Letztes Jahr veröffentlichte Penguin Random House Audio in den USA ein Hörspiel namens Doctor Aphra, in welchem die Autorin Sarah Kuhn die Erlebnisse der Titelfigur aus den Darth Vader-Comics von Kieron Gillen und Salvador Larroca adaptierte und um weitere Szenen ausbaute, darunter auch viele Flashbacks. Genau wie zuvor schon zu Dooku: Jedi Lost erscheint nun morgen bei Del Rey das dazugehörige Skript, das der Hörspielfassung zugrunde liegt, als Hardcover, E-Book und Export-Taschenbuch. Dank Del Rey konnte ich mir das Skript bereits zu Gemüte führen und möchte euch heute meine Eindrücke präsentieren. Diese Rezension stützt sich auch auf Patricias Besprechung des Hörspiels.
Die Aufmachung: Das Hardcover erscheint im selben Format wie schon bei Dooku: Jedi Lost – d.h. in derselben Höhe wie die Romane von Del Rey, aber nicht mit derselben Tiefe, sodass es im Regal vom Rücken her identisch neben die Kanonromane passt. Da das Aphra-Hörspiel kürzer war als das zu Dooku ist das Skriptbuch aber auch merklich dünner. Im Inneren bekommen wir das originale Skript mit den für diese Textsorte üblichen Formatierungen. Genau wie bei Dooku – und das ist wie immer mein großes Argument gegen Romanfassungen dieser Drehbücher, wie Blanvalet sie in Deutschland plant – sind in Kursiv auch Regieanweisungen enthalten, die z.B. auf das Sounddesign von Planeten eingehen und einen besser in die Gedankenwelt des Autors eintauchen lassen.
Der Mehrwert des Skriptes: Man möge mir die vielen Vergleiche zu Dooku: Jedi Lost verzeihen, doch in seiner Eigenschaft als erstes kanonisches Hörspielskript bietet es sich einfach als direkte Bezugsnorm an. Der Erkenntnisgewinn aus dem Skript war als Kenner der Hörspielfassung bei Doctor Aphra niedriger als damals noch bei Dooku, was aber mehrere Gründe hat. Zuallererst folgte Aphra einer stringenteren Erzählweise als Dooku, nicht zuletzt da Aphra durchweg die Erzählerin ist und keine Wechsel stattfinden, was schon das Audio um einiges angenehmer machte als bei Dooku, dessen komplexere Erzählung erst durch das Skript für mich völlig transparent wurde. Andererseits sind Sarah Kuhns Regieanweisungen deutlich kürzer geraten als Cavan Scotts bei Dooku, was aber auch wieder an der Erzählperspektive liegt. Dazu gleich mehr.
Audio oder Skript? Dooku und Aphra eint, dass die Autoren Wege gefunden haben, die Audioaufnahmen teilweise oder – im Falle von Aphra – sogar gänzlich „in-universe“ existieren zu lassen. Chelli Aphra fertigt das Audio als eine Art Testament und Biographie im Falle ihres drohenden Todes im Dienste Darth Vaders an und bietet dabei tiefe Einblicke in ihre Psyche. Hinzu kommt, dass Sarah Kuhn auch Stilmittel wie das Zurückspulen eines Tonbandes oder nicht-lineare Schnitte nutzt, um Szenen in ihrem Hörspiel zu bereichern und Aphra als unzuverlässige Erzählerin zu etablieren. Weiterhin fand ich Emily Woo Zeller eine extrem passende Stimme für die Figur der Aphra, weswegen ich – als wiederholt erklärter Gegner rein auditiver Medien – hier tatsächlich für das Hörspiel plädiere, wenn ihr euch denn entscheiden müsst. Wer sich nicht zwischen Skriptbuch und Audio entscheiden muss, dem empfehle ich das Hörspiel dennoch, aber das Skript eignet sich auch wunderbar zum Mitlesen und zur Vertiefung des Verständnisses.
Fazit: Sarah Kuhns Doctor Aphra sich empfehle ich sowohl Fans von Chelli Lona Aphra, die mehr über sie wissen wollen, als auch ihren Skeptikern und Verweigerern, die sich noch nicht mit ihr auseinandergesetzt haben. Hörspiel und/oder Skript sind gute Vorbereitungen darauf, direkt in die Aphra-Comics von Gillen/Spurrier oder sogar von Alyssa Wong einzusteigen – letztere bezieht sich bisweilen auch auf Kuhns Flashback-Szenen. Kuhn und dem Team von PRH Audio ist es gelungen, die teils abgefahrenen Plots der Comics durch einen Fokus auf deren emotionale Wucht zu erden und durch geschickte Auslassungen und Ausschmückungen die Geschichte Aphras stilgerecht zu vertonen.
Werdet ihr beim Skript wieder zuschlagen? Und wenn ihr das Hörspiel bereits kennt: Wie fandet ihr es?
Wir danken Del Rey für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
„Genau wie bei Dooku – und das ist wie immer mein großes Argument gegen Romanfassungen dieser Drehbücher, wie Blanvalet sie in Deutschland plant – sind in Kursiv auch Regieanweisungen enthalten, die z.B. auf das Sounddesign von Planeten eingehen und einen besser in die Gedankenwelt des Autors eintauchen lassen.“
Ohne die Skriptfassung gelesen zu haben, verstehe ich das Argument so absolut nicht. Gerade in einer Romanfassung sollte man sowas doch sogar noch besser ausschmücken können, oder etwa nicht? Ich sehe da eigentlich nur Vorteile bei einer Romanfassung. Sonst spräche das doch auch gegen jegliche Novelisierungen von Filmen. Und Stover hat mit Episode III schon ein Glanzstück hingelegt ;).
Die Skripte enthalten Anspielungen auf die reale Welt, gerade bei Dooku, um zu beschreiben wie etwas oder jemand klingt.
Ich glaube, die Art von Romanfassung, die Blanvalet plant, sieht eher eine Löschung dieser Stellen vor, aber da lasse ich mich gern positiv überraschen.
Aaah, okay, jetzt verstehe ich es. Aber, wie gesagt, ohne die Skriptfassung gelesen zu haben, empfände ich das, ehrlich gesagt, nicht als Verlust, da mich sowas aus der Geschichte reißen würde. Und in Romanen gibt es da sicher genügend äquivalente Stilmitel.
Gut, es kommt wohl darauf an, was man von den Skripten möchte. Ich sehe die als ihr eigenes Medium und will auch da letztlich die Vision des Autors ungefiltert präsentiert bekommen. Aber wen sowas stört, für den wäre ein Roman wohl besser.