Hallo und herzlich willkommen zu unserer Rezension der dritten und somit letzten Ausgabe der Classic Newspaper Comics von IDW Publishing. Im Comicfachhandel erschien Band 3 der hochwertigen Harcover-Nachdruckreihe bereits am 22. August, während sich der Buchhandel noch bis heute gedulden musste. Im Zentrum stehen wie schon im Vorgängerband die Comics aus der Feder von Archie Goodwin und Al Williamson, die in den Jahren 1982 bis 1984 im Auftrag des Los Angeles Times Syndicate entstanden und als täglich wiederkehrende Comicstrips in deren Zeitungen erschienen. Als einige der frühesten Zeitzeugnisse des Erweiterten Universums muten die Zeitungscomics teils an, als entstammten sie einem völlig anderen fiktiven Universum. Abermals dürfen wir uns auf eine Einleitung des Star-Wars-Veteranen Rich Handley freuen, der uns kompetent durch die Welt der Zeitungscomics führt und uns die neuen wiederkehrenden Charaktere der Comics näherbringt – seien es künstliche Intelligenzen wie Mistress Mnemos, Schurken wie Blackhole oder gar der reptilische imperiale Major Rahz, eine der ersten nichtmenschlichen imperialen Figuren überhaupt. Handleys siebenseitiges Essay ist absolut lesenswert, falls man eine Einführung in die Wunderwelt der LA-Times-Comics benötigt.
Die Comics
Der Einstiegscomic dieser Ausgabe trägt den Titel The Power Gem. Er spielt – wie alle diese Geschichten – zwischen den Ereignissen von Eine neue Hoffnung und Das Imperium schlägt zurück und behandelt die Belagerung von Yavin 4 durch das Imperium. Im Verlauf des Comics taucht das namensgebende mystische Artefakt auf, das in der Lage sein soll, Schildgeneratoren durch seine Aura zu stören. Wozu könnte das wohl gut sein? Genau: es scheint die einzig effektive Waffe gegen Darth Vaders Flaggschiff, die Exekutor, zu sein – warum auch nicht? Und so darf sich Han Solo auf seine lange und beschwerliche Suche nach dem Artefakt begeben, um es schließlich dem Piraten Raskar zu entwenden. Was die Rebellion genau mit dem Stein vorhat, erfahren wir zwei Geschichten später in Doom Mission.
Was den folgenden Comic Iceworld angeht, so müssen wir den meisten Fans wohl kaum erklären, worum es hier geht: Auf der Flucht vor dem Imperium ist Luke Skywalker gezwungen, sich in einem Asteroiden zu verstecken, der zufällig über der Eiswelt Hoth abstürzt. Dort trifft Skywalker auf den humanoiden Replikantendroiden Frija Torlock, der uns später nochmals in Ryder Windhams Luke-Skywalker-Biografie Luke Skywalker – Eine neue Hoffnung begegnen wird. Und nun ja, was aus Hoth wird, wissen wir wohl alle!
Der direkt anschließende Comic It’s a Trap wurde im Vorfeld des Abschlussfilms der klassischen Star Wars-Trilogie veröffentlicht. Findigen Lesern wird sofort ein amüsantes Detail in diesem Comic ins Auge stechen: Hier wird groß das Auftreten des Protagonisten Admiral Ackbar im geplanten nächsten Film der Star-Wars-Saga mit dem Titel Revenge of the Jedi angekündigt. Wie wir heute alle wissen, hieß der Film letztendlich Return of the Jedi, während die Sith im Jahr 2005 ihre Revenge erhielten. Revenge of the Jedi war aufgrund eines Missverständnisses auch der ursprüngliche Titel dieses Comicstrips, bis er für die vorliegende Neuauflage an die Popkultur angepasst wurde und seither Admiral Ackbars wohl bekanntesten Satz im Titel trägt.
In Doom Mission bekommen wir es mit Jan Dodonnas Sohn Vrad zu tun, der den aus dem ersten vorgestellten Comic bekannten Edelstein dazu nutzt, einen verzweifelten Kamikazeangriff auf Darth Vaders Exekutor zu starten, um den Rebellen auf Yavin 4 ein Zeitfenster zur Flucht aus ihrer Basis zu öffnen. Dass das nicht unbedingt gut gehen kann, dürfte einleuchten, doch zumindest verschafft Vrad Dodonnas Aktion den Rebellen tatsächlich genug Zeit, um von Yavin 4 zu fliehen. Die Flucht selbst wird in dem Comic Race for Survival dargestellt, in dem wir die Kollision der Exekutor mit drei imperialen Sternenzerstörern bewundern dürfen. Leser der oben genannten Luke-Skywalker-Biografie werden sich mit Sicherheit auch an den Auftritt der bösartigen Geisteshexe S’ybll erinnern, die auf der abgelegenen Welt Seidhkona haust. Auch sie entstammt einem der hier mitgelieferten Comics, nämlich der Geschichte The Paradise Detour, in der S’ybll versucht, Skywalker zu verführen, um ihm daraufhin die Lebensenergie zu entziehen und dadurch ihre Jugend wiederzuerlangen. Das klingt nicht nur nach einem Märchen, sondern ist auch ein waschechtes, gewürzt mit mit der Tatsache, dass jedes Panel auch lediglich eine von S’yblls Illusionen sein könnte. Ohnehin handelt es sich bei der Geisteshexe um eine mehr als interessante Figur.
In A New Beginning wird wiederum eine der schier zahllosen Geschichten erzählt, in denen ein Kopfgeldjäger versucht, Jabbas Kopfgeld auf Han Solo einzustreichen. Diesmal handelt es sich um einen wiederkehrenden Charakter, nämlich den Schmuggler und Piraten Raskar, den wir noch aus The Power Gem kennen. Nachdem er einige Zeit untergetaucht war, agiert er nun als Kopfgeldjäger in Jabbas Dienst und macht Jagd auf Han Solo. Direkt im Anschluss daran begegnen wir in Showdown einer unfreiwillig berühmten Figur, nämlich dem Cyborg-Kopfgeldjäger Skorr, von dem auch in Das Imperium schlägt zurück die Rede ist. Was, das glaubt ihr nicht? Doch, denn Skorr ist eben jener Kopfgeldjäger, dem Han Solo und Luke Skywalker auf Ord Mantell in die Arme laufen – findige Fans werden sich an diese Dialogzeile sicherlich erinnern. Tatsächlich ist das schon Skorrs zweiter Auftritt in den Zeitungs-Comicstrips, in denen er erstmals in der Geschichte The Bounty Hunter of Ord Mantell auftauchte. Auch für Fans des Kanons wird diese Geschichte nicht uninteressant sein, schließlich tauchte Skorr (oder zumindest ein ihm sehr ähnlich sehender Charakter) zuletzt gemeinsam mit dem Hasen Jaxxon in den Forces-of-Destiny-Folgen Bounty Hunted und Triple Cross auf. Der abschließende Comic mit dem passenden Titel The Final Trap wartet mit einem Solo-Abenteuer unserer Lieblingsdroiden R2-D2 und C-3PO auf, die dem Signal eines imperialen Sondendroiden auf dem Planeten Verdanth nachgehen sollen. Wie der Titel schon ankündigt, handelt es sich hierbei um eine imperiale Falle.
Fazit
Neben den bekannten Einzelabenteuern bilden die Geschichten in diesem Band teils auch kohärente Handlungsstränge, was das Lesevergnügen natürlich merklich steigert. Insgesamt macht auch die Lektüre dieses Bandes der Classic Newspaper Comics einen Heidenspaß, ist aber natürlich nichts für Jedermann. Wer mit den Vorgängern seinen Spaß hatte, wir auch hier seine Freude haben. Besonders die Geschichte um die Geisteshexe S’ybll und die Geschichte Iceworld möchte ich euch hierbei ans Herz legen. Positiv anzumerken ist hier auch der Zeichenstil von Al Williamson, der teilweise sogar mit modernen Comicproduktionen mithalten kann und damit eine merkliche Verbesserung zu den früheren Zeitungscomics darstellt. Ich war hier tatsächlich überaus positiv überrascht! Wie gewohnt vergebe ich keine Holocron-Bewertung, da eine repräsentative Einordnung kaum möglich ist – zu verschieden sind die Geschmäcker gerade in Bezug auf diese weniger populären Abenteuer des Star Wars-Universums. Zumindest der Autor dieser Rezension genieß sie allerdings jedes Mal aufs Neue!
Wir danken IDW Publishing für das digitale Rezensionsexemplar.