Rezension: Die Han-Solo-Trilogie, Band 1: Der Pilot von A.C. Crispin

Die Han Solo-Trilogie - Band 1 - Der Pilot
Die Han Solo-Trilogie – Band 1 – Der Pilot

Nachdem ich bereits vor vielen Jahren mit der Han Solos Abenteuer-Trilogie von Brian Daley ein recht guten Einstieg in die Welt der Star Wars-Literatur gefunden hatte und anschließend nach und nach das Erweiterte Universum (jetzt bekannt als Legends) rauf und runter gelesen habe, schien mir jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen zu sein, um „back to the roots“ zu gehen und durch das Lesen der Han Solo-Trilogie von A.C. Crispin eine der wenigen verbleibenden Lücken in meiner Roman-Timeline zu schließen.

Der Pilot ist der erste Teil dieser Trilogie und umfasst die Abenteuer, die Han Solo während seiner Kindheit und seiner frühen Jugendjahre erlebt. Aufgewachsen als Waise, ausgebildet und ausgenutzt durch den Verbrecher Garris Shrike, verschlägt es Han auf den Planeten Ylesia, wo er eine feste Arbeit annimmt und damit beginnt, seine Fähigkeiten als Pilot zu verfeinern. Sehr schnell stellt sich allerdings heraus, dass es sich bei seinen neuen Arbeitgebern um Sklavenhalter handelt, und spätestens als Han mit der corellianischen Sklavin Bria Tharen seine erste große Liebe trifft, muss sich unser Held entscheiden, wohin ihn sein Weg zukünftig führen soll – und dies nicht nur im wörtlichen, sondern auch im moralischen Sinn.

Auffallend ist bei diesem Buch, dass es anfangs gar nicht so leicht zu lesen ist. Das mag wohl auch daran liegen, dass seit der deutschen Veröffentlichung im Jahr 1999 ja nun auch schon einige Jahre ins Land gegangen sind. Der Sprachstil bzw. die deutsche Übersetzung von Ralf Schmitz wirken an einigen Stellen merkwürdig antiquiert und auch die diversen Rückblenden in Han Solos Kindheit sorgen im ersten Teil des Romans dafür, dass das Lesen zunächst ein wenig holprig verlief. Auf der reinen Sachebene ist die Bedeutung dieser Passagen aber nicht zu unterschätzen, denn wir erfahren natürlich viel über Han Solos frühe Prägungen, so zum Beispiel wird die Ursache für die Affinität unseres Helden zum Volk der Wookiees recht überzeugend dargelegt und auch die Konzeption von Han Solos schurkischem Mentor Garris Shrike erachte ich für gut durchdacht.

The Han Solo Trilogy 1: The Paradise Snare (2014, Legends-Cover)
The Han Solo Trilogy 1: The Paradise Snare (2014, Legends-Cover)

Dringt man zum Kern der Geschichte vor, erledigen sich diese eben angesprochenen kleineren Unstimmigkeiten aber recht schnell und ab der Ankunft von Han Solo auf dem Planeten Ylesia haben wir es mit einem klassischen Star Wars-Roman zu tun, der unter anderem aufgrund seines Detailreichtums und seines spannenden Erzählstiles alles zu bieten hat, was sich der Leser nur wünschen kann. Besonders gut gefallen hat mir hier die Konzeption von des Kriegers Muuurgh, der sich von seinem Bewacher zu einem Freund und Verbündeten Solos entwickelt. Auch die Flucht des Liebespaares Han und Bria von Ylesia ist sehr schön beschrieben und auch der im weiteren Verlauf der Geschichte thematisierte Lebensabschnitt Han Solos während der Aufnahmeprozedur an der imperialen Akademie ist voller spannender, interessanter und wissenswerter Details.

Etwas gestört hat mich der Fortgang der Liebesgeschichte zwischen Bria und Han, denn diese wirkte auf mich in Teilen eher schnulzig und in einigen Bereichen künstlich in die Länge gezogen, aber die Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden und ich habe auch schon verschiedentlich gehört, dass einige Leser genau diese Passagen besonders gerne mochten.

Fazit: Wer sich nicht scheut, auch mal ein älteres Buch aus dem Erweiterten Universum zur Hand zu nehmen, wer sich für die Jugend von Han Solo interessiert und wer gerne die wirklich außergewöhnlich gut gelungenen Bände zwei und drei der Trilogie lesen möchte, kommt um dieses Buch faktisch nicht herum. Mir jedenfalls hat das Lesen unglaublich viel Spaß gemacht und ich bin froh, dass ich nach so vielen Jahren diese „Leselücke“ geschlossen habe. Daher vergebe ich 4 von 5 Holocrons.

Der Rezensent vergibt 4 von 5 Holocrons!
Der Rezensent vergibt 4 von 5 Holocrons!

8 Kommentare

  1. Die 90er dürften generell ein qualitativer Höhepunkt der Star Wars Roman gewesen sein, hoffentlich beschert uns der neue Kanon eine Renaissance der großen Star Wars – Epen, wie die Thrawn-Trilogie, die X-Wing-Reihe etc. Es wäre echt schade, wenn Chuck Wendig noch länger das Monopol für Star Wars Romanserien im neuen Kanon hält. 😉

    1. Eine Kooperation von Luceno, Gray und Zahn wäre sehr interessant, eventuell im Rahmen einer größeren Roman-Reihe (ähnlich wie die Yuuzhan Vong-Reihe, bloß weniger aufgebläht), die sich mit der Zeitspanne zwischen Episode VI und Bloodline auseinandersetzt.

    2. Prinzipiell fände ich eine längere Reihe eine coole Idee. Ich glaube allerdings nicht, dass Luceno und Gray gut zusammenpassen würden. Gray würde coole Frauenfiguren erschaffen und Luceno würde sie im nächsten Band versauern lassen, weil er keine Frauen schreiben kann. 😉

    3. Nunja, dafür habe ich mich bei nur wenigen Werken so sehr gelangweilt wie bei Blutlinie. Ich weiß nicht einmal, wie ich da überhaupt 180 Seiten ausgehalten habe, bevor ich das Buch abgebrochen habe. Luceno ist demgegenüber mit Dark Lord, Labyrinth des Bösen, Schleier der Täuschung und seinen Beiträgen zum Erbe der Jedi-Ritter für einge der hochwertigsten Werke des Star-Wars-Universums verantwortlich.

    4. Luceno kann generell nicht sonderlich gut Charaktere schreiben… er kann zwar die Stimmen von Filmfiguren gut einfangen, aber eigene Figuren zu erschaffen ist eine größte Schwäche. Dafür ist er im Vergleich zu Gray minimal besser darin, komplexe Handlungsgerüste aufzubauen, wobei Gray in Blutlinie auch einen schönen Payoff zustande bekommen hat. Generell stimme ich Ines aber zu, dass Gray/Luceno eine schlechte Paarung wäre.

      Aber gut, jetzt bitte zurück zu A.C. Crispins Werk. 😉

  2. Das war damals nach der ersten Han Solo-Trilogie meine zweite Star Wars Reihe – so habe ich quasi das EU bzw. die Legends als Heranwachsender kennengelernt…dann ging es mit der Lando-Trilogie weiter, gefolgt von der X-Wing-Reihe…und dann war`s um mich geschehen und ich konnte nicht mehr vom EU lassen bis heute 🙂
    Wirklich tolle Trilogie, Danke für die Rezension!

  3. Die Han Solo Trilogie war damals eine meiner Lieblingsreihen. Ich weiß noch, dass Band 2 deutlich teurer war als die anderen beiden Bände (ich hab mir die Bücher erst gegen 2002 geholt).

    Vor gar nicht allzu langer Zeit (vor 3 Jahren oder so) habe ich sie erst erneut wieder gelesen und die Bücher haben nichts von ihrem Charme eingebüßt.

    1. Freut mich, dass euch die Rezension gefallen hat und was mich noch mehr freut ist dass die Trilogie bei einigen lesenden Star Wars Fans noch immer auf dem Schirm ist. Ich setz mich die Tage mal hin und schreibe meine Ggedanken zu Band 2. Bis dahin liebe Grüße und möge die Macht mit euch sein 🙂

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