YT-Frachtern durch Darth Vader rettete Han Solo nach Yavin das Leben? Schmugglerglück hab ich immer eher in-universe vermutet und nicht im Autorenraum. Nun gut, noch schlimmer kann es quasi nicht werden, dachte ich zumindest. Denn Hans brillanter Plan ist es dann, auf einen Reparaturhof zu fliegen, der nur auf YT-Frachter spezialisiert ist und sich da in der Masse zu verstecken. Und jetzt festhalten: Das funktioniert auch noch. Doch als Vader dann herausfindet, wer der Pilot ist und wie er heißt lässt er ihn ziehen. Denn: Man hätte sonst ja Episode V umschreiben müssen und das kann selbst Pak nicht durchziehen. Dort jagt dann ja bekanntlich eine Kopfgeldjäger-Schar den Falken und letztendlich wird Han als Nebenprodukt an Boba beziehungsweise Jabba verscherbelt.

Jetzt ist Vader aber so wütend auf alles und jeden, dass er diesen Karbonitblock auch unbedingt haben will und zusammen mit Ochi macht er sich auf den Weg, das in die Tat umzusetzen. Zusätzlich heuern sie noch einen Hutten (Bokku) an, der auch die Augen danach aufhalten und Han Solo für die beiden finden und besorgen soll.

Die Vader-Reihe ist aktuell wirklich das schwächste, was ich im Star Wars-Universum lesen darf. Selbst wenn an dieser Ausgabe nicht mal Pak allein Schuld ist, sondern die brillante Idee eine Frage bis Oktober beantworten zu wollen, die nie eine Frage war, maßgeblich dazu beiträgt. Ich verstehe einfach nicht wieso man so etwas auch unbedingt auf alle Reihen ausweiten muss. Ich war zu Beginn skeptisch, war es nach dem Alpha-Heft und dem Verlust des Karbonitblocks durch Boba weiterhin und hab jetzt schon meinen Glauben verloren. Wenn man gute Erzählungen opfern muss, um alle in 20 Seiten auf ein Stück Karbonit einzuschwören, dann hat eine Geschichte eben keinen inhärenten Sinn. Das hat sie hier keinesfalls und wenn mir jemand erzählt hätte, dass Vader zweimal zu inkompetent ist, den richtigen YT-Frachter anzusteuern, dann hätte ich ihn ausgelacht. Es tut mir leid, hypothetischer Hinweisgeber!

Als Randbemerkung übrigens noch: Was hat bitte der Titel Into the Trap mit dieser Ausgabe zu tun? Vader war im Rückblick zu inkompetent, um eine Falle für Solo zu legen und in der Gegenwartshandlung ist er mit Erinnerungen und dem Anheuern von Hutten beschäftigt.

Die Zeichnungen

Während ich in den ersten Heften noch so begeistert immer wieder die rote Panelfärbung bei Erinnerungen in den Himmel gelobt habe, ist das jetzt eben auch schon ein alter Hut. Diese Reihe hat sich im ersten Heft auf einen Stil und eine Art der Präsentation festgelegt und daran wird nicht mehr gerüttelt. Schöne „posterfähige“ Großaufnahmen gibt es auch kaum noch, dafür viele zufällig bunt angemalte YT-Frachter auf einem Reparaturhof, indem die graue Trostlosigkeit des Millennium Falken sicherlich nie auffallen könnte. Aber Vader sieht durch sein Visor ja sowieso alles in rot. Da kann das mal schwerfallen.

Ansonsten reiht sich Querpanel an Querpanel und die Figuren sind weiterhin gut zu erkennen, wobei leider die Abbilder der Filmszenen noch am besten hervorstechen (was gut ist, da quasi 40% des Hefts Erinnerungen an ebenjene sind). Beispielsweise Hans Absinken in die Karbonitgefrieranlage wurde sehr gut eingefangen oder die Aufstellung der Kopfgeldjäger auf Vaders Flaggschiff.

Fazit

Vader Down. Das ist eigentlich alles, was man dazu sagen muss. Doch paradoxerweise war die so benannte Reihe sogar gut. Was wir hier sehen ist genau das Gegenteil. Seit der Story rund um Exegol sank die Qualität und Kreativität zunehmend zugunsten eines Retcons für Episode IX. Nun muss Vader in einer Schlammschlacht mitkämpfen, die weit unter seiner Würde ist. Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass Vader, der Han in Episode V nur als Nebenprodukt sieht, welches Luke anlocken soll, einmal einen Karbonitblock hinterherjagt, den er vorher mit Boba hat gehen lassen. Das ist alles so absurd und damit symptomatisch für den Zwang Vader-Comics verkaufen zu müssen, auch wenn man nichts zu erzählen hat.

Bewertung: 1 von 5 Holocrons
Bewertung: 1 von 5 Holocrons

Doctor Aphra #10 – rezensiert von Matthias

Das Heft 10 War of the Bounty Hunters, Prelude: The Invitation gehört zwar formell schon zum neuen Handlungsbogen, stellt aber de facto den Abschluss des letzten Handlungsbogens dar und leitet dann direkt zum Crossover über.

Der Inhalt

Doctor Aphra #10 (26.05.2021)
Doctor Aphra #10 (26.05.2021)

Die Geiselnahme der Techniker-Crew auf Midarr durch Vukorah dauert an. Aphra möchte den Umstand, dass sie und Sana bislang noch nicht von Vukorah entdeckt wurden nutzen und sich absetzen. Aber Sana erzwingt ein Eingreifen. Um zu verhindern, dass sich Sana in Gefahr begibt, schickt Aphra sie los einen Ausgang zu suchen, während sie selber vortritt und Vukorah anbietet den Antrieb zu reparieren, damit diese aufhört ständig Geiseln zu erschießen. Diese lässt sich darauf ein, stellt aber Aphra eine anschließende Erschießung in Aussicht. Während sich Aphra daran macht den Antrieb neu zu verkabeln, gelingt es Sana eine Gruppe der Geiseln raus aus dem Gebäude zu bringen. Mittlerweile vor Ort aufgezogenen Sturmtruppen stoßen daraufhin auf dem gleichen Weg ins Gebäudeinnere vor.

Zeitgleich sind Lucky und Ariole auf Canto Bight weiter als Vollstrecker für Wen Delphis im Einsatz. Ihr aktueller Auftrag wirft aber allerlei Fragen auf, denen sie nachzugehen beschließen.

Vukorah verliert auf Midarr nach einer Weile die Geduld und gerade als sie Aphra erschießen will, stürmen die Stormtropper in die Halle und es kommt zu einer wilden Schießerei in deren Verlauf auch die restlichen Geiseln entkommen können. Aphra stößt derweil unerwartet auf den Kern des Antriebs und kann diesen gerade noch an sich nehmen, ehe der Antrieb im Kreuzfeuer getroffen wird und explodiert. Vukorah versucht zwar noch Aphra und die ihr zur Hilfe eilenden Sana zu töten, aber beiden gelingt die Flucht als Vukorah am Auge verletz wird und die Verfolgung abbricht.

Aphra und Sana kehren anschließend zur Acquisitor zurück, um Lady Domina Tagge zu erklären, was geschehen ist und dass der Antrieb zerstört wurde. Aber darüber ist diese gar nicht entzückt, denn es ging ihr nicht nur darum ihren Konkurrenten zu zerstören, sondern auch den Pfadantrieb selber in die Hände zu bekommen. Aphra kann aber verhindern, dass sie und Sana in Reaktion auf die Enttäuschung über den Missionsverlauf getötet werden, indem sie Lady Domina den Kristallkern aus dem Pfadantrieb übergibt. Diese gibt den beiden daraufhin noch eine Chance und einen neuen Auftrag. Sie soll Ebann Drake aufspüren und ihn an seine seine Verpflichtungen bezüglich einer bestimmten Gelegenheit erinnern, die, wenn er sie nicht nutzt, von Lady Domina für sich beansprucht wird. Kurz nachdem Sana und Chelli Lady Domina verlassen haben, erfährt diese, dass sie vier Spione in ihrer Organisation hatte. Zwar wurden diese schon eliminiert, aber der Umstand, dass auch ihre Konkurrenten von einer unbekannten Organisation derart unterwandert worden sind, gibt ihr zur Besorgnis Anlass.

Aphra und Sana besprechen an Bord der Volt Cobra die letzten Entwicklungen und Aphra erzählt Sana, dass sie die Daten vom Kristallkern längst heruntergeladen und kopiert hatte, diese aber nicht wirklich brauchbar sind, zumindest nicht für Lady Domina.

Auch Lucky und Ariole haben zwischenzeitlich einen neuen Auftrag erhalten, denn auch ihr Clan, The Sixth Kin, ist von Verrätern unterwandert worden und so schickt sie Wen Delphis aus, den flüchtigen Verräter Crae und seine Kontaktperson noch am gleichen Tag aufzuspüren und zu töten.

Und so machen sich die beiden Teams aus ehemaligen Verbündeten, die zu Gegnern wurden, auf, ihre jeweiligen Ziele zu finden.

Die Umsetzung

Alyssa Wong hat die Geschichte grundsolide und sehr geradeaus konstruiert, was den Verlauf sehr vorhersehbar gemacht hat, aber so kommt sie am effizientesten zum Abschluss. Bis auf die letzten paar Seiten gehört das ganze Heft noch klar zum letzten Handlungsbogen. Die Abtrennung dieses Heftes von letzten Handlungsbogen kann ich mir daher nur dadurch erklären, dass man aus organisatorischen Gründen einen auch zeitlich einheitlichen Übergang aller Reihen erreichen wollte, egal ob sie wirklich ein Vorspiel zum War of the Bounty Hunters enthalten oder – wie hier – nicht. Dies enttäuscht zwar in diesem Falle ein wenig die inhaltlichen Erwartungen, aber tut der Geschichte an sich keinen großen Abbruch.

Mit den Zeichnungen bin ich diesmal nicht zufrieden. Ray-Anthony Height tut sich übers ganze Heft mit den Gesichtern und Haaren bei Sana und Aphra echt schwer und bekommt auch die Körper der Personen häufiger mal nicht richtig hin. Die Darstellung der Gebäude und Innenräume hingegen sind auf dem gewohnten Level. Dies ist schade, denn da sind wir eigentlich etwas anderes gewohnt.

Was sehr positiv auffällt ist der sehr gelungene und effiziente Schnitt der Panels, die zumindest phasenweise die übliche Kästchenanordnung verlassen und die Seite als Ganzes gestalten. Besonders auf der Schlussseite führt diese Art der Bildkomposition zu einem starken Effekt, weil so die beiden Teams auch optisch sehr stark wieder zusammengeführt und auf einen neuen, gemeinsamen Zielpunkt ausgerichtet werden, der im untersten Panel auch schon angeteasert wird.

Fazit

Das Heft hat mir trotz einiger Schwächen gut gefallen. Nun bin ich aber auf ihre Rolle im War of the Bounty Hunters gespannt.

Das nächste Heft aus der Doctor Aphra-Reihe erscheint am 30. Juni 2021.

Wir bedanken uns bei Marvel-Comics für die Bereitstellung der digitalen Vorabexemplare, ohne die unser Marvel-Mittwoch so nicht möglich wäre.

2 Kommentare

  1. Hi. Ich wollte nur kurz darauf hinweissen, wenn ich auf das Bild mit der Holocron Bewertung drücke steht in der Bildbeschreibung: „Bewertung: 4 von 5 Holocrons“ anstatt „Bewertung: 1 von 5 Holocrons“.

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