Marvel-Mittwoch: Star Wars #6 und Darth Vader #5

Heute ist Finalzeit beim Marvel-Mittwoch! Mit Star Wars #6: The Destiny Path, Part VI kommt ein alter Bekannter zurück und in Darth Vader #5: Dark Heart of the Sith, Part V erfährt Vader, dass ihn jemand nie wirklich aufgeben hat.

Bitte denkt daran, dass unsere Marvel-Mittwoch Rezensionen Spoiler enthalten, damit die Kommentare für Diskussionen zur Verfügung stehen!

Star Wars #6 – rezensiert von Maximilian

There are worse things than death.

Der Großinquisitor

In Star Wars #6: The Destiny Path, Part VI wird das Tempo stark erhöht. Soule hat auf seinen 22 Seiten viel vor und muss die Handlung dieses Handlungsbogens zum Abschluss bringen, denn Star Wars #7 wird schon den nächsten beginnen. Jesus Saiz hat wieder die Zeichnungen beigesteuert.

Star Wars #6 (Mai 2020)
Star Wars #6 (16.09.2020)

Im Prinzip geht es ungefähr so los, wie wir es nach Part 5 erwartet hatten. Luke Skywalker wird unter Wasser gefangen gehalten und droht zu ertrinken, wird aber von R2-D2 gerettet, der von Verla massiv unterschätzt wird. Diese kommt nur langsam wieder zur Besinnung und erzählt Luke dann von Anakin Skywalkers Verrat am Orden der Jedi und wie sie es geschafft hat, sich von den Jedi zu lösen und stattdessen ein einfaches Leben zu führen. Auf Lukes Nachfragen hin erklärt sie, dass sie seit Ewigkeiten kein Lichtschwert mehr in der Hand gehabt haben will.

Diese Aussage verwirrt mich allerdings zutiefst. In den letzten Heften wurde mehrfach eine Verla nicht unähnliche Figur gezeigt, die klar Lukes blaues Schwert führt. Einige Male in Lukes Visionen, aber das erste Mal wirkte auf mich nicht wie eine Vision, sondern ziemlich Real. Das Team hat uns also mindestens ein Mal hinters Licht geführt: entweder waren all jene Teile, in denen das Schwert vorkam eine Vision und einfach nicht entsprechend gekennzeichnet, oder Verla ist nicht die Frau aus der Vision, bzw. die Frau, die das Schwert gefangen hat.

Vielleicht überinterpretiere ich da auch etwas, aber für mich sind die Hefte so nicht mehr ineinander stimmig. Eventuell ändert sich meine Meinung, wenn ich irgendwann den Sammelband in der Hand halte und die Geschichte am Stück lese.

Trotzdem hilft Verla Luke ein wenig aus, indem sie ihm die Koordinaten zu einem alten Stützpunkt der Hohen Republik gibt, wo er ein Lichtschwert (natürlich nicht sein eigenes) und ein Holocron finden soll. Zusätzlich findet er jedoch noch eine Überraschung: Den Großinquisitor! Dieser scheint in einem Zustand zu sein, der ihn in der Macht ans Leben fesselt, körperlich jedoch tot ist. Jedenfalls sehen wir ihn im selben Zustand, in dem Ezra und Kanan ihn in der ersten Staffel Star Wars Rebels zurückgelassen haben: brennend.

Diese Machtmanifestation des Großinquisitors ist eine Falle Vaders und duelliert sich mit Luke, der allerdings siegreich hervorgeht und lange weg ist, bevor Vader den Ort erreicht.

Der Comic endet mit der Wiedervereinigung der Rebellen mit Luke.

Allgemein ging es in The Destiny Path sehr hektisch zu, wie ich finde. In den sechs Einzelheften ist so unglaublich viel passiert, obwohl gefühlt nicht einmal eine Woche seit Bespin vergangen ist. Insbesondere in diesem sechsten Heft ist mir die Hektik aber besonders negativ aufgefallen. Die Verknüpfungen zu Soules Comic Brennende Meere und zu Star Wars Rebels, sowie dem Event The High Republic scheinen zeitweise höher gewichtet worden zu sein als die eigentliche Handlung. Keine Frage, ich liebe Verknüpfungen immer, aber hier geht dadurch insbesondere in Verlas Fall etwas in der Handlung unter, was den Leser dank Abwesenheit verwirrt.

Trotzdem ein absolut lesenswerter Comic und ich freue mich auf den deutschen Sammelband, der leider noch nicht angekündigt wurde.

Star War #7 erscheint am 07.10.2020 unter dem Titel Tarkin’s Will, Part 1.

Darth Vader #5 – rezensiert von Tobias

Zum Inhalt

Darth Vader #5 (17.06.2020)
Darth Vader #5 (16.09.2020)

Darth Vader ist gepalten! Dieses Bild, diese Thematik zieht sich durch den gesamten fünfteiligen Handlungsstrang von Dark Heart of the Sith! Auch in der letzten Ausgabe zeigt uns das Cover genau diese Spaltung (und das nicht gerade subtil) und arbeitet im Inneren mit vielen Erinnerungen und emotionalen Reaktionen Vaders, die wiederum subtiler eingebaut werden.

Das erste Anzeichen einer Spaltung in dieser Ausgabe erhalten wir mit Sabés Appell das Grab Padmés nicht zu schänden, sondern es behutsam zu öffnen. Pak zeigt uns hier – wieder in rot hinterlegt und hervorragend illustriert von Raffaele Ienco – Erinnerungen an Padmé. Eine positive auf Naboo und schließlich der Moment, indem Vader sie beinahe zu Tode gewürgt hat. Daraufhin lässt er tatsächlich davon ab und ZED findet bei seiner Analyse ein medizinisches Implantat, das ihnen den Weg nach Polis Massa weist. Ich habe mich dabei nur gefragt wieso Padmé ein solches Implantat eingesetzt bekam, aber da wir nicht genau wissen, wie medizinische Versorgung in Star Wars funktioniert, lass ich das einfach mal als Notwendigkeit zur Behandlung durchgehen.

Nachdem Vader dann Sabé und ihrem Gefolge – den „Amidalans“ – erlaubt von Naboo zu verschwinden und auch dorthin zu reisen, macht er sich selbst auf den Weg zur verlassenen Minenstation. Dort erfahren wir nebenbei noch, dass es ebenfalls eine mittlerweile zerstörte Rebellenbasis war, was ich zumindest für logisch empfand, da sie ja auch den Jedi-Flüchtlingen, sowie Bail und Padmé Zuflucht gaben und wohl danach nicht in die Arme des Imperiums spaziert sind. Ach und die Amidalans werden dann übrigens von Vader vernichtet, was aber durch das Fehlen einiger namhafter Zofen wohl nicht ihre finale Niederlage sein dürfte.

Aufgelockert wird diese obligatorische Actioneinlage dann aber durch sehr schöne – erneut rot hinterlegte, da aus Vaders Perspektive beobachtete – Panels, in denen er sich an Obi-Wan Kenobis Verrat, als auch an die Verstümmelung durch ihn erinnert. Als Reaktion darauf erhalten wir auch das größte Bild der Reihe, welches den kämpfenden Vader in einem Meer aus fallenden Loyalisten zeigt. Damit wird eindeutig die freigelassene Wut ausgedrückt, die Vader so lange kanalisiert hat und sich nun bahnbricht.

Nach dem Gemetzel ist es wieder Zeit für Gefühle und ruhige Töne und einen für mich sehr positiven Moment: ZED wird endlich ausgeschaltet. Diesem fällt nämlich sein loses Mundwerk gegenüber Vader – welches ich in früheren Ausgaben bereits kritisiert habe, da Vader niemals so mit sich reden lassen würde – dann auf die Füße, als er den alten Hebammen-Droiden reaktiviert und dieser in der Aufzeichnung der Geburt zuerst die Ansprache „Obi-Wan“ von Padmé abspielt und er nebenbei erwähnt, dass dieser Obi-Wan ihr wohl sehr wichtig gewesen sein muss. Wie zu erwarten reagiert Vader darauf mit der Zerstörung des Droiden! Wie muss es sich wohl anfühlen, wenn die Frau, die er einst geliebt hat am Sterbebett Obi-Wan, den Mann der ihn verstümmelt zurückgelassen hat, als Bezugsperson nennt und der Droide das dann noch so darstellt, als sei Padmé Obi-Wan das wichtigste im Leben gewesen. Bezieht man dann noch mit ein, dass Vader eigentlich nur für ihr Überleben gekämpft hat (aus seiner Perspektive), erhält die Beobachtung des Sterbebetts eine noch tragischere Ebene.

Getoppt wird das dann nur noch durch das Zitat Padmés, dass noch Gutes in Anakin sei. An dieses Zitat habe ich mich tatsächlich – bis zu dieser Ausgabe – gar nicht mehr aktiv erinnert, aber es kommt einfach zur perfekten Zeit in diesem sich stets mit Selbstzweifel steigernden Handlungsbogen. Nicht nur erkennt Vader, dass ihn mehr Leute geliebt haben als er dachte und er nur in die falsche Richtung geschaut hat, sondern auch, dass seine Frau selbst nach seiner grausamen Tat nicht die Hoffnung an ihn aufgegeben hat. Wie könnte er dann je die Hoffnung in sich selbst aufgeben, wenn selbst sie diese bis zum Ende hatte? Ein wirklich starker Moment, der visuell mit dem fallenden Vader, Padawan Anakin und Sklaven Anakin noch passend verdeutlicht wird. Für mich fungiert das dort kreierte Bild als eine Art Symbol für den Weg zu seiner Erlösung. Wenn er seine dunkle Seite fallen lässt – was quasi mit seinem Akt in Episode VI geschieht – wird er wieder zu dem Guten, das seine Frau immer in ihm gesehen hat und an das sie nie aufhören wollte zu glauben.

Als Übergang zum nächsten Handlungsbogen präsentiert uns Pak dann noch die Berichterstattung beim Imperator, der Vader attestiert nicht Stärke durch das Befolgen des Sith-Kodex erreicht zu haben, sondern im Kummer/Schmerz festzustecken und deshalb wieder bei der Angst beginnen muss, woraufhin dieser seine Machtblitze bereit macht. Auch dieses Bild kann schon eine Vorausdeutung auf Episode VI sein, in welcher Palpatine Luke diesen Weg der Sith auf die gleiche Weise lehren will und dann rechtzeitig von seinem einstigen Schüler aufgehalten wird.

Die Zeichnungen

Ich habe in den bisherigen Ausgaben schon immer lobende Worte für die Zeichnungen von Raffaele Ienco und die Kolorationen von Neeraj Menon verloren. Um es kurz zu fassen: Auch in der finalen Ausgabe dieses Handlungsbogens bleiben diese auf gewohnt hohem Niveau. Besonders lobend hervorheben möchte ich über alle Hefte hinweg die Erinnerungen Vaders mit der rot hinterlegten Farbgebung. Besonders schön daran finde ich, dass Vader niemals die Position Anakins einnimmt. Dadurch verdeutlicht sich auch, dass hier vorsätzlich Vader und Anakin getrennt werden, ja teilweise der jetzige Vader die beobachteten Taten seiner früheren Person ungläubig und traurig betrachtet. Auch der Letterer Joe Caramagna leistet gerade in unübersichtlichen Kampfszenen (von denen es in Vader-Comics ja mindestens eine pro Ausgabe geben muss) eine gute Arbeit, die es einem erleichtert der Handlung zu folgen!

Fazit

Vader-Comics gibt es wahrlich nicht zu wenige und meine zynische Reaktion nach der Ankündigung der 2020er-Reihe war, ob es denn überhaupt noch Jedi gibt, die er jagen kann. Es scheint zumindest einen zu geben: Anakin Skywalker. Denn auch wenn Vader eigentlich auf der Suche nach denen ist, die seine Frau vor ihm versteckt haben und eben auch nach Antworten zu Padmé, ist es am Ende dann doch die Suche und vielleicht der Weg zurück zu seiner eigenen guten Seite, die seine Frau bis zum Ende in ihm sah und die er scheinbar immer weniger zu verdrängen versucht. Hoffen wir, dass der Imperator all das nicht wieder vernichtet und wir Vaders Wandlung weiterhin so authentisch vermittelt bekommen, damit Lukes gespürter Konflikt in Episode VI auf festen Säulen steht. Einen exzellenten Grundstein hat dieser erste Handlungsbogen nach Episode V gelegt und wenn man sich traut Vader auch einmal ganz ohne Schlachten und Gemetzel agieren zu lassen, kann es eigentlich nur noch besser werden.

Bewertung: 5 von 5 Holocrons
Bewertung: 5 von 5 Holocrons

Wir danken Marvel für die Bereitstellung der digitalen Rezensionsexemplare, ohne die unser Marvel-Mittwoch nicht möglich wäre.

Ein Kommentar

  1. Ein echt guter Mittwoch für Marvel. Ich gebe euch bei euren Rezensionen weitgehend Recht – auch was die Beurteilung der Handlungsbögen als Ganzes und deren etwaigen Unebenheiten betrifft. Die beiden Abschlusshefte der Storys sind dahingegen ziemlich gelungen – besonders bei Star Wars.

    Besonders hervorheben möchte ich aber echt die zeichnerische Arbeit diese Woche. Der brennende Großinquisitor war Kino pur und so sollte man Star-Wars-Comics schließlich auch angehen.

    Und die wortlose Seite in Darth Vader, als Vaders jüngere Ichs in die Tiefen von Bespins Wolkenstadt hinabstürzen, ist auch ein fantastischer Gebrauch des Mediums.

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