Rezension: Star Wars Comic-Kollektion, Band 70: Knights of the Old Republic II: Stunde der Wahrheit

Als ich mich im März mit dem ersten Teil der großen KOTOR-Reihe beschäftigt habe, brachte ich bereits meine Vorfreude auf die zweite Ausgabe zum Ausdruck, die nun hier vor mir liegt. In Teilen wurde meine Vorfreude belohnt, in Teilen aber auch nicht. Die Story von Knights of the Old Republic II: Stunde der Wahrheit stammt weiterhin von John Jackson Miller und auch die Zeichnungen sind unter anderem weiterhin von Brian Ching, aber auch von Dustin Weaver und Harvey Tolibao beigesteuert worden.

Zum Inhalt: Die Geschichte rund um Zayne Carrick und die Crew der Letzten Zuflucht wird nahezu nahtlos weitergeführt. Am Ende der letzten Ausgabe konnte die Gruppe von Taris fliehen und ist nun auf dem Weg in scheinbar sicheres Terrain. Denn nur dort wo Krieg tobt sind sie vor den Augen der Republik geschützt, die nun flächendeckend – und unter Zuhilfenahme eines noch unbekannten Jedi – nach Zayne wegen Mordes fahndet. Genau diese Prämisse ist es auch, die den Comic eigentlich durchgehend prägt. Zayne ist auf der Flucht und auf der Suche nach Verpflegung, während die Jedi rund um Lucien Draay versuchen die Bedrohung, die, so ihre Auffassung, mit Zayne noch existiert, ein für allemal auszuschalten. Das ist im Grunde eine gute Idee, wenn der Comic nicht vergisst seinen roten Faden zu ehren. Und genau hier habe ich ein paar Schwierigkeiten mit diesem Comic.

Zunächst einmal ist mir klar, dass es sich quasi um den berühmten zweiten Akt, den Spannungsaufbau handelt. Trotzdem verschiebt sich der Fokus von Zayne zu sehr auf andere Charaktere im Verlauf des Comics, ohne – und das ist der bedeutende Punkt – dass es diese weiterentwickeln würde. Zayne verkommt meiner Meinung nach etwas zur oberflächlichen Figur, die auch ihre noch am Ende des letzten Comics präsentierte Wut nicht vollends widerspiegelt. Camper ist weiterhin ein mysteriös anwirkender Charakter, der aber in dieser Ausgabe kaum Charakterentwicklung erhält. Gryphs Pläne sind gerade wegen ihrer seltsamen Herangehensweise zwar unterhaltsam und in Teilen auch sehr lustig (gerade der Fehlschlag zu Beginn des Comics und die Verwirrung unter den Mandalorianern), doch trotzdem erfährt auch er keine Weiterentwicklung. Auch wenn seine „Gier“ nach Geld nun mehr lustig angesprochen wird als dass er tatsächlich dies im Sinn hätte, so hat er seine „menschliche“ Seite bereits im letzten Comic an den Tag gelegt als er bereit war seinem Widersacher Zayne zu helfen. Jarael wird in diesem Comic mit einer Verwechslung und einer Art kleinen Romanze konfrontiert. Trotzdem erfahren wir zunächst nichts genaueres über ihre Vergangenheit. Erst am Ende wird zumindest eine für Zayne wichtige Figur mit eingebaut, deren Daseinsgrund aber zunächst entweder zu vorhersehbar war oder noch eine tiefere Bedeutung hat, die sich erst später offenbaren wird.

„Verdammt, ich hasse es wenn meine Finten wahr werden!“ – Gryph

„Passiert das oft?“ – Zayne

Gryph zu Zayne als die Mandalorianer wirklich angreifen.

Mehr erfahren wir jedoch über Lucien Draay. Zumindest über seine Jugend und die Tatsache, dass er als einziger Nicht-Seher quasi der Beschützer der Truppe ist und worin dies seinen Ursprung hat. Auch hier erfahren wir zwar wichtige Rahmendetails, bleiben aber schlussendlich wie Lucien vor verschlossenen Türen stehen. Was ich jedoch spannend fand, ist, dass der Jedi-Rat nicht vollends überzeugt von der Geschichte der Meister ist und diese im Zaum zu halten versucht, während sich der noch unbekannte Jedi der Sache annimmt. Das sie diesen Befehl natürlich nicht befolgen ist selbstredend, zeigt aber, dass auch hier noch böses Blut vor dem eigentlichen Showdown lauern kann.

Der Angriff der Mandalorianer wird wiederum geschickt in die Handlung eingeflochten. So ist es Zayne, den auch dieser Umstand zugesprochen wird. Man hat anscheinend im wahrsten Sinne des Wortes den perfekten Sündenbock für alle möglichen Vergehen gefunden. Der Droide Ellbee gehört definitiv zu einer meiner absoluten Favoriten des Comics, auch oder gerade weil er relativ im Hintergrund gehalten wurde. Die Idee, dass man ihn nur via indirekter Befehle anweisen kann wirkt auf mich innovativ und lustig, denn hinter jedem Feind steckt Lucien!

Ein großer Pluspunkt dieser Ausgabe ist, dass das Universum sich erweitert was natürlich bei einem Jedi auf der Flucht logisch ist. Man sieht sehr viele verschiedene Welten die allesamt etwas Einzigartiges haben und auch spannende Ideen verbinden. Unter anderem die Flashpoint Station oder der Bankenplanet Telerath. Die in diesem Comic neu auftretende Nebencharaktere (Dob und Del; Arvan) leiden in etwa unter dem gleichen Problem wie die Hauptcharaktere, wobei zumindest Rohlan Dyre seine spannende Vorgeschichte anreißt.

Wenn am Ende vielleicht etwas der rote Faden gefehlt hat, so hat man zumindest an den roten Anzug gedacht, der vielleicht auch wichtiger als der Faden ist. Dieser wird nämlich einem anderen Jedi, Alek beziehungsweise Squint, weiter gereicht was so wahrscheinlich nie passiert wäre wenn die Meister ihre Schüler nicht umgebracht hätten. Haben die Seher am Ende also den Untergang eingeleitet indem sie ihn zu verhindern suchten? Es wäre nicht ungewöhnlich und auch zu erwarten. Trotzdem interessiert es mich nun sehr inwieweit wir diesen Anzug wieder sehen. Denn – und das hat Alek verraten – sind sie auf dem Weg an die Front, mit einem riskanten Plan zum schnellen Sieg über die Madalorianer. Wenn das mal nicht schiefgeht!

Die Zeichnungen: Grundlegend bleiben die Zeichnungen auf einem konstanten Niveau. Gegeben der Tatsache, dass diesmal mehr Locations und Welten umgesetzt werden mussten, finde ich die Zeichnungen sehr gelungen. Leider haben mir diese typischen „Wow-Seiten“ gefehlt, wie die der Vision aus dem ersten Band. Bis auf eine Doppelseite zum Angriff der Mandalorianer kann das Comic mit nicht viel in dieser Richtung aufwarten. Trotzdem gibt es einige schöne Ganzseiten von wichtigen Figuren wie beispielsweise Camper und Jarael auf Telerath.

Fazit: Die Handlung befindet sich im zweiten Akt und das bedeutet, dass ruhig und mit Bedacht die Weichen für die kommenden Ausgaben gestellt werden. Auch wenn man nur in wenigen Fällen die Weichenstellung schon erahnen kann, bedeutet dies nicht, dass andere scheinbar belanglose Ereignisse in Zukunft keine Rolle mehr spielen. Die kleinen Episoden der Reise der Crew rund um die Letzte Zuflucht sind kurzweilig, lustig und machen in Teilen Lust auf mehr Abenteuer auf diesen Welten. Trotzdem hatte ich teilweise den Eindruck, dass der rote Faden etwas fehlt. Deswegen gebe ich der Ausgabe diesmal nur 4 von 5 Holocrons, da Charakterentwicklung und roter Faden etwas zu wünschen übrig lassen, die Charaktere aber trotz in Teilen fehlender Entwicklung (noch) Lust auf mehr machen!

Bewertung: 4 von 5 Holocrons
Bewertung: 4 von 5 Holocrons

Wir danken Panini für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.

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