Rezension: The High Republic: Quest for Planet X von Tessa Gratton

Achtung! Diese Rezension enthält am Ende einen Spoiler-haltigen Absatz, der jedoch als solcher markiert ist.

Gleichzeitig mit dem heiß ersehnten und stark beworbenen The High Republic-Erwachsenen-Roman Cataclysm von Lydia Kang ist am Dienstag auch ein wesentlich weniger beachteter Jugendroman aus dem nicht nur Klamotten-technisch goldenen Zeitalter der Jedi erschienen: Quest for Planet X von Tessa Gratton, veröffentlicht bei Disney-Lucasfilm Press. Darin treffen wir den jungen Prospector Dass Leffbruk sowie die Padawan-Schülerin Rooper Nitani wieder, die wir schon im Vorgänger-Jugendroman Quest for the Hidden City kennengelernt haben. Ob sich ein Blick auf den Jugendroman lohnt, verrate ich euch in dieser Rezension!

Zum Inhalt

Doch worum geht es zunächst überhaupt in der Geschichte? – Der junge Prospector Dass hat es sich in den Kopf gesetzt, das Schiff, welches sein Vater und er auf Planet X zurücklassen mussten, auf eigene Faust zurückzuholen und dazu erst einmal den schwer lokalisierbaren Planeten aufzufinden. Zu diesem Zweck tut er sich mit Sky Graf zusammen. Xier ist 15 Jahre alt und Teil des berühmten Graf-Clans, der durch die Entdeckung und den Verkauf von Hyperraum-Routen zu Vermögen gekommen ist. Auch Sky hat ein Interesse daran, Planet X zu finden, da xies Vater auf der Suche nach diesem Ort verschollen ist. Im Gegensatz zu Dass verfügt Sky aber auch über ein modernes Schiff (welches Sky xiesem Bruder Helis entwendet hat) und eine mysteriöse Resonanz-Maschine, mit deren Hilfe der Planet aufgespürt werden kann. Nachdem die beiden auch Rooper überredet haben, sie auf ihrem Abenteuer zu begleiten, begeben sie sich zum Startpunkt des von den Grafs und San Tekkas organisierten Hyperspace Chase, bei dem sich unzählige Prospectors im Auftrag der beiden Familien auf die Jagd nach den besten neuen Hyperraum-Routen begeben. Der Resonanz-Maschine bringt die drei Abenteurer*innen jedoch nicht, wie geplant, direkt nach Planet X, sondern es verschlägt sie an die verschiedensten Orte. Auf ihrer Reise müssen sie sich immer wieder mit Skys Bruder auseinandersetzen, der ihnen folgt und gerne sein Schiff zurück hätte, stoßen dann aber auch auf ein Team des Paths of the Open Hand unter Leitung von Fel Ix (bekannt aus Path of Deceit), welches gerade dabei ist, Kommunikationsbojen zu manipulieren…

Ausgearbeitete Teenager-Figuren auf dem Weg zu mehr Eigenständigkeit

In meiner Rezension zu Quest for the Hidden City von George Mann hatte ich kritisiert, dass die Figuren kaum mit inneren Konflikten zu kämpfen haben und daher recht blass bleiben. Diese Schwäche des Vorgängerromans bügelt Tessa Gratton in Quest for Planet X sofort aus. Dass hat nun kein so harmonisches Verhältnis mehr zu seinem Vater wie zuvor, sondern verstreitet sich mit ihm über die Frage, ob sie nochmals nach Planet X zurückkehren sollten, um ihr Schiff zu bergen. Während der Vater nach seinen schlechten Erfahrungen mit Sunshine Dobbs vorsichtig geworden ist, will Dass auf eigene Faust auf diese riskante Mission gehen, und haut ab, ohne seinem Vater Bescheid zu geben. Ganz ähnlich versucht auch Sky, eine Rettungsaktion für xiesen Vater zu starten, an die sonst niemand mehr in der Familie glaubt, und sich gleichzeitig innerhalb xieser ehrgeizigen Familie als fähig beweisen. Rooper dagegen ist hin- und hergerissen zwischen ihrer Sorge um ihre Meisterin Silandra Sho und dem Bedürfnis, sie stolz zu machen, indem sie eine Mission auf sich allein gestellt bewältigt. Alle drei Jugendlichen sind, typisch für diese Lebensphase, damit beschäftigt, sich in der einen oder anderen Form abzunabeln und erste Erfahrungen mit der Eigenständigkeit zu sammeln. So löst Padawan Rooper erstmal schwierige Situationen als Jedi ohne die Unterstützung ihrer Meisterin, Dass sammelt Erfahrungen am Steuer eines Schiffes und Sky findet einen eigenen Weg, sich in xieser Familie einen Namen zu machen und xiese eigenen Überzeugungen mit denen der Graf-Familie in Einklang zu bringen. Diese Thematik des Selbstständig-Werdens ist sicher auch für das junge Zielpublikum des Jugendromans eine gute Möglichkeit zur Identifikation mit den Figuren.

Interessanter Antagonist

Interessant sind nicht nur unsere jugendlichen Held*innen, sondern auch die Wahl des Antagonisten. Fel Ix ist uns bereits aus Path of Deceit bekannt, wo er und seine Familie Nebenfiguren verkörpern, die Mitglieder des Paths of the Open Hand und mit Marda Ro befreundet sind und als recht sympathische und friedfertige Zeitgenossen dargestellt werden. In Quest for Planet X tritt Fel Ix nun als Gegenspieler auf und soll im Auftrag der Mutter Kommunikations-Bojen manipulieren und somit zu deren großem Plan beitragen. Interessant ist die Wahl von Fel Ix deshalb, weil er kein fanatischer Gläubiger ist, nicht auf Kampf und Gewalt aus ist und mehr durch Zufall Teil des Kultes wurde. Insofern bietet er jede Menge Potential für Charakterentwicklung, welches Tessa Gratton im Laufe des Romans auch exzellent nutzt.

Schönes Worldbuildung rund um die Prospectors

Was mir ebenfalls gut gefallen hat, ist das Worldbuilding rund um die Idee der Prospectors, die ja ursprünglich einmal als ein Fokus-Thema der zweiten Phase vorgestellt wurden, aber bisher wenige Relevanz hatten. In diesem Roman erleben wir nun ein mit dem Hyperspace Chase ein Prospecting-Event und erfahren auch, wie die Grafs und San Tekkas dieses zu ihren finanziellen Gunsten nutzen. Rooper und Sky diskutieren immer wieder über die Frage, ob Hyperraum-Routen ein öffentliches Gut oder Privateigentum sein sollten – eine spannendes und durchaus anspruchsvolles Thema für einen Jugendroman, das auch einige Anknüpfungspunkte zur realen Welt hat. Etwas schade fand ich nur, dass das Team aus Sky, Dass und Rooper letztlich gar nicht klassisch prospectet, sondern stattdessen den zu wenig erklärten und ausgearbeiteten Plot-Device der Resonanz-Maschine nutzt, um von Ort zu Ort zu kommen. Ich hätte es spannender gefunden, wenn hier wirklich mal anhand von Mini-Sprüngen und ausgeworfenen Beacons mühevoll und unter Gefahren eine neue Hyperraum-Route kartiert worden wäre, wie man es sich in den unerkundeten Grenzregionen vorstellt.

Das nicht perfekte Ende (Achtung Spoiler!)

Eigentlich klingt meine Rezension bis hierhin nach fünf Sternen. Die werde ich aber nicht vergeben, weil ich mit dem Ende dann doch nicht ganz zufrieden war. Erstens war ich schon enttäuscht, dass unser Trio letztendlich nie nach auf dem titelgebenden Planet X ankommt und wir einmal mehr keine weiteren Informationen über diesen Planeten und die dort lebenden Leveler bekommen. Das hatte ich mir eigentlich erhofft. Zweitens fand ich es etwas zu konstruiert, wie nach Silandras Aufforderung, Rooper solle nach Dalna kommen, auf einmal alle ihr Ziel, nach Planet X zu fliegen, über Bord werfen, ohne zu wissen, was genau sie auf Dalna ausrichten können. Und drittens fand ich es dann doch etwas schade, dass der Roman ebenso seine eigene Mission, nach Planet X zu kommen, über Bord wirft, um im großen Finale dann auf Dalna nur eine Nebenhandlung von Cataclysm zu erledigen. Hier hätte ich mir doch gewünscht, dass der Jugendroman sich genauso emanzipiert wie seine Figuren es tun, und seine eigene Geschichte zu Ende erzählt, statt sich am Ende vom Erwachsenenroman abhängig zu machen.

Fazit

Insgesamt ist Quest for Planet X ein stärkerer Jugendroman als sein Vorgänger Quest for the Hidden City und kann vor allem mit ausgearbeiteten Figuren punkten, die mit nachvollziehbaren Teenager-Problemen kämpfen und damit Identifikationspotential bieten. Aber auch Fel Ix als nicht eindeutig böser Antagonist sowie das interessante Worldbuilding zum Prospecting wissen zu überzeugen. Ein Holocron Abzug gibt es jedoch für das nicht ganz zufriedenstellende Ende.

Bewertung: 4 von 5 Holocrons
Bewertung: 4 von 5 Holocrons

Star Wars: Die Hohe Republik ist ein mehrjähriges Buch- und Comicprogramm, dessen zweite Phase 380 Jahre vor Episode IV spielt und einen neuen Einstiegspunkt bietet. Weitere Infos, News, Podcasts und Rezensionen gibt es in unserem Portal und in der Datenbank. Beachtet auch unsere Guides zur Lesereihenfolge von Phase I und Phase II.

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