Rezension: The Clone Wars: Stories of Light and Dark

Heute erscheint bei Disney-Lucasfilm-Press die The Clone Wars-Anthologie Stories of Light and Dark. Darin befinden sich insgesamt elf Geschichten, wobei es sich bei zehn davon um reine Adaptionen bisheriger Folgen handelt. Einzig die Geschichte Bug von E. Anne Convery ist eine neue Erzählung, weswegen ich diese auch am Ende der Rezension noch kurz unabhängig vom Hauptfokus des Bandes – den Adaptionen – bewerten möchte.

Die Adaptionen

Wie bereits erwähnt machen die Adaptionen bisheriger Folgen den Großteil des Werkes aus, weshalb die Qualität dieser in meinen Augen auch der Kaufgrund für das Werk sein sollte. Um das direkt vorweg zu sagen: Ich habe das Lesen aller Stories nicht als Bürde empfunden, was aber vielmehr an meiner Liebe zu The Clone Wars und den Erinnerungen liegt, als an der Qualität oder dem Mehrwert der Adaptionen. Das Werk wirft in mir im großen und ganzen eine zentrale Frage auf:

Für wen wurde dieses Werk gemacht?

Versteht mich nicht falsch – The Clone Wars ist in jedem Fall ein dankbares Thema für eine Anthologie, doch dazu muss sie eben auch etwas mehr bieten als die reine stupide Nacherzählung des auf dem Bildschirm Gesehenen. Das Werk wird hiermit beworben:

„A great overview for kids new to the series
and a treat for fans!“

Beschreibung auf Disneybooks.com

Im Vorwort des Werks bekräftigt Editorin Jennifer Heddle dann noch einmal den Fokus auf erstere Zielgruppe: „And for those of you who are new to the series, please enjoy these extraordinary moments for the first time“. Nehmen wir also diese beiden Zielgruppen mal genauer unter die Lupe!

Kinder, die neu zu The Clone Wars dazu stoßen und gegebenenfalls sogar zuerst nur dieses Werk lesen (siehe Vorwort) oder sich eben anhören, sind in meinen Augen in manchen Geschichten verloren. Dazu zwei Beispiele: Dookus Geschichte – die eine Adaption der Folgen Die Ergreifung des Count und Der Freikauf ist – wird komplett aus der Sicht Dookus geschrieben, was bedeutet, dass die Flucht des Count am Ende der Geschichte nicht nachvollziehbar ist. Wir sehen nämlich nicht Jar Jars Anteil am Zusammenbruch der Energie und erwähnt wird dieser auch nie. Wenn das ein Kind liest, versteht es nicht, wieso Dooku nach zwei fehlgeschlagenen Fluchtversuchen beim dritten Mal so leicht entfliehen kann. Zweites Beispiel: Wenn Anakin in seiner adaptierten Geschichte (Das Geiseldrama) an seine vorherige Begegnung mit Cad Bane denkt und dabei kryptisch Ahsokas Dilemma andeutet ist das zwar eine nette Wahrung der Chronologie, trotzdem weiß ein Neueinsteiger deshalb nicht wer dieser Cad Bane ist und was bei der vorherigen Begegnung geschah. Jetzt kann man natürlich sagen, dass Das Geiseldrama damals ja auch vor Der Holocron-Raub erschien, aber die Gedankenwelt Anakins ist hier trotzdem nicht nachvollziehbar, da sie nur in der Adaption auftaucht und damals nicht Teil der adaptierten Folge war. Prinzipiell ist die Achtung der Chronologie war löblich, aber eben ein Stolperstein für das erklärte Ziel erstere Zielgruppe ansprechen zu wollen. Das bringt mich auch direkt zur zweiten Zielgruppe: Den bestehenden Fans der Serie!

Ich als Fan hatte wie gesagt Spaß am Lesen, was aber eher daran lag, dass es Erinnerungen an die Serie heraufbeschwor. Ist das genug, um dafür ein solches Werk zu kaufen? Ich finde nicht. Man hat sich entschlossen 10 Geschichten aus der Sicht von Hauptfiguren nacherzählen zu lassen. Soweit so gut. Doch leider wachsen diese Hauptfiguren nicht über ihre Konterfeis auf dem Bildschirm hinaus. Sie entwickeln – ähnlich wie die Protagonisten in den Filmromanen zur neuen Trilogie – keine Persönlichkeit, die über das Gesehene hinausgeht. Sie besitzen keinerlei Gefühle oder Gedanken, die auf bisheriges Wissen aufbauen oder die Charaktere plastischer machen. Der einzige Lichtblick war dabei nur Obi-Wan Kenobi, der nach Satines Tod ihre Geschichte rekapituliert und mich dabei sehr gerührt hat:

„She’d been a child on this world. Like other children, she’d taken her first step, uttered her first word, laughed and chased flitters in the tall grass of the Mandalorian plains. She’d learned to read, made friends, suffered hurts, recovered and laughed again. And she’d become a leader. She should have lived to see her world thrive, to see her people find peace, to prosper, to make music and art. She should have grown old and been able to look back on all she’d achieved“.

Stories of Light and Dark, Seite 323

Darüber hinaus erfüllen jedoch alle Hauptfiguren eine rein deskriptive Arbeit und erzählen die Folge eins zu eins nach. Szene für Szene! Nicht einmal Schnitte, die vielleicht Handlungen in der Serie offen lassen, werden mit erweiterten Gedanken fortgeführt (was ja immerhin selbst die Filmromane geschafft haben). Stattdessen gibt es im Werk genau dieselben Schnitte und man fragt sich teilweise, wie die Figur nun so schnell an den neuen Handlungsort gelangt ist, bis einem dann die Ursprungsfolge wieder in den Sinn kommt und man dies nachvollziehen kann. Somit kann dieser Kritikpunkt auch noch zu den möglichen Problemen für The Clone Wars-Einsteiger hinzuaddiert werden.

Es mag jetzt paradox klingen, dass ich einerseits ankreide, dass die Figuren Gedanken an Folgen haben, die Neueinsteiger nicht kennen, gleichzeitig aber auch kritisiere, dass Figuren keine solchen Gedanken entwickeln. Dieses Paradox spannt jedoch die Anthologie in dem Moment auf, indem sie es sich zum Ziel setzt einfach alle ansprechen zu wollen und das scheint auch einer der Gründe zu sein, warum das Werk in meinen Augen scheitert. Man kann keine guten Stories erzählen, wenn diese für beide Zielgruppen gleichermaßen ansprechend sein sollen. Wählt man dann einen halbgaren Mittelweg, hat man schlussendlich genau diese Anthologie.

Auswahl der Figuren/Stories

Insgesamt muss ich dem Band aber zugute halten, dass er einen guten Querschnitt durch die wichtigsten Hauptfiguren der Serie gemacht hat. Freilich ist das auch eher ein Verdienst der Serie, die so viele Figuren über die verschiedenen Staffeln ins Rampenlicht stellt, weswegen man sich leicht die wichtigsten heraussuchen kann. Neben Anakin, Obi-Wan und Dooku folgen wir noch Yoda (Der Hinterhalt), Padmé (Streben nach Frieden), Rex (Umbara-Arc), Cad Bane (Rako Hardeen-Arc), Asajj (Kopfgeld), Maul (Brüder) und Ahsoka respektive Katooni (Kenne deine Feinde).

Für den Ansatz, die Stories quasi identisch nachzuerzählen, ist dies also tatsächlich die perfekte Wahl, aber ich hätte mir eben statt einem From a Main Point of View ein From a Certain Point of View für The Clone Wars gewünscht. Worin liegt (selbst wenn die Gedanken der Figuren einen Mehrwert gehabt hätten) der Sinn, die Figuren, die meist die Geschichte tragen, dies auch hier tun zu lassen? Wieso sehen wir im Umbara-Arc nicht Krells Gedanken oder Mina Bonteris Streben nach Frieden? Klar, weil es dann nicht für Neueinsteiger geeignet wäre, aber das ist es – wie oben dargelegt – so oder so nicht. Neueinsteiger sollen besser die Serie schauen, da erhalten sie auch den notwendigen Kontext, um die Handlung verstehen zu können.

Die neue Geschichte – „Bug“ von E. Anne Convery

Was erwartet man von einer Geschichte, die die einzige neue Ergänzung des The Clone Wars-Kanons in diesem Werk ist? Gegeben dem Cover und dem Fakt der Klonkriege, habe ich ursprünglich eine Geschichte über Klone erwartet. Zumal diese in diesem Werk bis auf Rex im Umbara-Arc stark unterrepräsentiert sind. Stattdessen erhalten wir mit Bug eine zweite Nachtschwestern-Geschichte (neben Asajjs Story), die kaum Bezüge zum Titel der Anthologie hat.

Wir begleiten die von ihren Eltern gehasste Bug auf Sídi und erfahren schnell, dass sie eine Faszination dafür hat, was außerhalb dieses trostlosen Lebens und Planeten liegt. Als dann eine alte Frau eine Geschichte von Falta und ihrer Tochter Yenna erzählt, beginnt sie die Nachtschwestern kennenzulernen.

Neben den ganzen bisherigen Geschichten, die sich minutiös an den Folgen der Serie orientiert haben, versucht man hier so weit wie möglich davon wegzugehen und dichtet den Nachtschwestern auf Dathomir noch eine unabhängig lebende Hexe hinzu. Die ganze Geschichte las sich wie eine Mischung aus Myths and Fables und dem Anfang von Harry Potter nur eben in belanglos und schlecht. Ich hab zu keiner Zeit mit Bug mitgefiebert und die Geschichte der alten Falta war so konstruiert, dass sie auch nicht wirklich spannend war. Mit den Klonkriegen hat diese Geschichte am Ende wie gesagt überhaupt nichts zu tun und die darin etablierten Figuren werden nach dieser Story ohne richtigen Anfang und Ende wohl nie wieder ins Rampenlicht rücken, was die sonst so kanontreue Anthologie uneinheitlich wirken lässt. Wieso ist man nicht den Mittelweg gegangen und hat mit Commander Cody oder einem anderen Klonsoldaten wie Fives oder Jesse eine neue Geschichte erzählt? Etablierte Figur und eine Story, die darauf aufbaut! Nein man nutzt am Rande das Massaker auf Dathomir und dichtet darum eine Geschichte, die möglichst wenig Anknüpfungspunkte an bisher bekannte Fakten und Figuren hat, womit sie überall besser aufgehoben wäre als in einer The Clone Wars-Anthologie.

Fazit

Ich sitze immer noch hier und frage mich für wen genau dieses Buch gedacht sein soll und was die Motivation dahinter war, es zu schreiben. Wenn man einen Einstieg für junge Fans in die The Clone Wars-Welt schaffen wollte, scheiterte man an der Fokussierung auf nur eine Figur, auch wenn beispielsweise ein Ensemble vonnöten ist, um die Folge oder Handlung logisch nachvollziehbar zu machen. Für bestehende Fans wiederum mag es zwar einige Erinnerungen an die jeweiligen Folgen hervorrufen, hat aber keinerlei Mehrwert, weswegen ein Rewatch der Serie in diesem Fall auch sinnvoller wäre. Die neue Geschichte vermag den Gesamteindruck in keinem Fall zu heben, da sie sich komplett von den Klonkriegen lossagt, nur um eine Story zu erzählen, die keinerlei Relevanz mehr haben wird. Ich habe mich zwar nicht besonders auf das Buch gefreut, aber trotzdem mehr davon erwartet als ein ausgeschmücktes Drehbuch der existierenden Folgen, das alle Anteile anderer Figuren streicht und der jeweiligen Hauptfigur kaum einen zusätzlichen, nachvollziehbaren Charakter gibt.

Der Rezensent vergibt 2 von 5 Holocrons!
Bewertung: 2 von 5 Holocrons

Wir danken Disney-Lucasfilm-Press für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

5 Kommentare

  1. Schließe mich deiner Rezension an. Habe nur ein Teil der Geschichten bisher gelesen aber das brachte mehr Vorfreude auf einen Clone Wars Rewatch als auf das fertig lesen des Buches.

    Unabhängig davon gefällt mir die Dooku Geschichte ganz gut mit kleinen Hinweisen auf andere Kanonwerke…

  2. Ich lese es gerade selbst und werde danach noch was dazu sagen. Die erste Story von Jason Fry fand ich eigentlich sehr kompetent adaptiert und sie bot gerade am Ende einen Mehrwert mit der Vision, aber bei der Dooku-Story von Lou Anders musste ich mich auch etwas aufregen. Die war teils schon out of character. Bin mal gespannt, was mich beim Rest so erwartet…

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