Charles Soule spricht über das Ende von Marvels Darth Vader

Marvels Darth Vader: Dark Lord of the Sith kam diese Woche in den USA mit der 25. Ausgabe zum Ende. Aus diesem Grund führte Kristin Baver auf StarWars.com ein Interview mit Charles Soule, dem Autor der Serie, welches wir hier für euch zusammenfassen.

Spoiler-Warnung: Da dieser Artikel über das Ende der Reihe spricht, werden Teile der Handlung, gerade des Endes, verraten.

Seit 2005, als Soule in einem dunklen Kinosaal erlebte, wie Darth Vader geboren wurde, wartete er darauf, herauszufinden, was nach den Credits von Die Rache der Sith mit ihm geschah.

Mehr als 10 Jahre später ist dies genau der Punkt, an dem seine Comicreihe ansetzt und Fans mitnimmt in Anakin Skywalkers Veränderung hinter der Maske. Wir sehen, wie er anfängt, mit seinem Anzug zurechtzukommen, und sich teils selbst wieder zusammenflicken muss. Die Geschichte bringt uns Vaders Motivationen näher, zeigt aber auch die Macht des Imperators über ihn. Nun, mit dem Ende der Serie, erleben wir den wohl intimsten Moment in Vaders Selbstfindung. Soule beschrieb dies als „sehr schräg, sehr dunkel, sehr intensiv und seltsam.“

Darth Vader #25 (19.12.2018)
Darth Vader #25 (19.12.2018)

In einer Geschichte, die sich anfühlt wie die Umkehrung des Mortis-Arcs in The Clone Wars, in der Anakin seine dunkle Zukunft in einer Vision sah, sehen wir Vader in einem meditativen Zustand auf Mustafar, wo er sich den Geistern seiner Vergangenheit stellt. Die bewegende Reise zeigt bereits bekannte Bilder und Dialoge aus den Star Wars-Filmen und anderen Geschichten. Vader begegnet seiner Kindheit, einer bösen Version von Padmé, welche er erneut zu retten versucht, und einem Jedi-Ritter am Horizont. Die Reihe bedeutet eine 180-Grad-Wende für Vader, wie auch Soule erzählt:

Was er in #25 erkennt – und es war ein sehr zugespitztes Ende, um andere Möglichkeiten auszuschließen – ist, dass alles, was er sieht, bereits geschehen ist. Worin liegt der Sinn, nun etwas Anderes zu machen? Es gibt nichts Anderes mehr. Die große Erkenntnis, zu welcher er ‚ja‘ sagt, ist, dass er gefangen ist. Er weiß, dass es keinen anderen Weg für ihn gibt. Er weiß, wohin sein Weg führt: zu der Vision auf den letzten Seiten, der Figur mit dem blauen Lichtschwert, die auf dem Weg auf ihn wartet.

Durch Soules Erzählung, die Zeichnungen von Giuseppe Camuncoli, Tusche und Überarbeitung von Cam Smith und Daniele Orlandini und Farben von David Curiel, Dono Sánchez-Almara und Erick Arciniega wird uns das Innere eines ikonischen Bösewichtes, eines gefallenen Mannes, näher gebracht. Soule hofft, dass seine Serie vor allem Komplexität herüberbringe: „Man sieht eine Person mit vielen, vielen Schichten, auch wenn er an diesem Punkt nur noch ein Mann in einem Anzug ist.“

Darth Vader ist nicht das erste Mal, dass Soule sich an die Hintergrundgeschichten von bekannten Charakteren wagt. Er schrieb bereits über Lando, Obi-Wan oder auch Poe Dameron. Als er von Marvel und Lucasfilm das Okay für seine Geschichten bekam, sei er schockiert gewesen. In Lando führte er die Freundschaft zwischen jenem und Lobot ein, in Obi-Wan und Anakin fokussierte er sich auf die Teenager-Jahre Anakins. Dies gab Soule einen Grundstein für sein Verständnis der Probleme und Gefühle des Charakters. Er sagt: „Ich glaube nicht, dass er zu dieser Zeit verstand, was es heißt, Jedi zu werden. Zweifellos tut er das später.“

Jedoch war keines seiner Projekte wie Vader. Wie Soule preisgibt, hat an jeder des 25 Ausgaben das selbe Team gearbeitet, was ziemlich ungewöhnlich sei. Der Vorteil dabei ist, dass die Geschichte eine besondere Kontinuität erhält. Auch die visuelle Sprache bleibt so immer ähnlich, besonders zu sehen in den Meditationsszenen.

Für Soule spiele die Serie eher im metaphysischen als im physischen, Kämpfe und Stunts spielen zwar eine Rolle, doch generell sei der Fokus auf der Charakerentwicklung.

Alles, was wir hier versucht haben zu tun ist charakterbasiert, nicht nur bei Vader, aber auch bei der größeren Geschichte der Galaxis, Charakteren, die wir kennen, dem wachsenden Imperium, all den Dingen, die beim Übergang der Prequel-Ära zu der klassischen Trilogie-Ära passieren. Es gibt so viele Wege, in denen Vader als Drehpunkt der vielen Teile des Star Wars-Universums dient und ich denke, das ist Teil dessen, wieso die Leute so reagiert haben, wie sie es taten.

Soule gibt auch zu, dass er etwas besorgt war, so tief in die Legenden der Sith einzutauchen, vor allem da Vader wohl einer der bekanntesten Charaktere der Fiktion sei. Sein Ziel war es, in diesem dunklen Kapitel in Vaders Geschichte nicht zu deprimierend zu werden. Es gebe zwar dunkle und brutale Momente, doch die Geschichte sei fast schon kathartisch. „Die Frustration und Wut und Angst, die er fühlt ist etwas, das, denke ich, nachempfindbar ist“, so Soule.

Er wollte eine Seite Vaders zeigen, die man so noch nicht kenne. In dieser Serie sei er noch nicht der unbesiegbare, berechnende, selbstbewusste Jemand, sondern eine Figur, die gerade erst den Anzug trage: „Erst am Ende der 25 Ausgaben realisiert er, was er ist. Was er verloren hat, was er beiseite gelegt hat, was seine Beziehung in den nächsten Jahrzehnten sein wird. So weit er weiß, bis ans Ende seines Lebens.“

Soule spricht auch über seine persönliche Beziehung zu Vader als Kind:

Er neigt dazu, Leute zu töten, wenn er es möchte. Ich dachte, Vader ist fantastisch, aber ich hatte Angst vor ihm. Die Offenbarung am Ende von Das Imperium schlägt zurück, dass Vader Lukes Vater ist – ich erinnere mich daran, mit meinen Freunden, meinem Bruder und meiner Schwester, und meinem Vater diskutiert zu haben, wie das überhaupt wahr sein kann. Denn es hieß, dass Obi-Wan gelogen hatte. Die drei Jahre lang zwischen Imperium und Jedi wusste man es einfach nicht…Es schien so unmöglich, dass jemand so Böses der Vater von jemand so Gutem, Hart-arbeitenden und Tollem sein kann. Und deshalb stieß mich Vader ab.

Nachdem Soule Vaders Geschichte verfasst hat, ist er sich immer noch unsicher. Wenn man alle Teile seines Lebens betrachte, komme man jedoch zu dem Schluss: „Es ist eine schreckliche Geschichte. Dieser arme Mann! Es ist eine Geschichte von verpassten Möglichkeiten, verspieltem Potential und Manipulation und Angst und all den Dingen, die ihn so interessant machen.“

Doch nicht alle Momente waren von der Dunkelheit besessen. In Ausgabe zehn erhält Vader eine Liste aller macht-intensiven Kinder der Galaxis, doch anstatt diese dem Imperator zu überliefern, zerstört er die Liste und lügt den Imperator über den Erfolg seiner Mission an. Die Motivation Vaders ließ Soule allerdings offen. „Ist es Anakin oder Vader, der dies tut? (…) Man weiß es nicht. Es könnte auch eine strategische, schlaue Entscheidung sein, um zu verhindern, dass der Imperator mehr macht-intensive Kinder erhält, die ihn irgendwann angreifen könnten.“ Vielleicht wolle Vader dem Imperator nicht die Chance geben, ihn zu ersetzen.

Um die Geschichte dennoch etwas leicher zu gestalten, gab es den Antagonisten Momin, der dem Tod entgehen möchte. Mit jedem Fehlschritt Vaders tötet er einen Wirt und zeigt somit die Frustration darüber, eine Festung zu errichten. Die Handlung erkläre auch eine der wichtigsten Fragen von Soule: „Wieso hat Vader überhaupt ein Schloss? (…) Und wieso befindet es sich von all den möglichen Orten ausgerechnet auf Mustafar?“

Die finale Ausgabe verbindet Storytelling mit Kunst. Laut Soule sei die Ausgabe schwierig gewesen, da sie sehr ruhig ist und die Illustrationen viele Emotionen übertragen müssen. Es kommen Momente aus allen Filmen, Serien und Comics zusammen. Mit der letzten Ausgabe wolle Soule die Leser das fühlen lassen, was Vader fühlt: einen wütenden Sturm. Während er „nur Worte“ aufschreibe, seien es die Zeichner wie Camuncoli, Smith und Curiel, die es wunderbar aussehen lassen.

Um komplett zur dunklen Seite zu gehören, muss Vader seine Erinnerungen aufarbeiten. Die Geschichte führt zurück auf ein für Episode I verwendetes Teaser-Poster, welches Soule schon immer geliebt habe: „Ich hatte keine Ahnung, dass ich es kanonisieren würde. Manchmal tut man Dinge, um sich selbst zu amüsieren.“

In seiner Meditation trifft er auch auf den Jedi-Rat sowie auf seine verstorbene Ehefrau. Aber für Soule ist das, was von Lesern als „World Between Worlds“, welche in Star Wars Rebels eingeführt wurde, diskutiert wird, nur eine Illusion.

Wir werden sehen, was die Fans denken. Das ist das verrückte an Star Wars, es zählt nicht, was ich tue, es zählt, wie es aufgenommen wird. Für mich ist das nicht Padmé , es ist die dunkle Seite, die Vader davon will überzeugen will: „Schau, Mann, du musst dich an die Arbeit machen. Dies ist Teil deiner Vergangenheit doch dein Weg führt dich an neue Orte.“

Die Szene untermale Vaders Tragödie und dass es kein Zurück gebe, so Soule. Man müsse die Vergangenheit loslassen, wie es ähnlich auch in Die letzten Jedi schon erklang. Eine Lektion, die Vader bei den Jedi nie lernte, bei der dunklen Seite jedoch schon.

Die letzte Ausgabe funktioniere so nur, da es das Ende der Geschichte sei, sagt Soule. „Die Rezensionen der Ausgabe waren extrem freundlich.“

Doch trotzdem macht die Serie Vader keineswegs zum Helden. Soule sagt, er würde niemals wirklich für Vader mitfiebern:

Ich werde ihn immer beobachten und genießen, was er tut, aber wissen Sie, ich hasse ihn. Das ist es, was ihn zu einem so mächtigen Bösewicht macht. Selbst nach all der Vermenschlichung und der Tiefe der klassischen Trilogie, der Prequels, Rebels, meinem Comic, Kieron Gillens großartigem Comic von vor ein paar Jahren und all den Arten, auf die seine Geschichte erzählt wurde – er ist immer noch ein Bösewicht.

Soule hofft, dass die Leser mit dem Ende von Darth Vader zufrieden sind, und sich seine Vision von dem, was nach Episode III passiert, erfüllt. Dies scheint bei den Fans gut angekommen zu sein.

Sie wollten gejagte Jedi sehen. Sie wollten das rote Lichtschwert sehen. Sie wollten das Schloss sehen. Und ich hoffe, dass diese Version davon das Beste ist, worauf sie gehofft haben, abgesehen von der Filmversion. Wenn ich dies getan und Vader so großartig und angsteinflößend und wunderbar dargestellt habe, wie wir ihn finden, dann habe ich meinen Job gemacht.

Wie habt ihr diese Reihe und ihr frisch erschienenes Ende wahrgenommen? Lasst es uns in den Kommentaren wissen!

3 Kommentare

  1. Top Serie. Mit das beste was derzeit im aktuellen Kanon existiert. Ich habe es einfach genossen diese Reihe zu verfolgen und normalerweise lese ich nicht auf Englisch. Das heißt schon echt viel, wenn ich das extra für die Serie mache. 🙂

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