Rezension: Die Hohe Republik: Die Klinge von Charles Soule

Anfang Oktober erschien bei Panini mit Die Klinge ein Sonderband, welcher ebenfalls in der zweiten Phase der Hohen Republik angesiedelt ist und die Minireihe – bestehend aus vier Heften – rund um Porter Engle und seine Schwester Barash sammelt, die von Dezember 2022 bis März 2023 monatlich bei Marvel erschienen ist. Auch wenn der Band nominell Teil der zweiten Phase ist, hat er mit dieser kaum inhaltliche Überschneidungen und kann daher auch problemlos gelesen werden, wenn man aus der ersten Phase als Porter-Engle-Fan herausgekommen ist.

Yin und Yang

Die Handlung lässt sich schwer zusammenfassen, ohne, dass man zu viel verraten würde. Im Grunde geht es um einen Bürgerkrieg auf dem Planeten Gansevor, für dessen Lösung die Hilfe der Jedi angefragt wird. Die Geschwister Porter und Barash machen sich daher auf den Weg, um den Konflikt zu verstehen und hoffentlich zu lösen. Hier sind wir auch schon bei der größten Stärke des Comics: Eine stringente – aber nicht simplifizierte – Handlung, die die beiden Hauptfiguren gut zur Geltung bringt und zeigt, wieso sie sich so gut ergänzen. Während Barash die eher besonnene diplomatische Figur ist, die das Wesen von Personen erkennen kann, ergeht sich Porter lieber in Taten als Worten und überzeugt mit seinen Schwertkampf-Fähigkeiten.

Mich hat diese ganze Geschwister- und Yin- und Yang-Analogie doch schon recht stark an Obi-Wan und Anakin erinnert, zumal die Implikation des möglichen Verlustes einer der beiden für den anderen starke Parallelen aufweist. Auch das Gerede von Bruder- bzw. eben Geschwisterschaft, die nicht biologisch begründet liegt, passt in dieses Bild. Das macht die beiden Figuren aber nicht weniger spannend und ihre Darstellung nicht zu einer reinen Kopie der Beziehung zwischen Kenobi und Skywalker. Gerade die Rückblenden, die zeigen, wie die beiden zusammenwachsen und sich anfreunden, sind (meist) nachvollziehbar geschrieben und daher erhält ihre Verbindung im „Jetzt“ auch das notwendige Fundament.

Für die Fans?

Es ist nun kein Geheimnis, dass Die Klinge – durch ihren losgelösten Charakter und die Hauptrolle Porters – eine Reaktion auf die Beliebtheit der Figur in der ersten Phase war. Dort war Porter der ältere, aber sehr talentierte Schwertkämpfer, der vor allem in Das Licht der Jedi auf Elphrona eine größere Nebenrolle spielte. Das Bedürfnis Soules, daran anzuknüpfen und eine seiner Romanfiguren auszubauen ist daher nicht überraschend. Die Frage ist, ob es sich auch über die reine Bespielung der Fans hinaus lohnt, diesen Comic zu lesen.

In meinen Augen kann man das mehrfältig beantworten. In Hinblick auf die Story im Gesamtkontext der Phase als auch des Projektes sicherlich nicht. Sie ist zwar in sich spannend, aber wie bereits angesprochen höchst unabhängig von der restlichen Phase II. Das betriebene Worldbuilding rund um das Büro der Grenzverwaltung sowie die Möglichkeit, die Hilfe der Jedi zu erbitten, löst zwar ein paar mehr Versprechen der zweiten Phase rund um die Exploration ein, trägt dennoch aber nicht viel zum Gesamtbild bei.

In Hinblick auf die handelnden Figuren dann wiederum schon eher. Wie wir mittlerweile wissen, wird eine der Hauptantagonistinnen des Comics wohl auch in der dritten Phase auftauchen (siehe u.a. Variant Cover zu Shadows of Starlight #4) und von Porter selbst dürften wir auch noch nicht die letzten Worte gehört haben, besonders wenn man bedenkt, dass er so beliebt war. Darüber hinaus teilt sich Barash ihren Namen mit dem Eid, der in Soules Darth Vader-Reihe etabliert und von Dez Rydan in Phase I abgelegt wurde, woraus sich auch ihre Relevanz für das größere Ganze ergibt.

Stimmiges Gesamtbild

Neben einer Relevanz in Hinblick auf die Hauptfiguren kommt ebenfalls positiv hinzu, dass die Nebenfiguren gut konzipiert wurden und mit ihren Handlungen die Story oftmals überraschend vorantreiben. Das alles wird gekrönt durch eine konstante Qualität der Zeichnungen, die in der ersten Ausgabe noch etwas wankt, spätestens aber ab dem Originalheft Nummer zwei beständig auf einen hohen Niveau bleibt. Das liegt wohl vor allem daran, dass Marco Castiello ab Heft zwei von Jethro Morales unterstützt wurde, während Morales Heft vier dann sogar komplett alleine gezeichnet hat. Figuren sind egal in welcher Distanz gut zu erkennen und die Farbstimmung auf Gansevor durch die Kolorierung von Jim Campbell fängt den Planeten authentisch ein.

Besonders hervorstechend sind ebenfalls die Kampfpanels, welche sich teils über eine oder mehrere Doppelseiten erstrecken und dabei dynamisch aufgebaut sind, um die Bewegungen des eleganten Kampfes von Porter bestmöglich in „Standbildern“ einzufangen. Gerade in der ursprünglich dritten Ausgabe lässt sich ein solches Beispiel relativ zu Beginn finden. Ansonsten wissen vor allem die komplettseitigen Bilder zu gefallen, die meist Porter in einer Cover-verdächtigen Pose zeigen und auch als Poster gedruckt werden könnten.

Fazit

Es ist schwer, Die Klinge wirklich vollends zu rezensieren, da die Handlung kaum vorweggenommen werden darf, um spannend zu bleiben. Doch im Zuge dieser Rezension sollte klar geworden sein, dass nicht jeder unbedingt zu Die Klinge greifen muss, wenn man es jedoch tut, seine Zeit keineswegs verschwendet. Der Band trägt insgesamt sehr wenig zur zweiten Phase bei, wirft aber umso mehr Antworten auf früher etablierte Konzepte in dem Raum als auch seine Schatten auf die dritte Phase voraus. Daher – und da dieser Comic mit The Broken Blade (deutscher Titel noch ausstehend) fortgesetzt werden soll – lohnt es sich allemal, wenn man optimal auf die nun bald startende dritte Phase vorbereitet sein will. Ist man hingegen Porter-Engle-Fan frage ich mich, wieso man überhaupt bis hier hin gelesen hat und es nicht schon längst in Händen hält. Oh, da seid ihr auch schon weg…

Wir danken Panini für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

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Star Wars: Die Hohe Republik ist ein mehrjähriges Buch- und Comicprogramm, das hunderte Jahre vor den Skywalker-Filmen spielt und die Jedi in ihrer Blütezeit zeigt. Weitere Infos, News, Podcasts und Rezensionen gibt es in unserem Portal und in der Datenbank. Beachtet auch unsere Guides zur Lesereihenfolge von Phase I, Phase II und Phase III.

Gewinnspiel [BEENDET]

Mit freundlicher Unterstützung von Panini verlosen wir 1x Die Hohe Republik: Die Klinge.

Um am Gewinnspiel teilnehmen zu können, müsst ihr nur nachfolgende Frage beantworten und das unten stehende Formular ausfüllen:

Welcher Charakter legte in Phase I der Hohen Republik den nach Barash benannten Eid ab?

Das Gewinnspiel ist beendet!

  • Der Preis wird unter allen Einsendungen mit der richtigen Antwort verlost.
  • Nur eine Einsendung pro Person/Familie/Haushalt!
  • Einsendeschluss ist Sonntag, 05. November 2023, um 23:59
  • Der Preis wird nur innerhalb der Bundesrepublik Deutschland, Österreich und der Schweiz versendet!
  • Sämtliche gesammelten Daten dienen nur dem Zweck des Preisversands und werden nach dem Ende des Gewinnspiels und dem Versand des Preises wieder gelöscht.
  • Alle Angaben ohne Gewähr! Eine Barauszahlung des Gewinnes ist ausgeschlossen.

In diesem Sinne: Möge die Macht mit euch sein!

Update 06.11.2023 16:26: Die Auslosung

Dez Rydan legte in Phase I der Hohen Republik den nach Barash benannten Eid ab! Von den Einsendungen mit der richtigen Antwort wurden folgende:r Gewinner:in aus dem Lostopf gezogen:

  • Elena V. aus Rheda-Wiedenbrück

Herzlichen Glückwunsch und viel Spaß mit dem Comic!
Und vielen Dank an Panini für die Bereitstellung des Preises

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